Haus Wolfenberg
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 6:58 pm

Kalt und klar empfing sie die frische Luft der Berge, als sie um die Mittagsstunde den schmalen Pfad auf den schmalen Pfad abseits der breiten Handelstraße ins Rotkammgebirges einbogen. Die kleine Gruppe von Pferden und Reitern war seid den frühen Morgenstunden unterwegs, um den Weg von Sturmwind nach Lakeshire zu bewältigen. Allen vorran der nachtschwarze Rappe des Freiherren mit flottem Schritt. Die hohe Gestalt des Mannes in seiner Rüstung bot der wesentlich kleineren, die sich fest an seinen Körper schmiegte Schutz vor dem frostigen Wind, der in Nasen und Wangen der Reiter biss. Neugirig lugte der kleine William aus dem väterlichen Mantel hervor. Das hellblonde feine Kinderhaar war von einer dunkelgrünen Wollmütze bedeckt, die ein lustiger Bommel zierte. Ein gleichfarbiges Mäntelchen hüllte das Kleinkind warm ein. Dicke Handschuhe und ein flauschiger Schal verhinderten, das der kleine Junge auf dem morgendlichen Ritt fror.

Die Körperwärme des Vaters tat ihr übriges dazu, das der Kleine es wohl am behaglichsten von allen hatte. Mit roten Apfelbäckchen juchzte er, als flauschige Bergziegen lustig über die Felsen sprangen. Ein Strahl der frostigen Mittagsonne traf die roten Hänge der Berge und ließ sie im fahlem Licht erglühen. Für einen Moment zügelte der Ritter den Rappen und ließ den Blick über das Land streifen. Eine Woche Sturmwind lag hinter ihm und seiner kleinen Familie. Eine Woche Ettikette und Intrigen, höfische Empfänge und diplomatische Gespräche. Fremd war ihnen die Stadt geworden, engte sie ein, seid sich ihr Lebensmittelpunkt in die einsame Bergprovinz verlagert hatte. Vor ihnen lag der gewundene Pass , der sie nach Hause führen würde.Entlang an einsamen Höfen , deren schindelbedeckte Dächer sich an die Hänge schmiegten, dunklen Feldern, deren Furchen schon bald das Saatgut erwarteten.. entlang der reedbedeckten Sumpfwiesen, deren erdiger Geruch sich voll und schwer an ihre Kleidung haftete und die unzähligen Enten und Rohrpfeifern Schutz und Heimat boten. Entlang an der gewundenen Küste des Immerruhsees mit seinen Booten und Reusen, mit seinen Fischern, deren raue kehlige Stimmen ihnen ihren Gruß entboten.


Leises klappern beschlagener Hufe riß ihn aus seinen Gedanken, als das Pferd seiner jungen Frau zu ihm aufschloß. Die Haube war ihr beim flotten Ritt vom goldblondem Haar gelitten, das zersaust das von der Kälte gerötete Gesicht umrahmte. Der Wind spielte mit den leichten Strähnen. Längst hatte sie aufgegeben, die langen Locken bändigen zu wollen. Lächelnd sah auch sie auf das Land hinab. Still strafen sich ihre Blicke im stummen Verständnis dessen, das sie das gleiche empfanden. Es bedurfte keiner Worte, um sich dessen zu vergewissen, es brauchte keine Geste mehr. Dieser eine Blick genügte, um trotz der Kälte ein warmes Gefühl in ihrer beider Seelen zu entfachen. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, ehe der Schrei eines Falken diesen durchbrach. Unwillkürlich wandten sich beide Köpfe dem Herren der Lüfte zu, der hoch oben seine Kreise zog. Mit eng angelegten Flügeln stieß der elegante Jäger auf seine Beute hinab. Schrill und durchdringend brach der Todesschrei des Bergbaumwollschwänzchens durch die friedlichen Berge, ehe der Falke samt seiner noch zuckenden Beute sich auf stolzen Schwingen bereits wieder weit hinauf in den Wolken verschwandt.
Hilde, die einem Häufchen Unglück gleich auf ihrem Reittier thronte zuckte nachhaltig zusammen. Als Kind der von Mauern umschlossenen Stadt erschien ihr die Welt , in die sie nun gebracht wurde, weit gefährlicher als jede nächtliche Gasse der steinernen Straßenschluchten Sturmwinds. Hinter jedem Busch, hinter jeder Biegung schienen undenkbare Gefahren zu lauern, mit denen man so manches Stadtkind erschreckte, wenn es nur allzu gerne im Zwielicht noch auf den Straßen zu finden war.


In dieser einsamen menschenleeren Region nun sollte sie Zuflucht und Heimat finden, würde ihr Kind das Licht der Welt erblicken. Ängstlich und furchtsam huschten ihre Augen umher. Lange zögern jedoch konnte sie nicht, folgten ihr doch die Pferde des Archäologen und seiner Wache, die neben den Packpferden die kleine Gruppe beschlossen. Der in festes Leder gekleidete und Waffengeübte junge Mann mit seinen Falten umzogenen Augen bildete die Nachhut, um den Rücken der Reisenden vor so mancher unliebsamer Überraschung zu sichern. Freundlich tippte er sich an den speckigen Lederhut, als Hildes flüchtender Blick ihn traf. Wenigstens gesorgt war für sie und das Kleine. Zumindest hatte man es ihr versprochen und entgegen aller Befürchtungen würde man sie auch nicht hinaus in die Gosse jagen. Um sich jedoch an die neue Umgebung zu gewöhnen, würde es Zeit brauchen. Wer wusste schon, das hier auf sie zukam. Der wirre verschlungene Gedankengang jedoch wurde unterbrochen, als sich die Reittiere endlich wieder in Bewegung setzten. Noch zwei gute Stunden lagen vor ihnen, ehe sie endlich daheim ankommen würden. Daheim... Mit beflügeltem Schritt klapperten die Hufe über den steinigen Weg. Noch zwei STunden. Dann würden sie die an den Hang geschmiegten Mauern der Seeglöckchen erreichen.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 6:59 pm

Während im fernen Sturmwind ein mürrischer Kammerdiener seine Pläne spann, ging das Leben in den roten Bergen seine eigenen Wege. Obwohl es vor allem Nachts noch klirrend kalt war und an nicht wenigen Tagen frostiger Rauhreif Wiesen und Felder überzog, so lag doch schon der erste Hauch des heran nahenden Frühlings in der Luft. Erste Vogelstimmen erklangen in der Mittagszeit , wenn die tief stehende Sonne ihre dünnen Strahlen über die noch unbestellten Gärten wandern lies. Es roch nach frischer Erde und feuchtem Nass, wenn man hinaus aus den Siedlungen auf Wiesen und Felder ritt. Noch zeigten sich keine prallen Knospen, noch lag das Land im tiefem Schlaf des Winters und doch waren die Zeichen der Veränderungen spürbar, wenn man aufmerksam war. Bei Einbruch der Nacht waren die Temperaturen erneut weit gesunken. Leise kräuselte sich der Rauch der Herdfeuer als graue Wölkchen dem Himmel entgegen.

Aus den Ställen drangen nur leise Geräusche in die Nacht hinaus. Die großen Tierkörper lagen dicht aneinander gedrängt im Stroh und strahlten eine behagliche Wärme aus. Die meisten Muttertiere waren hochtragend. Seid Tagen schon hieß es für die Knechte abwechselnd das gemütliche Bett mit einer Schütte Stroh zu tauschen und sich zur nächtlichen Stallwache zwischen Schafen und Ziegen einzufinden. Die rundlichen Sauen lagen schnarchend in ihren Koben. Von Zeit zu Zeit regte sich etwas in den geschwollenen Leibern. Der warme Stall mit seinem Geruch nach Tieren und frischem Mist bildete eine Oase der friedlichen Stille in der rauen Welt der Berge. An der Längsseite war eine kleine Box abgeteilt, in der drei Schafe mit großen prallen Eutern und rauer Wolle untergebracht waren.

Eins der Tiere , dessen Wolle in warmen Braun gehalten war, gab einen Laut von sich, der entfernt einem dumpfen Stöhnen glich. Die ausladenden Flanken, schwer von Lämmern, die das Muttertier in sich trug, zitterten leicht. Langsam und schwerfällig erhob es sich und begann unruhig auf dem dick mit Stroh gepolsterten Boden herum zuwandern. Die Kiefer mahlten zwei Halme Heu, als es mit leicht gespreizten Beinen in einer Ecke stehen blieb. Vor Stunden schon hatten die Wehen bei Mildred, dem wertvollem Milchschaf eingesetzt und längst hätten die Lämmer auf der Welt sein müssen. Immer mehr wurde deutlich, das das Tier Probleme hatte. Es waren die ersten Lämmer für das Muttertier, das sichtlich seine Mühe hatte. Wieder erklang jeder dumpfe Laut. Die sorgenvollen Augen des Knechtes verfolgten jede Regung. Wenn das Schaf verendete... seufzend schüttelte er den Kopf und erhob sich. Es war besser, den Herren zu benachrichtigen. Immerhin waren diese dummen blökenden Viecher neben den stinkenden Ziegen die Hätschelkinder der jungen Herrin , die seid Tagen gespannt der Ankunft der Lämmer harrte. Geräuschvoll räusperte er sich und erhob sich von seinem Lager, auf dem er die letzten Stunden verbracht hatte. Nachlässig klopfte er sich Heu und Stroh von Hemd und Hose,warf sich einen alten Schafpelz über den Umhang und tat hinaus in die klirrend kalte Nacht. Fröstelnd schlug er die Arme um den mageren Körper und stapfte brummend auf das Haus zu, das sich dunkel an den Berghang schmiegte.

Die sehnige Hand erhoben, pochte er zu nachtschlafender Stunde an die schwere Eingangstür. Es dauerte seine Zeit, ehe schlurfende Schritte auf dem Flur erklangen. Brummend öffnete ihm die wallende Gestalt der alten Magd die Tür, in ein schweres Leinennachthemd gekleidet, das prall den fülligen Körper umspannte. Die grauen Haare waren zum festen Zopf geflochten, der von einer hübschen gestärkten Nachthaube bedeckt war. Die breiten Bänder unter dem feistem Kinn zur Schleife gebunden, starrte sie Johann an. “ Is soweit..” brummte der Knecht. “ Tzs Viech kann net wies soll.” deutete er mit dem Daumen in Richtung des Stalles. Gerda gab einen missmutigen Laut von sich. “ Kümmere dich.. ich hol den Herren.” entschied sie kurzerhand und wedelte mit der Hand, um den älteren Knecht in Bewegung zu setzen. Krachend fiel die Tür vor seiner Nase ins Schloß. Er hörte noch Gerdas schwere Schritte, die sie schnaufend und fluchend die Treppe hinauf trugen. Achselzuckend wandte er sich um, zog den speckigen Lederhut tiefer in die Stirn und stämmte sich dem eisigem Wind entgegen, der an seinem Umhang zerrte. Zurück zum Stall, ehe das Muttertier verendete.

In den Seeglöckchen jedoch nahmen die Dinge ihren Lauf. Bereits nach einer guten Viertelstunde wehte der aufkommende Sturm einen missgelaunten, angespannten Freiherren in den Stall, der sich aus dem Umhang schälte. Die derbe Leinenkluft, in die er sich gezwungen hatte und das dicke Wollhemd hätten eher zu einem Holzfäller als zum Ritter gepasst. Mit knappen Worten erkundigte er sich nach dem Stand der Dinge und rollte die Hemdsärmel auf. Johann winkte ihn in die Box hinüber und berichtete in seiner ruhigen sparsamen Art. Er hatte die Zeit genutzt, um alles bereit zu stellen,was sie in den nächsten Stunden brauchen würden. Kaum das die beiden Männer sich verständigt hatten, ging es ohne Verzögerung an die Arbeit. Als der erste Strahl einer kalten Morgensonne durch die kleinen verstaubten Stallfenster fiel, fand er Knecht und Herr erschöpft Seite an Seite an der Boxenwand stehen. Grinsend klopften sie sich anerkennend gegenseitig auf die Schulter. Die letzten Stunden harter Arbeit hatten für diesen Moment die Unterschiede hinfort gewischt und sie in eine euphorische Stimmung versetzt.

Im weichem Bett aus sauberem trocknem Stroh lagen zwei kleine zarte Lämmchen mit schwarzweißem Vließ dicht aneinander gekuschelt und erholten sich von den Strapazen der Geburt. Das kleine Böckchen war etwas größer und kompakter als seine kleine Schwester, die einen feingliedrigen Körperbau und ein seidenweiches Lammfell aufwies. Und auch Mildred, das Mutterschaf döste erschöpft neben ihren ersten Jungtieren. Zufrieden machen sich Herr und Knecht auf zum Haupthaus, um die frohe Botschaft zu verkünden und ein wohlverdientes Frühstück zu genießen. Nicht nur den beiden neugeborenen Wollknäulen knurrte nun eindeutig der Magen. Während die Stalltür hinter ihnen ins Schloß fiel, erhob sich der stolze Brinsley würdevoll von seinem Lager, um den neuen Zuwachs der Herde zu begutachten.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 6:59 pm

Die Hütte liegt hinter ihnen und der Schwarze geht in einen leichten Trab über. Sein Reiter läßt ihm seinen Willen, er blickt achtlos auf die verschneite Winterlandschaft ohne sie bewusst wahrzunehmen. „Das Saatgut müsste ausreichen“ murmelt er vor sich hin und verzieht dann das Gesicht. „Ich frage lieber nicht, woher Kain den Hasen hatte. Aber den Burschen und seine Schleuder muss ich im Auge behalten.“ Das Pferd wird langsamer als ihn die Wachen an der Brücke grüßen. „Keine besonderen Vorkommnisse Freiherr.“ „Danke.“ Er hält sein Pferd an und es kommt zu einem kurzen Austausch über neuesten Nachrichten und Gerüchte aus Goldhain und Umgebung.

Kurz darauf betritt Linnárd den Schankraum und sofort dringt die sonore Stimme von Gerda an sein Ohr. „Die sollen sauber sein.“ Sie hält einen der kristallenen Pokal gegen das Licht und deutet auf eine Schliere hin. „Die müssen blitzen Joseph, verstehst Du .. blitzen.!“ Mit ihren kräftigen Fingern stellt sie den Pokal erstaunlich sanft auf den Tresen. Joseph blickt sie trotzig an. „Es sollte doch schnell gehen, sagte die Herrin.“ murmelt er. „Dann trödle hier nicht herum und fang schon an.“ trompetet sie ihm ins Gesicht. Er nickt dann doch schnell und greift nach einem Tuch. „Joseph, und wenn Du hier fertig bist, geh bitte in den Stall. Der Sattel und das Zaumzeug müssen noch gepflegt werden.“ meint Linnárd lächelnd zu dem jungen Burschen. Der strahlt, während Gerda ihm einen missbilligenden Blick zuwirft. „Guten Tag Gerda, wo ist denn Eleona?“ Über das Gesicht der stämmigen Frau huscht ein kurzes Grinsen. „In der Küche, so ein neues Rezept ausprobieren.“ Er macht einige Schritte zur Küche hin als in ihre sonore Stimme ereilt. „Freiherr, macht Euch erst mal sauber! So kommt Ihr da nicht rein.“ Ein bezeichnender Blick huscht über seine nasse und dreckige Kleidung. „Wenn Du es sagst Gerda. Dann grüß doch Eleona von mir.“ Sie blickt ihm zweifelnd nach, während er nach oben verschwindet. „Mach ich. ..... Und Du kümmere Dich um die Pokale.“ knurrt sie den feixenden Joseph an.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:00 pm

Die Baumkronen wiegten sich im Wind. Der Himmelt dahinter ist grau eingefärbt und das Wasser des Sees wirkt noch eine Spur dunkler. Aus dem abgestorbenen Schilf wagen sich einige Enten hervor und gründeln. Die hochgereckten Bürzel wirken zu lustig und Linnard schmunzelt. „Wenigstens regnet es nicht.“ murmelt er leise und wendet sich vom Fenster ab.

Auf dem Tisch liegt eine Liste mit Aufzeichnungen aus dem Lehen. Einzelne Namen, dahinter Angaben über Familienangehörige, Knechte, den Viehbestand und weiteres. Er setzt sich und zieht ein unbeflecktes Blatt Papier heran. Dann notiert er sich in größeren Abständen Stichwörter. „Neuer Orden“ ist da zu lesen, „Bettelorden“ und „zweite Chance“. Langsam fügt er dann noch „Hand der Treue“ hinzu und starrt auf die Wörter. Dann beginnt die Feder wieder eifrig zu kratzen und fügt hinter, unter und neben den Stichwörtern in sehr kleiner Schrift Bemerkungen hinzu. Wörter werden durchgestrichen, durch andere ersetzt oder unterstrichen.

Er lehnt sich dann zurück und überfliegt das Ganze. „Könnte gehen, obwohl .. „ die weiteren Wörter verlieren sich in einem leisen Selbstgespräch. Dann beugt er sich vor und schreibt mit großer Schrift „Redshore“ an den Rand.

Die Türe öffnet sich leise und Eleona kommt mit einer Tasse Tee in der Hand herein. Sie tritt neben ihn und legt ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Dann beugt sie sich vor und blickt auf die Stichwörter und die kreuz und quer verlaufenden Anmerkungen dazu. „Wer soll denn daraus schlau werden?“ meint sie lächelnd. „Ich!“ brummt Linnárd und lehnt sich für einen kurzen Augenblick an sie an. „Ich habe die Magistratur vergessen.“ raunzt er unwillig und beugt sich vor. Sie lacht hell auf. „Solange Du William und mich nicht vergisst, ist es gut.“ „Ja“ und ein weiteres Stichwort wird notiert und umrandet. Die Feder kratzt eifrig über das Papier. Einige Anmerkungen später hält er dann inne. „Euch vergesse ich schon nicht, ihr seid doch das Wichtigste.“ Während er das ganze noch mal überprüft, tastet seine Hand nach ihr, findet aber nur die Tasse mit dem lau gewordenen Tee. Verblüfft schaut er sich nach ihr um. „Eleona .. wo bist Du?“ Die erst kräftig erhobene Stimme wird leiser und mit einem resignierten Lächeln setzt er die Teetasse an seine Lippen.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:01 pm

In der kleinen Region Redshore gab es neben überschaubaren Wäldchen wie dem Trellwald und Fichtwald, auch viele vereinzelte kleine Bäche die zum zentralen See laufen. Viele Teile der Region waren kaum vom Menschen berührt und die Zahl der Bauern und kleiner Ortschaften mehr als überschaubar, aber allen war bewusst, welch zentrale Rolle „ihre kleine Region“ spielte. Mit dem Greifenmeister und dem Gebiet vor der großen steinernen Brücke, gab es viele Möglichkeiten das nötige Silber und Gold in die Kammern der Region selbst zu fördern. Eine dieser Möglichkeiten schien fortan auch Anwendung zu finden, zumindest denkt das ältere Bauernpaar der Familie Rotsamt als erstes daran. Die Beiden älteren Menschen entdeckten ein Schild bei sich in der Nähe eines schon sehr alten Trampelpfades durch dichtes Waldgebiet. Die gute betagte Frau Rotsamt war sich ziemlich sicher, dass das zuvor noch nicht da war, ihr Mann schob es auf seine Vergesslichkeit und versuchte im kleinen Streitgespräch der beiden, seine Frau etwas zu besänftigen. Der guten Frau Rotsamt konnte mit der ersten namentlichen Gruppe kaum etwas anfangen, dachte bei Ritter jedoch an etwas Gutes. Die Hand der Treue wiederum konnte weder Sie noch ihr Mann zuordnen, aber was ihr zu schaffen machte, war die Erwähnung von Todesrittern. Das Wort Tod allein schreckt hinauf und Ritter zusammen mit dem Wort Tod ließen nur eine Meinung entstehen:

“Schau, schau! Todesritter… Haben sie sich ihrer Tugenden getrennt, Olaf?“ fragte die treue Ehefrau und deutete immer wieder mit ihren Fingern zum Schild. Die Unsicherheit war ihr ins Gesicht geschrieben und sie erwischte sich, dass sie immer wieder begann, an ihren Lippen zu streifen. Das war ihr mehr als unangenehme, als der Ehemann schmunzelnd darauf hinwies. “Ach Brunhild. Wir sollten zurück zum Haus und einen Tee trinken gehen, hm? Mach dir keine Sorgen und ich bin mir sicher, noch irgendwo ein altes Papier liegen zu haben, das zumindest diese Todesritter erwähnt.“ beschwichtigte der alte Ehemann und streichelte zärtlich den Rücken seiner Ehefrau. Ein Akt der Zuneigung zwischen den Beiden, der nur ein kleines Zeichen ihrer mittlerweile sehr langen Ehe ist, ohne das es jemals zu Reiberein kam an denen mehr als zwei Teller und zwei Tassen kaputt gingen. Es war dieser kleine Moment, der alle kleinen Sorgen einer alten Frau verschwinden ließ. Todesritter, Fast-Todesritter und viele andere erdenklichen Arten von Gefahren schienen wie ausgeblendet, als sich das Pärchen mit beider altersgezeichneten Gesichter näher kam um einen Kuss in Liebe auszutauschen.

Nach einer halben Stunde auch wieder an der beschaulichen Behausung angekommen, zog der Ehemann Olaf auch direkt aus um Feuerholz aus dem kleinen Holzlager mit ins Haus zu nehmen. Er ließ dabei sein Blick über den winzigen, doch sehr pfleglich aufgebauten und gehaltenen Garten wandern und erinnerte sich, dass das Wetter in ein paar Wochen sich wieder bessern würde. Es ist dann wieder die Zeit, in der er für eine Tasse Tee seine Frau nicht im Haus, sondern im Garten, Wald oder naher Umgebung suchen muss. Mit einem Lächeln das unter all den Falten des Gesichtes unterzugehen schien, öffnete er die Tür zum Haus und tat alles daran, so schnell wie möglich ein Feuerchen für Tee und Wärme zu entfachen. Der Alte musste noch ein Moment überlegen, als er das hölzerne Schränkchen durchsuchte, welchen Tee er wohl nehmen würde und entschied sich letztlich für die spärlichen Reste des Brenneseltees. Und während das Wasser begann sich zu erhitzen, seine Frau es sich am Tisch gemütlich machte und ihrem Mann immer wieder einen sehr liebreizenden Blick hinterherwarf, sucht er nach dem alten Papier. Vielleicht würde es ein wenig Aufklärung bringen, so er es noch fand.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:02 pm

Stetig fiel der leichte Nieselregen auf die feuchten Böden Redshores. An manchen Stellen bildeten sich Rinnsale, die Richtung See flossen. Einige Ziegen hatten sihc unter Sträucher verzogen und knabberten missmutig an den ersten Trieben. Ein leises Knarren war zu vernehmen, das lauter wurde. Alfons hob den Schädel und äugte zu dem alten Karren und den drei Menschen hin. Er beobachtete sie eine Weile und senkte dann den Schädel als sie an dem neuen Pfosten mit dem Schild anhielten. Ein Auge auf sie gerichtet, nahm er einen jungen Zweig zwischen seine Zähne und knabberte daran herum.
 
Der Alte lehnte sich leicht an den Karren und musterte seine zwei jungen Begleiter. „Frank, nimm schon mal das neue Schild vom Wagen. Und Du machst das Alte ab.“ Auffordernd nickte er dem jungen Burschen zu. Der setzte eine Fuss gegen den Pfosten und zerrte mit beiden Händen an dem  Schild herum. „Dammich, ist das fest.“ Frank grinste und dann war das Splittern von Holz zu hören. Der Alte fuhr herum und warf dem jungen Burschen einen wütenden Blick zu. „Bist Du verrückt.“ knurrte er. „Wofür haben wir Werkzeug mitgebracht. Dieser Pinkel aus Seehain will die zurück haben und zählt nach.“ Frank schaute zu dem Alten hin. „Du meinst doch nicht den Herrn?“ Der Alte grunzte und tippte sich an die Stirn. „Der Herr scheint in Ordnung zu sein, er hat letztens beim Lammen selbst mitangepackt.“ Frank nickt zustimmend. „Hab ich auch gehört. Und er kommt ja eher aus Sturmwind.“ „Ich meine den Calderon, diesen Schleimscheißer.“ knurrte der Alte. „Eben ein Seehainer, die biedern sich ja alle an.“  
 
Der junge Bursche hatte inzwischen die Überreste des Schildes auf den Karren geladen. „Hier.“ meinte Frank und wollte ihm das neue Schild reichen. „Nä, nä. Mach das mal selber.“ entgegnete der. Frank schimpfte leise vor sich hin und machte sich nach einem kurzen Blick zu dem feixenden Alten an die Arbeit. „Was steht denn drauf?“ fragte der junge Bursche verlegen in Richtung des Alten, was ihm einen hämischen Blick von Frank einbrachte. „Das die Todesritter von diesem neuen Orden jetzt doch durch Redshore dürfen.“ grumelte der Alte mürrisch. „Schnappsidee! Aber die Baronin läßt die ja auch nach Seehain rein.“ Einige kräftige Hammerschläge ertönten, dann wandte sich Frank ihnen zu. „Der Herr gehört doch auch zu diesem neuen Orden.“ Der Alte schaute ihn groß an. „Woher willst Du das denn wissen?“ Frank grinste überheblich. „Na, der trägt doch neuerdings den gleichen Wappenrock wie die Todesritter.“ Der Alte spuckte aus. „Verdammmich. Wirklich?“ Frank nickte und der junge Bursche tat es ihm nach, wofür er eine kräftige Kopfnuss von Frank erhielt. „Wofür ist denn das?“ jammerte er. „Plapper mir nicht alles nach fuhr Frank ihn an. „Und ich hab es doch selber gesehen.“ entgegnete der junge Bursche trotzig, um dann fortzufahren: „Und die Herrin ist sauer, hörte ich von der neuen im Glöckchen.“ „Lichtsakrament noch mal.“ setzte der Alte zu einer Schimpfkanonade an. „Quatscht nicht dummes Zeug herum, wir haben noch mehr Schilder aufzustellen.“ Er rüttelte an dem neuen Schild und nickte. „Das sollte erst mal halten.“

Knarrend fuhr der Wagen davon und Alfons sah ihm nach. Dann trottete der große Ziegenbock zu dem neuen Schild und beschnupperte es, bevor er sich  wieder den Sträuchern zuwandte.
Achtung

Hier beginnt Redshore
Den Rittern der Schwarzen Klinge und sogenannten Todesrittern ist es untersagt, die Straße zwischen Seehain und Three Corners sowie den Weg zwischen Straße und Greifenmeister zu verlassen und andere Gebiete von Redshore zu betreten.

Dies gilt nicht für die Mitglieder der Hand der Treue und Todesritter die dem Orden Vermächtnis des Erbauers angehören.
Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldbuße oder Gefängnisstrafe geahndet.


Gez.: L. von Wolfenberg zu Redshore


An einer ganz anderen Stelle in Redshore, war der junge Bauer Hilbert gerade dabei seinen Zaun vor Einbruch des nächsten Schneefalls zu reparieren. In einer Nacht zuvor, hatte sich eine Gruppe junger Erwachsener sich irgendwo eine Flasche Redshore Brand stibitzt und zu fünft geteilt. Ein Hochsegen für diese jungen Leute, aber durch Witz und Worte wurden die Bewegungen immer heftiger bis der kleine Zaun von Hilbert der jugendlichen Kraft kein Widerstand mehr leisten konnte. Mit Schreck mussten vier der fünf in jener Nacht feststellen, so schnell man an den guten Brand kam, so schnell war er auch in Händen von Wilhelm wieder verschwunden der mit dem Zaun zusammen lachend nach hinten kippte. Und statt eines Regens aus Schnee oder eiskalten Wasser, flog der Brand selbst bogenartig über zwei Köpfe der kleinen Gruppe. Wie genau die Zwei ihren Eltern erklärten, zu so später Stunde erst zurückzukehren und dazu noch nach so viel Alkohol zu riechen, das es sich selbst in der Kleidung festsetzte, blieb auf ewig ein Rätsel. Die Beiden wurden für ein paar Wochen auch nicht mehr gesehen, vermutlich gab es ein Verbot oder es gab sehr wahrscheinlich ein Verbot. Aber das sind alles Dinge, die konnte Bauer Hilbert nicht wissen und ahnte nur, was diese Jungspunde dazu trieb, seinen mit den eigenen Händen gesägten und aufgerichteten Zaun, umzustoßen. Seine Gedanken gingen sogar soweit, dass er die sehr langen Eisennägel griff und sich fast daran machte, ihre Spitzen soweit durchs Holz zu schlagen, dass sie auf der anderen Seite wieder sichtbar wurden. Der nächste „Halunke“ würde dann hoffentlich ein bleibenden Eindruck davon gewissen, was es heißt Hilbers besonderen Zaun umzureißen! Gleiches mit gleichem bekämpfen, so war seine Divise aber hielt kurz vor dem ersten Hammerschlag inne und legte den großen Nagel zurück.

Auch er dachte bei seiner Arbeit am Zaun an das Schild, was sich nur wenige Meter die ländliche Straße vor seinem Haus hinunter, finden ließ. Er musste breit schmunzeln, als er sich den Text der Nachricht in Erinnerung rief. “Wäre nicht verkehrt, so ein Todesritter mal hier über Nacht hinzustellen und den Kindern mal etwas Respekt beizubringen. Vielleicht erwische ich ja mal ein von denen.“ gab er stolzer Worte von sich, als würde ihn das Wissen um Sie nicht berühren. Der Bauer Hilbert hatte zuvor in Stormwind gelebt, dort seine Arbeit als Holzfäller im Elwynn Forest verrichtet und zog erst mit dem Tod und Erbe seiner Eltern in die Redridge Mountains, ihm war nur zu gut bekannt, um was es sich bei ihnen handelte. Ungleich seiner Nachbarn, schien er völlig frei jedweder Vorurteile und Ängste, setzte fleißig wie er ist Nagel um Nagel ins Holz und strich sich abschließend über die Stirn. Er ging zur Straße und betrachtete seinen neu errichteten Zaun aus der Ferne und musste dann feststellen, irgendwas stimmt nicht. Und in diesem Moment fiel es ihm ein: Er hatte zu kurze Bretter gewählt. “Das kann jetzt nicht wahr sein… ich Dorftrottel!“ fluchte er etwas lautstark und zog sich ein paar widerwillige Blicke seiner Nachbarn auf sich. Es war noch eine Umgewöhnung, nicht mehr in der großen Stadt seine Zeit zu verbringen und gewisse Begriffe sind hier im Ort Tabu, außer man möchte ein nach Erde schmeckendes, als Schokoladenkuchen getarntes „Geschenk“ der Nachbarin erhalten.

Seine nächsten Schritte bewegten ihn wieder ins Haus, etwas polternd öffnete Bauer Hilbert die Tür und zog sich den Mantel seines verstorbenen Vaters an. Ein Weg nach Lakeshire und Markt stand an, der Händler für Holzwaren aller Art würde diese Woche gut verdienen.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:02 pm

Stille...Kaum einmal ein Laut störte den Frieden der zerklüfteten Bergwelt. Silbernes Mondlicht strahlte durch das dichte Blätterdach der Bäume und schuf ein Spiel aus schwarzen Schatten und schimmernden Streifen erhellter Szenen. Es war die Stunde kurz vor dem Morgengrauen, da die Dunkelheit am tiefsten zu sein, in der jede Stimme verstummt und jedes Leben inne zuhalten scheint. Auf den vereinzelten Berghängen und Wiesen stiegen zarte weiße Nebelschleier empor.





Lautlos bewegte sich ein geisterhafter Schemen zwischen Bäumen und Sträuchern des lichten Hochwaldes hindurch, doch bevor er genauer zu erkennen war, verschmolz er mit dem Nebel, tauchte ein in jene rätselhafte Welt, der noch immer etwas unwirkliches anmutete. Und er war nicht alleine. Fünf Wölfe waren es, die zur nächtlichen Jagd aufgebrochen waren. Die beiden Alphatiere, ein älteres Weibchen und zwei vorjährige Jungtiere waren auf leisen Pfoten unterwegs. Kein Zweig brach unter den Pfoten der kräftigen Räuber, die mit ihrem grauem Fell Teil der wogenden Dunkelheit ward. Kaum ein Blatt bewegte sich durch ihre gleitenden anmutigen Bewegungen. Kraftvoll spielten die Muskelstränge , während sie sich dicht an den Boden gedrückt vorwärts bewegten. Ihre goldenen Augen schienen die Konturen der Umgebung zu fixieren. Ein paar Meter vor dem Wolfsrudel, das vor einigen Tagen schon den heimischen Elwynwald verlassen hatten, zog eine Rotte Wildschweine über die Lichtung auf der Suche nach Pilzen und Früchten. Ihre mächtigen Hauer wühlten den Bewuchs des Bodens auf, um nach Larven und Insekten zu graben. Eine Bache war mit halbwüchsigen Jungtieren etwas zurück gefallen. Zentimeter um Zentimeter schob sich das Rudel an diese heran.









Wie ein Pfeil brach der erste vierbeinge Jäger aus dem Nebel hervor. Mit tödlicher Präzision folgten ihm seine Gefährten. Das erfahrene Rudel trieb die Bache in die Flucht, von ihrer Rotte fort und isolierte sie, während der Rest sein Heil in wilder Flucht suchte und im Unterholz verschwanden. Quiekend und kreischend polterte die Sau in wilder Hatz, ihre Jäger dicht auf den Fersen. Die Hetzjagd hatte begonnen.

Neben der geräuschstarken Flucht der unglückseligen Bache bewegten sich die geschmeidigen Wölfe erschreckend lautlos, wenn man von einem gelegentlichem kurzem Knurren oder einem tiefem Grollen absah. Über die Lichtung quer durch das Gehölz weiter über verschlungene Wechsel und Pfade, die seid Jahrzehnten der Weg des Wildes gewesen waren streiften die ungleichen Tiere so manchen einsamen Punkt. Die Wölfe schlugen ein schnelles, aber gleichmäßiges Tempo an, das ihnen erlaubte, weite Strecken zurück zulegen ohne ihre Kräfte überzustrapazieren. Dagegen erschöpften sich die Reserven der panischen Bache nur allzu schnell. Immer weiter schlossen die Jäger auf,blieben dicht auf den Fersen der sicheren Beute. Der laubbedeckte Waldboden wurde feuchter, je näher das Schwein dem Seeufer kam. Immer tiefer sanken die kleinen Hufe in den sumpfigen Morast ein und lösten sich nur mit einem widerwilligem Schmatzen. Schaumig- schmutzige Schaumflocken standen vor der hauerbewehrten Schnauze. Das Tier spürte das Ende nahen. Noch ein paar Meter durch Schilf und Reed.. dann stockte der wilde Lauf. Mit bebenden Flanken senkte die in die Enge getriebene Bache den Kopf und bot ihren Verfolgern die Stirn zum letzten Kampf, den sie wohl kaum überleben würde. Grollend und Knurrend schoben sich ihre Jäger an sie heran. Das strubbige Nackenfell gesträubt fixierten sie die Backe und begannen sie zu umkreisen. Unruhig tänzelte der massige Körper im morastigem Sumpf. Aus welcher Richtung würde der Angriff erfolgen?

Lautlos hatten sich die Pfoten des Apharüden vom Boden gelöst. Ein Pfeil aus grauem Fell, rasiermesserscharfen Krallen und Zähnen flog auf die Bache zu. Nur einen Herzschlag später folgte der Rest des Rudels. Ein ungleicher Kampf begann, der schon lange vor seinem Ausbruch entschieden war. Das kalte silberne Mondlicht beleuchtete die unwirkliche Szenerie. Nach einer gefühlten Ewigkeit drang der durchdringende Todesschrei der Wildsau durch die Nacht.

Ein kurzer Biß in die Kehle machte der Sache machte ein Ende. Während sich die kleinen Hufe im Todeskampf in das Erdreich bohrten, hielten die Fänge des Wolfes das Tier in erbarmungslosem Griff. Der Rest des Rudels umkreiste den zuckenden Körper, der mit einem letztem Aufbäumen sein Leben inmitten eines aufgewühlten Kraters der sumpfigen Wiese aushauchte. Das große Wolfsweibchen strich langsam an ihren Gefährten heran und leckte ihm über die blutigen Lefzen. Nach dieser kurzen zärtlichen Liebkosung erhob sich der kampfstarke Rüde, legte den Kopf weit in den Nacken. Der schauerlich schöne Ruf des Wolfes drang über Hügel und Täler weit hinab in die Siedlungen der Menschen. So manch einem Nachtschwärmer kroch ein eisiger Schauer über den Rücken. Die vierbeinigen Jäger aber hatten ihr Revier in Besitz genommen.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:03 pm

Tage zuvor, im Magierturm zu Stormwind.

Relativ ungewissen Auftrags, machte sich Trugen auf dem Weg nach Stormwind. „Ihr werdet dort jemanden im Magierturm finden und mit sicherem Geleit nach Lakeshire bringen. Die Frage um wem es sich handelt, stellt sich nicht – das findet ihr heraus, wenn es soweit ist.“ hallten die Worte der Wirtin immer wieder in das Bewusstsein des Boten nach. Er war sich teilweise nicht so sicher, ob er nun Bote oder noch immer im geheimnisvollen, zwielichtigen Milieu tätig sei. Mit ruhigem Galopp, ging es im Elwynn Forest beständig weiter in Richtung der großen Stadt, das es wärmer wurde ließ sich am auch regen Verkehr zwischen dem Sägewerk, Lakeshire und anderen Lehen auf dem Wege feststellen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten Bauern und Händler über Zusammenstöße der Karren und kaputte Räder beschweren, Verhandlungen über Ersatz vom Schaden sprechen und weiter ihrer Wege ziehen – noch immer leise fluchend. Das alles musste Trugen nicht interessieren. Sein Ziel war klar, es war einfach und das Pferd wurde nicht unnötig viel ernährt und gab eine gute Figur – so die Gedanken des Boten, gefolgt von einem Blinzeln und der stillen Betrachtung der Pferdeohren. “Ich habe jetzt nicht wirklich über die Figur des Pferdes nachgedacht…“ murmelte der Herr auf seinem Ross, rekelte sich und ließ sich nichts nach außen anmerken, wohin seine Gedankenwelt dann und wann gingen.

Mit einigen Stunden im Hintergrund kam er seinem Ziel dem Magierturm früh entgegen. Ein Blick zur Turmuhr und das Gewissen sogar Überpünktlich zu sein, gaben dem Gesicht ein breites Schmunzeln. Jetzt galt es abzusatteln, sich kurz mit der Umgebung vertraut zu machen und diese elendig langen Treppe um dem Turm herum, zu erklimmen. Wer auch immer der Architekt diese Konstruktion war, hat sie selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit nie ausprobiert. Kurz schnaufend und endlich oben angekommen, widmete sich der Bote aus Lakeshire dem Raume und starrte das Portal teilnahmslos an. “Das beißt nicht.“ kommentierte eine in bunten Roben gehüllte Magierin schmunzelnd. Die Augen vom Boten linsten nach rechts, er wog sein Kopf in den Nacken und antwortete grinsend: “Das es besonderen Schönheiten gegenüber nicht beißt, war mir klar.“. Die Reaktion der jungen Frau war dann nicht ganz der Erwartung entsprochen, mit enttäuschtem Gesicht machte sie ihm klar, dass das die lächerlichste Anmache zu Jahresbeginn sei. Welche Verwirrung das bei Trugen auslöste, ließ sich nicht in Worte fassen und er verschwand geschwind durch diese merkwürdig anmutende Wand vor sich. Im nächsten Raum begann nun eine Probe auf seine Geduld und er musste warten, bis zu einem Moment der nur ein kurzen Satz hervorlockte, nachdem ein Worgen, ganz allein für sich, dort auftauchte. “Nein… alles, aber nicht du… warum nur?“ stieß es schon fast wie ein Stoßgebet und gesenktem Kopf nach oben zum dunklem Dach des Raumes. Mit einer Portion ganz spontaner Lustlosigkeit, wippte das Haar von Trugen wieder nach vorn und seine Augen betrachteten die Gestalt eingehend. Vielleicht träumte er nur und war bei seiner ursprünglichen Aufgabe eingeschlafen. Doch mit den ersten Deutungen der Pranken vom Worgen, ging dieser Gedanke flinken Fußes wieder wandern und verloren. Zu dem Zeitpunkt hingen die Gedanken nun irgendwo zwischen Unkraut vergeht nicht und die sind einfach nicht tot zu kriegen – zum Glück drangen diese Gedanken nicht nach außen und wurden durch ein gespieltes breites Lächeln verfälscht. Das wiederum bekam der Worgen durchaus wohl mit, legte die Ohren an und schaute fragend drein – es war dieser Blick mit der Frage, ob etwas nicht stimmt, verbunden mit einigen wenigen Prankenbewegungen.

Nach einiger Zeit setzte auch Trugen mit gezielten Handbewegungen ein, versuchte zu vermitteln und musste immer mal wieder überlegen, wie er seine Worte überhaupt in Bewegung und Zeichen ausdrücken konnte. “Ich weiß, dass du mich auch hören kannst. Komm, lass uns einfach gehen. Andere werden sich deiner annehmen.“ sprach der Herr in seinen nach Farben der Region Redshore getauften Stoffkleider und setzte seine Worte in nur wenige Handzeichen um.

Die Beiden stiefelten, wobei einer eher tapsend sich fortbewegte, nach draußen und als erste Handlung atmete der große Worgen sehr tief ein und wieder aus. Das sich ein großes Lächeln auf dessen Lefzen legte und dieses sich auch auf Trugen kurzzeitig übertrug, ließ sich nicht vermeiden. “Ich weiß nicht wie es in Zeichen umgesetzt werden kann: Willkommen zurück im Leben.“ gab er daraufhin mit einem recht freundlichen Schmunzeln zu verstehen. Nun galt es mitgebrachten Proviant zu teilen – dass das Brot und Belag regelrecht verschlungen wurden, war absehbar. Die Stunden die er bis nach Stormwind brauchte, verdoppelten sich auf dem Rückweg durch den Umstand, dass sich der Worgen immer wieder irgendetwas auf dem Weg widmete. Die Blüten und Pflanzen am Wegesrand wurden auf allen Vieren ausgiebig beschnuppert und zogen nicht selten mit einem Niesanfall ihre unscheinbare Rache. Andere, weitaus größere Pflanzen und auch Bäume wurden über mehrere Minuten mit hinaufgerecktem Worgenkopf still betrachtet und Trugen musste das passieren lassen. Immerhin hieß es, der Gast solle sich so weit wie möglich Wohlauf in Lakeshire einfinden. Dass das aber auch bedeutet, die ein oder andere instinktive Handlung zu unterbinden, bevor es Ärger mit Bauern gab, war bis zu diesem Zeitpunkt weder der Wirtin noch dem Boten bekannt. So geschah es auch, dass diese wolfsgleiche Gestalt nach Blickkontakt zu einem Schaf, in eine Art Jagd und Pirsch verfiel und mit Worten davon nicht abzuhalten war. Selbst als er direkt neben seinem Gast stand, vielleicht etwas lebensmüde, dem Worgen hier und da versuchte von seinem Vorhaben durch gezielte Klopfer aufs Fell abzuhalten, schien seine Wirkung gänzlich zu verfehlen. Die Aufmerksamkeit gehörte ganz allein der Erlegung der Beute und ehe es zu wilden Gesprächen mit dem Besitzer kam, eilte Trugen zum Pferd, nahm einen Sack aus einer Tasche und zog es dem Tier, seinem Gast, über dessen Kopf. Was für ein Wandel mit einmal eintrat, war selbst für Trugen kurz zu viel – wie aus dem Konzept gerissen, erschlaffte sein Gast soweit, dass er ihn mit Leichtigkeit und einigen Deutungen hinter ihm stehend, wieder zum Weg des Waldes zurückführen konnte. Das sich gerade eine Wache auf dem Weg, dem scheinbar zurückgelassenem Pferd widmete, verschärfte die ganze Situation etwas als selbige Trugen und den Worgen mit Leinensack über dessen Kopf, erblickte. Die Ausreden und Begründungen, warum das so ist, waren mehr als theaterreif aber da sich der Worgen irgendwie wieder gefangen hatte, wurde ihm der Leinensack abgenommen und eine misstrauische Wache zurückgelassen. Sicherlich schrieb sie am Ende ihres Dienstes einen Bericht über diesen obskuren Vorfall, zumindest der Name und die Zugehörigkeit von Trugen waren nun bekannt.

Einige Stunden später erreichten die Beiden letztlich ihr Ziel und ein Worgen, mehr oder minder an einer Leine und verbunden mit dem Pferd, stießen auf die Wirtin vor der Taverne. Jetzt galt es sich weiter zu erklären.

Das Leben war doch irgendwie immer ein Abenteuer.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:04 pm

Bereits mit dem ersten Hahnenschrei erwachte das Leben auf dem Hof. Die halbe Nacht war Brot gebacken und Suppe gekocht worden. Noch immer lag der fein säuerliche Duft des backenden Brotes süß in der Luft, als sich das Gesinde im ersten Tageslicht um den Frühstückstisch versammelte. Schalen mit Haferbrei, Töpfe mit Honig und geschmolzener Butter und dicken Scheiben gebratenen Schinkens ließen ihnen das Wasser im Munde zusammen laufen. Heute Bereits am Tag zuvor waren sechs Neulinge zu ihnen gestoßen mit breitkrempigen Hüten und langen Stäben, deren oberen Ende wie ein Fanghaken geformt war.

Begleitet von einem Rudel struppiger riesiger Hunde hatten sie etwas abseits der Scheune ihr Lager aufgeschlagen und die Nacht im Freien verbracht. Die weiten dunklen Umhänge, die schwarze Kluft mit den silbernen Knöpfen , Hut und Stab zeichneten sie als Vertreter einer Zunft aus, die von zeitigem Frühjahr bis zum späten Herbst mit den Herden auf Wanderschaft ging. Die Zeit des Austriebes war gekommen.Die meisten Lämmer waren nun einige Wochen alt und kräftig genug, um die Herde zu begleiten. Zurückbleiben würde eine kleine Gruppe von Waisen und Kümmerlingen und die kleine Zuchtgruppe der wertvollen Milchschafen. Für sie waren die besten Weiden hergerichtet worden. Zufrieden wachte Brinsley über seine kleine Herde, die als dicke wollige Haufen locker verteilt auf der Wiese lagen. Die 3 Mutterschafe mit ihren sieben Lämmern und der junge Bock hatten sich prächtig entwickelt. Die inzwischen 6 Wochen alten Lämmer tobten des Tages über wie kleine lustige Kobolde tagsüber über die Wiese. Reichlich floß die fette Milch. Schon jetzt wurde ein Teil davon zu einen feinem Weichkäse verarbeitet. Doch erst wenn die Lämmer vollständig entwöhnt sein würden, würde die volle Menge hierfür zur Verfügung stehen. Die Koppel der Milchschafe lag direkt am Stall, wo sie auch tagsüber streng bewacht wurde. Nicht auszudenken, wenn Raubtiere oder Viehdiebe die wertvollen Tiere reißen oder rauben würden.

Mit einem kräftigem Ruck wurde die Holztür der einfachen Baracke aufgestoßen und einer der Hirten, ein kräftiger hochgewachsener Mann mit bereits ergrautem Haupthaar trat ins Freie.

Er löste ein gewundenes Horn vom nietenbeschlagenem Gürtel und atmete tief die frische Morgenluft ein. Weit erscholl das Hirten Horn in melodischer Folge über den Hof. Als hätte man einen Korken aus einem Flaschenhals gezogen, strömten Herrschaft , Knechte und Mädge hinaus ins Freie. Niemand fehlte an diesem Morgen. Johann und Martin öffneten die Stalltüren und ließen die Schafe hinaus. Die Hirten und ihre Hunde teilten sie in zwei etwa gleichgroße Gruppen von jeweils 50 bis 60 Tieren. In feierlichem Zeremoniell wurden Mensch und Tier verabschiedet. Aufgeregt umsprangen die struppigen Hunde die ihnen zugewiesenen Schafe, die gelassen im Rund zusammen standen. Bis zum Herbst würden sie nun durch die Lande ziehen und dort die Flächen beweiden, wo kein Lehensherr Sorge für das Land und die Felder trug. Jeweils ein Schäfer führte die Gruppe an. Zwei Gehilfen und das Rudel zuverlässiger Hunde standen ihm zur Seite. In diesen Unsicheren Zeiten waren Schäfer und Hirten schwer bewaffnet. Sie trugen scharfe Klingen, einen Bogen mit Köchern voll Pfeilen und Dolche an ihren Gürteln und auf den Rücken. Auch ihre vierbeinigen Freunde waren wehrhafte Gesellen, mit denen nicht gut Kirschen essen war. Im Ernstfall mussten sie im Stande sein, die wehrlosen Schafe gegen Bären und Wölfe ebenso zu verteidigen wie gegen räuberische Banditen. Schoßhündchen waren hier fehl am Platz. Besonders einer der Hunde fiel ins Auge. Groß wie ein Kalb mit riesenhaften Pranken und sandgelbem Fell hielt er sich dicht an der Seite seines Herren, bis auch er sein Zeichen bekam.

Gemeinsam mit seinem Rudel begann der Leithund die Herde zu umkreisen. Zufrieden verfolgte der Schäfer für einen Moment die Arbeit von Tier und Mensch, dann öffneten sich die Hoftore weit. Mit dem Licht des aufgehenden Morgens ergossen sich die Herden hinaus in die Weite und begann ihre Wanderung, die erst in zwei Monaten kurzzeitig enden würde. Erst im Frühsommer würden sie wieder heimkehren und die Herde in die Gatter treiben. Dann war die Zeit der Schur gekommen.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:04 pm

Mit dem Auftrag im Hintergrund, machte sich Konogar wie von Eleona gewünscht, an die Arbeit eine Zwischenaufstellung aller Lager anzufertigen. Unter einer fast unüberschaubaren Zahl an Blättern, Unterlagen und Mappen suchte er sich mühsam aber ruhig alle wichtigen Daten der Lager zusammen. Er übertrug, überschlug, schätze und fügte zusammen was sich zusammenfügen ließ, immer mehr Zahlen gesellten sich auf das Pergament, es füllte sich in rasanter Geschwindigkeit. Ein Griff mit den Krallen zum leeren Pergamentkasten folgte und das nächste Pergament lag leer vor Konogars langer Schnauze, auch hier wurde nicht geschont. Der große Kohlestift ließ sich von der Arbeit mitreißen und machte keinen Anstand zu brechen und das obwohl er nur alle paar Stunden eine Pause von wenigen Minuten erhielt. Immer dann, wenn auch Kono sich über die vielen Zahl erneut den Kopf zerbrach, wie sie nun am besten zusammenpassen. Besonders die Lageraufstellungen vom Orden des Erbauers brachten ihn immer wieder zum Stutzen, hier gab es die meisten Abweichungen zum „Lager nach Norm“. Er fragte sich gar, ob der bisherige Lagerhauptarbeiter vielleicht den Überblick verloren hätte, es wurde Eingekauft was es schon gab, aber teilweise vergessen, was fehlte.

Der Worgen atmete durch, ließ seine dunkle mit Nässe benetzte Nasenspitze im Tageslicht wackeln und versuchte weiter, alle bisherigen Lager zu einem großen Übersichtlichen Lager zusammenzuführen. Nach mehreren Stunden Arbeit gelang es ihm auch, dieses gemeinsame Lager allein durch Zahlen und Bestände auf Papier zu bringen, es erstreckte sich auf insgesamt dreizehn Pergamentseiten, aufgeschlüsselten welche real existierenden Lager welche Mengen an Waren benötigen um für einen Zeitraum von jeweils ein, zwei, vier und sechs Monaten unabhängig arbeiten und leben zu können. Dazu gesellten sich Überschlagsrechnungen die Eventualitäten abdeckten, hervorgebracht aus Aufzeichnungen die Kono zuvor in der Bibliothek entdeckte. Er ging viele Bücher durch, versuchte aus Berichten der Vergangenheit herauszufinden, wieviel Verlust ein Lager je nach Gegnerstärke dulden musste, sollte es geplündert werden. Er laß auch Bücher über die Dezentralisierung - um ein Lager in mehrere Teillager auf Felde aufzuteilen. Nach und nach fügte Kono diese gesammelten Informationen seinen Aufzeichnungen hinzu und ließ den Zwischenbericht auf achtzehn Seiten anwachsen. Neben den Zahlen und Tabellen fügten sich nun auch Zeichnungen fiktiver Lager hinzu, die aufgrund des groben und großen Kohlestiftes kaum Detailgrade besaßen aber durchaus als Lager erkennbar waren. Er bemühte sich sehr, trotz der Pranken und langen Krallen, so sauber wie möglich zu arbeiten. Die übergroßen Schreibinstrumente für einen Worgen machten seine Arbeit nur bedingt einfacher, aber einmal in Arbeit versunken ließ sich Kono nicht davon abhalten und arbeitete bis zum Ende.

In der Ferne läutete es zur Mittagsstunde und Kono war nun nach sieben Stunden mit der Arbeit fertig, ließ den großen Kohlestift sinken und atmete durch. Die Lefzen hoben sich müde und geschafft zu einem Lächeln und voller Vorsicht griffen die messerscharfen Krallen nach den Pergamenten. Er überprüfte noch einmal alle Aufzeichnungen und stand auf. Der Boden knarzte etwas unter dem Gewicht und bei all seiner Arbeit und Tun gesellten sich einmal mehr einige Löcher im Holz seines neuen Tisches. Die Krallen an den Pfoten bohrten sich nur zu gern, ohne das er es merkte, in das Holz hinein und riefen im Meisterwerk der Schreinerarbeit langsam kleine Risse hervor. Aber noch hielt alles zusammen, anders als seine Bettdecke die er in seiner Unruhe wieder über Nacht durch seine Pfoten und Pranken in Mitleidenschaft zog.

Eleona konnte nun damit beginnen, die ersten Kaufabsichten zu planen, sie konnte mit den Aufzeichnungen konkrete Zahlen nennen und die Pergamente boten genug Platz eigene Zahlen und Ergänzungen hinzufügen. Jetzt mussten nur noch Handelshäuser gefunden werden.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:05 pm

Mit Valygar zusammen, machte sich Konogar auf zum Hafen – es gab noch eine weitere wichtige Aufgabe, die dort auf ihn wartete. Die Wirtin der Taverne „Zu den Glocken von Sturmwind“ wünschte sich die Möglichkeit einer Lagererweiterung. Irgendwo schien sich der Worgen daran zu erinnern, das er in der Nähe von Eleonas Lager noch ein weiteres Gebäude entdeckte, dort aber alles den Eindruck erweckte, als wäre es ungenutzt. Das wollte er sich zusammen mit Valygar genauer ansehen, es würde eventuelle Kosten für einen Umbau einsparen, das wiederum dem Einkauf vieler Lebensmittel positiv zufließen würde. Auf ihren Weg durch die Stadt, ging es für beide am Cathedral Square vorbei, ein Ort der selbst zu dieser Stunde scheinbar in völliger Ruhe versunken war. Nur hin und wieder ließ sich ein Mitglied der Bruderschaft des Lichts blicken oder andere Geistliche die ihren Gang ins Zentrum suchten. Kono blickte den einzelnen Personen nach, die in den breiten Tunnelgängen verschwanden und fragte sich still, wie es wohl Schwester Danee gerade ginge. Doch viel Zeit zum Nachdenken hatte er nicht, als seine linke Pranke gegriffen wurde und Valygar den Worgen mit einem festen Ruck zur Seite zog. Es schepperte und polterte gerade ein Pferdezug dicht an der Nase des Worgen vorbei, irgendwie schien er die Tiere und das Geschimpfe vom Reiter nicht bemerkt zu haben, jedoch bemerkte er den tiefen Seufzer von Val. “Tut mir leid, ich… war gerade in Gedanken und hatte…“ sprach der Worgen mit entschuldigender tiefer Stimme, hängenden Ohren und Lefzen. Er kam nicht dazu, weitere Worte über seine Schnauze zu äußern, als Val schon einwarf: “Ihr seid noch an einem Stück, Herr Luchszam. Das Gemecker vom Reiter wird auch wieder verklingen und es ist doch nichts weiter passiert. Ihr seid nur fast unter Hufe und Räder gelandet. Das passiert doch jedem fast ein Mal.“ und sein letzten Satz mit einer sarkastischen Note ausklingen ließ. Ein Ton und Satz den Konogar nicht verstand und nur mit einem kleinen notgedrungenen Nicken beantwortete. “Vielleicht rede ich mal mit Lady von Mühlenwald über eine Gefahrenzulage.“ war der letzte Satz von Valygar, bis sich beide weiter auf den Weg zum Hafen machten.

Die kühle salzige Brise des Meeres kam den Beiden unter dem großen weiten Durchgang entgegen und ließ das feine freiliegende Fell vom Worgen wehen. Es war, wie so oft, ein sehr angenehmer Moment – auch während der kalten Jahreszeit. Die Kälte im Wind verstärkte gar noch die Frisch die den Beiden um die Ohren flog. Sogar ein kleines Fähnchen konnte sich Konogar unfreiwillig zu Eigen machen, ein Teil der Kopfbandage löste sich und wehte fröhlich mit dem Luftzug herum, fast wie ein drittes Ohr.

Sie gingen nach und nach immer tiefer in Richtung Hafen, die Geräusche der Schiffe und Hafenglocken nahm an Lautstärke alle paar Meter zu. Es war ein Ort der zu fast jeder Tag- und Nachtzeit ein reges Leben zeigte, kaum einer fand am Hafen Ruhe. Die Schiffe aus Nah und Fern trafen rund um die Uhr ein, ließen entladen und beladen, insbesondere in Zeiten des Krieges gab es viel mehr Schiffe und mehr Waren die nahezu jede Minute ihren Besitzer wechselten. Doch das sollte Konogar alles nicht bemerken, führ ihn galt als primäres Ziel: Die Lager von Lady von Mühlenwald zu besuchen. Während Val und der Worgen, Seite an Seite über kalten Stein, Holz und Erdboden in Richtung der Lager entschwanden, bemerkten beide nicht die interessierten und verblüfften Augen eines kleinen Mädchens das Hand in Hand mit seiner Mutter auch im Hafen unterwegs war. “Schau mal, Mutti! Hier laufen sogar Wölfe!“ gab die Stimme des Mädchens ihrer Mutter das große Erstaunen zu verstehen. Die Mutter hatte die Abdrücke, die Konogar als Worgen auf dem sandigen Boden hinterließ noch gar nicht bemerkt und schaute erst nach dem Hinweis ihrer Tochter zum Boden und schmunzelte. “Wenn ich groß bin, darf ich dann einen Wolf haben?“ war der nächste freiheraus geäußerte Gedanke des kleinen Mädchens. Die Mutter schüttelte nur den Kopf und gab ihrer Tochter mit warmen Worten zu verstehen, dass ein Wolf doch zu gefährlich sei. Aber die Mutter ließ eine Möglichkeit offen, als sie erklärte: “Wenn du fleißig lernst, rede ich mit Papa über ein Hund.“ und das schien sofortige Zustimmung bei der Tochter auszulösen. Mit einem kindlichen Lächeln und dem kindlichen Willen, ab nun viel zu lernen, malte sich das kleine Mädchen schon die ersten gemeinsamen Teestunden mit dem Hund im Geiste aus.

Valygar und Kono erreichten nun die vielen verschiedenen Lager, blickten zum großen Lager von Eleona hinauf und letztlich etwas nach rechts, noch immer stand hier das Lager, das Konogar in Erinnerung hatte. Weiterhin war es leer und schien ungenutzt, auch Nachfragen bei einigen in der Nähe befindlichen Hafenarbeitern brachte keine neuen Erkenntnisse, ob das Lager noch einen Besitzer hätte. Die beiden gingen näher und Val hielt seinen wachsamen Blick aufrecht, während Konogar die Tür und das Gebäude von außen betrachtete. Im Geiste fügte er sich viele Notizen hinzu, schätze die Lagermengen ab die hier eingelagert werden könnten und lauschte, trotz Verband am Kopf, an der Tür. Vielleicht, so dachte er sich, hat sich der Besitzer des Lagers versehentlich eingeschlossen und würde sehr gerne wieder hinaus. Aber es drang kein Geräusch nach draußen. Auch war es den Beiden nicht möglich, das Lager zu betreten – ein metallenes Vorhängeschloss, das schon wesentlich bessere Zeiten gesehen hatte, hing vor der Tür und riegelte den einzigen Zugang sicher ab. Vorsichtig tapste Kono auf seinen Pfoten weiter links und rechts am Lager vorbei und versuchte irgendeine Spur zu erkennen, wie es um das Gebäude selbst steht und landete letztlich wieder vor dem Schloss. Sehr bedacht hob er seine rechte Pranke hinauf und ließ eine schwarze Krallenspitze auf das Vorhängeschloss nieder und tippte darauf herum, bis es ein kleines Knacken von sich gab und Kono vor Schreck die Pranke zurückzog. Seine blauen Augen konnten nun ein Sachverhalt feststellen, das Schloss ist nur durch sein Antippen nun angebrochen und der Rost löst sich heraus, voller Unsicherheit beobachtet der Worgen weiter. Er hoffte, dass es nicht gleich zerfallen würde.

Valygar bekam davon nicht viel mit, sah aber nur die Schreckhafte Bewegung vom Worgen und die große Pranke die sich – so mächtig sie auch aussah – in dem Moment wie ein winziges Werkzeug verhielt, das leicht zu Bruch gehen würde. Er musste schmunzeln und wandte seinen leicht über die Schulter gerichteten Blick zurück nach vorn. Der gut ausgebildete Mann atmete durch, als eine weitere Brise über sein freiliegendes Gesicht zog und entdeckte eine Mutter mit ihrer Tochter und fragte sich nur für den Bruchteil einer Sekunde: Habe ich die Beiden schon einmal gesehen? Er versuchte die Beiden nicht direkt anzuschauen und wandte sein Blick etwas ziellos nach links und rechts, bemerkte aber durchaus die erstaunten Worte der Tochter. “Mutti! Mutti! Der Mann da hat auch ein Wolf, also darf ich auch einen haben!“ sprach das Kind voller Erstaunen, als sie den Worgen sah der sich noch immer aufmerksam dem Lager widmete. “Aber ich werde meinen Wolf nicht so anziehen. Ich würd ihn pink und blau anziehen! Und mit ihm Tee trinken, schau Mal Mutti! Der Läuft immer auf zwei Beinen!“ sprach die Tochter fast hintereinander weg, voller Erstaunen und irgendwo klang die Hoffnung mit, das sie nun doch einen Wolf bekäme und ihn pink und blau einkleiden könnte. Das hatte sich das junge Mädchen ganz fest vorgenommen, ebenso das lernen – immerhin wären dann vielleicht ein Hund und ein Wolf auf zwei Beinen möglich. Valygar dachte sich nur, dass der Wolf schon jemand anderem als Spielzeug diene und schmunzelte nach außen hin nur.

Konogar gab seine Nachforschungen zum Lager auf, hatte nun genug Informationen zusammentragen können durch äußere Beobachtung und tapste vorsichtig zu Valygar. Die Wache Valygar fragte noch, ob es wieder zurückgehen könnte, woraufhin Konogar ihm zustimmte. Sie machten sich nur ein Moment später wieder auf den Weg, zurück in die Taverne und Kono überlegte dabei, welche Möglichkeiten für die Lagererweiterung mit den neuen Informationen, möglich wären.

Val passte weiter auf, das der große Worgen nicht unter Hufe oder Räder landete.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:06 pm

Das Flüchtlingslager im Tummelaufbau





Fleißig waren die vielen helfenden Hände aus dem Lager, der Bevölkerung und Umgebung. Sie brachten verschiedene Decken aus warmen Wollstoff, einfach gefärbte und verzierte Mäntel deren Rückseite stilistisch und minimal Lakeshire bei Sonnenaufgang in den Bergen zeigte sowie viele andere für das einfache Leben nützliche Dinge aus dem Lager. Auch so manches Kind aus den Familien hatte seinen Spaß dabei, die Betten zu beziehen – wobei das nicht für alle galt. Muster entstanden, Essen wurde auf lange Haltbarkeit getrimmt – die Küche brodelte, kochte, dampfte, schlug und klopfte, schnitt und knetete. Vieles musste vorbereitet werden, sollte es tatsächlich dazu kommen, das der Frieden zwischen dem Adel nicht halten würde. Noch war es ungewiss, niemand wusste genau Bescheid. Es war wie ein unsichtbarer Funke, der sich zwischen den Reihen verbarg und nur darauf wartete, das irgendwo etwas passieren würde das zum Zusammenstoß großer gegen kleiner Kräfte führte.

Der kleine Peter dachte sich schon im Stillen, als er weiter kleine leichte Kisten in die Auffanglager der Flüchtlinge trug, was für ein Held er hätte sein können. Ein Gedanke der ihn nur zu sehr faszinierte und vom Stolz seines Vaters brauchte er gar nicht erst nachdenken. Er wollte schon immer einen Sohn der sich für die Tugenden einsetzt und sich gegen jene erhebt, die Unrecht und Falsches tun. Lange blieb er nicht in seiner kleinen Gedankenwelt. “Peter! Wie lange willst du noch die Kiste halten und Tagträumen, hm?“ erklang die Stimme des Alten, auch bekannt als der Vater von Peter. “Ich eile, Vater!“ rief Peter zurück und eilte zurück zum Lager.

Auf dem Platz, zwischen den Wegen und Straßen war noch ein anderes Gesicht, das sich überwiegend im Hintergrund hielt und aufmerksam alles verfolgte. Jede getragene Kiste, jede Decke und alles was das Lager verließ, wurde detailgenau mit einem Kohlestift auf Pergament festgehalten. Auch wurden die Pausen bekannt gegeben, welche es im Überfluss gab und neue Zuordnungen erteilt. Der Herr, sonst seines Zeichens Archäologe, war früh wach um den ganzen Vorgang zu überwachen und half mit Rat und Tat, wann immer es nötig war. Valygar fand das zur Tat schreiten vom Archäologen weniger amüsant, so war das dann immer Zeichen für einen ganz besonderen Satz. “Valygar? Ich denke, dort wird Hilfe benötigt. Ich würde mich freuen, wenn du die Buchführung für diese Zeit übernimmt. Wäre das möglich?“ war die immer wieder, auch in anderer Form, wiederkehrende Frage an die Wache vom Archäologen und immer wieder stimmte die Wache zu. Und das, obwohl sie alles andere als ein guter Buchführer war. Sie konnte Schlösser knacken, mit einem Wurfdolch den Apfel spalten – wie erst gestern zum Erstaunen der Lakeshirekinder – oder aber geschickt sich aus allerhand Fesseln befreien. Aber nicht Buch führen!

Ungeachtet dessen ging die Arbeit weiter, der Tag bräuchte mehr als vierundzwanzig Stunden, das war sicher.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:07 pm

Der Duft nach Bienenwachs, nach Tannengrün und Äpfeln wehte durch die Gebäude des altehrwürdigen Herrenhauses auf dem Gut der Wolfenbergs. Der letzte Tag des Jahres war angebrochen. Die Halle, die trotz Abwesenheit der Herrin festlich geschmückt worden war, erstrahlte im Licht unzählicher Kerzen in den schweren Leuchtern und am deckenhohem Winterhauchbaum, der mit Strohsternen, roten Äpfeln und kleinen geschnitzten Figuren geputzt worden war. Als die Dämmerung sich über das Land zu legen begann, versammelten sich Knechte und Mädge langsam in ihren besten Kleidern . Wie jedes Jahr würde es auch für sie Winterhauchgeschenke geben, die Pachtverträge erneuert und die Handgelder für das kommende Jahr an jene gezahlt, die in den Diensten des Herren standen. Streitigkeiten wurden geschlichtet und Recht wo es nötig war.



Jeder Mann erhielt ein Päckchen Tabak, ein paar neue Stiefel und ein Fläschchen Rum, der zwar nicht vom Feinsten war, aber sich durchaus auch sehen lassen konnte. Die Kinder drückten sich erwartungsvoll an ihre Eltern und bestaunten die herrliche Pracht. Für sie waren in den letzten Tagen Körbeweise Äpfel und Nüsse, Lebkuchen und Schokoladenkekse, Zuckerwerk und Marzipan aus den Vorratskammern geholt und in kleine Beutelchen aus tannengrünem Leinen verpackt worden. Eine rote Schleife zierte die hübsche Gabe , aus der oben ein Zweiglein Tannengrün herausluggte.



Die Frauen hatten sich herausgeputzt.. und trugen stolz ihre besten Trachten. Einige der jüngeren Mädchen standen in kleinen Grüppchen zusammen und sahen kichernd den daher stolzierenden jungen Burschen nach. Lustige Scherze und kecke Blicke flogen unter dem Jungvolk herum und nicht wenige Unverheiratete hielten Ausschau nach potentiellen Kandidaten für die Brautwerbung. Töchter im heiratsfähigem Alter wurden von grimmigen Vätern und rauflustigen Brüdern bewacht und hielten den Blick sittsam gesenkt. Zumindest solange die strengen Augen der Mutter sie nicht aus den Augen ließen. Sie würden heute Stoff für ein neues Kleid erhalten, ein Päckchen Tee und eine Schachtel mit Schokolade, die normalerweise kaum auf ihrem Speiseplan stand.



Jede Familie erhielt dazu noch einen Korb mit Schinken, Wurst und Käse, frischen Brezeln und einem Kuchen für die anstehenden Feiertage zum Jahreswechsel. Für Junggesellen würde in ihren Baracken eine kleine Tafel ausgerichtet werden.



An der Stirnseite der Halle stand der Hausalter mit dicken weißen Kerzen von feinstem Linnen bedeckt. Das Zeichen des Lichtes stand mittig darauf und wurde von ihnen flankiert. Nicht selten fanden sich hier Herrschaft und Gesinde zur sonntäglichen Messe zusammen, wenn die Arbeit oder das Wetter den Weg in die Stadt erschwerten. Heute umkränzten Kirschblüten und Wacholder die hölzerne Platte, auf der Kerzen und Symbol aufgebaut worden waren. Denn heute würde es noch ein besonderes Ereignis zu feiern geben. Zwei von ihnen, die junge Käserin und der fesche Wildhüter würden aus den Händen des Gutsherren selbst den Segen für ihren gemeinsamen Lebensweg empfangen. Nicht jeder wünschte dem Paar alles gute. Vor allem jene Burschen, die in der Vergangenheit nicht selten von der jungen Frau abgewiesen waren , warfen dem Jäger aus dem Dämmerwald so manchen bösen Blick entgegen und auch die eine oder andere Magd, die der schwarzhaarigen Fischerstochter den stattlichen Burschen gern ausgespannt hätte, warf eifersüchtige Blicke auf die beiden, wo immer sie zu sehen waren. Noch jedoch war weder vom Brautpaar noch von den Herrschaften etwas zu sehen. Langsam jedoch ebbte der Strom der Menschen ab, die sich allmählich auf den Bänken niederließen, die an den Längstseiten der Halle aufgebaut worden waren. Die leisen Unterhaltungen erinnerten ein wenig wie Bienengesumm.







Besonders wurden die Fremden argwöhnisch beäugt, die extra aus dem Dämmerwald angereist waren. Der kräftige Bauer mit seiner Frau, der hagere alte Jäger und die jüngeren Begleiter, die zur Hochzeit erschienen waren. 3 Generationen von Wolfssohns hatten trotz der winterlichen Unbilden die Mühe auf sich genommen und waren zur Vermählung angereist. Zufrieden wirkte der Ausdruck des Bauers ob der Wahl seines Sohnes.. pachtete der doch einen Hof auf dem Grund des Herren und schien doch noch zur Vernunft zu kommen. Die Mutter des Bräutigams, die ihre künftige Schwiegertochter am Vorabend bereits kennengelernt hatte, wirkte nicht weniger glücklich. Hatte doch der Zustand der Hütte und die arbeitsame fleißige Art der jungen Frau einen positiven Eindruck hinterlassen. Sie schien halbwegs fähig, einen Haushalt zu führen und den Rest würde sie ihr schon mit der Zeit beibringen. Allein der alte Jäger schien keine Scheu zu kennen. Unbeschwert und gewandt bewegte er sich in den fremden Gefilden und hatte den Abend zuvor in Gesellschaft seines Enkels, des alten Adams und Tanija weidlich genossen.



Dann war es soweit. Knarrend öffneten sich die großen Flügeltüren, die in jenen Bereich des Hauses führten, die nicht der Öffentlichkeit zugängig waren. Der erste, der den Raum betrat war Ismael in seiner fremdländischen Tracht. Prachtvoll war er anzuschauen, der Wüstensohn. Das lange nachtschwarze Haar schimmerte wie schwarzer Samt. Es war sorgsam zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die mit Perlen und kunstvollen Ringen aus Elfenbein geschnitzt worden waren. Ein sandfarbens Hemd, dessen Schnürungen weit gehalten waren, steckte in der gleichfarbigen Pluderhose, die sich munter um seine kräftigen Beine bauschte. Die breite Schärpe, die sich um seine Hüften wand, diente als Halt für den scharf geschliffenenen Krummsäbel, mit dem der Beduine nur zu gut umzugehen vermochte. Am beeindruckensten jedoch war der schwere Turban aus cremefarbenem Wollstoff, der um sein hoch erhobenes Haupt gewickelt war.



Flankiert von zwei prächtigen schwarzen Wölfen, die wesentlich größer als jene im Elwynnwald waren, trat der bärtige Mann gemessen in den Saal hinein. Auf ein lautloses Zeichen hin nahmen die beiden Raubtiere, die alles andere als Schoßtierchen waren ihren Platz rechts und links neben dem Hausaltar ein. Jetzt erst erschienen Herr und Herrin in ihren schlichten , doch edlen Gewändern. Er in blauweißer Rüstung.. die blonden Haare leicht gewellt offen über den Schultern und sie in farblich passender Robe, die ihren nun wieder zierlich schlanken Körper bis zu den Füßen in weichen Falten umschmeichelte. Die prachtvollen Umhänge mit feinem Pelzbesatz waren mehr Zier als wärmende Kleidung, denn das gewaltige Feuer im großem Kamin und die versammelten Menschen hatten den Raum angenehm erwärmt. Der Gutsherr führte seinen Erstgeborenen an der Hand, der aufgeregt mit runden Kulleraugen und roten Wangen ehrfürchtig die Menschen und die Halle bestaunte. Die beiden erst wenige Tage alten Säuglinge ruhten im Tragetuch am Körper der Mutter, die einen Arm schützend um ihre Mädchen gelegt hatte. Heute sollte niemand fehlen. Die Angestellten des Hauses bildeten das Gefolge, das sich als Gasse zum Eingang der Halle aufzustellen begann.



Tief verneigten sich die Männer, während die Frauen unbeholfen knicksten. Auch die Gäste musterten das Paar mit verhaltenen, doch respektvollen Blicken und nahmen die Hüte ab, wie es sich ziemte, ehe sie die Häupter neigten. Einzig der Großvater, den Bogen über der Schulter hob die Hand zum munterem Gruß. Ungezwungen war der alte Mann den beiden begegnet, hatte ohne Scheu seine Fragen kund getan. Sein Interesse für Haus und Hof, insbesondere aber dem Wald und dem Moor war ungebrochen und die Aussicht, gemeinsam mit Enkel und Herr einen Streifzug in die Wälder zu unternehmen hatte seine Augen sichtlich glänzen lassen. Kaum hatten Linnard und Eleona ihre Plätze eingenommen, sie mit den Kindern ein wenig im Hintergrund bei den Frauen des Haushaltes, er vor dem Altar, öffneten sich eine Seitentür und der Bräutigam betrat den Raum.

Seine Nervosität war nicht zu übersehen. Doch versuchte er es zu überspielen, als er mit wackligen Knien nach vorn trat. Gekleidet in prachtvolles Grün des Waidmannes.. die silbernen Schnallen auf Hochglanz poliert trug auch er den schweren Jagdbogen über der Schulter, der Zeichen seines Standes war. Am Gurt hingegen prangten Horn und Jagdmesser. Der neue halblange Überwurf zeigte das Wappen seines neuen Herren und bauschte sich um die kräftige Gestalt. Das dicke schwarze Haar war ordentlich frisiert und zum Zopf geflochten. Ein Tannengrünes Barett mit einer schillernden Fasanenfeder krönte das Haupt, das er tief durchatmend vor Linnard und seiner Dame neigte.

Wohlwollend erwiderte das Paar den respektvollen Gruß . Über Eleonas Gesicht glitt ein Lächeln. Nervös sah der Jägersmann sich um und da kam sie auch schon. Mit strahlenden Augen schritt sie an der Seite des Altknechts durch die Gasse der Menschen, deren Blicke der jungen Frau auf ihrem Wege folgten. Der alte Adam hatte es übernommen, Tanija zum Altar zu führen, lebten doch ihre Eltern nicht mehr. Mit der Würde des Alters bewegte er sich mit stolz erhobenem Haupt einher, um seine Aufgabe zu erfüllen. „ Sorge gut für sie, Sohn...“ erklangen die zeremoniellen Worte, als er Tanija ihrem Bräutigam übergab und seinen Platz neben der Herrin einnahm.

Diese strahlte ihren Bräutigam an. Gekleidet in ein Kleid aus wunderbar weich gegerbtem Rehleder, das in weichen Falten ihre gebräunten Gliedmaßen umspielte, trat sie an seine Seite. Das Jagdmesser am aus dünnen Lederriemen geflochtenem Gürtel war Zierde der künftigen Jägersfrau. Ihr tiefbraunes Haar floß dick und glänzend frei den Rücken hinab und wurde nur von einem schmalem Lederriemen an der Stirn zurück gehalten. Als seine Finger die ihren fest umschlossen, spürte er, wie sehr sie zitterte. Ein tiefer, doch verborgener Atemzug straffte die Gestalt der jungen Frau, die ihren Kopf nun hoch erhob. Voller Stolz und sehr bewusst hatte sie den Weg vor den Altar zurück gelegt. Und nicht alle Blicke, die ihr folgten, waren wohlwollender Natur.

Da erklang auch schon die sonore Stimme des Herren, der nun seine kurze, doch feierliche Ansprache begann. Wohl gesetzt flossen ihm die Worte über die Lippen und doch kamen sie aus ehrlichem Herzen. Die rituellen Formeln folgten den alten Traditionen, die trotz anderer Herkunft des Paares hoch geachtet waren. Er sprach vom Garten, den sie nun gemeinsam bestellen würden.. vom Licht und dem Leben im Einklang mit der Natur, vom Friede in ihrem Hause und dem Nachbarn. Ergriffen lauschte das Brautpaar den Worten des blonden Mannes, auf dem nun die Augen aller ruhten. Und so mancher schnäuzte sich ergriffen dezent. Nur Gerda klang wie ein Feuerwerk an Explosionen in einem Gnomensprengstofflager. Doch tat das der Feierlichkeit der Zeremonie keinen Abbruch. Gerda war eben Gerda.

Ruhig und sicher sprachen sie ihr Ehegelübde, wiederholten die Worte des Herren sich fest an den Händen haltend. Nun bebte keine Stimme mehr, kein Zaudern und kein Zagen brach den Zauber des Augenblickes. Feierlich wurden die Ringe getauscht, schlichte silberne Reifen, die Linnard als Symbol des Lebensbundes segnete. Und endlich erklang der Segen, der sie zu Mann und Frau erklärte, besiegelt von innigen Kuss, in dem die beiden jungen Menschen nun versanken.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, bis die ersten Gratulationen und Jubelrufe die Stille durchbrachen. Die ersten, die dem frisch vermähltem Paar ihre Glückwünsche aussprachen, waren die Herrschaften selbst. Feierlich überreichte der Gutsherr seinem Wildhüter einen Dolch mit meisterhafter Klinge. Tanjia hingegen durfte ein Zicklein als Grundstock und Symbol für die ersehnte eigene Ziegenherde entgegen nehmen. Ihnen folgten Gerda und Adam, Gerda mit ihren Töchtern im Schlepptau, Adam mit Frau und Sohn.. danach reihten sich die übrigen Gäste in die Schar der Gratulanten ein. Mit Truthahn, Wildschwein am Spieß, frischem Sprossenbier und Süßigkeiten begann das Fest, das von Herrschaft und Dienstboten gemeinsam gefeiert wurde. Erst spät am Abend zog sich das junge Paar unter Scherzen und Lachen zur Hochzeitsnacht in ihre Hütte zurück. Schon bald würden sie auf den neuen Pachthof übersiedeln. Mit dem neuem Jahr begann auch ihr neues gemeinsames Leben.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:08 pm

Ein blasser Sonnenstrahl durchbrach die graue Wolkendecke des trüben Wintertages zur Mittagsstunde, als eine junge Frau in tannengrünem Wollumhang aus der Türe trat. Das kastanienbraune Haar spitzte unter dem gestärktem Leinenhäubchen hervor, als sie den mittelgroßen Weidenkorb am Arm zurecht rückte. Misstrauisch warf sie einen Blick auf den Himmel. Hoffentlich regnete es nicht. Der Weg vom Magierviertel in die Altstadt war alles andere als kurz und dieser Botengang duldete keinen Aufschub. „ Eil dich! Wenn du zurück bist, kannst du die Laken noch bügeln!“ polterte die sonore Stimme der alten Wirtschafterin des Hauses Wolfenberg.. die dummerweise auch noch ihre Mutter war. Und mit der war selbst an normalen Tagen nicht gut Kirschen essen. Heute jedoch schien sie besonders unleidlich zu sein. Der Küchenjunge und der Stallbursche konnten bereits ein Lied davon singen. Die beiden Halbstarken hatten das Pech auf frischer Tat erwischt zu werden, als sie sich fröhlich ein paar warme Wecken zwischendurch vom noch heißem Blech stibietzen wollten. Der Stock blieb den beiden Jungen zwar erspart, denn Prügel duldete die Herrschaft nicht.. aber Gerda benötige diese Art von Sanktion nun wirklich nicht. Unter ihrem strengem Auge rutschten die beiden Übeltäter nun auf Knien über den Boden und scheuerten ihn eifrig. Ein Hauch von Schadenfreude huschte über das Gesicht der drallen Magd. Normalerweise war das nämlich ihre Aufgabe. Stattdessen dessen oblag ihr der Gang zum Anwesen des Hauses van Haven, um den Käse abzuliefern, den die Herrin der Regentin versprochen hatte. Ein letzter Blick zum Himmel , ein Zurechtrücken des bestickten Tuches über dem Korb und schon machte Trude sich auf den Weg. Am Anwesen angekommen, nahm sie den für Dienstboten üblichen Weg, um den Korb mit besten Grüßen der Herrschaften abzuliefern. Anbei eine Karte mit klaren sauberen Schriftzügen und ohne viel Geschnörkel und natürlich unter dem Tuch verborgen die feinen Käsesorten.

Das Licht mit Euch, Lady Aelendra

Auf diesem Wege noch einmal meinen herzlichen Dank für die Einladung zum Metabend und Eurem Auftritt zur Nacht der blauen Blume. Es war ein Genuss, Eurem Spiel und Gesang zu lauschen.
Wie versprochen erlaube ich mir, Euch auf diesem Wege die Kostproben unserer Käserei zukommen zu lassen. Es handelt sich um feinen Trüffelkäse, der mit Trauben und Wallnüssen eine ideale Bereicherung zu gutem Rotwein ist.. Desweiteren ein gut gereifter alter Bergkäse aus Kuhmilch und ein Weichkäse aus Ziegenmilch mit Wallnüssen verfeinert. In den beiden Gläsern sind kleine Handkäse aus Ziegenmilch eingelegt. Ich habe mich in Eurem Fall für eine sehr feurige Sorte mit Chilli und eine aromatische mit Wildkräutern entschieden.

Als kleine Aufmerksamkeit komplettiert eine Gänseleberpastete und ein kleiner Schinken aus Ziegenfleisch das kleine Präsent.
Ich wünsche Euch und Eurem Gatten viel Freude beim Verkosten.

Hochachtungsvoll, Lady Eleona.


Nach einem kleinem Schwätzchen unter Dienstboten macht sich die junge Magd nun auch schleunigst auf den Heimweg. Gerda ließ man unter garkeinen Umständen länger als nötig warten!
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:09 pm

Die schmale Gestalt verschwand fast hinter dem übergroßem Schreibtisch, der hier in der Taverne Einzug in das schlichte Mädchenzimmer gefunden hatte. Hinter ihr wartete ein unbenutztes Bett darauf, das sich seine Besitzerin zur Ruhe begeben würde. Die luftigen Vorhänge wehten sachte im kühlem Nachtwind, der durch das offene Fenster hinein wehte. Gleich neben dem Bett stand eine große Wiege aus feinem Apfelbaumholz. Das zarte Rankenmuster am Kopf – und Fußende verlieh dem prächtigem Möbelstück jene schlichte Schönheit, die die junge Wirtin der Taverne so liebte. Nachdenklich betrachtete sie ihr eigenes Konterfei, das sie gleich von mehreren Pergamenten ansah. Da schien jemand ihren Wert und ihre Bedeutung gewaltig zu überschätzen. Ein leises Murren erklang, als sie es seufzend unter einem Stapel Schriftstücken verschwinden ließ. „ Wenn das so weiter geht, kann ich damit bald die Wände tapezieren.“ murmelte Eleona leise. Was ging nur in diesen Leuten vor? Ein müdes Kopfschütteln sollte die Gedanken vertreiben, die wie Bienen unter dem goldblondem Haar summten. Sie war nicht so dumm, diese Angelegenheit zu unterschätzen. Vor allem die Sicherheit der Gäste war oberstes Gebot. Nicht auszudenken, wenn jemand wegen ihr verletzt werden würde. Der Besuch bei der Wache hatte heute ausfallen müssen. Zuviel war zu tun gewesen. Das würde morgen auf sie warten. Ein Blick galt dem Terminkalender. Eine arbeitsreiche Woche lag vor Eleona und ihrem Team. Einige Schweine und ein Ochse musste geschlachtet werden. Am Wochenende stand ein zweitägiges Turnier ins Haus. Viele hungrige Mäuler würden sie stopfen müssen. Doch auch jene , die eher auf Leckerein auswaren, sollten nicht zu kurz kommen. Sie hatte Unmengen an Sahne, Früchten und Kakaobohnen bestellt. Mit Glück lachte die Sonne. Eine gute Gelegenheit, ihre Eiskreationen den Gästen zu präsentieren. Sobald der Schlachter jedoch seine Arbeit getan hatte, musste es fleißig ans Wurstmachen gehen. Würste und Steaks, Fleischspieße, Frikadellen und was sich sonst leicht im Stehen verzehren lassen konnte, würde in Massen gebraucht werden. Ihre Gedanken glitten in die Kellerräume und Lager. Reichten die Mehlvorräte noch? Brot und Brötchen.. Kuchen und Pasteten würde sie Bergeweise backen müssen. Zeit, Gerda und ihre Töchter wieder auf den Plan zu rufen. Doch zuvor war der Tavernenabend zu gestalten. Kein Themenabend diesmal, doch auch hier musste alles vorbereitet werden. Die Spitze der Feder, mit der sie eine schier endlose Liste der nötigen Arbeiten und benötigten Waren notierte, hielt inne. Das romantische Dinner am Donnerstag durfte sie auf keinen Fall vergessen. Schon glitt die Hand mit der Feder zu einem weiterem Pergament. „ Blumen bestellen“ So verging Stunde um Stunde, während die Kerzen langsam herunter brannten und das fahle Mondlicht durch das Fenster fiel. Stunden später sahen die Sterne die junge Frau den Kopf auf die Arme gelegt über ihren Papieren schlafen.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:09 pm

Die Herolde und Ausrufer pfiffen es seid Tagen von den Dächern der stolzen Stadt. Der König hatte ein allianzweites Turnier ausgerufen. Aus allen Ecken des Reiches waren sie zusammen gekommen, die stolzen Recken , um ihr Wappen und ihr Banner zu verteidigen. Es gab kaum jemanden, den dieses Spektakel ungerührt ließ. Markstände wurden aufgebaut und Waren in rauen Mengen geordert. Und auch die Taverne im Magierviertel hatte keine Zeit, in einen Tiefschlaf zu fallen. Der Schlachter hatte ganze Arbeit geleistet und was er nicht geliefert hatte, war den Jägern vor die Bögen gelaufen. Die Kühlräume waren zum Bersten voll und auch die großen Fässer mit Met, Bier und Wein frisch gefüllt worden. Seid Tagen schon sah man die dicke Gerda im Morgengrauen ihre Töchter durch die Stadt scheuen. Es galt feine Würste zu machen , Schinken zu räuchern und Unmengen an Fleisch für feinste Pasteten kleinzuhaken. Berge von Mehl , Zucker, feinsten Kakaobohnen und Butter hatten sich im Keller der Taverne gestapelt. Zumindest bis sie von kundigen Händen zu Brot und Brötchen, Kuchen und Brezeln und knusprigen Fladenbroten verarbeitet worden waren. Körbeweise stapelten sich die frischen Backwaren im Keller der Taverne. Lange Ketten von kleinen und großen Würsten und deftigen Schinken.. runde Käselaiber und lange Stangen mit geräucherten Aalen füllten den Raum gänzlich. Eine Tür weiter stapelten sich Konfekt, Zuckerwerk und Bonbonstangen, wurden feinste Pralinen in Schachteln verpackt. Keksdosen und Tüten voller Zuckerdrops und Sauerlollys, voller Toffees und Schokolade. Und noch immer war kein Ende abzusehen. Schon im Morgengrauen nahm das geschäftige Treíben seinen erneuten Lauf. Beschwingt stand die alte Frau am Hauklotz und führte das Fleischerbeil mit unermüdlicher Energie, um Rind und Schwein feine Kotteletts und Steaks zurecht zu hauen und zu schneiden. Ihre beiden Töchter hockten über einer Wanne mit geschlachteten Hühnern und rupften, das die Federn nur so flogen. Bis zum Nachmittag musste ein jedes davon gut gewürzt auf den Spießen gelandet sein. In der Küche selbst duftete es nach Törtchen und kleinen Kuchen, die in regelmäßiger Reihenfolge aus dem Ofen kamen und gut verpackt in großen Weidenkörben landeten. Melinu und die junge Wirtin schwitzten Blut und Wasser, um sahniges Eis in vielen Sorten herzustellen und in frostigen Behältern transportfähig zu verpacken. Nerin, das blonde Mädchen, das Eleona zum Verwechseln ähnlich war, hatte es übernommen, sich um die nötigen Servietten und das Geschirr zu kümmern, das an diesem Wochenende benötigt werden würde. Die beiden Elfen, eigentlich als Sicherheitskräfte angeheuert, schufteten im Schweiße ihres Angesichts, um die schweren Fässer und Krüge mit kostbarem Wein auf den Hinterhof zu tragen. Einmal mehr wurden die Bewohner des Magierviertels aus dem Schlaf gerissen, als die Fuhrwerke in die Gasse zur Taverne einbogen. Stöhnend und schnaufend begannen die Männer, die schweren Lasten zu verladen. Als die Glocken der Kathedrale zum Morgengebet riefen, rumpelten die Fuhrwerke bereits durch die Stadt. Ehe der Einmarsch der Ritter und Knappen begann, musste alles fertig sein. Es würde ein hartes Wochenende werden. Nicht nur für die wackeren Kämpfer unter der Flagge der Allianz.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:09 pm

Tiefe Nacht lag über der Menschenstadt, die nach zwei aufregenden Tagen endlich zur Ruhe gekommen war. Längst schon waren die Lichter hinter den Fenstern erloschen, als auch das letzte Fenster der Taverne in die Finsternis eintauchte. Der Mond, dessen Licht sich seinen Weg durch das geschlossene Fenster suchte fand die junge Wirtin in ihrem Bett. Sie verschwand nahezu in den weichen Kissen. Doch noch floh ihr der Schlaf. Vor dem inneren Auge der blutjungen Frau zogen die Bilder der letzten Tage und Stunden noch einmal vorbei., hörte sie das Klirren der Waffen und das Scheppern der Rüstungen noch in ihren Ohren. Das goldblonde Haar hatte das Kopfkissen gleich einem filigranem Schleier überzogen. Zu Tode erschöpft war sie ins Bett gefallen, als die letzten Gäste die Taverne verlassen hatte. Kaum das sie nach den anstrengenden Stunden auf dem Platz daheim angekommen war, hatte es nicht lange gedauert, bis sich die Plätze vor und später im warmen Schankraum wieder gefüllt hatten. Und obwohl ihre Bewegungen schwerfälliger waren als sonst, sich die Strapazen der vergangenenen Woche ihre Spuren im blassem Gesicht hinterlassen hatten, sorgte das Adrenalin in ihren Adern dafür, das auch der letzte Hungrige und Durstige versorgt worden war. Nun aber, während sie langsam zur Ruhe kam, spürte sie jeden einzelnen Knochen im Leib. Knochen, von deren Existenz sie bislang nicht einmal geahnt hatte. Langsam glitt die Hand auf den gewölbten Bauch. Ein zartes Lächeln erhellte das Mädchengesicht. Es waren arbeitsreiche Tage und Stunden gewesen. Doch jede einzelne davon hatte sich gelohnt. Doch nach dem Fest war bekanntlich vor dem Fest. Ihre Gedanken waren bereits mit der Planung der nächsten anstehenden Aufträge und Feste beschäftigt, als ein leiser Seufzer ihren Lippen entfloh. Schwer sanken die Lider über den blauen Augen hinab, als sie endlich ins Reich der Träume hinabzugleiten begann. Das Lächeln auf ihrem Gesicht jedoch verlor sich in dieser Nacht nicht.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:09 pm

Bewundernd strich Eleona über das edle Holz der schweren Barrique- Fässer, die nach Wochen ersehnter Erwartung ihren Platz im Weinkeller der Taverne gefunden hatten. Ja, es war ein gutes Geschäft gewesen, die komplette Partie aufzukaufen. Wohlhabende Kundschaft schätzte einen edlen Tropfen für ihre heiligen Kehlen sehr. Der Weinhändler verstand sein Geschäft. Doch sie hatte nichts anderes erwartet. Alleine die Art, wie der ältere Herr ihr die Weinprobe dargeboten hatte, hatte der jungen Frau mehr als seine Worte gezeigt, wie sehr er schätzte, was er tat. Fast einer heiligen Zeremomie gleich hatte er den tiefroten Wein dekantiert und in die Kelche fließen lassen. Jeden Tropfen des edlen Getränkes mit hoher Achtung behandelnd, gleich dem kostbarstem Gut, das er besaß. Das sie damit nicht soweit falsch lag, war der Wirtin völlig klar. Edle Weine in diesen Dimensionen warten mehr als ein Getränk am Tavernenabend. Sie waren in aller erster Linie eine Wertanlage, die unter Kennern heiß geschätzt und teuer gezahlt wurde. Diese Lieferung war jedes Goldstück wert, das sie dafür gezahlt hatte. Ein Lächeln huschte über das schmale Gesicht, als sie im Schein der Fackel ihren Keller inspizierte. Die Flaschen mit dem seltenem sonnengeküssten Wein, der schwere Portwein aus Silbermond und Sturmwind.. der leichte Nordhainer Weißwein mit seinem silbernem Schimmer, der gut gereifte Wein aus Dalaran, der sich bei vielen großer Beliebtheit erfreute, das einzelne unscheinbare Fass mit dem Siegel der Familie Ashwin und vieles mehr fand sich unter dem steinernem Boden der Taverne. Einen Raum weiter lagerten Bier und Met, Branntwein, Rum und Whiskey in vielen edlen Sorgen. Sie hatte es geschafft, einen soliden Grundstock aufzubauen, der im Laufe der nächsten Jahre noch an Wert gewinnen würde. Längst nicht alles landete in den Kehlen und auf den Tischen der Gäste. Im hinterem Bereich hatte sie die Schätze sorgsam gelagert, die dort noch Jahre verbringen sollten, ehe sie ihrer Bestimmung zugeführt werden würden. Gerade neunzehn Jahre alt dachte sie wesentlich weiter als nur an den heutigen Tag. Eleona war sich sehr bewusst, das sie noch ganz am Anfang stand. Und vieles hatte sie noch vor. Noch einmal fuhr sie ehrfürchtig über die Oberfläche der Dauben, ehe sie langsam die steinernen Stufen zur Küche emporstieg.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:10 pm

" Sie haben ihn einfach.. gefre...." Stemmte die dicke Gerda die Hände in die Hüften und setzte zu einer ihrer gefürchteten Schimpftiraden an, ehe sie ein Handwink der jungen Wirtin unterbrach. Ein Blick in Eleonas Gesicht brachte die Alte zum Schweigen. " Schluß jetzt. Die Gäste hatten Hunger und der Braten war das einzige, was einem gefühltem Schwein nahekam." unterbrach sie die aufgebrachte Frau. " Ja aber ... aber.. was essen die Gäste morgen beim Frühstück? Und der Hafenmeister! Er wird mich mit Schimpf und Schande über den Pier jagen.." lamentierte Gerda mit leidensgeprüfter Miene. " Das kann wohl sein. Es sei denn, du hörst endlich auf, zu jammern und holst zwei Schweinekeulen aus dem Kühlhaus. Die Glocke hat gerade zur Morgenmesse gerufen. Das ist genug Zeit, das Frühstück für die Herrschaften vorzubereiten und dem Hafenmeister einen neuen Krustenbraten zuzubereiten. " erklärte Eleona kurzerhand. " Wenn du allerdings noch zwei Stunden brauchst, wird es knapp." Sie selbst hatte die Ärmel bis zu den Ellenbogen im Teig versenkt, der in der nächsten Stunde zu frischen Brötchen verarbeitet werden sollte. Missmutig setzte sich die ehemalige Bäuerin, die in der Stadt ein besseres Auskommen gesucht hatte in Bewegung und riß die Hintertür auf. " Lieseeeeeeeeeee! Trudeeeee! Setzt Eure Hintern in Bewegung." scheuchte sie ihre verschlafenen Töchter auf, die gehofft hatten, sich noch ein Stündchen dösend in eine Ecke verkrümeln zu können. " Du putzt den Schankraum und das mir ja kein Stäubchen mehr zu finden ist!" herrschte Gerda die arme Liese an. " Und du..." der dicke Zeigefinger deutete auf Trude, die hinter dem Rücken ihrer Schwester dem Blick der Mutter zu entkommen versuchte. " Du machst dich über die Wäsche her! Und wehe ich finde Falten in den Bezügen. Seht zu, das ihr aus den Latschen kommt oder ich schicke euch ......." Die beiden Mädchen spritzten auseinander und überschlugen sich ins Haus zu kommen. Das sie dort an Eleona vorbei mussten, erschien ihnen als das kleinere Übel. Zumindest bis sie die Berge an Gemüse bemerkten, die zum Putzen bereit gestellt worden waren.



Wie konnte ein einzelner Mann in nur wenigen Monaten ein solches Chaos veranstalten? Nicht, das Eleona das nicht längst bemerkt hätte, wurden doch die Zimmer täglich geputzt. Unter normalen Umständen waren die persönlichen Sachen der Gäste nichts , das sie oder die Mädchen näher zu interessieren hatte. Doch bei Herren Luchszam war so ziemlich wenig in die Kategorie " normaler Umstand" einzuordnen. Am Anfang hatte sie es für die übliche leichte Verrücktheit gehalten, die man bei allen seiner Berufsgruppe fand. Immerhin war Herr Silivren in vielen Dingen nicht viel besser. Hier jedoch lagen die Dinge noch einmal sehr viel anders. Der Besuch dieses weißgekleideten älteren Herren und die Ereignisse der letzten Tage gingen ihr nicht aus dem Kopf. Zuviel trug hier einen faden Beigeschmack und hatte die junge Frau extrem misstrauisch werden lassen. Mit Erleichterung hatte sie am Abend zuvor festgestellt, das Lady Dyrana ihre Worte nicht als bloße Erscheinung einer übersteigerten Phantasie abtat, wie es wohl viele andere getan hätten. Immerhin war es ihr gelungen, etwas Zeit zu gewinnen, um sich zu überlegen, was zu tun war. Sie hatte den Herren gebeten, am nächsten Tag daheim zu bleiben und er war ihrer Bitte nachgekommen. So fand sie sich zum versprochenem gemeinsamen Frühstück ein, um sich anschließend mit Unmemgen an leeren Mappen, Kisten und anderen der Ordnung hilfreichen Untensilien bei ihm einzufinden. Irgendwie ahnte sie, das es länger als einen Tag brauchen würde, Ordnung in das Chaos zu bringen, das alleine auf dem Schreibtisch des Archäologen entstanden war und eine Menge an Kraft und Nerven brauchen würde.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:10 pm

Wieder einmal fand der Mond Eleona wach am Fenster stehend vor. Sie stand vor dem weit geöffneten Fenster und hatte die Arme fest um sich geschlungen. Der kühle Nachtwind fuhr ihr ins Gesicht und spielte mit den Strähnen des goldblonden Haares, das ihr lose über den Rücken fiel. Wieder und wieder liefen die Bilder des vergangenen Abends vor ihren Augen ab. Wieder tauchen Fragen über Fragen aus ihrem Bewusstsein auf, nur um in dessen Tiefen unbeantwortet hinab zu gleiten. Wütend war sie noch immer. Mit blitzenden Augen sah sie in die Dunkelheit. Wie konnte eine so unbeherrschte und unberechebare Person sich Wache schimpfen? Und auch noch mit Wappen bewaffnet draussen heraum laufen? Wie konnte sich ein Mitglied eines solchen Regiments heraus nehmen,über Recht und Gesetz zu stehen? Ja selbst die elementarsten Grundlagen des menschlichen Umganges und des Repsektes missachten zu können? Welch zwiespältige Moral tat sich auf, wenn ein Vorgesetzter nicht in der Lage war, seine Leute zu zügeln, nur weil er Privatkleidung trug, gleichzeitig aber unbescholtene Privatpersonen aufgrund der geistigen Umnachtung seiner durchgedrehten Untergebenen festzunehmen gedachte? Wütend flog die Haarbrüste aus ihrer Hand in die nächste Ecke und krachte gegen den Schrank. Wütend schossen die sonst so sanften Augen Blitze in die Nacht hinaus. Als der Morgen graute, fand er die junge Frau noch immer am gleichen Ort. Entschlossen straffte sie die schmalen Schultern. Es wurde Zeit zu handeln. Eine Stunde später trat sie akurat zurecht gemacht und gekleidet aus ihrem Zimmer hinaus , um das Tagwerk zu beginnen, in der Hand einen Brief, an das Königliche Wachregiment adressiert.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:10 pm

Seltsame Ereignisse nahmen in der Nacht ihren Lauf. Während sonst in tiefster Dunkelheit irgendwann auch das letzte Licht erloschen war, huschte heute das Flackern einer Kerze von Fenster zu Fenster. Klamm heimlich, still und leise tat sich etwas in den Räumen. Als am Morgen die Sonne durch die Vorhänge hinein luggte und die Gäste aus dem Land der Träume erweckte, bot sich ihnen ein seltsames Bild. In jedem Zimmer stand auf dem Tisch ein kleiner Weidenkorb, der mit frischem grünem Moos gefüllt war. Darin lagen einige kleine hübsch anmutende Schokoladeneier und Süßigkeiten im weichen Bett. Zwei weitere erwiesen sich als gekochte Hühnereier, deren weiße Schale in zarten Tönen eingefärbt worden war. Eins zeigte ein helles Grün, das andere ein zartes Violett. Eine kleine Pflanze mit hübschen Blüten und einige grüne Zweige hatten den Frühling in die Zimmer getragen. In der Mitte jedoch hatte es sich ein unschuldiger Hase aus weißer Schokolade und Knopfaugen aus getrockneten Trauben gemütlich gemacht.

Und aus der Küche stiegen die süßen Düfte des frischen Backwerkes errauf. Heute würde es Hefezöpfe und Kränze geben, die bereits in den Körben auf hungrige Gäste warteten. Ein liebevoll gedeckter Tisch , geschmückt mit fröhlichen Blumen, Zweigen , bunten Eiern, schimmernden Kerzen und hübschen Servietten lud zum Frühstück ein.

Das Nobelgartenfest hatte in die Taverne Einzug gehalten.
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Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:11 pm

Bereits früh im Morgengrauen herrschte hektische Betriebsamkeit in den Räumen der Taverne. Bereits in den vergangenen Tagen waren Erdbeeren und Spargel gleich körbeweise angeliefert worden. Frische Frühlingsblumen und blühende Kirschbaumzweige standen in großen Kübeln mit Wasser. Sogar einige große Kübel mit kleinen blühenden Bäumchen standen bereit. Später würden sie den Schankraum der Taverne in eine grünende blühende Oase verwandeln. Die sonst einfachen weißen Kerzen waren aus den Ständern und Halterungen genommen worden. Zart grüne und fliederfarbene Kerzen aus Bienenwachs lagen bereits im Schankraum bereit, um den Raum am Abend in schimmerndes Licht zu tauchen. Das Nobelgartenessen und die Modenschau warfen ihre Schatten voraus. So scheuchte eine brummlige Gerda ihre beiden Töchter hinauf in die beiden Räumen, die Miss Mandred zum Umziehen und Herrichten der jeweiligen Modelle zur Verfügung gestellt werden würden. " Das ich ja kein Stäubchen finde!" fauchte sie die arme Liese an.

Das große Putzen und Reinemachen begann. Fenster wurden weit geöffnet , um frische Luft in die Zimmer zu lassen. Die Tische und Böden wurden heute nicht nur gescheuert, sondern mit einem spezillem Öl eingerieben, der ihnen einen matten Glanz verlieh.
Während Liese sich mit Putzeimer und Lappen bewaffnete und sich in die Schlacht um die Sauberkeit der Zimmer stürzte, nahm sich Gerda selbst den Schankraum vor. Trude sah man längst die Fensterscheiben auf Hochglanz wienern.

Aus der Küche erklang ein dumpfes Geräusch im gleichmäßigem Takt. Wieder und wieder ging das Fleischbeil nieder, um aus den großen Fleischstücken, die in einem Kübel neben dem Hauklotz lagen, schöne große Steaks zu formen. Wie immer stand die junge Wirtin selbst vor dem wuchtigem Küchenmöbel, dessen Oberfläche die Spuren zahlreicher früherer Schläge trug. Die gleichförmigen Bewegungen ließen ihren Gedanken freien Lauf.Zuvieles war in den letzten Tagen geschehen und auf sie niedergeprasselt. Sie summten wie Bienen in ihrem Kopf. Doch Unachtsamkeit konnte hier verheerende Folgen haben. Ein unaufmerksamer Griff brachte die Finger nur allzuschnell in Gefahr, von der scharfen Schneide des schweren Küchenbeils erwischt zu werden. Das aber hätte ihr nun wirklich noch gefehlt. Ein letzter Zielgerichteter Schlag und sie legte das Beil aus der Hand, um Gerda den Platz am Hauklotz zu lassen.
Eleona wusste, das sie sich auf die alte Frau verlassen konnte, so herrisch und mürrisch diese auch war.

Stattdessen wandte sich die blonde Frau den zahlreichen Körben mit Spargel, Erdbeeren und Kräutern zu. Das Messer, nach dem sie griff , war kleiner, doch ebenso scharf wie das Küchenbeil. Während Gerda noch im Schankraum beschäftigt war, begann sie den Spargel zu schälen, Erdbeeren zu putzen und von frischen Kräutern die zarten Blüten abzuzupfen.

Der Gast eines noch nicht lange zurück liegenden Abendessens ein gesuchter Verbrecher. Die Dame wusste doch davon nichts? Der Steckbrief auf Lady von Wolfenberg.. die drohende Gefahr für einen der Hausgäste und wahrscheinlich auch sie selbst und die Taverne.. die seltsamen Worte der Dame der Faust über einen Herren, den sie nur vom Briefwege kannte, all das vermischte sich in ihren Gedanken zu einer unguten Suppe. Seufzend hielt Eleona für einen Moment inne und schloß die Augen, um tief durchzuatmen . Als sich die Lider wieder hoben, musterte sie das Messer in ihrer Hand. Kämpfen zu lernen hatte sie versprochen, sobald das Kind auf die Welt gekommen war. Doch auch hier stritten sich die Geister.

Eleona atmete tief durch. Sie hatte es versprochen und sie würde ihr Versprechen halten, so absurd ihr der Gedanke, je eine Waffe gegen einen Menschen zu richten auch war. Doch der Satz, das auch ihr Kind einmal in Gefahr geraten konnte, war auf fruchtbaren Boden gefallen. Energisch reckte die Wirtin das Kinn. Kämpfen lernen soweit so gut. Doch wenn, dann richtig. Halbwissen konnte gefährlich werden. Nun aber tat sie besser daran, alle Gedanken, die nicht mit dem heutigem Abend zusammenhingen , in den hintersten Winkel des blonden Schopfes zu verbannen, so schwer es auch war. In diesem Moment zahlte sich einmal mehr die harte Schule des Lebens aus, durch die sie gegangen war. Mit eiserner Disziplin rief sich Eleona zur Ordnung und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Zutaten, die in den nächsten Stunden zu einem köstlichem Menü zu verarbeiten waren. Eins nach dem anderen.
Die nächsten Stunden wurde geschält und geputzt. Der Herd dampfte aus allen Rohren. Und die lieblichen Düfte der Speisen drangen bis weit in die Gassen des Magierviertels hinaus.

Im Schankraum selbst wurden die Tische eingedeckt und mit den bereitstehenden Blumen und Zweigen geschmückt. Das edle Geschirr schimmerte im einfallendem Licht. Als die Nachmittagssonne am Horizont verschwand, erstrahle die Taverne in frischem Glanz des Frühlings.

Nun wurde es Zeit, sich selbst für den Abend herzurichten und die Spuren der letzten Tage und Nächte aus dem Anlitz zu tilgen.
Mit dem achtem Glockenschlag am Abend würden die Gäste in das Gasthaus strömen und hatten das Recht darauf, das sie ihnen ihre volle Aufmerksamkeit widmete. Als es soweit war, das sie sich in den Schankraum begab, fand sich kaum noch ein Zeichen des Sturmes in ihren Zügen wieder, der in der jungen Frau seine Gewalten entfesselt hatte.
Seltsame Tage lagen hinter der jungen Wirtin, als sich die Nacht wie eh und je über die Stadt und die Taverne legte. Wieder einmal fand die Schwärze die blonde Frau schlaflos an ihrem Schreibtisch vor. Den Kopf gebeugt saß sie über den Büchern. Eine Tätigkeit, die sie sonst eher mit Ruhe erfüllte, war doch der Ablauf und die Beschäftigung mit dem unvermeidlichen Schriftverkehr und Rechnungen ein ewig gleicher Vorgang. Doch was sich bereits beim Vorbereiten des letzten Tavernenabends angedeutet hatte, war nur in ein neues Stadium eingetreten. Müde legte sie die Feder aus der Hand und ließ den Blick schweifen. Neben ihr brannte die kleine Flamme einer Kerze und erfüllte die nähere Umgebung mit einem schwachem Licht. Die Glut im Kamin und das Licht, das Mond und Sterne durch das Fenster hinein fallen ließen, reichten aus, um einigermaßen sehen zu können. Das Fensterkreuz warf einen schwachen Schatten auf die Dielen. Bis auf ein gelegentliches Knacken und die leisen Atemzüge seiner Bewohnerin lag das Zimmer in tiefer Stille. Gedanken.. Nachdenken.. noch mehr Gedanken. Fragen über Fragen stiegen aus der Tiefe ihres Seins hinaus, zogen Streiflichtern gleich an ihr vorbei um ohne Antwort wieder hinab zu steigen. „ Der Gedanke ist völlig absurd..es gibt Menschen, die sind zum Kämpfen geboren.. andere sind es nicht.“ „ Eine gute Hausfrau und Mutter bleibt zu Hause und begibt sich erst gar nicht in Gefahr. Und überlässt ihren Schutz Leuten, die etwas davon verstehen..“ „ Wer dient dem Licht besser? Ein Bruder des Glaubens oder ein König?“ Langsam erhob sie sich und trat an das Fenster heran. Weit ging der Blick in die Dunkelheit der Nacht hinaus. Was ging nur vor in dieser Stadt? Sorgenschwer seufzte sie, Die Szenen und Bilder, die vielen Gespräche wollten sich nicht vertreiben lassen. Eben sowenig wie das ungute Gefühl, das sie bei einigen empfand. Eleona schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zur Ordnung zu rufen. Doch in der Stille der Nacht gingen sie ihre eigenen Wege, wurden nicht durch die Hektik des Tages abgelenkt. Die Reise Konogars zu diesem Zeitpunkt beunruhigte sie ebenso sehr wie die Ereignisse, die aus dem Steckbrief auf ihrem Schreibtisch resultierten. Sie musterte die Züge der Dame darauf. Hoffentlich hatte ihre Nachricht den Empfänger noch erreicht. Seufzend rieb sie sich die Schläfen. Und hoffentlich ging es ihm gut. Für einen Moment schloss Eleona die Augen und atmete tief durch. Energisch reckte sie das schmale Kinn und legte die Hand auf den gewölbten Leib. Ein absurder Gedanke? Keineswegs. Schon immer hatte sie kämpfen müssen. Auf ihre ganz eigene Weise. Sie hatte von klein auf gekämpft, um die Jahre unter der Herrschaft eines grausamen Herren zu überleben. In klirrend kalten Winternächten hatte sie sich Schritt für Schritt von Westfall durch den finsteren Wald gekämpft, nachdem sie ihm entflohen war. Ein Mädchen, kaum älter als 13 Jahre. Jedes Wolfsgeheul hatte sie zusammenzucken lassen. Jedes Knacken eines vor Frost springenden Zweiges hatte ihr Herz zum Rasen gebracht. Doch weit mehr als den Wald und seine Gefahren hatte sie die Menschen gefürchtet. Bei Tieren wusste man immer voran man war, wenn man ihnen respektvoll und achtsam begegnete und ihre Signale beachtete. Sie kannten keine Lüge..keinen Betrug. Menschen waren da anders. Wer aber log? Und wer sprach die Wahrheit? Nicht immer waren die Unterschiede leicht zu erkennen. Es hatte seine Gründe, warum es nur wenige gab, denen Eleona vertraute. Ehe ihre Gedanken allzu sehr abschweifen konnten, kehrten sie zurück. Halb verhungert und erfroren hatte sie sich durch die Stadt gekämpft, den warmen Stuben hinter den Fenster kaum einen Blick gegönnt. Dort war nie ihr Platz gewesen. Wie verlockend war so manches Mal die Stille und der Friede, den die Kälte versprach. Wie wohlig war der Gedanke an Schlaf ihr erschienen. Nur ein paar Minuten. Kein Erwachen wäre ihm gefolgt. Sie hatte weiter gekämpft, um ihm nicht nachzugeben. Hatte sich durch eine Ausbildung gekämpft, von der sie jede einzelne Minute gehasst hatte. Ohne das sie wusste, warum. Und es hatte sich gelohnt. Sie hatte Menschen und Kinder anderer Völker getroffen, die gut zu ihr gewesen waren. Denen sie mehr verdankte, als sie jemals zurück geben konnte.
Der Fluss der Gedanken wurde jäh unterbrochen, als eine schwache, kaum merkbare Regung unter ihrem Herzen erwachte. Ganz zart nur, noch kaum zu spüren fühlte Eleona zum ersten Mal das neue Leben in sich. Ein zartes beseeltes Lächeln erblühte auf dem blassem Gesicht. Für lange Minuten lauschte sie still in sich hinein ohne sich auch nur einmal zu bewegen. Eine zierliche Staue , die sich vom schwach erhelltem Fenster in der Finsternis kaum abhob.
Als sie die Augen öffnete, war ihr Blick klar und weit. Nun hatte sie ein Versprechen gegeben. Ein Versprechen, das sie halten würde. Egal wieviel Schweiß und Blut es sie kostete. Versprochen, den Kampf mit anderen Waffen zu erlernen als jene, die ihr bislang zu eigen war. Und sie würde es lernen. Nicht den Schmerz , der unausweichlich war, fürchtete sie. Nicht die bleierne Schwere. Sie würden vergehen. Ihre Haltung richtete sich auf. Sie straffte die schmalen Schultern. Ja.. sie würde lernen.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:11 pm

Gerda.. du wirst Herrn Luchszam bis auf weiteres als Botin zur Verfügung stehen. Sei es, ob er nun einen Brief überbringen lassen möchte oder ein Buch aus der Bibliothek,“ wandte sich Eleona plötzlich der alten Frau zu. Der resoluten Gerda entgleisten doch glatt die Gesichtszüge. „ Was soll ich? Seh ich aus wie ein Botenjunge?“ schnaufte sie entrüstet in einer Lautstärke, das Trude erschrocken zusammen zuckte. Der Fakt alleine wäre nicht weiter erwähnenswert gewesen, wenn das Mädchen nicht gerade eine Schüssel voll Fischabfälle in den Händen gehalten hätte, die den klammen Fingern nun nachhaltig entglitt. Mit einem lautem Platsch landete die schleimige fischige Masse auf dem geschrubbtem Boden. Ängstlich duckte sich Trude und suchte das nächste Mauseloch, das sich leider als unerreichbar erwies, denn just in diesem Moment wandten sich ihr gleich beide Köpfe zu. Aus dem Mund ihrer jungen Dienstherrin erklang ein tiefes Seufzen. Gerda hingegen kam mit hochrotem Gesicht auf ihre Tochter zugestapft. „ Du nichtsnutziges Ding! Kannst du denn gar...“ setzte sie zu einer ihrer gefürchteten Schimpftiraden an. „ Das reicht....“ erklang hinter ihr jedoch eine leise Stimme. Doch mit einem derart seltsamen Unterton, das die Alte schlagartig verstummte. Die letzten Tage zehrten an den Nerven. Nicht nur, das Liese sich wie heuriger Hase benahm und hinter jedem etwas merkwürdigem Besucher einen Verbrecher vermutete, nein, auch der Wirtin ging man besser aus dem Weg. Die Eröffnung des Biergartens stand unmittelbar bevor, nachdem sie zuvor wegen einiger gravierender Schäden in der Küche hatte verschoben werden müssen. Zwar waren diese inzwischen behoben worden, doch verbessert hatte das Eleonas Laune nicht. Wer ahnte schon, was als nächstes kommen würde. „ Mach das sauber.“ wandte sich diese auch schon an Trude. „ Und anschließend machst du dich auf den Weg zum Markt. Die Einkaufsliste geb ich dir gleich.“ Trude bewegte sich hastig aus der Gefahrenzone und eilte, um Eimer und Putzlappen zu holen. Eleona aber wandte sich Gerda zu. „ Und du tust, was ich dir gesagt habe. Und sorg dafür, das niemand seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen. Insbesondere nicht in die Post anderer Leute.“ Schicksalsergeben rang Gerda die Hände. „ Ich mach ja schon.. ich mach ja schon.“ grollte sie missmutig und machte sich auf den Weg, um Konogar zu verkünden, wer ihm künftig bei seinen Verrichtungen zur Hand gehen würde. Eleona sah ihr einen Moment nach. Dann lächelte sie flüchtig. Wer sich an Gerda heran traute, um ihr Dinge zu entlocken, die nicht für seine Augen und Ohren bestimmt waren, musste schon sehr lebensmüde sein. Sie kannte die alte Frau und wusste, das sie sich bedingunglos auf sie verlassen konnte. Und Gerda war vieles, aber beileibe kein scheues Reh. Gerda aber stapfte die Treppe hinauf und klopfte in ihrer erfrischenden Art an die Tür des Gastes. Das das Blatt unter ihren zarten Händen ächzte und stöhnte, kümmerte die Alte dabei wenig.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:12 pm

Zwei wichtige Tage warfen ihre Schatten voraus. Bereits während der vergangenen Tage war so manches Kunstwerk und so manche Köstlichkeit in der Küche entstanden. Im Keller lagerten die Dosen mit Zuckerwerk und Pralinen für die Hochzeit. Zarte Whiskeyküsschen, Sahnige Karamellen, Kokoskonfekt.. Erdbeerpralinen und Nugatbissen warteten in den kühlen Räumen auf den großen Tag. Am Vortag der kulinarischen Reise jedoch war seltsame Fracht in die Taverne geliefert worden. Der aromatische Duft von Tannen- und Wacholderzweigen zog durch die Räume. Das frische dunkle Grün stapelte sich Körbeweise im Keller. Sogar kleine Bäumchen standen in Kübeln bereit.

Zarte Winterbisspflanzen und Zweige des robusten Golddorns gesellten sich nun am frühen Freitag morgen dazu. Schon bald würden sie die fein Gedeckten Tische zieren. Noch ehe die Hähne krähten sah man Liese den Boden und die Tische im Schankraum schrubben und scheuern als gäbe es kein Morgen mehr. In der Küche jedoch saß Gerda vor einem Kübel , in dem aus schmelzendem Eis die glänzenden Laiber von fangfrischen Forellen und Heringen lagen. Die geschickten Finger der alten Frau waren damit beschäftigt, unermüdlich die Fische zu säubern, zu putzen und zu filitieren, um die nun grätenfreie Stücke in neue Eisbehälter zu lagern. Zumindest den Hering verstaute sie dort, um ihn frisch zu halten. Die Forellen aber kamen in einen Kübel mit kaltem Wasser, das mit Zitronen, Salz , Pfeffer und Kräutern gewürzt worden war. Zwei Flaschen besten Weißweines ergänzten die Beize, in der der edle Fisch ziehen würde.
Eleona hingegen stand vor einem Fass und rieb ein Fleischstück nach dem anderen mit einer Würzmischung ein, deren genauen Zusammensetzung nur sie selbst kannte. Sobald eins völlig eingerieben war, kam es in das Fass in ein Bett aus Tannenzweigen und Wacholderbeeren. Liese sah mürrisch drein. Schlaftrunkend hockte sie auf einem Schemel und zupfte die zartesten Triebe der Tannenzweige ab. Es raschelte leise, als die hellen Spitzen in ein kleines Körbchen fielen. Die zartesten davon würden direkt in die Soße kommen. Wer hatte die Herrin bloß auf die dämliche Idee gebracht, Bäume kochen zu wollen?
Sehnsüchtig sah sie zum Herd, auf dem ein Kessel vor sich hin köchelte. Edler Rotwein , versetzt mit Zucker und Gewürzen zog hier auf kleiner Flamme durch. Sobald er einen leichten Hauch der zugesetzten Gewürze angenommen hatte und etwas abgekühlt war, würde aus ihm ein feines Gelee entstehen. Dampfschwaden zogen aus den offenen Fenstern weit auf die Straßen hinaus und trugen die süßen Düfte in das schlafende Magierviertel.

Als das letzte Fleischstück im Fass verschwunden war, beschwerte Eleona das Ganze mit einer sauberen Holzplatte und einem schwerem Stein. Erst später würde das Fleisch auf den Rost kommen und dort knusprig gebraten werden. Nun aber galt es, Brot und Brötchen, Brezeln und Hörnchen aus den säuerlichen aromatischen Teigen zu formen. Peinlich genau wusch sich die junge Frau die Hände und machte sich über die Teigtröge her. Unter ihren schmalen Fingern der Wirtin füllte sich Blech um Blech und wurde nach einer weiteren Gehzeit in den Herd geschoben. Schon bald wehte der Geruch des frischen Backwerkes durch das Gasthaus.

Als Trude Tische und Böden gescheuert hatte, begann sie auf einem davon das Frühstück für die Gäste des Hauses zu richten. Kannen mit Tee , heißer Milch und Kaffe wurden gebrüht. In kleinen Weidenkörbchen stapelten sich die noch warmen Brötchen und buttrigen Hörnchen. Für die Liebhaber der dunkleren Brotsorten kamen Scheiben eines kräftigen Roggenbrotes in ein zweites.
Platten mit Wurst und Käse, kleinen geräucherten Würstchen, Schinken und lockerem Rührei füllten den Raum zwischen den Tellern und Tassen. Butter, Marmeladen und würzige Pasten ergänzten das morgendliche Mahl. Ja selbst das eine oder andere Fischgericht, mal geräuchert, mal frisch gebacken war darauf zu finden.

Erst nach dem Frühstück der Hausbewohner würden kleine Tannenbäumchen, die zarten Pflanzen des Winterbisses und die stachligen Ranken des Golddorns den Schankraum mit ihrer schlichten Schönheit erfüllen. Die kleinen Bäumchen wurden wohl plaziert, um einen hübschen Blickfang zu schaffen. Die Tische jedoch wurden mit Gebinden der anderen Pflanzen geschmückt. Edles Geschirr für das abendliche Menü wurde noch einmal auf Hochglanz poliert. Nirgends durfte sich auch nur ein Stäubchen finden. Auf jeden Platz kam zum Zeichen der bevorstehenden Reise eine gestärkte Serviette in Form eines kleinen Schiffes, um die Gäste mit hinaus in die Welt zu nehmen.
Mochte es eine schöne Reise werden.

Lange erholen können würde sich die Mannschaft der Taverne nicht. Denn sobald ihr Schiff am Ende des Abends angelegt haben würde, stand der nächste Kurs bereits fest. Ziel: Die anstehende Hochzeit des glücklichen Paares.
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Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:12 pm

Der sorgsam vorbereitete Abend war vorbei. Doch seltsam still war es an diesem Abend in der Taverne geblieben. Nur ein Gast hatte sich eingefunden, sodass die Wirtin den Themenabend hatte ausfallen lassen. Eleona hatte nicht geahnt, wie wahr ihre Worte hatten werden sollen, die sie an Melinu und den einsamen Gast gerichtet hatte. „ Wenn um diese Zeit die Tavernen noch leer sind, ist irgendwo ein Feuer ausgebrochen oder sonst etwas passiert.“ Das Feuer war ausgebrochen, zu stark war der Zündstoff wohl gewesen. Ein Bote hatte die Nachricht am Abend gebracht. Viel Zeit zum Nachdenken war ihr an diesem Abend jedoch nicht geblieben, denn schon bald nahmen andere Dinge ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Dame vom edlem Geblüt, die einen sichtlichen Schock erlitten hatte und.. der Ausklang des Abends, als auch der letzte Gast gegangen war. Eine seltsam verträumte junge Frau war es, die an diesem Abend die Lichter um Schankraum verlöschen ließ und die Treppe hinauf stieg, um wenigstens noch etwas Ruhe zu finden. Auch der nächste Tag begann früh und brauchte ihre volle Konzentration. Doch daran mochte sie jetzt nicht denken. Leise schlüpfte sie in ihr Zimmer hinein und schlüpfte aus dem Kleid, das sie gewöhnlich an den Tavernenabenden trug. Im Hemd wusch sie des Tages Spuren fort, ehe sie in ein Nachtgewand schlüpfte und den Zopf löste. In weichen Wellen fiel das goldblonde Haar schwer den Rücken hinab. Wie so oft in solchen Nächten trat sie an das Fenster heran und öffnete es weit, um die kühle Nachtluft einzuatmen. Ungewöhnlich weich strahlten die blauen Augen im schmalem Gesicht. Lächelnd sah sie zum Sternenhimmel auf und legte eine Hand auf ihren Bauch. Die zärtliche Berührung weckte das Ungeborene unter ihrem Herzen, das sich leise zu regen begann . Und eine versonnene Zärtlichkeit erhellte den Blick in das Dunkel der Nacht. Der Nachtwind nahm ihre Gedanken hinfort und trug sie weit hinaus. Ein warmes tiefes Gefühl hüllte die junge Wirtin ein und spiegelte sich in ihrem Anlitz wieder. Lange stand sie so, regungslos und verträumt ohne sich zu Rühren. Plötzlich erhob sich eine leise Stimme und trat dem Flüstern des Windes bei. Ein sehr leiser Gesang erklang in dieser mondbeschienenen Nacht auf die Gassen des Magierviertels hinaus. Als eine gefühlte Ewigkeit später der Schlaf die Wirtin in seine Arme gezogen hatte, beleuchteten die Sterne ein von einem weichem Lächeln erhelltem Gesicht.
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