Das Märchen der Rose Mary [Rosental]
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Das Märchen der Rose Mary [Rosental]
Ein altes in dunkelbraunes Leder gebundenes Büchlein liegt in der Bibliothek. Es beeinhaltet weder Informationen zum Autor noch dem Datum der Erstellung. Die Frontseite ist mit einem eingearbeiteten Motiv einer Wildrose verziert.
Lange bevor das Rosental seinen Namen erhielt lebte ein junger Gärtner. der Name des jungen Gärtners war Gerard und er verliebte sich in die Tochter des Kommandanten der Stadtwache der Stadt Bernau. Der Name der jungen Frau war Mary und ihr tiefrotes Haar machten sie über die Grenzen des Tals hinaus bekannt. Alle paar Tage kamen mehr oder weniger wohlhabende Kaufleute und niedere Adelsleute, die von der seltenen Pracht des Mädchens gehört hatten und sie entweder als Frau oder Mätresse zu gewinnen hofften. Sehr zum Unmut des Vaters schlug das Mädchen jeden Antrag aus ganz gleich wie lukrativ er gewesen sein mag. Gerard beobachtete Mary seit sie Kinder waren und als Gärtner, der bei den meisten Familien mit Gemüseanbau, Zierpflanzen und dergleichen häufig unbehelligt ein und aus ging verfolgte er ihr Leben im Grunde als unbeteiligter Dritte. So konnte er träumen von einer gemeinsamen Zukunft, die er in der Realität für unerreichbar hielt. Ein flüchtiges Lächeln der rothaarigen, grünäugigen Herrin seines Herzens reichte aus um ihn für Tage fröhlich zu stimmen.
Er durfte seiner Liebe zu Pflanzen nachgehen und zumindest die Nähe seiner Geliebten suchen...er war zufrieden mit seinem Leben. Was Gerard nicht wusste war, dass der Kommandant Herod seine Tochter möglichst bald verheiratet sehen wollte, da ihn angesichts all der vergebenen Chancen auf plötzlichen Reichtum die Raffgier umtrieb. Er schmiedete einen Plan seine Tochter zur Heirat mit einem von ihm favorisierten Kandidaten zu zwingen. Hierzu bat er Mary um ihre offizielle Zustimmung zu einem Wettstreit bei dem die Blume, die sie selbst am besten beschreibt ermittelt werden sollte. Diese Blume sollte dann das Wappen der Stadtwache ergänzen. Da Mary ihren Vater liebte und ihm vertraute stimmte sie zu. Der Kommandant ging dann mit diesem Wettstreit zum Bürgermeister Beraton und bat ihn bei diesem Wettstreit den Sieger zu wählen. Der Sieger sollte dann seine Tochter heiraten. Auf Nachfrage des Bürgermeisters log der Kommandant, das seine Tochter damit einverstanden wäre. Als Mary davon erfuhr lief sie tief in den Wald, der von Sträuchern, Wildrosen und Dickicht überwuchert war.
Dies war der einzige Ort, wo sie sich stehts unbeobachtet fühlte und sie weinte bitterlich. Sie hasste es in einem gläsernen Käfig zu sitzen, wo sie von allen als Kuriosität behandelt wurde...sie hasste es, das stehts andere über ihr Schicksal entschieden. Weinend blickte sie gen Himmel: "Oh Licht...warum legst du mir diese Bürde auf? Weigere ich mich wird mein Vater vor dem gesamten Dorf als Lügner und schlechter Vater dargestellt. Er mag nicht perfekt sein, aber er ist mein Vater. Gibt es denn keinen Weg zum Glück für mich?" Sie weinte bis in die Nacht, bevor sie ohne Antwort nach Hause zurückkehrte. Was Mary nicht wusste war, dass Gerard diesen Wald ebenso als seine Zuflucht empfand und jedes Wort ihrer Klage mit angehört hatte. Er fasste einen Entschluss und wandte sich an den Kommandanten und teilte ihm mit er plane an dem Wettstreit teilzunehmen. Der Kommandant Herod sah seinen Plan gefährdet...wollte er doch, dass der Botaniker Kliran Mangel gewann, da dieser an allen Höfen der Adeligen ein und ausging...er war berühmt für seine Arroganz und seinen Reichtum.
Herod belog Gerard und nannte ihn einen Termin, der drei Monate in der Zukunft lag. In Wirklichkeit sollte bereits in 4 Wochen der Wettstreit stattfinden. Gerard zog sich aus Bernau zurück und versuchte die richtige Pflanze zu finden oder zu kreuzen, um seine geliebte Mary vor ihrem Unglück zu bewahren. Am Morgen des Wettstreittages kam der Botaniker Kliran Mangel mit aufwendigem Gefolge und einer vergoldeten Kutsche in Bernau an. Er war ein älterer Herr, der bereits auf die 50 Jahre zuging. Er war von großer dicklicher Statur und trug sein leicht ergrautes schulterlanges Haar offen. Seine Kleidung bestand aus den feinsten Stoffen und ein herablassendes Lächeln begleitete jede Konversation. Gerard kam wenige Stunden vor dem Wettkampf mehr aus Zufall in die Stadt und fragte einen der Schaulustigen was denn hier los wäre. Als er daraufhin verstand, dass er vom Kommandanten belogen wurde verlor er jede Hoffnung Mary noch zu retten. Der Botaniker bestand darauf als erster der Teilnehmer anzutreten. Die restlichen Teilnehmer waren größtenteils mit einfachen Kornblumen oder ähnlich herkömmlichen Blumen bereitgestanden...es war klar wer diesen Wettstreit gewinne würde. Und so trat der Botaniker mit einem unflätigem Rülpser vor und machte eine abfällige Geste in Richtung seiner Kontrahenten. "Herr Bürgermeister, Kommandant, werte Mary...ich darf euch heute die Krone meiner eigenen Schöpfung präsentieren." Ein Diener eilte mit einer Schatulle heran aus der der Botaniker eine perfekte Rose entnahm. Die Blätter der gefüllten Blume waren in perfekter Symmetrie angeordnet. Die Farbe der Rose war durchgängig von demselben rubinrot und die Rose war perfekt gerade gewachsen. Kein einziger Stachel zierte die Rose. "Ich bin mir sicher, dass solch Perfektion mehr als ausreichend ist, um dieser Dame gerecht zu werden." Er trat vor und wollte Mary die Rose überreichen und ließ sie kurz zuvor zu Boden fallen. "Oh was bin ich doch ein Tollpatsch...nun...so entspricht sie wohl eher der Dame. Seid doch so gut und hebt sie auf." Mit Tränen in den Augen und fassungslosem Blick hob sie die Rose vom schmutzigen Boden des Stadtplatzes auf. Für einen Moment dachte Gerard sie würde dem Botaniker die Rose an den Kopf werfen...doch im nächsten Moment blickte Mary zu ihrem Vater und schluckte, ehe sie die Tränen wegblinzelte und mit angestrengtem Lächeln Kliran Mangel dankte.
Gerard wandte sich ab und verließ den Platz...er konnte das nicht länger mitansehen. Es folgten Jünglinge und ältere Männer des Dorfes, die ihre einfallslosen Blumen vorbrachten und mit schalen Worten versuchten zu erklären, warum das die perfekte Blume sei. Der Tag schritt vor und kurz vor dem Sonnenuntergang waren alle Teilnehmer vorgetreten. Der Bürgermeister trat vor um die Entscheidung zu verkünden. "Nun...das war ein sehr interessanter Tag und ich bin sicher Mary fühlt sich geehrt von all den Männern, die den Mut gefasst haben heute vor sie zu treten. Dennoch kann selbstverständlich nur einer der Herren die Hand der jungen Dame gewinnen. Diesen Sieger werde ich nun verkünden." Der Bürgermeister lächelte in die Runde und wollte soeben zum Satz ansetzen als es "HALT!" aus der hinteren Reihe mit atemloser Stimme ertönt. Die Reihen lichten sich und ein keuchender, am ganzen Leib mit blutigen Striemen und zerfetzter Kleidung bedeckter Gerard tritt vor. In der rechten Hand hält er eine Blume. "I...ich habe noch eine Blume vorzubringen." Die Stimme des jungen Mannes ist unglaublich dünn vor Aufregung und Schüchternheit. Der Kommandant will zu einem Widerwort ansetzen doch der Bürgermeister bedeutet ihm zu schweigen und winkt den Jungen vor Mary. Gerard tritt zögernd bis auf einen Meter Abstand vor Mary...er nahm den leichten Duft nach Honig und Wald war, der sie zumeist umgab. Als sein Blick kurz den ihren streifte war ihm schmerzlich bewusst wie viel mehr im Fokus ihrer Aufmerksamkeit er jetzt stand. Mit geröteten Wangen senkte er den Kopf und streckte langsam die Hand mit der Blume aus. Es war eine kleine Wildrose. Unscheinbare kleine tiefrote Blütenblätter am Ende eines heftig bedornten Stiels, der ebenso verwinkelt gewachsen war, wie die Blüte selbst...keinerlei Regelmäßigkeit oder Ordnung war darin zu sehen.
Der Kommandant lachte schallend los und nachdem das Lachen abgeklungen war fragte der Bürgermeister mit einem entnervten Seufzer: "Ist das alles? Wir haben heute bereits eine perfekte Rose gesehen und es ist mit Sicherheit nicht die deine junger Gerard. Warum sollte deine Rose eine bessere Darstellung von Mary sein?" Irritiert blickte Gerard mit seinen rotbraunen Augen von einem zum anderen. "Liegt das nicht auf der Hand? Die Rose des Herren hat nichts mit Mary zu tun." "Wie kannst du es wagen zu behaupten das krumme im Wald wuchernde Zeug, was du Rose nennst würde eher zu meiner Tochter passen als die perfekte Rose des Herrn Mangel?!" schimpfte der Kommandant.Gerard hob zögerlich den Kopf und blickte mit versonnenen Blick auf seine Wildrose, ehe er mit weicher Stimme erklärte: "Diese Blume hat inmitten von Sträuchern und Büschen ihren Weg zum Licht gefunden...sie hat sich gebogen und verdreht, um es ihren Mitpflanzen rechtzumachen...sie hat versucht sich anzupassen...und dennoch versucht ihr Licht zu erreichen. Sie ist wild und ungezähmt...sie steht für die Freiheit, die sie braucht und sucht. Sie ist schön...nicht weil sie perfekt ist, sondern weil sie einzigartig und stark ist. Keine zweite gleicht ihr." Sein Blick richtet sich auf den Botaniker und zum ersten Mal ist echte Entschlossenheit in seinem Blick zu sehen. "Ein Mann, der die Blume als sein Spielzeug sieht das wachsen soll wie er es verlangt und seinen Vorstelllungen entsprechen muss wird nie die Schönheit der Natur verstehen. Ihr werdet weder verstehen, warum diese Wildrose etwas besonderes ist noch werdet ihr verstehen, was die Schönheit und Einzigartigkeit von Mary ausmacht!"Stille kehrt ein nach den Ausführungen des jungen Gerard. Gerard richtet seinen Blick erneut gen Boden und schließt die Augen. Die Stille wird schließlich durchbrochen von der belegten Stimme des Bürgermeisters. "Der Sieger des Wettstreits ist...der Gärtner Gerard."Der Botaniker flucht und tobt...zum Glück geleiten ihn seine Diener eilig zurück zur Kutsche, sodass er schon bald verschwunden ist. "Das heißt...ich heirate Gerard?" Kommt es leise von Mary. Der Kommandant erwacht aus seiner Schockstarre und tobt etwas von er werde keinesfalls einen Bengel seine Tochter anvertrauen. Gerard hebt abwehrend die Hände und stottert: "Nic...Nicht doch. I...ich könnte gar nicht. Mary muss mich nicht h...hei....heiraten." Er wendet sich eilig um und will wohl nur schnellstmöglich weg. "Gerard...heirate mich!" Blinzelnd wendet sich Gerard um und erblickt, die mit ernstem Blick vor ihm stehende Mary...."Wenn du das willst..."
Es sind 50 Jahre vergangen und Gerard sieht man dies deutlich an. Sein ehemals zotteliges braunes Haar ist ergraut und seine Haltung ist etwas gebückter. Er blickt von dem Hügel hinter seinem Haus auf das Tal...er hatte das Haus selbst erbaut...eine halbe Stunde zu Fuß jenseits der Stadt. Hier konnten sie damals all dem Drama entkommen. Mary`s Vater hatte keine Wahl gehabt, da Gerard den Wettstreit gewonnen hatte...er musste der Hochzeit zustimmen. Dennoch wollten sie nicht zu sehr in seiner Nähe sein...zu groß war sein Einfluss in Bernau. Dieses Haus und dieser Ausblick boten viele schöne Erinnerungen. Auch heute...am fünften Jahrestag von Mary`s Tod. Es waren trostlose Jahre gewesen seit ihrem Tod...erst als er die letzten verbliebenen Wildrosen...der Blume, die sie liebte und die ihn mit ihr verband, erst als er diese rettete und nun in seinem Garten hegte und pflegte kam langsam wieder ein gewisser Lebenswille in ihm zum erglühen. Solange diese Wildrose in diesem Tal existiert...solange ist Mary nicht gänzlich aus dieser Welt gegangen. Als Gerard schließlich wenige Jahre später starb verbreitete sich die Liebesgeschichte von damals aufs Neue in Bernau und seitdem pflanzen die Einwohner von Bernau einmal im Jahr an verschiedenen Orten des Tals die Wildrose, die Gerard mit Mary verband. Auf das Mary niemals ganz das Tal verlassen möge. Lediglich ein Detail der Geschichte ist heute kaum noch jemandem bekannt...der Name dieser Wildrose. Gerard gab ihr den Namen: Rosemary.
Lange bevor das Rosental seinen Namen erhielt lebte ein junger Gärtner. der Name des jungen Gärtners war Gerard und er verliebte sich in die Tochter des Kommandanten der Stadtwache der Stadt Bernau. Der Name der jungen Frau war Mary und ihr tiefrotes Haar machten sie über die Grenzen des Tals hinaus bekannt. Alle paar Tage kamen mehr oder weniger wohlhabende Kaufleute und niedere Adelsleute, die von der seltenen Pracht des Mädchens gehört hatten und sie entweder als Frau oder Mätresse zu gewinnen hofften. Sehr zum Unmut des Vaters schlug das Mädchen jeden Antrag aus ganz gleich wie lukrativ er gewesen sein mag. Gerard beobachtete Mary seit sie Kinder waren und als Gärtner, der bei den meisten Familien mit Gemüseanbau, Zierpflanzen und dergleichen häufig unbehelligt ein und aus ging verfolgte er ihr Leben im Grunde als unbeteiligter Dritte. So konnte er träumen von einer gemeinsamen Zukunft, die er in der Realität für unerreichbar hielt. Ein flüchtiges Lächeln der rothaarigen, grünäugigen Herrin seines Herzens reichte aus um ihn für Tage fröhlich zu stimmen.
Er durfte seiner Liebe zu Pflanzen nachgehen und zumindest die Nähe seiner Geliebten suchen...er war zufrieden mit seinem Leben. Was Gerard nicht wusste war, dass der Kommandant Herod seine Tochter möglichst bald verheiratet sehen wollte, da ihn angesichts all der vergebenen Chancen auf plötzlichen Reichtum die Raffgier umtrieb. Er schmiedete einen Plan seine Tochter zur Heirat mit einem von ihm favorisierten Kandidaten zu zwingen. Hierzu bat er Mary um ihre offizielle Zustimmung zu einem Wettstreit bei dem die Blume, die sie selbst am besten beschreibt ermittelt werden sollte. Diese Blume sollte dann das Wappen der Stadtwache ergänzen. Da Mary ihren Vater liebte und ihm vertraute stimmte sie zu. Der Kommandant ging dann mit diesem Wettstreit zum Bürgermeister Beraton und bat ihn bei diesem Wettstreit den Sieger zu wählen. Der Sieger sollte dann seine Tochter heiraten. Auf Nachfrage des Bürgermeisters log der Kommandant, das seine Tochter damit einverstanden wäre. Als Mary davon erfuhr lief sie tief in den Wald, der von Sträuchern, Wildrosen und Dickicht überwuchert war.
Dies war der einzige Ort, wo sie sich stehts unbeobachtet fühlte und sie weinte bitterlich. Sie hasste es in einem gläsernen Käfig zu sitzen, wo sie von allen als Kuriosität behandelt wurde...sie hasste es, das stehts andere über ihr Schicksal entschieden. Weinend blickte sie gen Himmel: "Oh Licht...warum legst du mir diese Bürde auf? Weigere ich mich wird mein Vater vor dem gesamten Dorf als Lügner und schlechter Vater dargestellt. Er mag nicht perfekt sein, aber er ist mein Vater. Gibt es denn keinen Weg zum Glück für mich?" Sie weinte bis in die Nacht, bevor sie ohne Antwort nach Hause zurückkehrte. Was Mary nicht wusste war, dass Gerard diesen Wald ebenso als seine Zuflucht empfand und jedes Wort ihrer Klage mit angehört hatte. Er fasste einen Entschluss und wandte sich an den Kommandanten und teilte ihm mit er plane an dem Wettstreit teilzunehmen. Der Kommandant Herod sah seinen Plan gefährdet...wollte er doch, dass der Botaniker Kliran Mangel gewann, da dieser an allen Höfen der Adeligen ein und ausging...er war berühmt für seine Arroganz und seinen Reichtum.
Herod belog Gerard und nannte ihn einen Termin, der drei Monate in der Zukunft lag. In Wirklichkeit sollte bereits in 4 Wochen der Wettstreit stattfinden. Gerard zog sich aus Bernau zurück und versuchte die richtige Pflanze zu finden oder zu kreuzen, um seine geliebte Mary vor ihrem Unglück zu bewahren. Am Morgen des Wettstreittages kam der Botaniker Kliran Mangel mit aufwendigem Gefolge und einer vergoldeten Kutsche in Bernau an. Er war ein älterer Herr, der bereits auf die 50 Jahre zuging. Er war von großer dicklicher Statur und trug sein leicht ergrautes schulterlanges Haar offen. Seine Kleidung bestand aus den feinsten Stoffen und ein herablassendes Lächeln begleitete jede Konversation. Gerard kam wenige Stunden vor dem Wettkampf mehr aus Zufall in die Stadt und fragte einen der Schaulustigen was denn hier los wäre. Als er daraufhin verstand, dass er vom Kommandanten belogen wurde verlor er jede Hoffnung Mary noch zu retten. Der Botaniker bestand darauf als erster der Teilnehmer anzutreten. Die restlichen Teilnehmer waren größtenteils mit einfachen Kornblumen oder ähnlich herkömmlichen Blumen bereitgestanden...es war klar wer diesen Wettstreit gewinne würde. Und so trat der Botaniker mit einem unflätigem Rülpser vor und machte eine abfällige Geste in Richtung seiner Kontrahenten. "Herr Bürgermeister, Kommandant, werte Mary...ich darf euch heute die Krone meiner eigenen Schöpfung präsentieren." Ein Diener eilte mit einer Schatulle heran aus der der Botaniker eine perfekte Rose entnahm. Die Blätter der gefüllten Blume waren in perfekter Symmetrie angeordnet. Die Farbe der Rose war durchgängig von demselben rubinrot und die Rose war perfekt gerade gewachsen. Kein einziger Stachel zierte die Rose. "Ich bin mir sicher, dass solch Perfektion mehr als ausreichend ist, um dieser Dame gerecht zu werden." Er trat vor und wollte Mary die Rose überreichen und ließ sie kurz zuvor zu Boden fallen. "Oh was bin ich doch ein Tollpatsch...nun...so entspricht sie wohl eher der Dame. Seid doch so gut und hebt sie auf." Mit Tränen in den Augen und fassungslosem Blick hob sie die Rose vom schmutzigen Boden des Stadtplatzes auf. Für einen Moment dachte Gerard sie würde dem Botaniker die Rose an den Kopf werfen...doch im nächsten Moment blickte Mary zu ihrem Vater und schluckte, ehe sie die Tränen wegblinzelte und mit angestrengtem Lächeln Kliran Mangel dankte.
Gerard wandte sich ab und verließ den Platz...er konnte das nicht länger mitansehen. Es folgten Jünglinge und ältere Männer des Dorfes, die ihre einfallslosen Blumen vorbrachten und mit schalen Worten versuchten zu erklären, warum das die perfekte Blume sei. Der Tag schritt vor und kurz vor dem Sonnenuntergang waren alle Teilnehmer vorgetreten. Der Bürgermeister trat vor um die Entscheidung zu verkünden. "Nun...das war ein sehr interessanter Tag und ich bin sicher Mary fühlt sich geehrt von all den Männern, die den Mut gefasst haben heute vor sie zu treten. Dennoch kann selbstverständlich nur einer der Herren die Hand der jungen Dame gewinnen. Diesen Sieger werde ich nun verkünden." Der Bürgermeister lächelte in die Runde und wollte soeben zum Satz ansetzen als es "HALT!" aus der hinteren Reihe mit atemloser Stimme ertönt. Die Reihen lichten sich und ein keuchender, am ganzen Leib mit blutigen Striemen und zerfetzter Kleidung bedeckter Gerard tritt vor. In der rechten Hand hält er eine Blume. "I...ich habe noch eine Blume vorzubringen." Die Stimme des jungen Mannes ist unglaublich dünn vor Aufregung und Schüchternheit. Der Kommandant will zu einem Widerwort ansetzen doch der Bürgermeister bedeutet ihm zu schweigen und winkt den Jungen vor Mary. Gerard tritt zögernd bis auf einen Meter Abstand vor Mary...er nahm den leichten Duft nach Honig und Wald war, der sie zumeist umgab. Als sein Blick kurz den ihren streifte war ihm schmerzlich bewusst wie viel mehr im Fokus ihrer Aufmerksamkeit er jetzt stand. Mit geröteten Wangen senkte er den Kopf und streckte langsam die Hand mit der Blume aus. Es war eine kleine Wildrose. Unscheinbare kleine tiefrote Blütenblätter am Ende eines heftig bedornten Stiels, der ebenso verwinkelt gewachsen war, wie die Blüte selbst...keinerlei Regelmäßigkeit oder Ordnung war darin zu sehen.
Der Kommandant lachte schallend los und nachdem das Lachen abgeklungen war fragte der Bürgermeister mit einem entnervten Seufzer: "Ist das alles? Wir haben heute bereits eine perfekte Rose gesehen und es ist mit Sicherheit nicht die deine junger Gerard. Warum sollte deine Rose eine bessere Darstellung von Mary sein?" Irritiert blickte Gerard mit seinen rotbraunen Augen von einem zum anderen. "Liegt das nicht auf der Hand? Die Rose des Herren hat nichts mit Mary zu tun." "Wie kannst du es wagen zu behaupten das krumme im Wald wuchernde Zeug, was du Rose nennst würde eher zu meiner Tochter passen als die perfekte Rose des Herrn Mangel?!" schimpfte der Kommandant.Gerard hob zögerlich den Kopf und blickte mit versonnenen Blick auf seine Wildrose, ehe er mit weicher Stimme erklärte: "Diese Blume hat inmitten von Sträuchern und Büschen ihren Weg zum Licht gefunden...sie hat sich gebogen und verdreht, um es ihren Mitpflanzen rechtzumachen...sie hat versucht sich anzupassen...und dennoch versucht ihr Licht zu erreichen. Sie ist wild und ungezähmt...sie steht für die Freiheit, die sie braucht und sucht. Sie ist schön...nicht weil sie perfekt ist, sondern weil sie einzigartig und stark ist. Keine zweite gleicht ihr." Sein Blick richtet sich auf den Botaniker und zum ersten Mal ist echte Entschlossenheit in seinem Blick zu sehen. "Ein Mann, der die Blume als sein Spielzeug sieht das wachsen soll wie er es verlangt und seinen Vorstelllungen entsprechen muss wird nie die Schönheit der Natur verstehen. Ihr werdet weder verstehen, warum diese Wildrose etwas besonderes ist noch werdet ihr verstehen, was die Schönheit und Einzigartigkeit von Mary ausmacht!"Stille kehrt ein nach den Ausführungen des jungen Gerard. Gerard richtet seinen Blick erneut gen Boden und schließt die Augen. Die Stille wird schließlich durchbrochen von der belegten Stimme des Bürgermeisters. "Der Sieger des Wettstreits ist...der Gärtner Gerard."Der Botaniker flucht und tobt...zum Glück geleiten ihn seine Diener eilig zurück zur Kutsche, sodass er schon bald verschwunden ist. "Das heißt...ich heirate Gerard?" Kommt es leise von Mary. Der Kommandant erwacht aus seiner Schockstarre und tobt etwas von er werde keinesfalls einen Bengel seine Tochter anvertrauen. Gerard hebt abwehrend die Hände und stottert: "Nic...Nicht doch. I...ich könnte gar nicht. Mary muss mich nicht h...hei....heiraten." Er wendet sich eilig um und will wohl nur schnellstmöglich weg. "Gerard...heirate mich!" Blinzelnd wendet sich Gerard um und erblickt, die mit ernstem Blick vor ihm stehende Mary...."Wenn du das willst..."
Es sind 50 Jahre vergangen und Gerard sieht man dies deutlich an. Sein ehemals zotteliges braunes Haar ist ergraut und seine Haltung ist etwas gebückter. Er blickt von dem Hügel hinter seinem Haus auf das Tal...er hatte das Haus selbst erbaut...eine halbe Stunde zu Fuß jenseits der Stadt. Hier konnten sie damals all dem Drama entkommen. Mary`s Vater hatte keine Wahl gehabt, da Gerard den Wettstreit gewonnen hatte...er musste der Hochzeit zustimmen. Dennoch wollten sie nicht zu sehr in seiner Nähe sein...zu groß war sein Einfluss in Bernau. Dieses Haus und dieser Ausblick boten viele schöne Erinnerungen. Auch heute...am fünften Jahrestag von Mary`s Tod. Es waren trostlose Jahre gewesen seit ihrem Tod...erst als er die letzten verbliebenen Wildrosen...der Blume, die sie liebte und die ihn mit ihr verband, erst als er diese rettete und nun in seinem Garten hegte und pflegte kam langsam wieder ein gewisser Lebenswille in ihm zum erglühen. Solange diese Wildrose in diesem Tal existiert...solange ist Mary nicht gänzlich aus dieser Welt gegangen. Als Gerard schließlich wenige Jahre später starb verbreitete sich die Liebesgeschichte von damals aufs Neue in Bernau und seitdem pflanzen die Einwohner von Bernau einmal im Jahr an verschiedenen Orten des Tals die Wildrose, die Gerard mit Mary verband. Auf das Mary niemals ganz das Tal verlassen möge. Lediglich ein Detail der Geschichte ist heute kaum noch jemandem bekannt...der Name dieser Wildrose. Gerard gab ihr den Namen: Rosemary.
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