Haus Wolfenberg
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Seite 2 von 4 Zurück  1, 2, 3, 4  Weiter

Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:12 pm

Fröhliches Treiben hatte auf dem Markt geherrscht. Die aromatischen und teils exotischen Düfte der angebotenen Waren mischten sich mit den Ausdünstungen der Menschen, die sich durch die Gänge drängten. Hausfrauen nutzten die Gelegenheit zu einem kleinem Plausch und versammelten sich in kleinen Grüppchen. Kichernd und lachend steckten sie die Köpfe aneinander, um den neusten Tratsch und Klatsch ausgiebig von allen Seiten zu beleuchten. Lautstark priesen die Händler ihre Waren feil und überboten sich schier darin, einander auszustechen. Kesselflicker und Scherenschleifer überschlugen sich in den Lobpreisungen ihrers Geschicks. So manch ein flinker Finger benutzte die Gelegenheit, die eine oder andere Tasche eines gut betuchten Herren oder einer feinen Dame zu erleichtern.

„ Du Nichtsnut!“ brüllte der Obsthändler laut, als ein kleiner Junge in ärmlicher Kleidung vorwitzig an seinem Stand vorbei schoß . Seine schmutzige Hand griff nach ein paar Äpfeln, ehe er flink wie ein Wieselchen zwischen zwei älteren Damen in ausladenen Röcken verschwand, um in die Menge einzutauchen. Drohend schüttelte der erboste Obstverkäufer die Faust hinter dem Kerlchen her. Das hämische Gelächter der Nachbarn verbesserte seine Laune nicht. Kurz und gut , es war das allmorgendliche Treiben, durch das sich Eleona mit Gerda und Konogar an diesem warmen Tag schob. Begleitet wurden sie von einer der Tavernenwachen, die ihr wachsames Auge nicht von der kleinen Gruppe nahm.

In den Körben, die Gerda und Konogar tgrugen stapelten sich bereits Tüten mit braunen Zwiebeln, aromatischen Ingwerknollen und ganze Bündel mit frischen Kräutern, denn das handtuchgroße Gärtchen , das Eleona im Hinterhof der Taverne angelegt hatte, gab noch nicht genügend her, um den Bedarf zu decken. Mit einem freundlichem Gruß trat die Wirtin der Glocken an den Obststand heran und musterte die ausgelegten Waren. Fremdartige Früchte, die ersten süßen Melonen und Gemüse waren ihr Ziel. Konogar staunte nicht schlecht, als das Feilschen und Handeln begann. Es dauerte eine Weile, ehe der breitschultrige Obstbauer und die zierliche junge Frau handelseinig wurden. Ein kräftiger Handschlag besiegelte das Geschäft am Ende. Geschenkt hatten sich beide nichts, doch beide wirkten überaus zufrieden, als Eleona die erstandenen Waren in den Körben verstaute. Zu ihrem Einkauf gehörten auch einige goldgelbe Zitronen. Seid Freitag hatte das kleine Körbchen, in dem sie diese aufzubewahren pflegte, seltsamerweise gähnende Leere gezeigt. Wohin auch immer ihr Vorrat verschwunden war, sie hatte keine Ahnung. Ohne Zitronen aber konnte man keinen Zitronenkuchen backen. Und genau das hatte Eleona vor, hatte sie es doch am Abend zuvor versprochen.

Lächelnd sah sie kurz zu ihren Begleitern, ehe es auch schon weiter ging. Auch der Archäologe bekam mehr als genug Zeit zum Einkaufen und gucken und so stand die Sonne schon hoch am Himmel, ehe sich die vier mit vollen schweren Körben auf den Rückweg zur Taverne machten. Nach einer Tasse Tee und einem kleinem Imbiß ging das große Backen los.

Eleona beschränkte sich darauf, Zutaten bereit zustellen und die einzelnen Schritte langsam und ausführlich zu erklären. Doch den Teig zubereiten musste Konogar selbst. Das Eieraufschlagen und das Abreiben einiger Zitronen erwies sich als wahre Herausforderung. Dagegen war das Zusammenrühren am Ende garnicht mal so schwer. Als das Blech in den Herd geschoben wurde und die heimliche Küche langsam vom süßem Duft des Backwerkes erfüllt wurde, ging es an die Bereitung der Glasur, die nicht mit Wasser, sondern mit frisch gepresstem Zitronensaft zubreitet wurde. Es wurde eine klebrige Angelegenheit. Doch am Ende wurden die Mühen des ungeübten Bäckers mit einem Blech goldgelben Zitronenkuchens belohnt, der auf der großen Arbeitsplatte stand. Nun musste er nur noch Abkühlen, ehe er endlich probiert werden konnte.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:13 pm

Seufzend ließ Eleona sich an ihrem Schreibtisch nieder, nachdem der erste Sturm der alltäglichen Arbeiten abgeklungen war. Die warme Sonne, die die Kraft des kommenden Sommers bereits in sich trug flutete das Zimmer mit hellem Schein. Für einige Minuten schloß sie die Augen und lehnte sich zurück, um tief durchzuatmen.

Wie sehr ihr diese arroganten Dämchen auf die Nerven gingen. Eleona hatte große Lust, der nächsten, die sich dekoartiv auf ihrem Diehlenboden legte, einen Eimer Eiswasser über das gepuderte Gesicht zu kippen. Etwas Ernüchterung schadete beiden nicht. Diese eingebildeten Sumpfschnepfen glaubten doch nicht wirklich, das sie so dumm war, gewisse Dinge nicht zu durchschauen. Das fröhliche , fast schon freundliche Lächeln der einen glich eher dem Zerrbild eines Jahrmarktspiegels, der es zu einer hässlichen Fratze verzog. Die andere gefiel sich im Kostüm des behüteten Töchterchens, das hals über Kopf vom väterlichem Hof geflüchtet war, ihre Barschaft seltsamerweise nicht an die angeblichen Räuber verloren hatte und nach einer fast schon bühnenreifen Irrfahrt durch halb Azeroth in Sturmwind angekommen war.

Natürlich mit großen Koffern und einem dickem Goldbeutel. Die Geschichte stank zum Himmel. Doch, wahrscheinlich taten sie es doch. Die Vorstellung, das jemand sich nicht von ihrem Gehabe, von Namen und einem Rattenschwanz an Titeln beeindrucken ließ, war nicht einmal anstatzweise in ihrer Gedankenwelt vorhanden. Für die eine war sie nicht mehr als eine Magd, die in ein falsches Kleid geschlüpft war. Die andere bekam schon Panik im Blick, wenn Eleona sie nur ansah. Welche von beiden auch immer den Zuschlag für das Zimmer bekam, sie würde ihre helle Freude daran haben. Sie musste heute unbedingt Zeit finden, um Linnard vom Gespräch mit der Princesa zu erzählen. Sein Gesicht konnte sich die junge Wirtin jetzt schon lebhaft ausmalen. So huschte doch ein flüchtiges Lächeln über das müde Antlitz. Wenigstens ein Lichtblick in diesem Chaos, das kein Ende nehmen wollte.

Die Stimmung am Tisch des Abends zuvor war ihr nicht entgangen. Wenig.Und auch wenn sie nicht viel vom Gespräch mitbekommen hatte, so reichte das wenige aus, um einen neuen Seufzer erklingen zu lassen. Er war viel zu ritterlich, viel zu wenig misstrauisch. Diese ganze Geschichte stank wie ein fauliger Fisch. So langsam bekam sie schon Aversionen, wenn der Name der Draenei oder des Kreises nur fiel. Durchatmen. Sich nur nichts anmerken lassen war die Devise. Die Jahre hatten sie gelehrt, ihre Gedanken und Gefühle hinter einer freundlich lächelnden Fassade zu verbergen, die nur von sehr sehr wenigen zu durchschauen war. Eleona stieß einen leisen Fluch aus. Verdammt mochten sie sein. Energisch strafte die junge Frau ihre Haltung und öffnete die Augen. Ein Fest zu Dalaran.. Gehoben und mit einer unbekannten Anzahl, doch nicht gerade wenig Gästen. Sie hatte nicht mehr als zwei Tage, um alles vorzubreiten.

Nicht, das davor nicht noch die Verlosung der Ballkarten und die Krönung des Ballkönigspaares kamen. Achja.. und das Tanztraining nicht zu vergessen. Doch dem Licht sei dank brauchte sie da nicht mehr als anwesend sein und für Erfrischungen sorgen. Vermutlich würde sie über ihre eigenen Füße stolpern, wenn sie daran hätte teilnehmen müssen und sich zum Gespött der Leute machen. Es hatte Vorteile, einfach nur die Wirtin zu sein. Schnell vertrieb sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf und zog mit einer energischen Bewegung Pergament und Schreibzeug zu sich heran. Schluß jetzt mit wirren Intensionen. Mochten Magier, Legionäre und adlige Damen zum Nether fahren. Sie hatte ein Fest zu planen und das möglichts schnell in der erwarteten Qualität. Da konnte sie sich keine Flausen erlauben.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:13 pm

OOC:
Zum Markt ein weiterer Text, aus einer weiteren Perspektive.

Die bunte Welt des Marktes zu Stormwind war immer wieder ein Erlebnis für Konogar, dieses Mal in Begleitung von Eleona, einer Tavernenwache und Gerda. Letztere könnte selbst, in passender Lederrüstung gekleidet, als eine Wache oder gar Kommandantin durchgehen. Es bestand aber immer die Frage, welche Farbe und welche Linien Gerda wohl gerecht werden würden, mit dieser inneren Überlegung blieb Kono eine Weile im Blicke bei Gerda hängen. Der Aufschrei eines Obsthändlers jedoch brachte ihn zurück ins Hier und Jetzt des Marktes, viele Menschen waren unterwegs und trieben Handel oder ließen sich die Preise der Händler aufbinden und nahmen es als gegeben hin. Es wechselten auf einem Stand Lebensmittel, auf dem Nächsten Rohstoffe zwischen den Händen und unter den Händen hin und her, der übernächste Stand bot gar Literatur und Karten an. Ein Umstand der das Interesse von Kono weckte, die Gruppe rund um Eleona kurz aus den Augen verloren, verblieb Er eine Weile am Stand des Händlers. Das freundliche Lächeln des Händlers und die Vielzahl an Waren die er Feilbot waren sehr Willkommen und dieser Situation geschuldet, ließen die Augen nicht von den Waren ab. Direkt vor dem Händler, welcher abwartend unter seinem mit einem leichten Tuch überdachten Stand, angelehnt an einer hölzernen Säule lehnte, gab es Literatur zu Ruinen rund um Ironforge und ein Buch, welches sich vom Titel wohl ausschließlich der Titanen-Ruinen in den Badlands widmet.

Es wechselte für ein paar Silbermünzen, die Kono noch ausgeben konnte, seinen Besitzer. Obwohl Er sich vorgenommen hatte, auch ein Mal den Versuch des Handelns durchzuführen, wurde es in jenem Moment wieder vergessen. Ihm fiel es erst wieder ein, als das Geschäft abgeschlossen war und wieder mit Eleona, Gerda und der Wache aufschloss. Die Wache hatte sein kurzes fehlen wohl bemerkt und blieb etwas zurück, ein etwas genervter Blick ob des kurzen Zurückbleibens von Kono schenkte die Wache ihm einen vielsagenden Blick. Dieser Blick der Wache wurde ihm wohl bewusst, ein Griff in seine Stofftasche die er heute bei sich trug, brachte das eben gekaufte alte Buch zum Vorschein. In einer Geste wurde das Buch leicht angehoben, damit die Wache es sehen konnte – war es in dem Moment ein kurzer wortloser Erklärungsversuch wegen der Verzögerung.

Wieder bei allen Angekommen spürte Konogar später wie das Gewicht der Körber die er ebenfalls bei sich trug von spürbar leicht auf ein immer höheres Gewicht zusteuerte. „Wo kommt das auf ein Mal alles her?“ dachte er sich im stillen. Die Antwort lag direkt vor ihm, war es doch Eleona die gezielt und schnell einkaufte aber stets bemüht den besten Preis herauszuschlagen. Jeder Verhandlung mit einem Händler wurde gelauscht, vielleicht gab es etwas zu lernen. Eine Tatsache bemerkte Konogar schnell, war es doch vorallem die Sicherheit in der Stimme, welche beide Handelspartner überhaupt die Möglichkeit gibt sich auf etwas anderes als die Ursprungssumme zu einigen. Daran wurde noch geübt und es blieb beim lauschen der Worte.

Nach überstandener Arbeit durch den Irrgarten, welcher sich Markt zu Stormwind nennt, ging es für die Gruppe zurück zur Taverne. Zuvor jedoch fand ein kleiner Plausch statt, auch wurde eine gute Tasse heißen Tees dem warmen Wetter zum Trotz getrunken, eine leichte Speise sollte den rebelierenden Magen für die nächsten zwei Stunden Ruhe und Frieden schenken. Fleißig folgten die Schritte Eleona, Gerda und der Wache, viel gab es nun zu tun. Der Einkauf musste eingelagert werden und auch das Buch welches Konogar sich kaufte sollte ein Platz in seinem Zimmer finden, würde Er es doch sobald es die Möglichkeit gab, lesen wollen. Doch zuvor stand noch das Einlagern in der Taverne an, einer Aufgabe der Konogar mit Freude folgte und seine Hilfe anbot. Nun begann im Anschlus die wirkliche Herausforderung. Es gab die Aufgabe, einen Kuchen zu backen – ein Zitronenkuchen.
Große Leistung forderte das Kneten vom Teig, diese Aufgabe fiel auf Kono zurück – auch die Schritte um den Teig überhaupt als solchen betiteln zu dürfen, waren nich einfach. Viel wurde gelernt, viel wurde beobachtet. Gemeinsam mit Eleona zusammen bekam der gesamte Vorgang ein Bild, nicht selten gab es eine Stelle in der überlegt wurde, kurz probehalber zu naschen doch wurde sich stets in Zurückhaltung geübt. Der Zitronenkuchen am Ende solte Belohnung für die Geduld und Ausdauer genug sein, jeder Bissen sollte eine Erinnerung an die Arbeit sein die in diesen Kuchen steckte. Doch wurde die Geduld dazu auf eine Harte Probe gestelt, ein solcher Kuchen brauchte Zeit und davon nicht wenig.[/ooc]
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:14 pm

Müde strich Eleona sich eine der goldblonden Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, die sich vorwitzig aus dem Zopf heraus gestohlen hatte. Sie stand am großem Arbeitstisch und füllte eins der dünnen Teigblätter nach dem anderen. Ein jedes bekam ein Häufchen aus Apfelstückchen, die in ein wenig Saft und einem gutem Schuß feinem Whiskey gedünstet worden waren. Eine ganze Reihe an knusprigen Broten, Brötchen und Hörnchen reihte sich bereits hinter ihr auf den Borden auf. Liese hatte den Schankraum auf Hochglanz gebracht und fegte die Terasse vor der Taverne. Trude lief ein ums andere Mal die steile Kellertreppe hinab und trug Krüge mit Wein und Met, Whiskeyflaschen und Rumschläuche nach oben.

„ Spute dich, Mädchen. Wenn ihr hier fertig seid, wartet das Gemüse auf euch.“ brummte Gerda, die eine gewaltige Schweinekeule mit einer duftenden Marinade aus Kräutern, Gewürzen und Honig bestrich. Auf dem Rost im Kamin drehten sich bereits Unmengen an Hähnchenkeulen und kleinen Wachteln, die am Abend auf dem Buffet angerichtet werden sollten. Die Töpfe und Kessel dampften aus allen Rohren und trugen die Düfte der Speisen, die für die Versteigerung der Ballkarten vorbereitet wurden auf die Gasse hinaus. Der Tag hatte wie so oft begonnen als die Sonne noch nicht aufgegangen war.

Längst schon waren Salate und Cremespeisen, Rahmtöpfe und Quarkmassen in den Kellerräumen verschwunden. In großen Kübeln warteten fangfrische Lachse darauf, zu edlem Filet verarbeitet zu werden. Kleine rosane Krabben mussten geschält und gedämpft werden. Vieles war zu tun und wieder einmal war die Wirtin nur mit halben Gedanken bei der Arbeit, die ihr automatisch von der Hand ging. Die letzten Tage hatten ihr viel abverlangt. Erst Linnard, der das Zusammentreffen mit Ashara nur mühsam durchgestanden hatte und sie in einem Anflug seltsamer Waghalsigkeit offen provozierte, Konogar, der einmal mehr völlig erschöpft lange nach Mitternacht heimgekommen war... Zeit und Raum vergessend und diese Heilerin, die am Abend zuvor nach Opa Gubben hatte sehen sollen. Wären der Viscount und seine Glaubensbrüder nicht erschienen, sie war sich nicht sicher, wie der Abend verlaufen wäre.

Die Angst und die Sorge um den lieben alten Gnom und die beiden Männer hatten die junge Frau kaum zur Ruhe kommen lassen. Dunkle Schatten lagen unter den blauen Augen. Sie hatte die Nacht mehr oder weniger im Zimmer des alten Mannes verbracht, ihn versorgt und über seinen Schlaf gewacht. Erst zum Morgen war sie leise hinaus geschlüpft, um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Gäste am Abend erwarteten viel und sie war es ihnen schuldig, die gewohnte Qualität zu liefern. Eine Tasse Tee und viel kaltes Wasser hatten die Spuren der Tränen aus dem Gesicht getilgt, die sich irgendwann in der Nacht ihre Bahn gebrochen hatten als der letzte Gast längst gegangen war. Wenn die Sonne über Sturmwind sank, musste sie lächeln, egal wie schwer ihr das Herz auch war. Und sie würde es schaffen. Wie immer. Nur wenigen gelang es, einen Blick hinter die Fassade der freundlichen Höflichkeit zu werfen, die ihre Gedanken vor der Welt verbarg.

Geschickt falteten die schlanken Finger die Teigplatten zusammen und drückten die Ränder fest.Nur Minuten später schob sie das Blech Pasteten in den Herd hinein und richtete sich auf, den Rücken streckend und die Schultern straffend. „Gerda? Wenn du mit dem Schinken fertig bist, hol die Lammhälften herauf. Wir brauchen sie für heute abend.“ rief sie der alten Frau zu, die die Schweinekeule mit ihren Händen traktierte. „ Und mach den Fleischwolf fertig. Mettigel werden immer gern gegessen.“ Gerda packte die Keule und trug sie vom Hauklotz durch die Küche, um sie in einen der großen Bräter zu legen. „ Hab auch nur zwei Hände!“ murrte die Alte, sputete sich aber und ließ den Braten in die Röhre wandern. „ Trudeee.. Liese.. sputet Euch! Kartoffeln schälen, Rüben putzen und Zwiebeln schneiden.“ brüllte sie den Mädchen zu, die hastig sich eilten, den Wünschen ihrer Mutter und Herrin nachzukommen. An solchen Tagen verzichtete man besser auf die kleinen Neckerein und Scherze. Ehe der Abend kam, musste der Schankraum festlich geschmückt und hergerichtet werden. Schließlich warf ein Ball nicht alle Tage seine Schatten vorraus.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:14 pm

Fünf mal hatte die Glocke am Morgen geschlagen, als Eleona müde durch die Flure der Taverne schritt. Opa war versorgt und auch nach Konogar hatte sie wie versprochen gesehen. Bleischwer fühlten sich ihre Glieder an . Die Sonne war längst über dem Magierviertel aufgegangen, doch das Bett der Wirtin war noch immer unberührt. Hinter ihr lag der Abend der Versteigerung, die ein großer Erfolg geworden war. Hinter ihr lag der Abend der Bürgerversammlung mit all seinen Merkwürdigkeiten.

Doch was danach geschehen war.... So lag nun eine weitere lange Nacht hinter ihr, in denen der Schlaf sie nicht umarmen konnte. Für einen Moment blieb sie stehen, die Hand auf das Geländer der Brüstung gelegt, schloß die Augen und atmete tief durch. Einem Windhalm gleich drohte sie für einen Moment zu schwanken, drohte die Last auf den zarten Schultern sie zu bezwingen. Die schmalen Finger schlossen sich fester um das polierte Holz, dann ging der Augenblick vorbei und die kleine Gestalt straffte sich wieder. Gedämpft nur drangen die Geräusche von unten herauf. Ein flüchtiges Lächeln huschte über das blasse Gesicht, als Liese und Trude kichernd von Schankraum in die Küche huschten. Sie hatte die beiden fleißígen Mädchen gern gewonnen. Längst schon hätte sie am Teigtrog stehen sollen, um die morgendliche Arbeit in der Küche zu beginnen. Doch das vermochte sie in diesem Moment nicht.

Zwei weitere tiefe Atemzüge folgten, ehe sich die feingliedrigen Finger vom Holz lösten. Mit unendlich müder Geste strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und wandte sich um. So leise wie möglich folgten ihre Schritte den Diehlen, bis sie vor Linnards Zimmertür zur Ruhe kam. Und noch leiser drückte sie die Klinke hinunter, um in das Zimmer zu schlüpfen , wie sie es in den letzten Tagen so oft getan hatte. Im noch fast dunklem Raum zog sie die Tür sachte hinter sich zu und blieb einen Moment an den Türrahmen gelegt stehen, um die Züge des Schläfers zu betrachten. Dem Licht sei dank hatte er Stunden zuvor schon zu tief geschlafen, als das ihn der Hilferuf der Lady Morgenbringer aus dem Schlaf hätte reißen können und auch Opa war nicht erwacht.

Ein leises Seufzen entfloh ihr bei der Vorstellung, die beiden angeschlagenen Männer in Anbetracht dessen aufhalten zu müssen, das jemand um Hilfe gerufen hatte. Sie wären ohne zu Zögern hinaus gestürmt, egal wie es ihnen ging. Die Augen der jungen Frau waren groß und weit im schmal gewordenem Gesicht, als sie die friedlichen Züge des schlafenden Mannes betrachtete. Friede.. Müde löste sie sich von ihren Platz und schlich durch den stillen Raum, in denen nur seine Atemzüge und die erwachdenden Stimmen der Stadt diese in jenem Moment brachen. Um ihn nicht zu stören, zog sie sich einen Sessel heran und kauerte sich hinein, die Beine unter den Körper gezogen. Ja.. Frieden war das, was sie so dringend brauchte. Nur ein paar Minuten.. nur ein paar kostbare Augenblicke, ehe die Welt sie wieder gefangen nahm. So legte sie das Kinn auf den Unterarm, der auf der Sessellehne ruhte und blieb wo sie war. Nur ein paar Augenblicke....
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:15 pm

Herrin! Herrin! Da ist ein Riesenpakt mit ganz frischem Lammfleisch!" stolperte Liese aufgeregt in die Küche hinein. Vermutlich hätte sie mit beiden Armen gewedelt, wenn diese nicht Mühe gehabt hätten, die schwere Last sicher die wenigen Stufen in den von Küchendunst und ersten Wohlgerüchen erfüllten Raum zu tragen. Auf dem Spieß drehte sich bereits eine saftige Rinderkeule, die mit allerlei Kräutern und Gewürzen eingerieben worden war. Zischend troff das austretende Fett in die orangerote Glut.

Eleona stand gerade an der Arbeitsblatte und schnitt kleine weiße Rübchen und wohlfeile Stücke. Flink legte sie das Küchenmesser aus der Hand und wandte sich zu dem aufgeregtem Mädchen um. Seid Liese erfahren hatte, das sie schon in wenigen Tagen die Zubereitung von Frühstück und Abendessen für die Kranken des Hospitals übernehmen sollte, war das junge Ding völlig aus dem Häuschen. Bereits am Morgen hatte ihr Eleona mitgeteilt, das sie dabei Unterstützung von Studiosa und Kandidata aus Dalaran erhalten, ja diese sogar dabei beaufsichtigen sollte. Das junge Mädchen , das es mit Mutter und Schwester erst im Winter aus dem ärmlichen Dorf in die Stadt verschlagen hatte, verstand die Welt nicht mehr. Das waren doch alle feine Herrschaften! Die sollten sich die Finger schmutzig machen? Hoffentlich wussten die Damen wenigstens, an welchem Ende man ein Brotmesser hielt. Doch ihrer nicht viel älteren Herrin schien es bitter ernst zu sein.

So saß Gerda bereits in der Wäschekammer und richtete grobe Kittel und weiße Leinenschürzen her. Sogar ein Häubchen sollte sie in ihrem neuem Amt tragen dürfen. Liese strahlte bis über beide Ohren und ließ ihr Fleischpaket schwer auf den Block fallen. “ Da war ein komischer Brief dabei.” teilte sie Eleona mit und friemelte die kurzen Zeilen aus ihrer Schürzentasche. “ Na zeig mal her.” lächelte diese und nahm ihr den Zettel aus der Hand. Ein helles fröhliches Lachen erklang, als die Wirtin die wenigen Worte gelesen hatte. Lächelnd betrachtete sie das gezeichnete Bild des kleinen Raptors, in dem sie zweifelsohne ihren kleinen Freund erkannte. Kurz entschlossen warf sie ihre Pläne um.
“ Hol Buttermilch hoch. Wir legen sie in die Beeren und Kräuter ein. Übermorgen gibt es frischen Lammbraten!” verkündete sie und faltete den Zettel liebevoll zusammen, um ihn zu verstauen. Liese nickte eifrig. “ Aber keine Minzsoße!” kicherte sie, als sie die Treppe zum Kühlhaus hinab huschte. Auf solche Ideen konnte auch nur ein Gilneer kommen. Wer hatte die Herrin nur auf den Gedanken gebracht, Bäume zum Kochen zu kaufen und Minze an das gute Fleisch zu tun?
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:15 pm

“ Truuuuudee!” erklang Gerdas Organ hinunter in den Keller, wo besagtes Mädchen gerade damit beschäftigt war, die Reste von Tannennadeln aufzukehren. “ Spute dich! Wir haben nicht den ganzten Tag Zeit. Wir haben ein Zimmer zu putzen!” grollte sie. Kaum war die Ordnung in Küche und Schankraum wiederhergestellt worden, riefen auch schon andere Pflichten nach den beiden Mägden. Mit Argusaugen hatte die alte Frau jeden einzelnen Stuhl und jedes Tischbein einer Musterung unterzogen. Wie war nur das Moos vor einigen Tagen auf das Holz gekommen? Der schwere Stuhl hatte ausgesehen, als wäre er nach einem langem Aufenthalt frisch dem Wald entfleucht. Einem sehr feuchtem dunklem Wald. Es hatte Stunden gedauert, um dem hartnäckigem Grün beizukommen.

Doch heute schien alles in bester Ordnung zu sein. Keine Weihraudämpfe in den Fluren, keine Moospelze auf den Stühlen. Keine seltsame toten Kakerlaken nach mysteriösen Damenbesuchen in ihren heiligen Hallen. Nur die üblichen Flecken, wie sie nach einem Tavernenabend nunmal vorkamen. Und der eine oder andere Harztropfen, der von den frischen Tannen auf das Holz getropft war. Noch immer lag der schwere süße Geruch in der Taverne. Auf die Idee, Bäume zu kochen, konnte auch nur die Wirtin kommen. Das sie sowas noch erleben musste. Tannennadeln auf gutem Lammfleisch! Als ob da nicht ein guter Lammtopf mit Kartoffeln und Kohl viel besser gewesen wäre! Doch man fragte die alte Gerda ja nicht.
“ Schäl die Kartoffeln, putz die Zimmer und achte darauf, das ja alles..” grollte die resolute Dame, als sie schnaufend wie ein Dampfpanzer die Treppe nach oben stapfte. Im Keller eilte sich Trude, die abgefallenen Tannennadeln zusammen zukehren und in den Abfall zu werfen. Flink huschte sie hinauf in die Küche, um einen Eimer mit heißem Wasser zu füllen.
Oben riß Gerda im frei gewordenem Gästezimmer die Fenster weit auf, um Luft und Licht hinein zu lassen. Helles Sonnenlicht flutete den dämmrigen Raum. Kleine Staubflocken tanzten munter darin herum. Noch.. doch nicht mehr lange. Kaum das Trude Zimmer betreten hatte, scheuchte die Magd ihre Tochter auch schon auf die Leiter. “ Vorhänge abnehmen und Fenster putzen.” kommandierte sie. Mit einer Beendheit, die man ihrer Leibesfülle kaum zugetraut hätte, begann sie den bunten Teppig aufzurollen, der den Diehlenboden bedeckte. Sie warf sich das gute Stück über die Schulter. “ Das mir ja keine Flecken an den Scheiben bleiben.” mahnte sie Trude, die bereits eifrig die schwere Leiter hinauf kletterte und mit flinken Fingern die hellen Vorhänge lösten. “ Häng die grünen Vorhänge auf. Und nimm die grünen Bezüge für die Kissen.” rief Gerda dem Mädchen noch zu, ehe sie sich mit einem Teppigklopfer bewaffnete.
Erneut grollte sie, als sie sich dazu in einen winzigen Verschlag unter dem Aufstieg zur Dachluke zwängen musste. Die Besenkammer glich immer noch einem hübsch eingerichteten Zelt, in dem ein Paar zu nächtigen pflegte. Da konnte sie die Matten und Polster auch gleich ausklopfen, ehe die Gäste von ihrer kurzen Reise zurück kehrten. Und in Miss Jadeblütes Zimmer mussten die Blumen gegossen werden. Während die Treppen unter dem Gewicht der alten Frau knarrten, fügte sie der langen Liste der zu erledigenden Arbeiten einen Punkt nach dem anderen hinzu. Hoffentlich dachte Liese daran, auf dem Rückweg vom Hospital die bestellten Tischtücher abzuholen.

Das dumme Ding war noch immer ganz närrisch ob der neuen Aufgabe und putzte sich neuerdings sogar. Ein Seidenbändchen wollte sie sich kaufen. Pah! Was für ein unnützes Zeug. Gutes Leinen musste es sein. Haltbar und robust. Nur wenig später hallten die dumpfen Schläge aus dem Hinterhof wieder, mit denen sie dem Schmutz und Staub im Teppig den Kampf angesagt hatte. Trude wienerte derweilen die Fensterscheiben bis sie blitzblank waren. Ehe die Glocken der kathedrale zum Abendgebet riefen , wollte die Herrin das Zimmer blitz blank vorfinden. Schon bald würde ein neuer Gast diese Räume beziehen. Wer es wohl wahr?
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:16 pm

Linnard liegt flach auf dem Bett und denkt an die letzte Stunde zurück. Erst das vertrauliche Gespräch mit Eleona. Soweit hatte er sich einem Menschen schon lange nicht mehr anvertraut. Bei ihr fand er den inneren Rückhalt, den er brauchte. Seine Gedanken kreisten langsam um sie und ein frohes Lächeln zog über sein Gesicht. Dann war sie plötzlich erschienen, wie sie das öfters tat. Immer dann wen man nicht mit ihr rechnete tauchte sie auf. Half, kritisierte oder beschimpfte ihn. Und das ohne jede Rücksicht. Oder bat ihn um seine Hilfe, besser gesagt forderte sie ein. Seine kleine Schwester im Geiste. Was sie jetzt wohl wieder vorhatte. Er wollte es lieber gar nicht wissen, aber dass er ihr half war ja selbstverständlich. Nur .. der Preis war diesmal doch sehr hoch. Diese verdammte Schwäche, nicht nur körperlich wie wohl viele Denken würden, sondern auch sein Geist war geschwächt. Er musste unbedingt wieder zu Kräften kommen.

Leise öffnet sich die Türe und ein Tablett mit einem Glas Rotwein und einem Teller mit frischem Obst ist zu sehen. Linnard lächelt schwach aber erwartungsvoll und dann schiebt sich der masive Körper von Gerda in den Raum hinein. Sein Lächeln schwächt sich ab und er nickt Gerda freundlich zu. „Der Wein für Euch.“ Brummelt sie missbilligend. „Die Herrin steht am Herd und bereitet Euch noch ein Süppchen vor.“ Er hebt schwach den Kopf und richtet dann den Oberkörper langsam auf. „Danke Gerda, das ist freundlich von Euch.“ Sich auf einem Arm abstützend greift er nach dem Glas und nimmt einen kleinen Schluck des Rotweines zu sich, bevor er sich wieder hinlegt. Gerda blickt erst bärbeißig und dann doch etwas besorgt zu ihm hin. Sie mustert eingehend sein Gesicht mit den trüben Augen. Dann verzieht sie sich wieder brummelnd und man hört sie die Treppe hinunterstapfen.

Kurze Zeit später öffnet sich die Türe wieder und ein Tablett mit einer Suppenschale ist zu sehen. Linnard hebt leicht den Kopf und blickt zur Türe hin. Als er Eleona erkennt lächelt er ihr erfreut zu und richtet sich halb auf. Sie kommt herein und stellt das Tablett auf den kleinen Tisch. Dann setzt sie sich auf die Bettkante und will ihm helfen sich aufzurichten. „Lass nur.“ wehrt er unwillig ab „es geht schon.“ Sie lächelt nur sanft und nach kurzer Zeit spürt sie wie sich sein Rücken entspannt und er die Hilfe annimmt. Sie reicht ihm die Suppenschale und schaut geduldig zu, wie er die Suppe langsam isst. „Das hat gut getan.“ murmelt er dann leise. Sie streicht sanft mit ihrer Hand über seinen Rücken und steht dann wieder auf. „Ich bin dann wieder unten.“ Sie blickt ihn besorgt und nachdenklich an. „Was hast Du nur gemacht, Linnard?“ fragt sie mehr sich selbst als ihn und denkt an die Begegnung mit dieser jungen Frau zurück. Er öffnet kurz die Augen und lächelt ihr zu. „Es wird schon alles wieder gut, nur ein wenig Geduld.“

Als sie später zurückkommt liegt er wie ausgegossen auf dem Bett. Seine Brust hebt und senkt sich in einem sehr langsamen Rhythmus, seine Augen sind geschlossen. Sie spricht ihn leise an, aber er scheint ihre Stimme nicht zu vernehmen. Als sie seine Hand anheben will, ist diese völlig schlaf. Oder entspannt? Als sie ihre Hand auf seine Schulter legt, fliegt für einen fast unmerklichen Moment ein Lächeln über sein Gesicht. Ein sanftes Lächeln huscht dann auch über ihr Gesicht, als sie ihm sachte eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischt. Es ist eine sehr nachdenkliche Eleona, die den Raum verlässt.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:17 pm

Der fünfte Glockenschlag war noch nicht verhallt, als ein Rumpeln und Poltern in den stillen Gassen des Magierviertels eine streunende Katze aus ihrem Dösen auf dem von der Wärme des Tages erfülltem Stein aufschreckte. Leise klapperten die Hufe auf dem Pflaster, als ein Karren sich langsam den Glocken näherte. Die müde Magierin, die es zu dieser ungewohnten Stunde aus dem Turm hinaus trieb und deren Seidenrobe raschelnd am Holz des Wagens entlang streiften, wurde von einer energischen Gerda in Empfang genommen. Ein beschwingter Gruß erklang Andorella entgegen, ehe die resolute Magd sie auch schon unter ihre Fittige nahm und sie in das Innere des Hauses schob. “
Dort lang. Kittel und Schürze liegen bereits bereit.” brummte die Alte, die die angekündigte Helferin misstrauisch musterte. Die würde sich noch wundern. Feine Damen und schwere Arbeit vertrugen sich nicht. Ehe Andorella sich versah, hatte sie die kostbare Robe gegen einen groben Leinenkittel eingetauscht. Eine weiße Schürze wurde ihr um den Bauch gebunden und ein Handtuch an den Bund gesteckt. “ Achtet vor allem auf Sauberkeit.” grollte die Magd und öffnete die Tür zum Allerheiligsten des Gasthauses. Brodelnder Küchendunst schlug den beiden Frauen entgegen. Liese , angetan in ebenso einfachem wie schlichtem Kleid, doch mit blütenweißer Schürze und gestärktem Häubchen füllte mit einer großen Kelle dampfenden Haferbrei in bereit stehende Behälter.
Im Schankraum saß an ihrer Stelle nu Trude bewaffnet mit Wurzelbürste und Seifenlauge zwischen den Tischen mit hochgestellten Stühlen auf dem Boden und scheuerte die Diehlen mit einer Inbrunst, das die Seifenflocken nur so flogen. Eleona nickte der Magierin freundlich zu und wuselte an ihr vorbei, um Körbe mit frischem Obst neben die steinernden Stufen zu stellen. “ Die Körbe und Kübel müssen auf den Wagen. Danach kommen die Milchkannen, Saftkrüge und die Wasserschläuche.” erteilte sie auch schon die ersten Anweisungen. Zeit schien ein knappes Gut. Emsiges Treiben an allen Ecken und Enden.

Doch Chaos blieb aus. Mit fast militärischer Präzision saß jeder Arbeitsablauf, jeder Handgriff. Jede einzelnen der Frauen schien aufeinander eingespielt, wenn man von der Gesandten des magischen Kreises absah. Nach und nach wurden die schweren Behälter hinaus geschleppt und sicher auf dem Wagen verstaut. Bereits jetzt floß der Schweiß in Strömen, denn das Gewicht war ordentlich, welches zu bewältigen war. Sämtliche Behälter mit warmen Haferbrei waren doppelwandig gefertigt. Der Zwischenraum war mit heißem Wasser gefüllt worden, sodass sich der Inhalt lange warm halten würde. Doch die schwersten Lasten blieben den Frauen erspart. Sie wurden wie selbstverständlich von einem Worgen hinaus getragen,der sich ruhig und sicher zwischen den zierlichen Persönchen bewegte. Konogar hatte Eleona seine Hilfe versprochen und sich gefreut, das diese sie dankbar angenommen hatte. So war dieser frühe Morgen auch für ihn von ungewohntem Ablauf. Doch auch er schonte sich nicht. Ruhig taspten die Pfoten eins ums andere Mal aus der Küche hinaus ins Freie und wieder zurück, bis auch die letzte Milchkanne auf dem Wagen verstaut worden war. Nach etwas mehr als einer halben Stunde wurde das alte Pferd seines Hafersackes beraubt.
Liese nahm mit stolzgeschwellter Brust auf dem Sitz Platz und ergriff die Zügel und winkte den vertrauten Worgen hinauf, während Andorella hinten Platz nehmen sollte. Der neuen Aufgabe sich sehr bewusst, die ihr übertragen worden war, versuchte sie entsprechend würdevoll in Erscheinung zu treten, wären da nicht die kugelrunden glänzenden Augen gewesen, die fröhlich in die Welt sahen. Geschickt lenkte die Magd den Wagen durch die Strassen und Gassen der Stadt, ehe sie auf den weitläufigen Kathedralenplatz einbog und flinkt wie ein Wieselchen vom Kutschbock hüpfte, um mit roten Wangen an die Tür des Hospitals zu pochen. “ Frühstück ist daaaaa!” verkündete sie begeistert

Liese hatte die beiden Schwestern des Hospitals mit einem tiefem ergebenem Knicks verabschiedet und sich höflich für die bereit gestellten Erfrischungen bedankt. Doch zuvor kam die Arbeit. Nicht auszudenken, was die Herrin, noch mehr aber ihre Mutter mit ihr anstellen würde, wenn sie den wichtigen Auftrag vermasselte. Vielleicht würde er dann ja sogar Trude oder noch schlimmer einer neuen Magd übertragen. Und sie verlor das Silber, was sie für die Mehrarbeit bekam. Das würde bedeuten, das sie sich das hübsche Seidenband, welches ihre Aufmerksamkeit am letzten Markttag erregt hatte, nicht sobald kaufen können würde. Und ihr Häubchen musste sie dann auch abgeben. Oh nein. Auf gar keinen Fall! Mutter war nun Wirtschafterin geworden und hatte die Oberaufsicht über das Personal. Wenn sie aber die ihr übertragenen Aufgaben zur Zufriedenheit erledigte.. für einen Moment drohte die junge Magd sich in den herrlichen Zukunftsvisionen zu verlieren. Doch der Klang der Kirchgglocken riss sie aus ihren Träumen. Die Zeit verrann aber auch wie im Fluge. Zusammenreißen, Liese. Es gab viel zu tun.

Kaum das die beiden Damen verschwunden waren, orientierte sich Liese kurz in der Küche. Eine war wie die andere, egal wie klein oder groß sie waren. Immerhin war diese hübsch sauber und aufgeräumt . Es stand alles bereit. So huschte sie schon wieder raus. “ Wir laden ab und dann geht es los.” verkündete sie mit frischer Energie erfüllt. Und so bekam der alte Gaul seinen Hafersack erneut umgehängt, während die drei im Schweiße ihres Angesichtes schufteten, um die mühsam verladene Fracht ins Innere zu tragen. Nun musste es schnell gehen. Nach kurzer Überlegung und einen Blick auf den Zettel, auf die erforderlichen Daten fein säuberlich festgehalten worden waren, stellte sie Andorella vor die Arbeitsfläche vor einen der großen Töpfe. “ Ihr füllt die Schalen mit Haferbrei und beginnt sie erst an die zu verteilen, die alleine speisen können. Ich kümmere mich um die Getränke und das Obst.” verkündete sie . “ Wenn alle haben, helft Ihr beim Füttern der Armen, die nicht alleine zu Essen im Stande sind.”
Mit wehender Schürze entfachte sie das Feuer im kleinem Herd, um weitere Kessel mit Wasser und Milch zu füllen. Anschließend sollte das Obst hergerichtet werden. Bis auf kurze Befehle und verständigungen wurde nun wenig gesprochen. Doch mit Argusaugen überwachte das junge Ding ihre ungeschickte Helferin. In zwei Stunden sollten alle Kranken mit Frühstück versorgt worden sein. Dann wartete der Abwasch und das Aufräumen der Küche, ehe es mit Pferd und Wagen zurück zur Taverne ging, um das Mittagsmahl zu richten. Genau sechs Mal würden sie nun täglich diesen Weg zurück legen. Doch nicht ohne nach dem erfolgreichem Abendessen die kleine Küche auf Hochglanz zu bringen. Kein Stäubchen sollte dort zufinden sein, ehe es ein paar Stunden später mit der Pünktlichkeit eines gut geölten Uhrwerkes erneut von vorn begann.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:18 pm

Silbriges Mondlicht fiel durch die Vorhänge des Fensters hinein und malte hübsche Kringel auf die Diehlen des Bodens. Nur die ruhigen Atemzüge der Schläfer erfüllten den dunklen Raum. Seid einigen Tagen nun schlief Eleona nicht mehr alleine. Ihr Kopf ruhte in der Armbeuge des Mannes, der sich an ihren Rücken schmiegte. Eine warme Hand lag wie selbstverständlich auf ihrem Bauch als gehöre sie dorthin. Und das tat sie auch. Das schmale blasse Gesicht der jungen Frau zierte im Schlaf ein seeliges Lächeln, als sich das Ungeborene unter ihrem Herzen regte. Das lange goldblonde Haar war einem zartem Schleier gleich über seine Schulter und die Kissen geflossen. Gelegentlich schimmerte ein Lichtreflex darin auf. Ein friedliches Bild voller Wärme und Ruhe, das sich dem Beobachter geboten hätte. Doch die Glocken der Kathedrale hatten kaum drei Mal geschlagen, als die Wirtin sich auch schon zu regen begann. Ein Langschläfer war Eleona nie gewesen. An den großen Tavervenabenden begann der Tag noch früher als sonst. Noch ehe der letzte Glockenschlag verhallt war, löste sich die Schwangere sehr behutsam aus den Armen des Liebsten, um ihm noch ein paar Minuten länger den wohl ersehnten Schlaf zu gönnen. Sie hatte so ziemliche Zweifel, ob ihm bewusst geworden war, wie früh der Tag im Gasthaus eigentlich begann. Noch waren sie nicht über jenen Punkt hinaus, da die Anwesenheit des anderen zur Gewohnheit geworden war. Auf der Bettkante sitzend strich Eleona sich die wirren Locken aus dem Gesicht und betrachtete versonnen die Züge des schlafenden Mannes. Zunächst wollte sie der Versuchung widerstehen, die Hand auszustrecken und mit den Fingerspitzen hauchzart die Konturen seines Gesichtes nachzuzeichnen. Doch Linnard hatte sich gewünscht, das sie ihn weckte, damit sie gemeinsam frühstücken konnten. So machte es wohl nichts aus, wenn sie ihrer Intension folgte. Viel Zeit hatte sie morgens nie. Und schon garnicht an den großen Tagen. Ein paar Minuten aber blieben ihr, um diesen Moment zu genießen. Ganz leicht nur berührten die Fingerkuppen seine Haut, folgten der markten Linie des Kinnes hinauf zu seinen Wangen, dem elegantem Schwung des Jochbeines und dem Zug der Brauen, der hohen Stirn. Etwas verträumtes lag in den blauen Mädchenaugen, als ein zärtliches Lächeln über ihr Gesicht flog. Verschmitzt beugte sie sich nach vorn und ließ die feinen Haarspitzen nach vorn fallen. “ Frühstückszeit.” flüsterte sie leise, doch laut genug, um die Träume des Schläfers möglicherweise zu unterbrechen. Das Knarren und Klappern von Türen im noch ruhendem Haus verriet, das sie nicht die einzige war, die bereits munter war. Gerda und die Mädchen kamen aus ihren Kammern hervor und stiegen mit flinken Schritten hinab, um die morgendliche Arbeit zu beginnen. Schon erklang das sonore Organ der alten Frau, als sie den beiden ihre Arbeiten zuzuweisen begann.
“ Truuuuudee!” erklang Gerdas Organ hinunter in den Keller, wo besagtes Mädchen gerade damit beschäftigt war, die Reste von Tannennadeln aufzukehren. “ Spute dich! Wir haben nicht den ganzten Tag Zeit. Wir haben ein Zimmer zu putzen!” grollte sie. Kaum war die Ordnung in Küche und Schankraum wiederhergestellt worden, riefen auch schon andere Pflichten nach den beiden Mägden. Mit Argusaugen hatte die alte Frau jeden einzelnen Stuhl und jedes Tischbein einer Musterung unterzogen. Wie war nur das Moos vor einigen Tagen auf das Holz gekommen? Der schwere Stuhl hatte ausgesehen, als wäre er nach einem langem Aufenthalt frisch dem Wald entfleucht. Einem sehr feuchtem dunklem Wald. Es hatte Stunden gedauert, um dem hartnäckigem Grün beizukommen.

Doch heute schien alles in bester Ordnung zu sein. Keine Weihraudämpfe in den Fluren, keine Moospelze auf den Stühlen. Keine seltsame toten Kakerlaken nach mysteriösen Damenbesuchen in ihren heiligen Hallen. Nur die üblichen Flecken, wie sie nach einem Tavernenabend nunmal vorkamen. Und der eine oder andere Harztropfen, der von den frischen Tannen auf das Holz getropft war. Noch immer lag der schwere süße Geruch in der Taverne. Auf die Idee, Bäume zu kochen, konnte auch nur die Wirtin kommen. Das sie sowas noch erleben musste. Tannennadeln auf gutem Lammfleisch! Als ob da nicht ein guter Lammtopf mit Kartoffeln und Kohl viel besser gewesen wäre! Doch man fragte die alte Gerda ja nicht.
“ Schäl die Kartoffeln, putz die Zimmer und achte darauf, das ja alles..” grollte die resolute Dame, als sie schnaufend wie ein Dampfpanzer die Treppe nach oben stapfte. Im Keller eilte sich Trude, die abgefallenen Tannennadeln zusammen zukehren und in den Abfall zu werfen. Flink huschte sie hinauf in die Küche, um einen Eimer mit heißem Wasser zu füllen.
Oben riß Gerda im frei gewordenem Gästezimmer die Fenster weit auf, um Luft und Licht hinein zu lassen. Helles Sonnenlicht flutete den dämmrigen Raum. Kleine Staubflocken tanzten munter darin herum. Noch.. doch nicht mehr lange. Kaum das Trude Zimmer betreten hatte, scheuchte die Magd ihre Tochter auch schon auf die Leiter. “ Vorhänge abnehmen und Fenster putzen.” kommandierte sie. Mit einer Beendheit, die man ihrer Leibesfülle kaum zugetraut hätte, begann sie den bunten Teppig aufzurollen, der den Diehlenboden bedeckte. Sie warf sich das gute Stück über die Schulter. “ Das mir ja keine Flecken an den Scheiben bleiben.” mahnte sie Trude, die bereits eifrig die schwere Leiter hinauf kletterte und mit flinken Fingern die hellen Vorhänge lösten. “ Häng die grünen Vorhänge auf. Und nimm die grünen Bezüge für die Kissen.” rief Gerda dem Mädchen noch zu, ehe sie sich mit einem Teppigklopfer bewaffnete.
Erneut grollte sie, als sie sich dazu in einen winzigen Verschlag unter dem Aufstieg zur Dachluke zwängen musste. Die Besenkammer glich immer noch einem hübsch eingerichteten Zelt, in dem ein Paar zu nächtigen pflegte. Da konnte sie die Matten und Polster auch gleich ausklopfen, ehe die Gäste von ihrer kurzen Reise zurück kehrten. Und in Miss Jadeblütes Zimmer mussten die Blumen gegossen werden. Während die Treppen unter dem Gewicht der alten Frau knarrten, fügte sie der langen Liste der zu erledigenden Arbeiten einen Punkt nach dem anderen hinzu. Hoffentlich dachte Liese daran, auf dem Rückweg vom Hospital die bestellten Tischtücher abzuholen.

Das dumme Ding war noch immer ganz närrisch ob der neuen Aufgabe und putzte sich neuerdings sogar. Ein Seidenbändchen wollte sie sich kaufen. Pah! Was für ein unnützes Zeug. Gutes Leinen musste es sein. Haltbar und robust. Nur wenig später hallten die dumpfen Schläge aus dem Hinterhof wieder, mit denen sie dem Schmutz und Staub im Teppig den Kampf angesagt hatte. Trude wienerte derweilen die Fensterscheiben bis sie blitzblank waren. Ehe die Glocken der kathedrale zum Abendgebet riefen , wollte die Herrin das Zimmer blitz blank vorfinden. Schon bald würde ein neuer Gast diese Räume beziehen. Wer es wohl wahr?

Sechs Tage! Sechs Tage nun belud Liese gemeinsam mit dem einen oder anderen Helfer drei Mal am Tag den klapprigen Wagen und spannte das alte Pferd davor. Sechs Mal am Tag legte sie den Weg vom Magierviertel zum Kathedralenplatz zurück und wieder retour. Die junge Magd strahlte voller Stolz über beide Wangen, als sie einen gewaltigen Kübel mit dampfendem Haferbrei auf einen Stuhl hob. Die Arbeitsplatte war voller Schalen, die mit dem heutigem Abendessen gefüllt werden mussten. Keine exotischen Gerichte durften es sein, deren fremdländige Düfte einem in der Nase kribbelten. Nein nein. Für die Kranken des Hospitals war das Beste gerade genug: Guter alterwürdiger Haferbrei. Eine vorwitzig Locke hatte sich unter dem gestärktem weißem Häubchen hervorgestohlen und wurde energisch zurück gepustet.
Schüssel um Schüssel füllte sich und wanderte samt Löffel in Windeseile in die Krankensääle. Schließlich sollte niemand hungrig das Nachtgebet erleben. Während die letzten noch mit ihrem Abendessen kämpften, wurden bei den ersten die nun leeren Schalen und Becher wieder eingesammelt. Schwitzend in der frühsommerlichen Hitze begann das große Putzen und Spülen, bis die kleine Teeküche glänzte. Zufrieden sah Liese sich um und band die nicht mehr ganz so makelose Schürze ab. Morgen würde sie eine saubere anlegen. Doch ehe sie ins Magierviertel zurück kehrte, hatte sie noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen. So machte sie sich auf den Weg durch die Flure, um eine der Schwestern zu suchen und ihr einen Umschlag zu überreichen. Darin befand sich der neue Speiseplan für die kommende Woche.
Mit einem tiefem Knicks und einem fröhlichem Winken verabschiedete sich die junge Magd und huschte hinaus auf den abendlichen Platz. " Hey hoooo!" rief sie dem altem Pferd zu, kaum das sie auf dem Kutschbock saß. Klappernde Hufe und das Scheppern nun leerer Kessel und Milhkannen begleitete den Aufbruch des Wagens. Für heute zum letzten Mal. Doch pünktlich mit dem sechsem Glockenschlag am Morgen würde er wieder auf dem Kirchplatz einbiegen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:18 pm

Fluchend starrte Eleona das Blatt an, das sie gerade aus dem Umschlag des Eilboten gezogen hatte. Das durfte doch nicht wahr sein. Einen Stein? Was für einen Stein hatte der Viscount seinem kofusem Landsmann in die Hand gedrückt? Nachdrücklich rieb sich die Wirtin die Nasenwurzel. Soviel dazu. Irgendwann pappte sie dem Worgen schlicht und ergreifend ein Schild um den Hals. “ Beim Aufgreifen ausserhalb Sturmwinds ohne Begleitung per Eilfracht an das Gasthaus “ Zu den Glocken von Sturmwind” weiterleiten”. Noch besser wäre allerdings wohl eine Tätowierung. Bei seinem Talent verlor er das Schild, ehe er die Stadtmauern hinter sich gelassen hatte. Schwerfällig stand die Schwangere auf und ließ das kleine Hemdchen, an dem sie eben noch genäht hatte, auf den Tisch fallen. “ Trude...ruf mir eine der Tavernenwachen und pack Wegzehrung für zwei Personen zusammen. Vergiß ausreichend Wasser bei der Wärme nicht.” riefs zur offenen Zimmertür hinaus. Seufzend durchquerte sie den Flur, um zu ihrem Schreibtisch zu gelangen und eins der vielen Fächer aufzuschließen. Ein kleines Säckchen mit Münzen wechselte aus der Stahlkassette im Inneren in ihre Hand, ehe sie sich auf den Weg in den Schankraum machte.

Seid dem frühen Morgen erklang das Rumpeln und Poltern im Gasthaus. Kaum das der Wagen mit dem Frühstück für das Hospital die schmale Einfahrt verlassen hatte, bog auch schon ein zweiteres, weit größeres Gefährt in die dunkle Gasse ein. Auf dem Fuße folgten zwei einzelne Pferde mit dem ruhigem sicherem Gang des alt gedienten Brauereirosses. Ihre Zügel waren sorgsam am Wagen befestigt worden.
“ Hoooooo!” Mit einem energischem Ruck brachte der Fuhrmann die Gäule zum Stehen und sprang ächzend vom Bock. Mit einem freundlichem Lächeln nahm ihn die Wirtin in Empfang. “ Wir haben Euch bereits erwartet.” nickte Eleona ihm zu, wartete aber, bis er den Wagen gesichert und die Pferde ausgespannt hatte. Sie würden noch einige Stunden ruhen dürfen, bis die Sonne hinter dem Magierturm versank. Einige Münzen wechselten den Besitzer, ehe der Alte sich an die schmierige Krempe seiner Mütze tippte und mit eiligen Schritten in den halbdunklen Gassen verschwand. Eleona musterte den Wagen prüfend. War er stabil genug, um die Strapazen der Reise zu überstehen? Würden die Pferde den langen Weg bewältigen können. Seufzend strich sie sich das Haar aus der Stirn. Bis zum Abend musste alles verladen sein, was sich bislang als wohl sortierter Haufen in ihren Lagerräumen befand. Die unermüdliche Gerda war bereits dabei, die restlichen Proviantkisten für die Mannschaft zusammenzustellen und Wasserschläuche zu füllen. Heute musste Trude das Putzen des Hauses alleine bewältigen. Die Reisevorbereitungen der Karawane mussten sorgsam getroffen werden. So manches schwere Wegstück stand der kleinen Gruppe bevor. Besorgt wandte sich Eleona mit einem letzten Blick zu den Rädern des Wagens ab, um ein letztes Mal Frachtschein und Proviantlisten mit den bereit gestellten Waren zu kontrollieren. Erst nach dem Mittag würde das Verladen beginnen, ehe der Aufbruch in den vergehenden Tag begann.
“ Diiiing donnnnng..” schlug die von Tikkie eingerichtete Klingelanlange im Inneren des Gasthauses Alarm. Trude ließ promt den Besen fallen, als sie erschrocken zusammen fuhr. “Licht..” griff sie sich theathralisch an die Brust. Der noch unbekannte Besucher begehrte jedenfalls nachdrücklich Einlass. Hastig eilte sie zur Tür, um diese zu öffnen und starrte auf dunklen schwarzen Stoff mit silbernen Knöpfen. “Nabend, Missi..” brummte ein kräftig gebauter Mann, dessen einfache Arbeitsschuhe von feinem Sägemehl überhaucht waren. “ Bring das Bild für deine Herrin.” deutete er mit einem Nicken auf das ein Leder eingeschlagene Paket unter seinem Arm. “ Wohin?” Ein Freund vieler Worte war der grauhaarige Schreiner sicher nicht. “ Ohhhhh.. das Bild..” rief Trude aus und öffnete die Tür weiter, um den Handwerker einzulassen. Er spuckte einen guten Haufen Priemsaft zur Seite, ehe er den Schankraum betrat und sich umsah. “ Dahin?” deutete er auf die Wand neben der rechten Treppe. Trude nickte eifrig und verkniff sich gerade noch ein Seufzen, als der frisch gescheuerte Diehlenboden von kleinen lustigen Sägespänen aus seinem Schuhwerk gesprenkelt wurde. Der Handwerker legte das eingeschlagene Bild vorsichtig auf dem Tisch ab, zog einen schweren Hammer aus seinem Gürtel und einen Nagel aus einem kleinem Beutel. Seine knorrigen Finger handhabten das Werkzeug mit einer Leichtigkeit, die ihres Gleichen suchte , als er den Nagel in die Wand schlug. Die großen Arbeitshände packten das frisch gerahmte Bild vorsichtig aus und hingen es an seinen neuen Bestimmungsort. Staunend betrachtete es die junge Magd neben ihm.Zufrieden rollte der Schreiner das Leder zusammen, nahm seinen wohlverdienten Lohn entgegen und tippte sich zum Gruß an die Schläfe, ehe er auch schon wieder dem Ausgang entgegen schritt
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:19 pm

Eine einzelne Kerze erhellte das Zimmer der Wirtin. Durch das offene Fenster drang ein frischer kühler Nachtwind hinein. Der für die zierliche Gestalt viel zu wuchtige Schreibtisch war mit unzähligen Mappen, Schriftrollen, Pergamenten, Rechnungsbüchern und Vorratslisten gefüllt. Das leise Kratzen der Feder, die über das Pergament huschte war ein beruhigend friedliches Geräusch und fast das einzige, das die Stille brach. Punkt für Punkt wuchs die Liste der zu erledigenden Arbeiten an, die in den nächsten Tagen an Bedeutung gewannen. Neben den normalen Tavernenabenden und der Bürgerversammlung standen die Vorbereitungen zum Sonnenwendball unmittelbar bevor. Würde die Karawane rechtzeitig zurück sein? Würden sie vor allem heil und unversehrt ihr Ziel erreichen? Seid jenem ersten Brief hatte sie keine Nachricht mehr erhalten. Für einen Moment verstummte das leise Kratzen, als die Schreiberin innehielt.
Ihre Gedanken gingen auf die Reise zu jenen Männern und Frauen, die einen gefährlichen und beschwerlichen Weg auf sich genommen hatten, um die kostbare Fracht sicher an ihren Bestimmungsort zu geleiten. Mit jedem Tag wurde ihr bewusster, wie verbunden sie den beiden Männern war und wie sehr sie ihr fehlten. Auch Linnard hatte fort gemusst und irgendwie waren seine Worte nicht unbedingt beruhigend gewesen. Doch weder war es die rechte Zeit dafür , um alles zu hinterfragen noch hatte sie die kostbaren Momente des Abschieds damit beschweren wollen. Keine Frage, keine Zweifel, keine Sorge hätten etwas verändern können. Nicht alles ließ sich überblicken oder bis ins kleinste Detail ergründen. Sie konnte nur hoffen, das das, was sie jenen mit auf die Reise gegeben hatte, stark genug war.

Neben ihr lag ein einzelnes winziges Söckchen aus grüner weicher Wolle, seines Gegenstücks beraubt. Noch drei Tage, dann wäre das Paar wieder vereint, wenn alles planvoll verlaufen war. Wie ihre Gedanken die Männer begleitete, so glitt ihr Blick weiter über das schwere Möbelstück und blieb auf einem kleinem Zettel haften.

“ Werte Eleona, ich weiss das ihr eine gute Frau seid. Eine bessere als ich. Daher nehmt das Geld und lasst meine Schwester so lange bei euch wohnen wie sie möchte. Wenn ihr mehr braucht so lasst es meine Schwester wissen.
Die Bretzeln sind köstlich. Gruß Ralaith.”
Seufzend drehte Eleona das kleine Blatt um : “ Ich gebe sie in eure Obhut. Alles Gute”
Wer war diese Frau , das selbst dem mit allen Wassern gewaschene Fayren bei ihrem Namen die Züge nahezu entgleißten. Seine Reaktion war ihr nicht entgangen. Was hatte sie getan? Die völlig verschüchterte junge Elfe ein paar Räume weiter schlief , seelig darüber , ein richtiges Bett mit weichen Kissen ihr eigen nennen zu dürfen. Seufzend strich Eleona sich eine der blonden Locken aus dem Gesicht, die dem Zopf entwichen waren. Zumindest brauchte sie nicht zu fürchten, das die Wache das Gasthaus im Sturmangriff betrat, nur weil man die Kleine dort ein und ausgehen sah.
“ Werden die Wachen wiederkommen?” Nicht auszudenken, wie sich ein solches Ereignis und seine Folgen auf das zarte Geschöpf auswirken würden. Und auch sie konnte auf übereifrige Soldaten, die alles durch einander brachten, gern verzichten. Es war besser gewesen, den Stier bei den Hörnern zu packen. Sobald die Elfe sich ein wenig eingewöhnt hatte und einige Vorkehrungen getroffen waren, würde sie stumpf Oderikes Rat folgen und mit ihr in das Wachgebäude spazieren. So beugte man diversen Problemen vor. Schonte am Ende alle Nerven.
Der melodische Klang der Kirchglocken riß sie aus ihrem Grübeln. Seufzend legte sie die Feder aus der Hand und erhob sich schwerfällig. Wenigstens ein paar Minuten galt es Ruhe zu finden. Dann würde der Alltag sie wieder in seinen Bann ziehen und mit ihm die lange Liste all dessen, was es zu erledigen gab.

Müde strich sich Eleona das Haar aus dem blassem Gesicht, als sie die Treppe vom Obergeschoss nach unten hinab stieg. Die letzten Tage waren einmal mehr zur Zerreißprobe ihres Nervenkostüms geworden. Doch nur die Schatten unter den Augen verrieten , wie es in ihr aussehen mochte, auch wenn die Tränenspuren der letzten Nacht längst getrocknet waren. Die Karawane überfallen. Die Freunde verletzt. Immerhin hatte die Nachricht der Kaldorei ihre schlimmsten Sorgen ein wenig gedämpft. Wie mochte es ihnen gehen? War es besser, die Gruppe zurück zu rufen? Konnte sie das Leben der Männer riskieren? Und wo war Linnard? Sein leisen Worte im Moment des Aufbruchs klangen in ihr nach. Fröstelnd kräuselten sich die feinen Haare auf ihrm Unterarm. Es schien als hätte das Unterfangen bereits von Anfang an unter einem schlechtem Stern gestanden. Sie wurde das Gefühl nicht los, das sich irgendwo bereits drohende Wolken am Himmel versammelten. Aus welcher Richtung jedoch brach das Unwetter los? Von wo aus würde es über sie und jene, die sie liebte kommen? Und viel wichtiger, was konnte sie tun, um sich den Gewalten entgegen zu stellen und zu verhindern, das allzuviel aus den Fugen geriet? Die schmalen Lippen zusammengepresst, blieb sie einen Moment auf der letzten Stufe stehen und verkrampfte die Hände um das blank polierte Holz. Natürlich war jedem bewusst, das der Weg lang und beschwerlich war und doch hatten sie sich aufgemacht, um ihr zu helfen, die Wünsche zu erfüllen, die ihr ins Haus geflattert waren. Nicht einer hatte gezögert, ihr seine Hilfe anzubieten und die Gefahren der langen Reise auf sich zu nehmen. Eine unendlich warme Woge der Dankbarkeit durchflutete sie war. Ein leiser tiefer Seufzer entrann sich ihren Lippen. Für einen Moment verharrte die junge Wirtin so. Dann strafften sich die schmalen Schultern und sie richtete sich auf. Energisch reckte sie das Kinn. Sie würde es ihnen nicht danken, wenn sie zuließ, das Angst und Zweifel überhand nahmen. Den letzten Schritt hinab steigend ließ Eleona den Blick schweifen ehe sie mit energischen Schritten den Schankraum durchmaß und in der Küche verschwand.
Liese schlüpfte leise in das Hospital hinein. Die drohenden Schatten , die über der Taverne hingen hatten auch die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit des Mädchens nachhaltiger gedämpft. “ Licht.. verdammt!” rief sie aus, als ihr ein Kessel mit heißer Milch aus den Fingern glitt. Auf dem gescheuertem Boden ergoß sich ein weißer dampfender See. Hoffentlich gelang es ihr, die Bescherung zu beseitigen, ehe es jemand bemerkte. Hastig griff sie nach einem Putzlappen und Eimer und ging auf die Knie. Verbissen schrubbte und putze sie mit hochrotem Kopf, bis auch der letzte Tropfen vom Boden verschwunden war. Wenn das ihre Mutter erfuhr! Seid der unguten Nachricht der überfallenen Karawane bewegte sich die alte ergraute Frau mit einer Miene durch das Gasthaus, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und die Herrin hatte am Morgen das Fleischerbeil mit einer Inbrunst geschwunden, das sie ihr lieber gleich aus dem Weg gegangen war. Am besten, man machte sich derzeit möglichst unsichtbar. Die Anspannung in den heimischen Wänden glich der Atmosphäre eines Gewitters , das kurz vor der Entladung war. Innerlich betete sie, dann möglichst nicht im Gasthaus zu sein. Dann schon lieber hier in den nach Kräutern riechenden Räumen. Den Kopf eingezogen erhob sich die Magd vom Boden und räumte ihre Untensilien auf. Wenig später stand ein neuer Kessel mit Milch auf der Feuerstelle. Schicksalsergeben ergriff Liese das Pergament, auf dem der Speiseplan der kommenden Woche festgehalten war und tauschte ihn gegen den alten aus.
Ächzend und schnaufend stapfte Gerda mit zwei großen Kannen heißen Wassers die Treppe hinauf und verschwand im Flur, der zu den Gästezimmern und Unterkünften führte. Die alte Magd sollte auf Geheiß der Herrin den Badezuber richten. Kurzerhand hatte sie in den großen Kesseln der Küche Wasser gewärmt und zwei Milchkannen von jeweils 25 Litern zweckentfremd, um dieses nach oben zu befördern. Kaltes Wasser gab es in der oberen Etage durchaus. Doch heißes musste noch immer von unten nach oben getragen werden. Die Leichtigkeit jedoch, mit der sie die schweren Kannen handhabte, strafte den gequälen Lauten Lügen. Ihr Leben lang harte Arbeit gewöhnt, verfügte die Frau über nicht wenig Körperkraft. Unten in der Küche köchelte bereits ein Hähnchen mit Wurzelgemüse über dem Feuer. Der Herr hatte durchaus ausgesehen, als ob er eine gute Suppe brauchen konnte. Doch darum würde sich die Wirtin selbst kümmern, sobald der Gästebetrieb zur Ruhe gekommen war. Ihre Aufgabe war es, ein Bad zu richten, damit er sich den Staub und Schmutz der Reise abwaschen konnte. Dampfend ergoß sich das heiße Nass in den hölzernen Zuber, der oben in einem separatem Raum seinen Platz gefunden hatte. Ehe sie klares kaltes Wasser hinzu mischte, schließlich sollte der Freiherr nur baden und nicht gebrüht werden, kniete sie jedoch vor dem Kamin nieder und entfachte mit geschickter Hand das Feuer darin. Die erfahrene resolute Dame brauchte nicht lange, ehe ein Feuer hell und warm den Raum erhellte und für eine behagliche Wärme sorgte. Auf einem kleinem Tischchen neben dem Zuber stand eine Auswahl an wohldufenden Badeölen und Essenzen , aus denen er nur zu wählen brauchte. Große weiche Schwämme und Seifen lagen in den Schalen , die in bequemer Reichweite standen. Warme flauschige Handtücher hingen über einem Ständer zum Trocknen bereit. Mit Argusaugen sah sich die Alte noch einmal im Raum um, ehe sie in den Flur zurück kehrte, um einige Türen weiter anzuklopfen. “ Das Bad ist gerichtet. Die Herrin kümmert sich um das Essen.” verkündete die sonore Stimme .
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:19 pm

Aufgeschreckt huschte eine Katze fauchend davon , als sie die schweren Räder der Karren nur knapp verfehlten. Gleich mehrere der knarrenden Fuhrwerke bogen aus der Altstadt in das Kanalviertel ein. Einer der Karren war hoch beladen mit frischen Sommerblumen und grünen Zweigen. Rumpelnd suchte sich das Fuhrwerk den Weg in Richtung der Burggärten, in denen bereits am Tag die Gärtner eifrig zu Gange waren. Büsche wurden kunstvoll geschnitten, Blumenbeete von Unkraut und abgefallenen Blättern gereinigt. Der Rasen wurde noch einmal gemäht und auch der letzte Weg säuberlich geharkt. In den Ecken wurden große Blumenvasen platziert. Die Sommerblumen würden hier für frische Farbe sorgen. Auf dem Ehrenplatz des Königspaares war ein luftiger Baldachin errichtet worden. Wicken, Efeu und Gerbera würden hier mit grünen Efeuranken zu einem sommerlichem Schmuck verflochen werden. In den vier Ecken des Tanzplatzes stand jeweils eine Feuerschale, in denen aromatisches Holz am Ballabend entzündet werden würde.
Zwei andere leere Fuhrwerke rumpelten gemächlich den Gassen des Magierviertels entgegen. Schon bald würden sie schwer beladen den Weg hinauf zur Burg hinauf rumpeln. Schon seid Tagen liefen die Vorbereitungen für den Sonnenwendball auf vollen Touren. Die Düfte aus der Küche ließen so manchen Passantem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Fisch , Fleisch und Gemüse wurden gesotten und eingelegt, mit feinen Kräutern und Ölen zu köstlichen Pasten und Aufstrichen verarbeitet.
Feine Sülzen und Pasteten füllten die Regale im Keller des Gasthauses. In großen Topfen schwammen mariniertes Fleisch und köstliche Fische in aromatisierten Kräuterölen und Marinaden. In den Kühlräumen hingen fette Hähnchen und fein mamoriertes Lammfleisch auf den Haken. Gewaltige Schinken und lange Ketten Würste hatten im Buchenholz ein unverwechselbares Aroma erhalten. Mageres Wildbret und fette Schweine waren geschlachtet worden. Zwei gut gemästete Ochsen hatten ihr Leben lassen müssen und warteten nun auf ihre Bestimmung. In großen Kübeln glitzerte bläuliches Eis. Dazwischen schimmerten die silbrigen Leiber fangfrischer Fische und rosiger Krabben.
Noch herrschte tiefdunkle Nacht am Morgen des Balltages . Gerade hatte die Glocke erst zwei Mal geschlagen. Während der Nachtwächter müde seine Runde lief, war die Küche des Gasthauses bereits hell erleuchtet. Die Temperaturen glichen den Wüsten Uldum, denn heiß brannten die Feuer im Herd. Noch ehe das Frühstück für das Hospital bereitet wurde, saß Liese schlaftrunkend mit einem Messer über einem Korb mit frischen Möhren und schälte eine nach der anderen. Trude hingegen putzte kleine weiße Rübchen unter den scharfen wachsamen Augen der alten Magd, die mit einem wuchtigem Beil die langen Rippenstücke in handliche Portionen zerlegte. Eleona hingegen hatte das blonde Haar straff zurück gebunden . Die schlanken Arme staken bis zu den Ellenbogen im Teigschaff. Unter den geschickten Händen formten sich Brote und Brötchen. Brezeln und Hörnchen , die in langen Reihen auf der Arbeitsplatte lagen. Im Herd buken die ersten schneeweißen Weiß – und süßen Honigbrote.
Kaum das der letzte Knochen zerschlagen war, warf Gerda das Beil zur Seite. Honig, flüssiges Gold war mit feinstem Whiskey und aromatischen Kräutern angemischt worden und zog schon seid drei Tagen in großen Krügen. Nun floß es langsam hinaus in die Schale. Mit einem breitem Pinsel bestrich die Magd das Fleisch und steckte es auf die gewaltigen Bratspieße, die nach einander in die Halterungen geschoben wurden. Große Teigblätter wurden mit verschiedensten Füllungen bestrichen , gerollt und gefaltet und in heißem Öl ausgebacken. In Kupferkesseln dampften sämigen Suppen und klare Brühen. Sie würden später in handliche Gefäße umgefüllt und so portioniert werden, das die Ballgäste sie bequem verzehren konnten.
Kuchen und Torten, Cremespeisen und Kaltschalen, frisches Obst aus den einheimischen Wäldern und von den umliegendenm Bauernhöfen türmte sich in Körben und Platten. Exotische Früchte trugen den Hauch der Ferne hinein.

Zwei dürre Frauen polierten Gläser und Besteck, falteten Servietten zu hübschen Fächern. Die schweren Mamorplatten, auf denen das Buffet errichtet werden würde , waren schon längst auf einen der Karren verladen worden und nahmen den Weg durch die nachtdunkle Stadt hinauf zur Königsburg. Im Schweiße ihres Angesichtes mit feuchten Haaren und geröteten Wangen arbeiteten die Frauen hand in Hand. Nur wenige Worte wurden gesprochen, beschränkten sich auf kurze und knappe Verständigungen. Jeder kannte seine Aufgaben und wusste, was er zu tun hatte.
Gleichmäßig wie ein Uhrwerk griff ein Rädchen in das andere, bis auch die letzte Speise verpackt und aufgeladen war. Im Eiltempo hasteten die Frauen mit wehenden Schürzen durch Straßen und Gassen ihren Fuhrwerken nach. Der Nachmittag verging mit dem Schmuck der Gärten und Wege, mit dem Aufbau des Buffets. Überall und nirgends sah man goldblondes Haar aufblitzen. Als die Abendliche Sonne sank, wurde es Zeit, sich nun selbst herzurichten, Schweiß und Schmutz vom Antlitz zu tilgen und die schmuddligen Schürzen mit den schlichten, aber feinen Roben zu vertauschen. Ein letztes Mal glitt der prüfende kritische Blick der Wirtin über die Gärten, während sie mühsam das klopfende Herz zur Ruhe zu zwingen versuchte.
Die abendliche Sonne verlieh der Menschenstadt einen goldenen Glanz, als sie langsam zu sinken begann. Das Geläut der Kirchglocken rief zum Abendgebet. Nun war es soweit.. der lang vorbereitete Ballabend begann. Die Gäste konnten kommen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:19 pm

Sonntag.. und zwei Tage nach dem Ball, der die Bewohner der Stadt in seinen Bann gezogen hatte. Nun war der Alltag wieder in die Stadt der Menschen eingezogen. Nur zu gerne hätte sie die Nase an die Säulen gedrückt, um einen Blick auf die festlichen Roben der Damen und die eleganten Herren zu erhaschen. Ob sie wohl auch tanzen lernen konnte? Die junge Magd schrak zusammen, als ein Teller ihren Händen entglitt. Hastig bückte sie sich, um die Scherben aufzulesen und in den Abfall zu werfen. Nun beeilte sie sich aber besser., sonst würde sie nie fertig werden. Und sie wollte doch mit Trude noch zum Hafen. Einer der hübschen Burschen da unten sah einfach traumhaft aus. Mit einem fröhlichem Liedchen auf den Lippen huschte die junge Magd umher und bereitete die Kuchenstücke für die Patienten vor. Teller um Teller nahm seinen Weg in die Krankensääle. Wenn sie schon nicht zum Ball gehen konnten, sollten sie wenigstens ein anständiges Kuchenstück zum Sonntag bekommen. So leerten sich die Bleche mit dem Erdbeerkuchen zunehmend. Als auch der letzte Krümel verteilt worden war, ergriff sie das Pergament mit dem neuen Speiseplan und hing es an seinen Platz.

Heiß war es in der kleinen Teeküche, in der Liese mit hochrotem Gesicht die Schalen und Teller wusch. Um zu verhindern, das der beißende Schweiß ihr beim Arbeiten in die Augen rann, hatte sie einen Streifen Leinen um den Haaransatz gewunden. Die dunklen Locken klebten an ihren Wangen. Immerhin war es hier noch weit angenehmer als in der Küche des Gasthauses, in der Trude über einem Berg weißer Rüben schwitzte, als sie am Morgen den Karren beladen hatte. Und noch lange war heute kein Feierabend. Die Herrin hatte angekündigt, das am nächsten Tag eine Ladung fetten Fisches zu erwarten war. Das bedeutete stundenlanges Putzen , Säubern und Einsalzen. Beim Gedanken an den allgegenwärtigen Fischgeruch verzog Liese das Gesicht. Da war es doch hier in den nach Kräutern und Medizin duftenden Räumen viel schöner. Doch auch sie würde ihren Teil der Arbeit bekommen. Immerhin hatte es sich ausgezahlt. Freudig glänzten die runden Augen wie Murmeln. In zwei Tagen durfte sie auf den Markt. Hoffentlich war der Händler mit den Putzwaren wieder da. Fein säuberlich hatte sie in ihrem Sparstrumpf die Münzen gezählt. Nur ihrer Mutter ging sie besser aus dem Weg. Die alte Gerda hielt nicht viel von hübschen Schleifen und Bändern. Unnützer Tand.. hörte sie die Alte schon grummeln. Schnaufend schob sie den letzten Stapel des sauberen Geschirrs in die Schränke als sie fertig war. Nun noch die schweren Kessel und Kannen auf den Karren laden und.. Liese drehte prompt wieder um. Der neue Speiseplan! Fast hätte sie es vergessen. Mit hochroten Wangen hastete sie zurück, um das Pergament an seinen Platz zu hängen.

Nebel zog in dicken Schwaden über die bleierne dunkle Oberfläche des Sees. Selbst die Nacht hatte kaum Abkühlung gebracht und so lag selbst in den frühen Morgenstunden die kommende Hitze wie eine Glocke über den beschaulichem Dorf, das sich an die Hänge des Rotkammgebirges schmiegte. Verschlafen trottete ein alter zerzauster Hund über die Straße und verschwand im Dämmerlicht zwischen den Häusern. Knarrend öffnete sich die von der Sonne ausgedörrte Tür einer Kate. Heraus trat ein breitschultriger groß gewachsener Mann mit wettergegerbter Haut und faltigen Zügen. Das ergraute Stoppelhaar wurde von einem zerschlissenem Lederhut mit weit hinab hängender Krempe bedeckt. Er trug ein einfaches Leinenhemd, das bis zur Brust offen stand und im Bund einer derben Lederhose steckte. Die Stiefel waren aus robustem Leder gearbeitet und umschlossen kräftige Beine, die eine leichte Krümmung aufwiesen. Er warf einen Blick zu Himmel, spuckte eine Ladung Pfriem an den Pfosten der windschiefen Kate und drehte den Kopf nach hinten. “ Bin zum Abend wieder zurück, Alma. Schick den Buben mit dem Essen auf die Weiden rauf.” rief er hinein. Seine Stimme war tief und rau, doch klar zu verstehen. Die Stimme einer älteren Frau antwortete ihm aus dem Inneren, ehe er endgültig ins Freie trat. Adam warf sich sein Bündel über die Schulter, atmete tief die morgendliche Luft ein und wandte sich einem Pfad zu, der sich zwischen den Hügeln in die Bergen hinauf wand.
Ehe er diesen betrat, schloß ein spinnedürrer schlacksiger Bursche zu ihm auf, der die Nacht wohl im Schatten der Sträucher anstatt in der aufgeheizten Hütte verbracht hatte. Das weizenblonde Haar stand nach allen Seiten ab. Kleine Zweige und Blättchen hatten sich darin verfangen. Keck tippte er sich zum Gruß an die Schläfe. Der alte Adam brummte nur und deutete in die Berge hinauf. “ Sehen wir zu, das wir rauf kommen. Die Herrschaft hat sich angekündigt. Wir treiben das Vieh aus den Bergen runter auf die unteren Weiden. Soll fürn Viehtrieb gemustert werden. Die neuen Kälber brauchen noch das Brandzeichen.” Der Bursche kniff die Augen zusammen. “ Wann?” fragte er nach und versuchte mit den ausgreifenden Schritten des Älteren mitzuhalten. Schon jetzt brach ihm der Schweiß aus allen Poren. “ Bald.” gab Adam zurück und zuckte mit den Schultern. Sein junger Begleiter verzog das Gesicht. Adam war nie sehr redseelig gewesen, aber seid er wusste, das das Vieh von den Weiden kam, war er noch schweigsamer als sonst. So brachten die beiden ungleichen Männer den Aufstieg schweigend hinter sich, ehe sie das erste Gatter erreichten. Einige wollige Schafe und weiße Ziegen hatten sich auf der Weide verteilt und ließen sich das frische Grün schmecken. Selma, die freidliche Kodokuh döste mit ihrem jungem Bullenkalb im Schatten einiger Felsen. Die wuchtigen Hörner des Schafbockes bogen sich weit zurück und verliehen ihm eine imposante Erscheinung. Verspielt toben einige Lämmchen an den beiden Knechten vorbei. Adam lehnte sich an den Balken des Zaunes und betrachtete seine Schützlinge. Joseph tat es ihm gleich. Als der Bock die beiden erblickte, nahm er gemächlich Kurs auf die beiden Eindringlinge und brachte sich zwischen seine kleine Herde und die Männer. Wachsam verfolgte er sie mit den Augen. “ Pass auf. Der alte Joe ist ein ausgfuchster Geselle.” warnte Adam den jungen Burschen, der die Tiere noch nicht lange kannte , ehe er das Gatter betrat. Joseph folgte ihm und grinste. “ Werd doch wohl noch mit einem Hammel fertig werden.” flachste er. Joe knabberte ungerührt an einem Grashalm und ließ die beiden vorrüber ziehen. Wie jeden Morgen kontrollierte Adam die Tränke auf der Weide. Ohne Wasser kamen gerade die jungen Tiere bei dieser Wärme schnell in Bedrängnis. Joseph hingegen schlug den Weg über die Weide ein. Ihm war die Aufgabe zugefallen, die Kühe zum Melken zusammen zutreiben und diese standen mit den Yaks zusammen weiter oben. Wachsam suchten seine wasserblauen Augen das Areal nach den Stieren ab. Wo waren die Biester? Er hatte keine Lust auf die Hörner genommen zu werden. Doch noch ehe er den Gedanken zuende gebracht hatte, krachte etwas in seinen Hosenboden. Kopfüber flog der junge Bursche mit einem Fluch ins nächste Gebüsch. Hinter ihm stand mit gespreitzten Vorderbeinen , jederzeit bereit, dem unaufmerksamen Jungknecht eine weitere Lektion zu erteilen der alte gerissene Schafbock mit gesenktem Gehörn. Adams Lachen schallte weit von den Bergen zurück. Mit tomatemrotem Gesicht und verkniffener Miene rappelte sich Joseph wieder auf und sortierte seine langen dürren Glieder. “ Hammeleintopf.. eindeutig...” fluchte er und sah Joe, der just das Gras wieder interessanter fand böse an. Grinste das Vieh sich etwa eins?
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:20 pm

Fisch... Fisch.... und noch mehr Fisch... Gerda stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Kübel mit den silbrigen schimmernden Leibern. Am Hauklotz stand die hochschwangere Wirtin und bestrich ein Lamm nach dem anderen mit einer Marinade aus Senf und Honig. Seid zwei Tagen schon hatten die kleinen schlanken Körper in einem Fass mit Buttermilch und Lorbeerblättern gezogen. Heute abend nun würden sie auf den Tisch kommen. Trude saß bereits seid Stunden auf den Knien und scheuerte die Diehlen im Schankraum. Im Keller warteten bereits frische Tannenzweige und Heidekraut darauf, zu hübschen Gebinden verarbeitet zu werden. Die alte Frau seufzte. Tannen und Heidekraut verstand sie ja noch. Doch warum bei Varians großem Zeh mussten da unbedingt Diestelblüten rein? Brummig fischte sie sich einen Schellfisch aus dem Zuber und ließ ihn mit einem Platsch auf das Holzbrett fallen. Geschickt blitzte die Klinge in ihrer Hand, mit der sie den Fisch zu säubern begann. Viele.. sehr viele würden folgen noch ehe die Sonne im Magierviertel aufzugehen begann. Gilneas.. seid Wochen schon warf dieser Abend seine Schatten vorraus. Nun endlich war es soweit. Heute abend wurden die Gäste erwartet. Einer der letzten großen Abende, ehe für einige Wochen Ruhe eintreten würde. Ruhe eintreten? Gerda grinste in sich hinein. Wenn erst der Umbau in wenigen Tagen begann, würden sie alle Hände voll zu tun haben, dem allgegenwärtigem Dreck und Staub Herr zu werden. Mauerdurchbrüche und Dacharbeiten brachten das zwangsläufig mit sich. Bauarbeiter aber waren Männer und die machten auch ohne einen Hammer in der Hand schon genug Mist. Schicksalsergeben seufzte sie auf und begann einen weitere Fisch zu filitieren. Ihr wachsamer Blick streifte eine weitere Frau im mitteleren Alter, die über zwei Körben mit Gemüse saß und verschlafen Möhren putze und Kartoffeln schälte. Eine weitere der für diesen Tag angheuerten Aushilfskräfte stand in der Wäschekammer und bügelte die Tischtücher und Servietten auf, die ür den Abend gebraucht werden würden. Hoffentlich erwiesen sich die beiden als ein guter Griff. Wenn sie sich anstellig und fleißig zeigten, konnten man sie vielleicht länger brauchen. In den nächsten Wochen und Monaten würde die Arbeit nicht weniger werden . Im Gegenteil. Ein lautes Krachen und deftiges Fluchen einer Männerstimme riß die alte Frau aus ihren Gedanken. Einen gewaltigen Bratspieß in der Hand erstarrte auch Eleona und sah zum Schankraum hinüber. “ Trudeeeee! Du nichtsnutziges Ding!” polterte Gerda nach einen Moment der Stille los. “ Was treibst.....” Das besagte Mädchen steckte den eingezogenen Kopf zur Tür hinein. “ Der ehm Schreiner... hat das Gemälde für die Herrin aufgehangen. “ berichtete sie kleinlaut. Hinter ihr rappelte sich der mürrsiche Handwerker aus den Überresten eines Stuhles hoch und musterte die Einzelteile. “ Feuerholz...” zuckte er mit den Schultern und rieb sich den Hosenboden. Gerda watschelte ächszend auf den Schankraum zu, der in wenigen Stunden in frischem Glanz erstrahlen sollte. Immerhin.. das Bild hing schon mal an seinem Platz.
Als der Morgen über Seehain graute, stand Eleona am weit geöffneten Fenster und sah auf den See hinaus. Wie wunderschön das Dorf in den Bergen doch war. Sie atmete tief die frische feuchte Luft ein und hielt ihr Gesicht in den kühlen Morgenwind. Wie sehr sie diesen Ort liebte. Von Ferne hörte sie das Blöcken der Schafe und das Meckern der Ziegen, die bereits in die unteren Gatter getrieben worden waren. Heute würden die Männer die Rinder und Kodos aus den Bergen holen. Sie waren längst aufgebrochen. Die zum Schlachten bestimmten Tiere mussten ausgesondert werden. Und die im Frühjahr geborenen Kälber mussten das Brandzeichen erhalten. Viel zu tun gab es. Auf ihrem Schreibtisch hier lagen die Listen der Bestände, Aufzeichnungen zu den einzelnen Bereichen und mehr. Später würde sie sich damit befassen müssen. Doch nicht jetzt. Lächelnd wandte sich die blonde Frau vom Fenster ab, ergriff ein Handtuch und stieg die Treppe hinab. Nur mit einem Hemd bekleidet, verließ sie das Haus und stieg an den See hinab. Im Schutze des Uferbewuchs streifte sie auch das Hemd ab , ließ das Handtuch auf einen Felsen fallen und stieg langsam in das kühle Nass. Klar und kalt umschmeichelte der See ihre erhitzte Haut. Versonnen schöpfte sie Wasser mit beiden Händen und ließ es über Gesicht und Arme laufen, um sich zu erfrischen. Das lange goldblonde Haar umrahmte ihr Gesicht in weichen Wellen. Nach ein paar Minuten ließ sie sich ins Wasser sinken und begann zu schwimmen. Gleichmäßig und kräftig durchschnitten ihre Arme das Wasser. Ein leises wohliges Seufzen erklang. Es tat so unglaublich gut. Selbst das Gewicht des Kindes spürte sie in diesem Element nicht. Eine Leichtigkeit ergriff ihr Sein, als sie sich nach einigen Runden auf den Rücken drehte. Ruhig legte sie sich auf die Wasseroberfläche und ließ sich treiben, während langsam die Sonne höher stieg. Ein versonnenes Lächeln erhellte das blasse Gesicht.

Es war ein Tag wie viele gewesen.. arbeitsreich und hektisch mit vielen großen und kleinen Begebenheiten. Zumindest hätte es einer wie viele sein können. Doch bereits seid seinem Beginn lag eine seltsame Gereiztheit über dem altehrwürdigen Gebäude und seiner jungen Wirtin. Mochte es an der Beinahprügelei mit einer ihrerseits nicht weniger gereizten Raubkatze liegen oder am Besuch des federbehelmten Blaustrumpfes.. es vermochte wohl niemand zu sagen, woran es lag. Vielleicht an allem und jedem oder an der schwülen Hitze des Sommers, die schwer wie eine Dunstglocke über dem Magierviertel lag. Der nachtschwarze riesige Schatten, der im Schankraum unter der Treppe in einem zerwühltem Deckenhaufen lag, regte sich kaum einmal, als die Lichter gelöscht und das Feuer zur Nacht eingedeckt wurde. Langsam breitete sich die Stille im dunklem Haus aus, das noch von den Gerüchen und Düften des Tages erfüllt war.

Leise ächzte ein Balken.. eine Diele knarrte unter einem letztem Schritt. Durch die halb geöffneten Fenster drang das Fauchen eines nächtlichen Streuners durch die stillen Straßen des Magierviertels. Eigentlich schien alles wie immer. Auch Linnard und Eleona lagen in ihrem Bett, eng aneinander geschmiegt wie jede Nacht. Die sonnengebräunte Hand des Mannes lag locker auf der Hüfte der jungen Frau, deren gelöstes goldblondes Haar sich einem zartem Schleier gleich über das Kissen ergossen hatte. Alles wie immer? Die seltsame Gereiztheit und die Unruhe, die sie bereits den Tag über begleitet hatte, schien auch den Weg ins Schlafzimmer gefunden zu haben. Unruhig bewegte sie sich in den Laken. Schlaftrunken wie er war, dauerte es eine Weile, ehe Linnard begriff, was die Stunde geschlagen hatte.

Die nächsten Stunden glitten wie ein Traum an ihm vorbei. Die schleunigst herbei geholte Hebamme, die ruhig und gelassen ihre Anweisungen erteilte.. die schmale, viel zu zierliche Gestalt in den Kissen, deren Züge von Schmerz und Anstrengung gezeichnet waren und die doch kaum einen Ton von sich gab.. die hektische Betriebsamkeit der jungen Mägde, die wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend liefen, die beruhigend feste Gestalt der alten Gerda, die schlicht alles männliche in die warme, nach Essen duftende Küche verbannte, damit sie oben nicht im Wege waren. Nun war er es, dessen Nerven zum Zerreißen angespannt waren und der voller Unruhe durch den für seine Bedürfnisse viel zu engem Raum tigerte.



Wie viel Zeit vergangen war, vermochte er nicht zu sagen, als endlich ein lang ersehntes Geräusch aus dem Obergeschoss erklang. Der dünne Schrei eines Neugeborenen durchbrach die angespannte Stille. Erst zaghaft und verhalten, dann zunehmend kräftiger protestierte der neue Bewohner des Hauses, als er aus seiner warmen dunklen Behausung in eine viel zu helle Welt geworfen worden war. Die lange Zeit des Wartens war vorbei. Mit den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne des neuen Tages hatte William Henry das Licht der Welt erblickt.
“Staub.. überall Staub..” grummelte Gerda und schob Trude einen der unzähligen Eimer mit schmutzigem Wasser zu. Baumaßnahmen waren ja gut und schön. Immerhin hatte sie ihre Besenkammer wieder in Aussicht, wenn die Herrschaften endlich ein gescheihtes Zimmer bezogen. Aber Staub und Schmutz breiteten sich im ganzen Haus aus. Daran änderte es auch nichts, das die Handwerker den gröbsten Dreck selbst beseitigten. Immerhin mussten sie sich nicht durch Schutthaufen kämpfen. “ Schaff das runter und bring frisches Wasser mit.”brummte sie in Richtung des Mädchens gewandt. Trude zog den Kopf ein. Sie hatte bereits eine Ladung schmutziger Wäsche unter den Arm geklemmt . In der Waschküche brannte ein heißes Feuer unter dem Kessel. Unmengen an blütenweißen Laken kochten bereits darin., Brodelnd füllte der Dampf und der Geruch nach Seifenpulver den halbdunklem Raum. Eleona lauschte lächelnd dem Geplänkel der Mägde, ehe sie ihren kleinen Sohn aus seiner Wiege hob und an ihre Schulter legte. Hellwach sah sich das Baby mit großen Augen um, die noch von jenem unbestimmten Blau waren, das sich bald verlieren würde. Langsam und vorsichtig durchquerte die Wirtin den Flur, um den Durchbruch ins Nachbarhaus zu passieren. Aufmerksam sah sie sich in den neu gewonnenen Räumen um, prüfte hier die Verarbeitung eines Balkens und da ein neu eingesetztes Fenster. Mit akribischer Gründlichkeit schritt sie von Raum zu Raum, stieg über Balken und Diehlenstapel, um jede Ecke des Ausbaus zu inspizieren. “ Wenn sie das Tempo halten, können wir nächste Woche mit dem Innenausbau beginnen.” erklärte sie an ihren Sprößling gewandt. “ Was hälst du von einem hübschem Gelb?” Sie musterte die vor sich aufragende Wand und strich sachte über den frischen Putz. “ Oder lieber doch ein warmes Blau?” sinnierte sie. Vor ihrem Auge sah sie die fertigen Räume bereits. Sie wusste genau, was sie wohin haben wiollte. Bei einem der weit geöffneten Fenster blieb sie stehen und sah weit über das Land hinter dem Haus. “ Wenn sie wohl sprengen? Siehst du dahinten den trockenen Baum? Da sollen die Unterstände und Ställe entstehen. Und dort... zum Meer runter.. da kommt das Räucherhaus hin.” Nachdenklich ließ die junge Frau den Blick über das Gelände streifen. Keine vier Wochen mehr. Dann würde das Vieh hergetrieben werden. Soviel zu tun und sowenig Zeit. “ Na komm Schatz. Machen wir uns an die Bücher.” murmelte sie seufzend. Sehr viel lieber wäre sie jetzt über das frische Grün gelaufen und auf die Klippen über dem Meer gestiegen, um sich den feuchten salzigen Wind ins Gesicht wehen zu lassen. Stattdessen erwarteten sie Vorratslisten, Rechnungsbücher und Steuerbescheide. Ein Glucksen erklang an ihrer Schulter. Eleona wandte den Kopf zur Seite und lachte leise. “ Findest du wohl lustig, hmm? Warts ab. Irgendwann...” Vielsagend schnitt sie eine lustige Grimasse an den Säugling gewandt, der gerade damit beschäftigt war, auf dem Ärmel seines Hemdchens herum zu kauen. Beschwingt wandte sie sich um. Bald.. schon sehr bald...
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:20 pm

Tau lag noch auf den Sträuchern in den Gärten der Burg, als schlurfende Schritte auf den Kiesbedeckten Wegen erklangen. “ Na los...” brummte eine tiefe Männerstimme , deren Besitzer noch hinter der steinernen Säule verdeckt war. “ Büsche schneiden.. Beete jäten und die Wege mit frischem Kies bestreuen. Vergesst nicht, die Bänke abzuwischen.” mahnte er. “ Geht heiß her heute abend. “ Etwas klatschte feucht gegen den weißen Stein. “ Hey.....” knurrte es ungehalten. Ein scharfer gebellter Laut machte den Kabbelein der Männer ein ende, die nun mit Harken, Messer und Sicheln den königlichen Gärten zu Leibe rückten. Die Besucher der Soiree am Abend sollten schließlich in gebührender Umgebung empfangen werden.

In einer Ecke zwischen zwei Säulen standen bereits die Holzböcke, die zunächst mit Brettern und anschließend mit schweren Marmorplatten bedeckt worden waren. Schneeweiße Leinentücher schimmerten im Licht der Sonne. Bis zum Abend füllten sich die Tische mit Körbe voller Sodabrot..kleine Portionsschüsselchen mit heißem Porrigde voll Butter und Honig, hübsch geflochtene Weidenkörbchen mit Shortbred und duftenden Keksen , Platten mit gekochtem Fisch, Salaten aus Meeresfrüchten und eingelegtem Gemüsen . Heiße Scones troffen von süßsäuerlichem Gelee wilder Brombeeren, die langsam zu reifen begannen. Der schwere Duft des Tannengelees mischte sich mit dem scharfe Aroma des Wacholderschinken, der in hauchdünne Scheiben geschnitten worden war.

Der Bär, der sein Leben für diese Köstlichkeit gelassen hatte, musste ein wahrer Gigant gewesen sein. Im Schweiße ihres Angesichtes schufteten Wirtin und Mädge unter Konogars Mithilfe, der ebenso fleißig wie interessiert damit beschäftigt war, kleine Kugeln aus aromatischem Weichkäse aus ihrem Bett aus Öl, Lorberr und Zwiebeln zu fischen und auf hölzernen Platten zu stapeln. Die gilnearischen Käsesorten und ihre Vielfalt bildeten nebst einem zartem Lamm den Höhepunkt des festlichen Buffets. Würzige Tunken und Soßen dampften in hübschen Terrinen und ließen den Wachen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Eine badezubergroße Wanne mit einem köstlichem Fishermannspie und kleine Schälchen mit sahnigem Beerenquarktriffle wurden gerade herangeschleppt. Auf einem Dreibein stand ein gewaltiger Kessel , in dem dicker sämiger Austerneintopf vor sich hin simmerte. Blütendüfte und die Aromen der Gartenkräuter mischten sich mit den schweren Düften des arrangierten Buffets. Als die Sonne im See zu sinken begann, beleuchteten ihre Strahlen dunkle Tannenzweige und die zarten Blüten wilder Rosen, die dem Arrangemet den letzten Schliff verliehen. Zufrieden glitten die wachsamen Blicke der jungen Wirtin durch die Anlage. Es war soweit. Die Gäste konnten kommen.

Hell und klar glitzerte der See im frühen Licht des Morgens. Sanft kräuselte sich weißer Rauch aus dem Schornstein. Hier oben , hoch in den Bergen war die Luft kalt und klar. Es fehlte die Dunstglocke aus Rauch und Qualm über den Städten, die die Wärme in den Gassen hielt. Träge kamen die Tiere auf den Weiden langsam in Bewegung, als die Sonne die Berge in flammendem Rot erglühen ließ. Ein leises Muhen.. ein gemähliches Wiederkäuen.. zwei Zicklein, die übermütig nach einer langen stillen Nacht über die Weiden sprangen und ihren Bewegungsdrang freiem Lauf ließen. In Adams Hütte hingegen ging es hoch her. Der alte Knecht saß auf dem Schemel und wetzte die Messer, die er im Verlauf des Tages brauchen würde. Joseph hingegen saß über einem Bündel aus Seilen, Riemen und Planen und wickelte eins nach dem anderen auf. Alma fehlte heute in der Hütte. Sie war längst zum Haus hinüber, um dort bei der Zubereitung des Frühstücks zu helfen.

Neben Adam stand ein wuchtiger schwerer Jagdbogen an den Tisch gelehnt. Ein Köcher bunt befiederter Pfeile hing an der Wand. Es lang eine ruhige gespannte Erwartung in der Luft. Joseph ertrug es kaum, einmal stillzusitzen. Die Herrin hatte ihm zwei Lammfelle und ein Schaffell versprochen, wenn das Schlachten vorbei war. Ob Adam ihm helfen würde, sie zu gerben? Sie sollten ein Geschenk für Verlobte sein. Ob Trude es gefallen würde? Nur ihre Mutter machte ihm Angst. Es war das erste Mal, das der Jungknecht bei den Vorbereitungen zum großen Schlachten mithalf, auch wenn es diesmal einige Wochen zu früh angesetzt war. Doch Fässer mit Pökelfleisch und Kisten mit Schinken und Räucherwurst ließen sich nunmal einfacher transportieren als lebendes Vieh.

Schon bald würden sie alle nach Sturmwind gehen.. Aufgeregt schoß er hinaus, um das Feuer unter dem gewaltigem Kessel auf dem Hof zu kontrollieren. Heißes Wasser.. viel heißes Wasser würden sie brauchem ehe der Tag vergangen war. Adam sah dem Burschen mit einem gutmütigem Schmunzeln nach. Als Joseph mit wild zu Berge stehenden Stoppelhaaren wieder durch die Tür geschossen kam, winkte er ihn zu sich. Einem jungem Sperling nicht unähnlich hüpfte der schlacksige Jugendliche auf ihn zu. Der zähe alte Knecht hielt einen Moment inne und prüfte die Schärfe der neuen Klinge des Schächtmessers mit dem Daumen. Zufrieden brummte er in den struppigen Bart hinein. „ Pass gut drauf auf. Ist nen gutes Messer..“ hielt er Joseph den Griff entgegen.



Die Augen des Jungen wurden kugelrund und blank wie Murmeln. Ein eigenes Messer? Nur für ihn? Fast ehrfürchtig strich er vorsichtig über die breite Klinge,ehe er sich prompt auf der Türschwelle umdrehte und mit einem Sprung hinaus ins Freie setzte. Ein fröhlicher Juchzer hallte von den Bergen wieder. Adam schüttelte nur den Kopf. Er steckte sich ebenfalls sein eigenes Messer an den Gürtel, griff nach dem Bogen und dem Köcher und bückte sich, um die Hütte ebenfalls zu verlassen. „ Auf jetzt. Sonst werden wir heute nicht fertig.“ nickte er in Richtung der Weiden. Es galt einen der Jungbullen und zwei Schweine zu erlegen.
Während Adam und Joseph sich auf den Weg zu den Haus machten, ging es dort bereits heiß her. Die Küche war ein warmer Ort, in dem die schweren Essensgerüche bereits am frühen Morgen die Luft schwängerten. Es roch nach backendem Brot und nussigem Haferbrei, der im Kessel über dem Kamin simmerte. Gleich neben der warmen Kochstelle in sicherem Abstand zum Funkenflug stand der mit weichen Tüchern und Polstern ausgeschlagene Weidenkorb, in dem der nun drei Wochen alte William seinen Platz gefunden hatte. Der Säugling war wach und gluckste friedvoll vor sich hin. Eins der grünen Wollsöckchen hatte er sich längst von den Füßén gestrampelt, das andere hing windschief auf den winzigen Zehen.

Alma zerstampfte eine scharfe Gewürzmischung im Mörser, die sie später beim Schlachten benötigen würde. Der Tisch war bereits gedeckt, als Eleona Konogar zu sich an den Arbeitstisch heran rief. Bislang hatte er die Aufgabe erhalten, in einer kleinen hölzernen Mühle die frisch gerösteten Kaffebohnen zu mahlen. Eine Kanne Tee stand schon auf einem Stövchen. Nun war es soweit. Wie er es sich gewünscht hatte, sollten frische Pfannkuchen gebacken werden. Ein kleiner Korb mit Eiern, eine Schale mit weißem Mehl, ein Krug Milch , ein Fässchen Salz und ein Schälchen mit Butter standen bereits bereit. Eleona erklärte ihm die Reihenfolge, in der die Zutaten in die Schüssel mussten. Zunächst sollte er gleich ein halbes Dutzend der Eier aufschlagen. Es gab eine fröhliche Matscherei.

Bei so manchem Ei erwies sich die Schale als äusserst fest und widersetzte sich den vorsichtigen Bemühungen des Worgen zunächst. Geduldig jedoch zeigte ihm die junge Wirtin die nötigen Handgriffe, bis auch das letzte Ei in der Schale lag. Mit einer Prise Salz und reichlich sahniger Milch wurden sie zu einer schaumigen Masse verschlagen. Auch hier beschränkte sich die blonde Frau auf kurze Erklärungen und Demonstrationen, ehe sie Konogar den Schneebesen überließ. Weiße Wolken feinen Mehls stäubten nicht nur ihn ein, als er mit kindlicher Begeisterung das Mehl in die Schüssel sieben durfte. Doch die Mühe war es wert, als nach einer Weile der halbflüssige Teig die Schüssel füllte. Goldgelbe Butter zerschmolz in der Eisernen Pfanne, die flink aufs Feuer gestellt wurde. Alma grinste in sich hinein, als der breitschultrige Küchengehilfe so seine liebe Mühe hatte. Den Teig mit der Kelle in die Pfanne gleiten zu lassen, ging ja noch halbwegs ohne allzuviel Matscherei. Das Wenden mit dem hölzernem Spatel jedoch erwies sich als ware Herausforderung.

Fröhliches Lachen und Scherzen erfüllte die Küche. Ehe der Teller mit butterglänzenden Lockeren Pfannkuchen gefüllt war, sah die Küche aus wie ein Schlachtfeld. Und auch die Kämpfer trugen sichtliche Spuren der geschlagenen Schlacht. Breite Streifen von klebrigem Mehl und Teig erzählten von den Abenteuern, die die Zubereitung des Frühstückes an diesem Morgen mit sich getragen hatte. Ein Schwall frischer kühler Morgenluft wehte hinein, als Adam und Joseph herein gestapft kamen und sich an den Tisch setzten. Heute würden Knechte und Mägde mit Eleona und Konogar gemeinsam frühstücken. Schlachten war immer etwas besonderes.

Wahre Unmengen an Porridge, Tee, Eier mit Speck und Haferkuchen schaufelten die Männer in sich hinein. Ein wohltätiges Schweigen hatte sich über die Küche gelegt. Es herrschte eine entspannte, doch erwartungsvolle Stimmung. Nachdem kaum ein Krümel mehr übrig geblieben war und nur noch Reste in den Kesseln und Töpfen klebte, erhoben sich Adam und Joseph. Während Adam den schweren Bogen schulterte und den Köcher wieder aufnahm, bewaffnete sich Joseph mit einer kurzstieligen Axt, die er in den Gürtel steckte, den Seilen über der Schulter und mehreren hölzernen Eimern. Alma schleppte einen weiteren Zuber hinaus .
Inzwischen kamen die Herden in den Gattern nahe am Haus langsam auf die Beine und hatten zu grasen bekommen. Adam zog sich den abgegriffenen Lederhut in die Stirn und musterte seine Schützlinge, von denen für einige heute der Kreislauf des Lebens in eine neue Phase eintreten sollte. Da drüben standen sie, die drei Jungbullen. Stark und kräftig mit glänzendem Fell. Vor etwas mehr als drei Wintern waren sie geboren worden und zu prächtigen Stieren heran gewachsen. Ein vierter war zum Tausch bestimmt. Mit ihm sollte frisches Blut in die Herde kommen. Ein Muskel erzitterte unter dem zottigen Fell, das die Tiere in den Bergen gegen Kälte ,Sturm und Regen schützte. Die kurzen krummen Hörner waren gefährliche Waffen. Sie würden hervorragende Trinkhörner ergeben. Mit zusammengekniffenen Augen musterte der alte Knecht die Tiere und nickte dem Jüngerem zu. „ Der da wird’s heute. Und die Schweine im hinteren Pferch.“ Joseph nickte ernst und ließ eine der Seilrollen von der Schulter gleiten. Später würden sie es brauchen, um die Tiere an den Hinterbeinen aufzuhängen. „ Den Joey auch?“ fragte er hoffnungsvol,obwohl er sehr genau wusste, das der alte Schafbock viel zu zäh als Schlachtvieh war. Doch das Vieh hatte ihn sooft auf die Hörner genommen... Adam verzog die blassen Lippen zu einem Schmunzeln. „ Hättest du wohl gern.“ brummte er gutmütig. Mit einer schwachen Handbewegung rief er ihn zu sich. Er griff in den Köcher und zog einen der kräftigen kurzen Pfeile heraus und legte ihn in die Sehne.+
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:20 pm

Herbstlich kalt war es in den Bergen geworden. Im Lagerraum und Keller des ehemaligen Gasthauses stapelten sich Fässer mit Pökelfleisch, Säcke mit getrockneten Äpfel , Birnen und Pflaumen. In großen irdenen Töpfen schwamm eingelegtes Gemüse und fetter Fisch in seiner Lake. Gläser mit duftendem Apfelmus und Kirschkompott. Getrocknete Pflaumen und Kirschen füllten die Speisekammer mit ihrem Duft. Knoblauch und Zwiebelzöpfe hingen raschelnd von den Decken. In großen Körben staken orange rote Möhren in feinem Sand. Der schwere Erdgeruch von Kartoffeln und Rüben mischte sich mit dem Geruch der Kräuter, die in kleinen Bündeln an den Dachbalken hingen. Noch zwei Tage. Dann würde es wieder nach Surmwind gehen. Zuvor jedoch mussten die Arbeitsgeräte des Sommers überholt und sorgsam für den Winter eingefettet werden. Zäune und Tore erhielten die nötigen Reparaturen. Auf dem Dachboden standen die Säcke mit Schafwolle, die bei der Schur im Frühjahr angefallen waren. An langen Winterabenden würde das Singen der Spinnräder die Kammer der Mägde erfüllen. Vorerst jedoch mussten diese Arbeiten noch warten. In ein warmes Schultertuch gehüllt, ihren winzigen Sohn sicher im Arm haltend, ließ Eleona den Blick über den verbleibenden Viehbestand gleiten. Einer der Jungestiere würde den Hof noch verlassen. Der Rest sollte schon bald auf den langen Weg nach Sturmwind gehen. Hühner , Enten und Gänse durften den Weg auf die bequemste und sicherste Weise zurück legen. Feste mit Heu und Stroh gepolsterte Kisten standen für die Tiere bereit.

Auf Karren gut verstaut, würde Alma das Kleinvieh unter dem Schutz der Tavernenwachen nach Sturmwind bringen, sobald die Zeit gekommen war. Alle größeren Tiere waren mit dem Brandzeichen der Glocken versehen worden. Sie bildeten den Grundstock des neuen Weidelandes hinter dem Gasthaus. Ein weißes Fellknäul streifte ihren Rocksaum. Lächelnd sah die junge Frau nach unten. Natürlich war ihr der kleine Kater gefolgt oder besser gesagt ihrem Sohn. Neugirig sah das Katzenkind sich um und fauchte leise. Wie war die Welt doch groß. Halb geduckt tatzte es nach einem vorbei wehendem Blatt, das der Herbstwind von den Bäumen gerissen hatte. Übermütig schlug das winzige Säblerkind seine Kapriolen auf dem Hof, sprang mit allen vier Pfoten den alten Gockel an, der flatternd und kreischend die Flucht ergriff. Eine Wolke brauner Federn stob auf. Verdutzt blinzelte der kleine Kater auf den Hühnerstall hinauf. Da war doch seine Beute einfach auf das Dach geflohen und schmettete sein Kikerikiiiii... Eindeutig schmollend tapste der Kleine weiter.. bis.. ja bis etwas anderes seine Neugier erregte. Schon schlängelte sich eine zuckende Schwanzspitze durch das herbstliche Gras.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:21 pm

Leises Bienengesumm erfüllte den sonnigen Herbstag. Die Bewohner der ersten drei bewohnten Bienenstöcke nutzten die letzten warmen Tage zu weiten Flügen, um Nektar und Blütenpollen für den Winter einzusammeln. Die kleinen pelzigen Gesellen hatten sich gut auf ihrer neuen Wiese eingelebt. Die Völker waren stark und gesund und hatten sich gut auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Das kleine Apfelbäumchen würde wachsen und gedeihen und irgendwann ihnen reiche Nahrung im Frühling finden. Adam , Konogar und Joseph waren eifrig dabei, das Land für den neuen Wirtschaftsgarten umzugraben, Obstbäume und Sträucher zu pflanzen und nicht zuletzt die Weidezäune zu errichten, die die einzelnen Bereiche von einander trennen sollten. Das Kreischen der Sägen und der Duft nach Harz und Staub erfüllte die Luft ebenso wie das Pochen der Hammerschläge. Adam klopfte Konogar anerkennend auf die Schulter. „ Als nächstes bauen wir das Schweinegehege. Wenn die Biester uns in den Garten laufen....“ orakelte er vielsagend und legte sich auf den neuen Zaun, der die Ziegen und Schafe davon abhalten sollte, die neuen Setzlinge zu verspeisen. Die bunten Schürzen der Mädchen und ihr fröhliches Lachen drang von den Nusshecken herüber. Trude und Liese ernteten die ersten Brombeeren, die unterhalb der Haselsträucher und Wallnussbäume am Fuß der hohen Bergketten wuchsen. So manche der aromatischen säulichen Früchte landete dabei in den lachenden Mündern. Kichernd und scherzend flogen die Sätze zu dem jungen Burschen hinüber, der mit stolzgeschwellter Brust vor den Mädchen herumstolzierte, um ihnen zu imponieren. Joseph gefiel das Leben in der Stadt. Adam hatte ihm versprochen, noch vor dem Winter den Platz für seine eigene kleine Hütte abzustecken, in die er mit seiner Frau dann ziehen durfte, wenn das verlobungsjahr vergangen war. Trude schwenkte keck die Hüften und warf dem Jungknecht eine Kusshand zu. Doch das Wissen, das sowohl der alte Adam als auch die gestrenge Gerda und die Herrin nicht weit waren, hielt die übermütigen Jungspunde halbwegs im Zaum. Aus dem offnenen Küchenfenster drangen süße Düfte heraus. Weißer Dampf stieg in kleinen Wolken empor. Schon seid dem frühen Morgen stand die junge Wirtin am Herd. Im Topf blubberte eine giftgrüne klebrige Zuckermasse, die nur darauf wartete , mit Minzöl versetzt zu werden. Hinter ihr reihten sich bereits fingerlange dünne Schnüre aus einer Fruchtgummimasse auf einer Marmorplatte, die irgendwie eine verdächtige Ähnlichkeit mit jenen hatten, die normalerweise am Angelhaken landeten. Die Krönung jedoch war das Modell eines Krokilisken, das auf der Arbeitsfläche stand. Gerda warf der gepanzerten Echse einen skeptischen Blick zu. Sie hatte sich schon fast zu Tode erschrocken, als sie im Halbdunklen in die Küche getreten war. Kundenbestellung... die alte Magd schüttelte den Kopf. Die Welt wurde immer verrückter. „ Ich geh die Kürbissegestecke fertig machen. Und der Tuchmacher hat seinen Lehrjungen mit den Vorhängen für die Zimmer des Lords geschickt.“ verkündete sie. „ Ich bügel sie und Liese hängt sie dann auf.“ Eleona lächelte ihr zu. Gerda drehte sich um und stapfte schnaufend und ächszend die Kellertreppe hinab. Kürbisse.. und DAS war erst der Anfang.



Leise raschelte Gerdas gestärkte Schürze, als sie das neue Personal antreten ließ. Die beiden Mädchen, Anni und Hilde , machten einen ganz anständigen Eindruck. Sie hatten die sauberen Hände sittsam gefaltet und den Blick gesenkt. Jede war bekleidet mit einem tannengrünem Leinenkleid, dessen Säume weiß eingefasst waren. Die dunklen Haare wurden von weißen Häbchen bedeckt. Gerda umrundete die beiden neuen Mägde und musterte sie mit Argusaugen . Kein Stäubchen, keine ungewollte Falte durfte als Schandfleck die Kleider zieren. Die beiden Frauen, die etwa Mitte Zwanzig waren, drall, sauber und gesund, wurden von einem hochgewachsenem Mann in grün goldener Livree flankiert. Die ausdruckslose Miene, die einem gutem Pokerspieler alle Ehre gemacht hätte, die gerade Haltung des bereits leicht ergrauten Mannes, die wirkte, als hätte er einen Stock verschluckt und die Habichtsgleichen Züge, die streng und unnahbar wirkten ließen nur allzu deutlich den gut geschulten hochherrschaftlichen Kammerdiener erkennen, der sich seiner Würde nur zu deutlich bewusst war. Seine Erscheinung war makellos, selbst das militärisch kurze Haar wagte nicht aus der Reihe zu tanzen. Zufrieden nickte die alte Magd, die inzwischen die Stellung einer Wirtschafterin inne hatte. Ein dickes Schlüsselbund trug die Kunde von ihrer neuen Würde. „ Ihr beide putzt noch einmal die Zimmer Eurer Lordschaft. Du packst die Sachen aus.“ kam da auch schon das Kommando. Die beiden Frauen knicksten flink, der Kammerdiener nickte knapp und scheuchte die beiden Mägde vor sich her. „ Sputet euch! Die Herrschaften können jeden Augenblick einziehen wollen!“ hörte man seine sonore Stimme. „ Und da will ich nicht einen Fussel vorfinden.“ Liese und Trude, die das ganze aus sicherer Entfernung beobachteten, rollten mit den Augen und sahen sich vielsagend an. „ Noch so ein Sklaventreiber. Hoffentlich heirat der Mutter nicht!“



Besagter Sklaventreiber ehm Kammerdiener scheuchte die beiden Mägde vor sich her. Auf dem Weg hielten alle drei an der neu eingerichteten Besenkammer, um sich mit Eimer, Lappen und einer Flasche Leinöl zu bewaffnen. Besen und Schaufel durften nicht fehlen, ehe es zum letzten Großputz in die Räume ging. Eine schwere Holztür mit einer feinen Maserung verbarg die heiligen Hallen. Flink schlüpften die beiden weiblichen Bediensteten hindurch . Dicke flauschige Läufer in grün- goldenen Farben bedeckten den Boden des Flures, dessen Wände mit dunklem edlem Holz getäfelt worden war. Kerzenhalter an der Wand waren mit goldgelben Bienenwachskerzen bestückt worden, die ihren dezenten Duft entfalten würden, sobald die Dochte entfacht wurden. Ein Garderobenständer, Hutleisten, Stiefelknechte und mehr warteten nur darauf, überflüssige Kleidung in Empfang zu nehmen. Eine kleine Kommode mit vielen Fächern unter einem großem Frisierspiegel im gleichen Holz der Täfelung enthielt mehrere Schubladen für allerlei Kleinkram. Kunstvolle Schnitzereien zierten das Holz der Türen Das nachgedunkelte Gold des Spiegelrahmens hatte fast einen bronzenen Schimmer. Zwischen zwei Kerzenhaltern, die akkurat platziert waren, hing ein Bildnis, das den Ritter in einer vorteilhaften Pose zeigte. Kein Heldenbildnis, wie man sie später in den Räumlichkeiten finden würde, aber durchaus ein Gemälde, das vor allem seine Augen ausdrucksstark zur Geltung brachten. Sobald die Kerzen entzündet worden waren, fiel das schimmernde Licht so auf das Porträt, das sie fast lebendig wirkten.
Nach rechts und links gingen zwei Türen ab, die jeweils in die privaten Gemächer der Mieter führten. Gerade aus erreichte man ein geräumiges Esszimmer und das Empfangs – und Arbeitszimmer. Alle Räume waren unter einander mit großen Schiebetüren verbunden. Hilde schlüpfte in die Linke Tür und stand wieder auf einem kleinem Flur, von dem drei Türen abgingen. Hier bedeckte ein hübscher bunter Flickenteppich in dezenten warmen Farben die Dielen. Die Einrichtung war von der Auswahl der Möbel nahezu identisch mit dem großem Hauptflur. Auch hier hingen Kerzenhalter mit schlichten Bienenwachskerzen an der Wand. Auch hier gab es eine Kommode und einen Frisierspiegel. Doch fehlte jeder Prunk und Protz. Keine verspielten gedrechselten Hölzer, keine verschlungenen Ornamente. Hier lenkte nichts von der schlichten Schönheit der edlen Hölzer ab. Klare Linien beherrschten vor allem das Design, in dem die Einrichtung gehalten war. Dieses setzte sich auch in den anderen Räumlichkeiten fort. Das separate Badezimmer war ein gefließter Raum, in dem der typische runde Holzzuber fehlte. Der Boden war mit ockerfarbenen Fliesen aus gebranntem Ton bedeckt. Die Wände schimmerten in sanften Creme.
Ein Regal mit einer kleinen Auswahl ein Ölen und Badesalzen, vor allem Fichtennadelduft und Sandelholz , stand neben einem trogförmigem Zuber von fast zwei Meter Länge, sodass der Badende sich gänzlich darin ausstrecken konnte. Ein geschickter Schnitzer oder Zimmermann hatte ihn aus einem einzigem mächtigem Baumstamm aus Eisenholz gefertigt. Ein Kamin sorgte für behagliche Wärme und diente als Feuerstelle zum erhitzen des benötigten Wassers. Ein kleines Becken auf einer schlichten Säule und ein Waschtisch mit Spiegel, Rasierablagen und mehr vervollständigten die Einrichtung des Bades. Eine Liege, ein Stuhl, Kleiderablagen und Borde für Handtücher und Seifenlappen, ovale Schalen für Seifen und Schwämme aus weißem Porzellan würden helfen, die Ordnung zu bewahren. Selbstverständlich fehlte auch das Gestell zum Vorwärmen der Handtücher nicht. Die kleinen Fenster waren höher an den Wänden gelegen, sodass keine Gefahr bestand, das jemand zufällig einen Blick ins Innere erhaschen konnte. Zwei drei üppige Grünpflanzen, die geschickt in den Ecken des Raumes plaziert worden waren, belebten das Badezimmer und ließen es wärmer wirken. Eine bunte Matte in dezenten klaren Farben , die vor dem Zuber lag, diente dem gleichen Zweck.
Gleich gegenüber befand sich das Wohnzimmer dieses Bereiches. Auch dieser Raum war eher sehr dezent eingerichtet worden. Ein Regal für Bücher aus einem warmen Nussholz.. ein Schreibtisch mit einem Stuhl dazu passend gefertigt. Dieser stand direkt vor einem der schmalem Fenster, sodass der Arbeitende das Licht des Tages nutzen konnte. Doch ebenso bot er den Blick über das grüne Viertel. Helle Vorhänge in sanften Farben, die einen schönen Eierschalenton besaßen umrahmte die Fensterfront und ließ sich nach Wunsch und Bedarf auch zuziehen. Ein bequemes Sofa, zwei hohe Lehnsessel mit haselnussbraunen Tönen und ein passender Tisch dazu luden zum Verweilen ein. Als Schmuck der Wände dienten einfache gedrechselte Kerzenhalter, die ebenfalls mit schmucklosen Kerzen bestückt waren. Auf den Oberflächen der Möbel fehlte jede auf Hochglanz polierte Fläche. Stattdessen besaßen diese ein warmes mattes Schimmern. Klare Linien ohne Schnörkel.. dezente Erdfarben, die harmonisch auf einander abgestimmt waren verliehen dem Raum jene schlichte Schönheit, die erst auf dem zweiten Blick zu erkennen ward. Auch hatte die Wirtin sorgsam darauf verzichtet, den Raum zu überfüllen, sodass sich auch große Männer gut darin bewegen konnten ohne sich eingeengt zu fühlen. Auf einem kleinem Rauchtisch in der Sofaecke standen einige wohl gewählte Getränke bereit. Die passenden Gläser fehlten selbstverständlich nicht. Nur wenige Kissen und Decken zierten den Raum und sorgten mit gut platzierten Grünpflanzen für eine warme behagliche Atmosphäre. Für die kalte Jahreszeit versprach ein Kamin an der Breitseite der Wand wohlige Wärme.

Hinter dem Wohnraum lag das Schlafzimmer. Die Wände hier waren in einem warmen Brombeerton gestrichen, der nicht zu dunkel war. Auch im Wohnraum war diese Farbe verwendet worden. Nussholz war auch hier verwendet worden. Die Oberflächen der Möbel, von denen es nicht allzuviele gab, waren fein geschliffen und geölt worden, sodass die Maserung des Holzes auch hier besonders schön zur Geltung kam. Auf den ersten Blick enthielt das Zimmer nur einen dreitürigen Kleiderschrank und zwei dazu passende Wäschekommoden. Ein kleiner Sessel und ein Stuhl vor einem rundem Tisch unter dem Fenster dienten als Behelfsitzgelegenheiten, sollten sie benötigt werden. Hübsche Vorhänge aus schwerem braunem Leinen umrahmten die Fenster und sorgten jederzeit für die nötige Dunkelheit. Auch dieser Raum konnte durch einen Kamin beheizt werden, sodass es im Winter behaglich blieb. Der hintere Bereich war durch schwere Vorhänge abgetrennt worden, die farblich zu Teppigen und Fenstervorhängen passten. Dahinter war ein Alkoven errichtet worden, der das breite Bett verbarg. Der Ruhesuchende vermochte so die Illusion einer ganz eigenen kleinen warmen Welt zu erschaffen, aus der die Hektik des Alltags verbannt war. Das Bett war nahezu 2 Meter lang und einen Meter breit und mit einer nicht zu weichen Matratze bestückt worden. Sauber bezogene Kissen und eine warme Decke luden zum Ruhen ein. Jetzt waren die Vorhänge mit einem dunklem Seidenband zuück gebunden und ließen Luft und Licht hinein. Gleich neben dem Bett stand ein Nachtisch und bot Raum für einen Kerzenständer und kleine Untensilien, die man selbst im Schlaf nahe bei sich zu behalten wünschte.

Die gegenüberliegende Suite bot dem Eintretenden ein ganz anderes Bild. War schon der Hauptflur ein Bild von Luxus und Wohlstand, so entfaltete sich die ganze Pracht erst in den eigentlichen Räumen. Auch der kleine Zwischenflur glich dem Großen. Weit standen die Türen zum Bad geöffnet. Schneeweiße Marmorfliesen bedeckten Boden und Wände. Die Decke war mit prächtigen Malereien geschmückt. Als Motiv dienten Szenen aus der Geschichte der Paladinorden.. zeigten strahlende Bilder des Lichtes . Golden schimmerte die Symbolik hervor. Durch das Fenster, das von kunstvoll gerafften jadegrünen Vorhängen umrahmt wurden fiel die herbstliche Sonne in den Raum. Ein Wandhoher Spiegel aus geschliffenem Kristall mit vergoldetem Rahmen , eine Badezuber aus einem schwerem moosgrünem Marmorblock geschlagen, dessen Oberfläche auf Hochglanz poliert worden war, eine Massageliege mit Seitentisch, der mit einer Vielzahl an Ölen, Bürsten, Schwämmen und Essenzen ausgestattet war, kunstvoll geschmiedete Regale im verspieltem hochelfischem Stil verliehen dem Baderaum einen ganz eigenen Charme. Die Gestelle der Regale waren ebenfalls mit Blattgold überzogen. Die Einlegeböden bildeten makellos geschliffene dünne Marmorplatten, die den gleichen Farbton der Vorhänge aufwiesen. Seifenschalen aus schimmerndem Bergkristall in Gold gefasst standen auf dem breitem Rand des Zubers. Der breite grüne Stein war so gearbeitet, das er eine Ausbuchtung enthielt, sodass der Badende Getränke, Nascherein oder auch andere Dinge direkt in bequemer Reichweite abstellen konnte, wenn er im warmen Wasser lag. Die aus der Wand herausragenden Wasserhähne schimmerten in dunklem Goldton. Eine reiche Auswahl an hochwertigen Badesalzen, duftenden Badeölen und Kräuter stand zur Auswahl bereit. Regale boten Platz für dicke weiche Handtücher. Auf dem Kaminsims waren schmückende Elemente dem Auge gefällig angeordnet worden.

Der Wohnraum hingegen war ein großer luftiger Raum, in dessen Mitte ein prachtvoller Kronleuchter mit einer Unzahl an duftenden Bienenwachskerzen bestückt von der Decke hinab hing. Ein kunstfertiger Juwelier hatte zahlreiche Kristallprismen mit goldenen Fassungen versehen und zu einem schimmerndem tropfenförmigem Gebilde angeordnet, das das Licht der Kerzen vieltausend fach brach. Dicke dunkelgrüne Teppiche bedeckten den Boden, sodass man bei jedem Schritt darin zu versinken glaubte. Ein kaum erkennbares Muster aus verschlungenen Ornamenten durchzog sie.
Direkt gegenüber der Eingangstür, flankiert von zwei Fenstern, die für gutes Licht sorgten, war die Wand mit einem lebensgroßen Porträt des Ritters in heroisch edler Pose geschmückt. Das der Blick des Eintretenden ohne sein Zutun zuerst auf das Gemälde fallen musste, war sicher ein Zufall. Bei geschlossenen Fensterläden waren gleich neben dem Bildnis edle Kerzenständer, die ein fingerfertiger Steinmetz aus Jade geschlagen hatte an der Wand angebracht, um am Abend oder auch in der dunklen Jahreszeit das Antlitz des Abgebildeten kunstvoll zu beleuchten.
Über dem Kamin hing ein großer Wandteppich, der als Motiv und Form das Familienwappen des hohen Herren wiedergab. Flankiert wurde es von Gemälden in mittlerer Größe, die die Abbilder aus seiner Ahnenreihe zeigten. Geschickt an der Wand verteilt bot sich dem betrachtenden Auge so manche Szene aus der Familienchronik dar. Schwere Sessel und zwei edle Divane mit tannengrünem Stoff bezogen, die Nähte mit Goldbrokat eingefasst luden zum Verweilen ein. In einer Ecke plätscherte ein kleiner Springbrunnen aus grünem Marmor vor sich hin. Üppige Pflanzen, jadegrüne Vorhänge, die mit zarten Goldfäden durchzogen waren sprachen vom Wohlstand und vom Reichtum jenes Herren, für den diese Räume geschaffen worden waren.
Vom Wohnraum gelangte man in das Schlafzimmer des Herren. Zwei Dinge prägten den Raum, dessen Fenster durch bodenlange Vorhänge zu verdunkeln waren. Farblich waren sie ihm gleichen Stil wie in den anderen Räumen gehalten. Ein prunkvolles breites Himmelbett aus Kirschbaumholz mit feinen gedrechselten Bettpfosten, über denen sich der grün-goldene Himmel aus dunkelgrünem Samt erhob bildene den Mittelpunkt des Raumes. Dicke weiche Matrazen, plustrige Kissen und wärmende Decken, deren Fransen bis auf den Boden reichten, luden zum Ruhen ein. Schloß man die schweren samtenen Bettvorhänge, so verbargen sie dahinter fast einen Raum an sich, denn das Bett war breiter als so manches herkömmliche. In bequemer Reichweite standen edel gearbeitete Nachtischchen und Boarde.. ein tiefer begehbarer Kleiderschrank, Regale , schwere Wäschetruhen aus dem gleichem Holz wie die Bettstatt sorgten für den nötigen Stauraum. Die Oberflächen waren teilweise zu blank poliert, das man sich in ihren spiegeln konnte. Türen und Seiten jedoch zierten kunstvoll gearbeitete filigrane Schnitzerein in hochelfischen Mustern. Der zweite Blickfang im Raum war der prächte gemauerte Kamin, der im Winter für behagliche Wärme sorgen würde. Wie auch im Wohnraum stand gut plaziert eine kleine kugelförmige Bar, deren oberen Hälfte aufgeklappt werden konnte. In beiden Räumen stand eine kleine Auswahl an edlen Getränken und Nascherein bereit. Der feine Duft der Bienenwachskerzen erfüllte den Raum, sobald sie in den vergoldeten Kerzenhaltern entzündet werden würden. Für ganz besondere Momente stand eine Räucherschale aus Jade in Form einer Muschel bereit.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:22 pm

Jetzt nur noch ... „ mumelt Eleona leise und blickt auf die Unterlagen vor sich. Die sonst so strahlend blickenden Augen der jungen Frau wirken matt. „.. ins Bett.“ Unterbrach sie seine Stimme. „Linn, wie kannst du mich nur so erschrecken?“ fuhr sie auf und blickte ihn kopfschüttelnd an. „Tessar hat mitbekommen, das ich kam.“ Er deutet auf den großen Wolfshund, der jetzt zu beiden aufblickt. „Du dagegen warst ja viel zu beschäftigt.“ erwidert er besorgt und ein wenig belustigt.

„Ich komme ja gleich, nur noch ein paar Augenblicke, dann bin ich fertig.“ murmel Eleona, den Blick schon wieder auf den Unterlagen. Linnard betrachtet die zierliche Gestalt liebevoll. Eine Haarsträhne fällt in ihr Gesicht, die sie mit einer beiläufigen Geste beiseite schiebt. „Mach nicht zu lange, William braucht Dich.“ Meint er dann gleichmütig. „Ich vertröste ihn noch ein wenig.“ „William? Ach, hat er Hunger?“ ihre Stimme erklang jetzt wacher und sie blickte auf. Linnard war schon auf dem Weg zur Treppe und schien sie nicht mehr gehört zu haben. Eleona erhob sich, blies die Kerze auf und folgte ihm dann. Tessar grollte leise und legte dann wieder den Kopf auf die Vorderpfoten, ein Ohr blieb senkrecht stehen.

Im Weidenkörbchen lag William mit geschlossenen Augen, leise vor sich hin glucksend. Das kleine Säblerjunge lag dicht neben ihm und atmete gleichmäßig . Als Eleona William sanft über die Wange strich, lächelte dieser zufrieden und steckte einen Finger in seinen Mund. Sie wollte sich aufrichten und spürte Linnards Brust an ihrem Rücken. Dann legte er seine Hand um sie und umfasste ihre Brust sanft. „Ich glaube, hier braucht mich jemand anderes.“ meinte sie verschmitzt lächelnd und wandte sich in seinem Armen um. „Du Schuft, mich so hoch zulocken.“ Ein sanfter Schlag traf seine Brust und er ließ sich rücklings auf das Bett sinken, sie mit sich ziehend. „Autsch .. aber auf Schläge hoffte ich nicht.“ meinte er lächelnd. „Sei nicht so wehleidig. Ich verarzte Dich ja schon.“ Kicherte sie. Dann waren nur noch leises Murmeln und Rascheln zu hören bis es endgültig still wurde.
Das Knarren schwerer Räder vertrieb die Stille der Nacht in den Gassen des Magierviertels. Der erste feuchte frostige Hauch lag in der Luft. Man spürte in diesen Tagen, das der Winter nicht mehr fern war. Brummende Männerstimmen durchdrangen die Dunkelheit. „ Hehoooo spann den Wagen an!“ rief eine tiefe Stimme nach einem explosionsartigem Räuspern. Mit einem Platsch landete ein Klecks Priemsaft in der Gosse. Das Knarzen massiver Lederbänder übertünchte die Stimmen der Männer, die sich leise etwas zuriefen. Hufe klapperten über die Pflastersteine. Bereits seid der tiefen Nacht duftete der weiße Dampf, der aus den einen Spalt offnenen Fenstern der Küche entwich nach würziger Kürbissuppe. Der Wind, der um das Hasthaus wehte, trug den Geruch nach backendem Brot und duftenden Apfelkuchen mit sich. Kürbispasteten, gefüllte Kürbisse und mehr stapelten sich in Körben und Kisten. Die großen Suppenkessel dampften über dem Feuer. Trotz der herbstlichen Kälte herrschten in der Küche längst Temperaturen, die mit den Weiten von Uldums Wüsten konkurrieren konnten. Während die Wirtin mit ihren Mägden kochte, buk und briet, hatten die Männer andere Aufgaben. Kaum das das Vieh nun endlich vollständig auf den Weiden angelangt war, so vollständig es zumindest ging, wurde gesägt, gezimmert und geschnitzt. Unter der geschickten Anleitung des ruhigen besonnenen Altknechtes wurde der Marktstand überholt und ausgebessert. Ja selbst die tragbaren Kohlepfannen mit passenden Grillrosten blieben nicht verschont. Doch das geheimnisvollste Treiben herrschte tief verborgen in der neu gebauten Scheune. Noch mitten in der Nacht war es gewesen, als Adam seine Helfershelfer zusammen getrommelt hatte. Auch Konogar blieb nicht verschont. Schon vor Tagen waren die großen Sturmwinder Prachtburschen in die Scheune gebracht worden. Jeder Kürbis so groß, das ein Mann ihn alleine nicht zu tragen vermochte. Mit Schnitzmesser , Raspel, Sägen und mehr ging es eifrig darin zur Sache. Während ein Teil der Truppe längst auf dem Weg war, den Stand zum Erntedankfest auf dem Klostergelände zu errichten, so blieb das Treiben in der Scheune den erfahrenen Männern und ihren Helfern vorbehalten. Als am Morgen die kalte fahle Herbstsonne die Terasse der „ Glocken zu Sturmwind“ erhellte, bot sich den Nachbarn ein überaschendes Bild.

Der große Umbau war nun schon einige Zeit abgeschlossen. Doch noch immer gab es an allen Ecken und Enden jede Menge voll zu tun. So wurde noch immer in den einigen Zimmern und Räumen gearbeitet. Am gestrigen Abend nun hatten Zimmermänner und Schreiner endgültig zusammen gepackt. Ihr Werk war getan. „ Trudeee... Liese..sputet euch!“ erscholl Gerdas sonore Stimme, die mit energischen Schritten den Flur entlang stapfte. „ Ich komm ja schon , Mutter.“ hastete Trude die Kellertreppe hinauf. In den Haaren noch ein paar Sonnweben. „ Liese muss noch die Fässer schrubben. Sie kommt nach.“ erklärte sie der alten Dame und duckte sich. Ein ungutes Grollen brachte den ausladenen Busen der Magd zum Beben.

„ Dann wirst du die Zimmer putzen. Spute dich. Hol dir Anni zur Hilfe. Herrn Luchszams Räume sollen heute bezogen werden.“ erklärte die Wirtschafterin ihrer Tochter. Trude beeilte sich hastig zu nicken, seufzte aber innerliuch auf bei dem Gedanken daran, welche Unmengen an Üergament, Schriften und Büchern abzustauben waren.„ Verdammtes Mistvieh!“ drang der Fluch einer hellen Männerstimme von unten herauf. Beide Köpfe wandten sich dem Fenster gerade rechtzeitig zu, um zu bemerken, wie Joseph sich gerade aus einer Pfütze aufrappelte und sich den Hintern rieb. Nur wenige Schritte hinter ihm der alte Joey mit gesenktem Gehörn. Man hätte fast meinen können, das Schafsgesicht wurde von einem diabolischem Grinsen durchzogen. Aus der neu errichteten Hütte des Altknechtes am Rand der hohen Berge gen Westfall kräuselte sich weißer Rauch aus dem Schornstein. Alma stand daneben auf dem Hof und rührte einen gewaltigen Kessel, der über einer offnene Feuerstelle stand.
Nur mühsam wandte Trude den Blick von ihrem jungem Verlobten ab und kicherte leise. Als sie sich umwandte, sah sie gerade noch Gerdas Röcke auf der Treppe zum Schankaum verschwinden. Noch immer ein lustiges Lachen auf den Lippen, bewaffnete sich das Mädchen mit Eimer, Besen und Putzlappen und steuerte die neuen Räume des Archäologen an. Größer waren sie als seine Zuvor und heller. Lagen direkt im Bereich der privaten Räume der Herrschaften. Zwei schöne Zimmer , die innen mit einer Schiebetür verbunden waren. Öffnete man die Tür , gelangte man in einen Wohnraum, der in warmen Erdfarben gehalten war. Die Wände waren mit hellem Holz getäfelt worden. Passende bodenlange Vorhänge umrahmten die Fenster, die sie nun zu putzen hatte, Ein breites gemütliches Sofa mit einem Tisch in einem dunklem Blau, zwei gleichfarbige Sessel und ein dicker Teppig vor dem Kamin luden zum Verweilen ein.

Ein Regal , das mit Wüstenpflanzen hübsch begrünt worden war, teilte den Wohnbereich vom Arbeitszimmer, in dem ein wuchtiger schwerer Schreibtisch das zentrale Möbel bildete. Versehen mit einer Unzahl an Schubladen und Fächern bot er Raum für vieles. Für Federn, Stifte, Zeichenmaterial waren zahlreiche Ablagekörbe und Schalen so verteilt, das die gewünschten Handwerkszeuge nie weit waren. Für Pergamente und Schriftrollen war ein kleines Gestell daneben aufgebaut worden. In Fensternähe , sodas das Tageslicht gut zu nutzen war, stand eine Staffelei und ein Zeichenkasten bereit und wartete auf die federführende Hand. Sorgsam reihten sich die einzelnen Kreidem, Stifte und Farbpigmente auf und waren entsprechend sortiert worden. Geschickt waren kleine Regale und Ablagetische platziert worden. Daneben war das Holz der Wandtäfelung durchbrochen. Eine weitere Schiebetür eröffnete den Blick in einen sehr eigenartigen Raum. Ein Fenster in der Decke erhellte ihn von oben. Er war schmal und lang und von oben bis unten mit Bücherregalen, Ablagen und Kartenständer bestückt. Nur der Inhalt fehlte natürlich noch. Ein Stoßgebet zum Himmel schickend, machte sich Trude daran, das begehbare Archiv von den letzten Staubresten der Bauarbeiten zu befreien. Es würde Stunden dauern, hier sauber zu machen, wenn der Forscher ihn gefüllt hatte. Was mit Sicherheit nicht allzulange dauern würde.

Liebevoll waren kleine Skulpturen, Bilder, Vasen und Pflanzen verteilt, die dem Raum eine gemütliche Atmosphäre verliehen. Bienenwachskerzen und der große Kamin sorgten für Wärme und Licht. Nur im Raum der Bücher und Schriften kamen Öllampen zum Einsatz, bei denen die offene Flamme sorgsam hinter dickem Glas verborgen war.

Mitternacht war greifbar nahe, als die kleine Karawane nach Seehain ein rtt. Drei Reiter, zwei Männer, davon einer schwer gepanzert in seiner weißgrauen Rüstung, der andere in Stoff und Leder gekleidet und eine junge Frau, die zierliche Gestalt unter dem dunklem Reiseumhang gehüllt und das Tragetuch um den Leib gebunden, in dem der zwei einhalb Monate alte William warm eingepackt schlief. Begleitet wurden die Reiter von zwei Packpferden, die mit Taschen., Säcken und verschnürten Bündeln beladen waren. Leise klapperten die Hufe über den weißen Stein der Brücke. Kleine Dampfwölkchen stiegen in der kalten feuchten Nachtluft aus den Nüstern der Tiere auf. Weiße Schaumflocken flogen zur Seite. Roß und Reiter hatten einen anstrengenden eiligen Ritt hinter sich, denn viel zu spät waren sie am Abend in Sturmwind aufgebrochen. Beim Gasthaus angekommen, saßen die Reiter ab. Die junge Frau verschwand mit eiligen Schritten im Haus, während die Männer die Pferde in den Stall führten und fürs erste versorgten. Es sollte noch eine Weile dauern, ehe hier wieder Ruhe einkehrte.
Lange währte diese jedoch nicht. Bereits in der letzten Woche waren Unmengen von Rohr und Schilf geschnitten worden, herbstliche Gräser und Heidekraut gesammelt worden. Körbeweise stapelten sich Kürbisse, getrockene Strohblumen und mehr in der Scheune des alten Gasthauses.
Seid das Lehen neu vergeben worden war, hatte es auch hier einige Veränderungen gegeben. So war der Pachtvertrag erloschen . Der bisherige Pächter hatte den Posten des Verwalters mit sehr weitreichenden Befugnissen übernommen und musste nun damit leben, das der Besuch aus Sturmwind wieder häufiger ins Haus hinein schneite. An allen Ecken und Enden wurde hart gearbeitet, um aus dem Bergbauernhof eine Jagdhütte mit entsprechendem Lokal zu formen.
Und nun liefen auch noch die Vorbereitungen der herrschaftlichen Hochzeit auf vollen Touren. Der Mond war noch nicht verblasst, als auch schon Leben in das Städtchen am See kam. Aus Katen und Hütten traten verschlafene Frauen und Männer heraus und versammelten sich in der großen Scheune. Zwei Tage noch. Es wurde Zeit. Die helle Stimme der jungen Wirtiun drang weit über den Hof, als sie die Frauen und Männer in einzelne Gruppen zusammen stellte. Eine jede von ihen erhielt eine ganz eigene Aufgabe zugeordnet. Die einen hockten schon wenig später im Licht von Laternen in der Scheune und begannen, Schilf , Rohr und Heidekraut zu Kränzen und edlen Gebinden zu verarbeiten. Andere arrangierten herbstlich bunte Früchte in hübschen Weidenkörben, die an besonderen Plätzen der Stadt platziert worden waren. Andere, vor allem die Männer, bewaffneten sich mit Werkzeug. Hochzeitsbäume , Feuerschalen und große Kübel, die ebenfalls bunten Zweigen und den leuchtenden Sanddornsträuchern bepflanzt worden waren, sollten vom Herrenhaus zum Steg hinter der Brücke geführt werden. So entstand eine Gasse, durch die die Braut am Hochzeitstag zum Altar geführt werden sollte. Das Podest dazu entstand unter den fleißigen Händen der Handwerker direkt am Steg. Am Morgen der Trauung würde er mit weißem Linnen bedeckt und mit grünen Illexranken geschmückt werden. Fackeln, Blumen und Kerzen würden später eine prächtige Kulisse ergaben. Kleine Flöße wurden mit ausgehölten Rüben und kunstvoll geschnitzten Kürbissen versehen. Schon jetzt kam in jede so entstandene Laterne eine Kerze. Selbst der See sollte am Abend der Zeremonie im festlichem Lichterglanz erstrahlen, wenn die vorbereiteten Flöße auf dem Wasser treiben würden.

Doch die Vorbereitungen zur Hochzeit waren nicht alles, was es an diesem Morgen zu erledigen gab. Mit einem Zigarrenstumpen im Mundwinkel schritt ein von Staub und Sägemehl bedeckter Mann durch die Straßen und Gassen dem Gasthaus entgegen. Seine Kleidung wies ihn eindeutig als Zimmermann aus. Unter dem Arm trug er ein in abgegriffenes Leder gebundenes Bündel. Wenig später erklang das Pochen und Singen der Hämmer vor der schweren Holztür. Als die kühle Morgensonne über Lakeshire aufging und die hektische Betriebsamkeit erhellte, prangte ein neues Schild an der Fassade. Mit großen geschwungenen Lettern war der neue Name des Gasthauses zu lesen : Zu den Seeglöckchen von Lakeshire
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:22 pm

Schwere Schwaden wälzten sich aus den einen Spalt weit geöffneten Fenster der Küche der Seeglöcken. Bis auf die Straße hin duftete es nach Kuchen und Braten. Seid kurz nach Mitternacht herrschte hektisches Treiben. Die Vielzahl der aromatischen Düfte ließ so manchem das Wasser im Munde zusammen laufen. Grüne Girlanden, geschmückt mit bunten Blüten in herbstlichen Farben und orangenden Seidenbänder schmückten die Tür- und Fensterrahmen des neu renovierten Herrenhauses, in dem ab den Morgenstunden das Buffet für die herrschaftliche Hochzeit aufgebaut wurde. Am See wuselten Männer herum, die den Altar errichteten. Im ersten Morgenlicht erschienen die Mädchen und Frauen, um ihn festlich zu schmücken. Die zahlreichen Fackelflöße wurden regensicher verstaut. Sie sollten erst bei einsetzen der Dunkelheit entzündet werden. Fackeln und Kerzen lagen in großer Anzahl bereit. Die Nervosität , die Seehain bereits seid Tagen fest im Griff hatte, steigerte sich noch, als zwei kräftig gebaute Männer die fünfstöckige Hochzeitstorte vom Gasthaus ins Herrenhaus trugen.
Es handelte sich um eine Kuppel auf der sich ein sehr detailgetreues Modell des Magierturmes zu Sturmwind erhob. Die schimmernde Kuppel in strahlendem Weiß war mit filigranen Ranken bedeckt, die fein säuberlich in die Decke aus Marzipan gezeichnet worden waren. Darunter verbarg sich ein leichter Bisquit, der mehrfach mit frischer Erdbeersahne gefüllt worden war. Auf der Kuppel ragte das gut erkennbare Modell des Magierturmes empor . Die gewundene Rampe zog sich bis zum Fuße der Kuppel hinnunter. Kleine Erdbeeren aus gefärbtem Marzipan reihten sich wie Perlen als Geländer auf. Selbst das Portal , durch das man gewöhnlich ins freie trat , fehlte nicht. Geschmolzener und ausgehärteter Zucker war mit Fliederbeerensaft eingefärbt , sodass das typische bläuliche Schimmern des arkanen Wirbels erkennbar war. Kunstvoll war der Rand aus gesponnenem Zuckerwerk gewebt worden.
Geschickt waren die einzelnen Elemente mit einander verwoben worden, um ein Gesamtbild zu schaffen. So fiel der Blick des suchenden Auges sehr schnell auf die kunstvolle Figur des Brautpaares, das scheinbar gerade aus dem Portal ins Freie trat. Es war wohl kein Zufall, das es sich um sehr lebendige Nachbildungen der beiden Menschen handelte, die heute den Segen des Lichtes empfangen würden. Von einem Meister seines Fachs geschaffen thronte das Stück edler Juwelierkunst nun auf der Hochzeitstorte und würde als Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag das Festessen überdauern.
Daneben wirkten die Creme und Sahnetorten, die kleinen Törtchen, die ein jedes von einem kleinem Zuckerportal gekrönt wurden, die vielen kleinen Leckerein fast schlicht. Doch eins hob sich deutlich aus der Masse der einzelnen Backwerke heraus. Ein großer mit luftiger Sahne gefüllter Bienenstich, der verführerisch nach Mandeln und Honig duftete.
Bis weit in die Stunden des Nachmittags hinein wurde an allen Ecken und Enden gearbeitet, um dem Fest zu seinem Glanze zu verleihen. Als die Sonne über den Bergen versank, galt es, sich selbst entsprechend anzukleiden.

Lange hatte Konogar keine Zeit, über den Brief von Miss Ehrfeld und ihr Päckchen nachzudenken. Schon erklangen schnelle Schritte auf dem Flur. Eleona erschien in einem dicken warmen Umhang gehüllt, unter dem eine kleine Ausbuchtung das Tragetuch mit ihrem Sohn verriet. Es wunderte den Archäologen nicht, das ihr ein kleiner Säbler und eine riesige schwarze Wölfin auf dem Fuße folgten wie helle und dunkle Schatten. Der junge Säbler war stets in Williams Nähe zu finden und Tessar war nie weit von der jungen Wirtin entfernt. Schon garnicht, wenn sie mit ihrem Sohn das Haus verließ. Jospeh hatte bereits den kleinen Wagen und das weißbraune Pony angespannt, den der Kleine von seiner Patin zur Taufe erhalten hatte. Mit gesenktem Kopf wartete das kleine Pferd im trübem Morgennebel. Noch erhellte keine herbstliche Sonne den Tag. Stattdessen trieb ein eisiger Wind dunkle Wolkenfetzen über den Himmel . Vereinzelt ging ein unangenehmer Nieselregen über die Stadt nieder. Früh war es wie stehts, wenn die Wirtin mit ihrer alten Magd und ihren Töchtern die Märkte besuchte. Doch heute lag ihr Ziel in einem anderem Viertel der Stadt. Nachdem sie Konogar und Valygar abgeholt hatte, der kleine Junge sicher in seinem Wagen verstaut und warm gegen Wind und Regen eingepackt, ging es durch Gassen und Straßen den grauen Gebäuden des hafens zu. Schmutzig grün wogte das aufgewühlte Wasser, auf dem kleine Schaumkronen trieben. Die Gischt spritzte weit auf die Stege hinauf. Nicht wenige Schiffe hatten den Hafen bereits verlassen und waren in ihre Winterquartiere verbracht worden. Einige warteten auf freie Kapazitäten der Werft, um für das neue Frühjahr überholt zu werden.
Ziel der kleinen Gruppe waren einige langgestreckte flache Baracken im hinteren Bereich, die nun umgehend angesteuert wurden. Es handelte sich um einige wenige Kühl – und Lagerhäuser , in denen jene Vorräte gelagert waren, die nicht unmittelbar in der Taverne gebraucht wurden. Hier lagerten Fässer mit eingelegtem Gemüse, Fleisch und Fisch in Pökellage, Säcke mit Reis , Getreide, getrocknenen Hülsenfrüchten und vieles mehr. Hier lag die Grundlage für jene festlichen Mahle, mit denen die Gäste in regelmäßigen Abständen überrascht wurden. Schläuche mit Essig und Öl hingen von der Decke hinab , Körbeweise lagerten getrocknete Pilze und Beeren in den Regalen. Zöpfe mit Zwiebeln und Knoblauch und braune Kartoffeln verströmten einen schweren erdigen Geruch. Fakeln und Lampen wurden entzündet, als die geringe Anzahl von Menschen den ersten der drei Lagerschuppen betrat. Der keine drei Monate alte Säugling zog aus der Kinderkutsche wieder ins Tragetuch der Mutter um, die Konogar Klemmbrett und Stift überreichte. Joseph führte das Pony mit dem lustigem Namen „ Sonnenblümchen“ in eine geschützte Ecke und versorgte es mit einer Satteldecke und einem Hafersack. Im Inneren aber schwärmten die anderen aus. Nun galt es, Bestandsaufnahme zu machen. Bis weit nach Mittag wurde gezählt, geschätzt und aufgeschrieben, die Vorräte auf Anzeichen von Fäulnis und Schädlingsbefall kontrolliert. Einige Säcke wiesen Löcher auf, durch die sich die eine oder andere Maus am Inhakt gütlich getan hatte. Gerda sprang erstaunlich behende unter großem Lamentieren zur Seite, die riesigen Hände fest gegen die Brust gepresst, als eine dicke fette Ratte ihr aus einem Stapel Rüben entgegen gehuscht kam. Wer mehr erschrocken war, ließ sich nicht mit Sicherheit sagen. Einige Säcke mit getrockenen Bohnen waren feucht geworden und somit nicht mehr zu gebrauchen. Flink wurden die Anzeichen beginnender Fäulnis beseitigt. Als die Glocken zum Mittag läuteten, waren viele Bögen Pergament beschrieben worden, Gewänder , Umhänge und Stiefel mit Staub bedeckt. Nun hieß es, die gesammelten Daten auszuwerten und entsprechend zu reagieren.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:23 pm

Einen schweren Lederumhang um die Schultern, einen kalten Zigarrenstumpen im Mundwinkel starrte der Aufseher, der gerade die Türen des Lagers eröffnete den Haufen Wolle an, der ihm im frühen Zwielicht entgegen kam. Yakwolle.. natürlich! Yakwolle war ihm angekündigt worden. 25 Ballen feinster Waren. Gemessenen Schritten stapfte er auf den Haufen zu und versuchte darin etwas auszumachen. „ Eine.. ungewöhnliche Art des Transportes. Wann kommen die restlichen?“ pustete er eine Wollflocke hinfort, die ihm entgegen kam.

Regen prasselte gegen die kleinen Fensterscheiben. Seid Stunden herrschte tiefschwarze Nacht. Das Zimmer im Gasthaus hoch in den Bergen am Ufer des Sees wurde nur spärlich von der Glut des Kamins und einer einzelnen flackernden Kerze erhellt. Mühsam versuchte der Kranke die verstrichene Zeit zu schätzen. Doch das Fieber benebelte seine Sinne . Hätte seine Liebste nicht längst zurück sein müssen? Mühsam füllten sich die Lungen rasselnd mit Luft. Er hustete krampfhaft. Im Raum wogten die Dämpfe von Campfer und Menthol. Es roch wie in einer Bonbonfabrik. Der kleine William war in seine Wiege verbannt worden. Zwar würde das eine Ansteckung nicht verhindern, wenn es dazu kam, aber Gerda, die sich in der Zeit von Eleonas Abwesenheit um Kind und Mann kümmerte, war gnadenlos geworden. Ein Säugling gehörte nicht ins Bett eines schiefenden und triefenden Grippekranken.

Auf dem Nachtisch dampfte eine Kanne Tee auf einem Stövchen. Er vermochte beim besten Willen nicht zu sagen, wieviel Tassen ihm die resolute Dame inzwischen verabreicht hatte. Und noch immer kein Klappern von Hufen. Im fiebrigen Dämmern drang das Brausen des Windes überlaut an seine Ohren. Klappern schlugen die Fensterlägen gegen die Hauswand. Eine wahrlich schaurige Schlotternacht. Just ehe die schweren Lider sich über den verschleierten Augen schlossen, wogte ein riesiger dunkler Schatten einer großen Schlange gleich am Fenster entlang. Normalerweise ein durchaus erschreckendes Bild. Doch er war viel zu müde, viel zu angeschlagen, um dieser Schattenschlange seine Aufmerksamkeit zu schenken. So bedeckte er die Augen matt mit dem Arm und drehte sich auf die andere Seite, um der Nacht und ihren Schrecken den Rücken zuzukehren. Umfangen von der Wärme des Bettes, der Hitze, die in ihm glühte und den leisen Geräuschen des nachtschlafenden Hauses döste er ein. Fast hätte er das Klappern der Hufe überhört, die sich in schnellem Tempo dem Hause näherten. Doch der Klang einer nur zu vertrauten Stimme durchdrang die Nebel, die ihn fest in ihrem Griff hatten. Mühsam kämpfte er sich aus der Watteweichen Umhüllung seiner Sinne halbwegs an die Oberfläche empor, als sich auch schon eine kühle schmale Hand auf seine Stirn legte. „ Armer Schatz.“ flüsterte die junge Frau leise, als sie sich, noch in Reitkleid und Reiseumhang zu ihm auf die Bettkante setzte. „ Gleich wird es besser.“ Eine schmale Hand schob sich unter seinen Kopf. Der Rand einer Tasse berührte die trockenen Lippen.

Widerlich.. einfach nur widerlich war der Geschmack, den der erste Tropfen des seltsamen Suds mit sich brachte. Ein extrem bitteres Getränk war stark gesüßt worden, um es halbwegs erträglich zu machen. Ein leises perlendes Lachen erklang, als er missmutig das Gesicht verzog und murrte. „ Schön austrinken. Das hilft dir. Sonst kommt der große böse Pandare.“ hörte er die Scherzhaften Worte. Es hätte Gerdas hühnenhafte Gestalt im Hintergrund nicht gebraucht, um ihn schicksalsergeben schlucken zu lassen. Heldenhaft bemühte er sich, die kleinen Schlucke des widerlichen Getränks hinunterzuwürgen. Kaum das er die Tasse gelehrt hatte, breitete sich noch mehr Wärme in ihm aus. Bleiernde Schwere griff nach seinen Lidern, während ihm der Schweiß aus allen Poren brach. Wärme feuchte Tücher , getränkt mit wohligen Ölen, die ihm das Atem erleichterten wurden ihm auf die Brust gelegt, während ein kühles seine Stirn bedeckte. „ Nun schlaf ein bischen. Morgen geht es schon besser.“ waren die letzten sanften Worte, die ihn mit einem leisem Summen und dem Rascheln der Decken, die um ihn festgesteckt wurden, in den Schlaf hinab begleiteten.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:23 pm

Muuuuuuhhhhhhhh“ drang es unwillig und langgezogen durch Sturmwind Straßen. Schlecht gelaunt erklangen die tiefen Stimmen. So manch ein Schläfer zog sich unwillig das Kissen dichter über die Ohren, als das Klappern von Hufen und Klauen die morgendliche Stille durchbrach. Noch war es nicht wirklich hell geworden. Dunstig zogen die frühen Nebelschwaden durch die Gassen. Kleine Wölkchen stiegen weiß aus den Kaminen empor. Nur wenige Lichter brannten bereits in jenen Häusern, in denen die Arbeit früh begann. Es roch nach Rauch und frischem Kaffee, der dampfend in Kannen auf seine Trinker wartete und backendem Brot, das goldbraun und knusprig werden sollte. Leichter Nieselregen kündigte sich als Vorbote eines Schlechtwettertages an und überzog die Pflastersteine mit einem schmierigem Film. Vereinzelt fuhr ein Windstoß in nasses welkes Laub. Es war kalt geworden. Der alte Adam trug seine übliche abgewetzte Lederkluft, den Schlapphut gegen Wind und Nässe tief ins Genick geschoben. Kerzengerade saß er auf dem Rücken eines struppigen Pferdes und lenkte es mit stoischer Miene durch die Gassen. Er alleine wäre es nicht gewesen, der den Blick flüchtiger Beobachter auf sich gezogen hätte. Man kannte den ruhigen besonnenen Knecht an so manchem Ort und schätzte sein Wissen und seine Erfahrung. Für einen entsetzten Aufschrei der alten Emma, die sich mit einem erstaunlich jugendlich wirkendem Hüpfer in Sicherheit brachte, jedoch sorgten die gewaltigen Berge aus nassem triefendem Fell und gedrungenen Hörnern, die sich bucklig vor ihm herschoben. Die massigen Yaks trotteten schlecht gelaunt vor sich hin. Zu nass.. zu früh.. zu windig. Viel lieber hätten sie das duftende Heu im warmen Unterstand genossen. Doch Adam hatte sie hinaus getrieben . Der hagere hochgewachsene Knecht wusste, wie er mit den großen Tieren umzugehen hatte. Langsam bewegten sich die vier Kühe voran. Es dauerte seine Zeit, ehe sie sich endlich dem Klostergelände der Bruderschaft näherten. Hektik hätte die Tiere nur in Panik versetzt. Während sein Schützlinge an einigen vertrockneten Halmen zu kauen begannen, tippte sich Adam grüßend gegen die triefende Krempe des Lederhutes . „ Morgen auch!“ knarzte die raue Stimme dem Ordensbruder entgegen. Viele Worte waren sicher nicht seine Art. „ Die Yaks fürn Pater zum Decken. Hol sie in vier Wochen wieder ab!“ tat er die Botschaft kund.

Kalt.. Frostig und Nass.. so zeigte sich die Gegend um den Immeruhsee von seiner besten Seite. Nach der Hektik des Abends und der letzten Tage, in denen fieberhaft die Vorbereitungen für die Ankunft der Truppen angelaufen waren, war endlich Ruhe eingekehrt, nachdem Soldaten und Offiziere in ihre Zelte oder auf Posten zurück gekehrt waren. Wirklich Ruhe? Oder trog der Schein einmal mehr in der Finsterniss der Nacht. Überall glommen die Reste der einzelnen Lagerfeuer, die im Schutze der Zelte wenigstens ein bisschen Licht und Wärme spendeten. Zumindest verbreiteten sie den Hauch einer Illusion ferner Tage, in denen man am Lagerfeuer beim Picknick am Strand gelacht und gescherzt hatte. Etwas abseids jedoch herrschte selbst zur nächtlichen Stunde rege Betriebsamkeit. Das große Viereck der ausgehobenen Kochgrube glühte in orangeroter Glut. Unter der Abdeckung, die eine Vielzahl an großen und kleinen Paketen verbarg, die fest in Heubündel gewickelt waren, garte das Fleisch großer Fische und erlegter Tiere, die im Laufe des Tages zum Verzehr bestimmt worden waren. Aromatische Dampfwölkchen stiegen in die Nacht hinauf und verloren sich im frischem Wind wie Nebelbärte, die gespenstisch über den See zogen. Mit stoischer Miene und ausdruckslosem Gesicht standen zwei Gardisten an der Seite, so dass sie nicht nur die Kochgrube, sondern auch das dazugehörige Kochzelt nie aus dem Blick verloren. Im allgemeinen war man sich nicht sicher gewesen, ob dieser Posten nun Strafe ober Belohnung war. Wer immer hier seinen Dienst versah, blieb von vielen anderen verschont, verlor aber nie den Duft der gekochten Speisen aus der Nase. Nur leider gab es im Dienst keine Mahlzeiten und auch keine Leckerein. Nicht einmal das Kokettieren der Marketenderinnen und Huren, die das auf der anderen Seite der Brücke gelegene Trosslager bevölkerten und nur allzugern in Sichtweise herum flanieren, durfte beachtet werden. Am Rande der großen Grube standen die Dreibeine mit gewaltigen Kesseln und Töpfen, in denen Hirsebrei und Suppe vor sich hin simmerten. Auch wenn es geregelte Ausgabezeiten hab, so war doch stets ein Teil im Einsatz, auf Posten oder anderweitig beschäftigt und musste rund um die Uhr versorgt werden können, sobald die Zeit dafür gefunden ward. Zwei Frauen in dunklen Kleidern hatten die Arme fest in den Trögen und kneteten Teig für Brot. Gebacken wurde das kräftige Schwarzbrot in zwei großen Lehmöfen, die rechts neben dem Kochzelt errichtet worden waren. Die glühenden Schlote der runden Kuppeln frass gewaltig Scheite des Holzes, das an der Zeltwand zum Trocknen aufgestapelt worden war. Im Kochzelt selbst, das größer war die normalen Quartiere, hatte man doch eins der beiden großen Kommandozelte zweckentfremdet, saßen verschlafene Frauen und Männer, jene unglückseeligen jungen Rekruten, die das Los zum Küchendienst verdonnert hatte und schälten ganze Wagenladungen an Kartoffeln, Möhren und Rüben. Der niemals gesättigte Schlund des Heeres musste gefüttert werden und verlangte keine geringen Mengen in der Gesamtheit gesehen. Die Rationen waren so bemessen, das sie für den normalen Bedarf der Soldaten ausreichend waren, um deren Stärke und Kampfkraft zu erhalten. Porridge.. Getreidebrei, Suppe, Brot und gelegentlich ein Stück Fleisch, Fisch und Käse würde die Hauptnahrung bilden. Einfach und sparsam zureitet, schmackhaft und sättigend, doch ohne jeglichen Tand und nicht zuviel. Der Winter war lang und der Krieg hatte schon jetzt merkbaren Einfluß auf Handel und Versorgung genommen, sodass Sparsamkeit zwingend notwendig war. Niemand mochte riskieren, in einigen Monaten Scheunen und Keller leer vorzufinden. Frisches Gemüse und Obst , Zucker und Honig, ja selbst das Salz war entsprechend rationiert worden.
Auf hölzernen Gestellen lagerten Fässer mit billigem Bier, von dem jeder Soldat seine tägliche Ration erhalten würde. Kannen mit einfachem ungesüßtem Tee standen auf kleinen Kohlebecken breit. Die beiden Feldküchen des Regiments standen an der linken Seite. In ihnen köchelte der Porrige für das morgendliche Frühstück, zu dem jeder eine Kelle Milch und einen Löffel geschmolzene Butter erhalten würde. Der warme Brei war bereits fertig und wurde nur noch warmgehalten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Zeit zum Frühstück gekommen war. Nur selten drangen die Geräusche der Arbeitenden in die Nacht hinaus. Die Stille der Nacht dämpfte den Lärm und die Hektik des Tages. Gelegentlich bellte ein struppiger Köter , fauchte eine Katze oder jaulte ein Gnoll weit oben in den Bergen. Die Silhouette des bleichen Mondes brach gelegentlich durch die Wolkenfetzen, wenn der aufkommende Wind die graue Decke des Himmels für einen Moment aufriß. Aus dem Lager selbst drangen erstaunlich vielfältige Schnarchgeräusche in unterschiedlichen Tönen. Es war faszinierend, zu welcher Sinfonie die überwiegend männlichen Atemorgane im Stande waren.
Als die Glocken der Uhr am Rathaus sechs Mal schlugen, öffneten sich die Wände des Zeltes. Mit einem Schwall warmen Dampfes trat eine große grauhaarige alte Dame in die kalte feuchte Luft hinaus. Sie überragte die Frauen und nicht wenige Männer um einen halben Kopf. Das Graue feuchte Leinen , in das sie gekleidet war, hielt eine enorme Körperfülle zusammen. Die großen fleischigen Hände, die mühelos die schweren Töpfe und Pfannen oder mit erstaunlicher Präzision Beil und Messer führten, hielten einen kupfernen Gong und einen kurzen Knüppel in der Hand. Die alte Marketenderin richete sich zu voller Größe auf, musterte das Regal mit den bereit gestellten Essgeschirren und ließ den Blick über See und Lager schweifen.
Ein tiefer Atemzug füllte die Lungen, der große Busen begann zu wogen, als sie Gong und Knüttel hob. Dröhend durchbrach der Ton die nächtliche Stille, gefolgt vom tiefem Bass der kräftigen Frau, die in grauer Vorzeit als süßes kleines Menschenkind auf den Klangvollen Namen Gerlinde getauft worden war:„ EEEEEESSSSSSSEEEEN FASSSSSENNN!“ drang es weithin hallend über Lager und See in die Dunkelheit hinaus.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:23 pm

Ein scharfer frostiger Wind wehte um die Ecken des altehrwürdigen Gasthauses, das sich eng an den Hang der Berge schmiegte. Das rote Schieferdach ächzte unter der Wucht der auftreffenden Böen. Ab und an drang ein Stöhnen aus dem Gebälk ins Freie, wenn der eine oder andere Balken besonders stark beansprucht wurde. Es klang fast wie das Geräusch eines sehr alten Menschen, dessen Kräfte weit über das Maß hinaus beansürucht wurden. Gelegentlich knackte es leise, raschelnd huschten kleine Füßchen über die Diehlen , als eine einsame Maus in ihr warmes Nest zurück huschte. Normalerweise lagen die Bewohner des Hauses um diese Zeit längst in tiefem Schlaf. Doch vom Normalzustand waren die Zeiten weit entfernt. So war mit dem Einbruch der Nacht nach und nach Ruhe eingetreten, doch es war nicht der erholsame Friede, den das samtene Gewand der Dunkelheit sonst mit sich trug. Die Stille, die die Räume in jener Stunde füllte, schmerzte schon fast in den Ohren. Hier und dort flackerte eine unruhige Kerze hinter dem mattem Fensterglas und bezeugte die Unruhe, die die Menschen Lakeshires seid Ausbruch des Krieges in Griff hatte. In so mancher Kammer, vom Schein der Glut schwach erhellt, brannte die Flamme der Kerze vor dem Familienalter, wurde so manches Gebet dem Lichte zugesandt. Auch im Gasthaus, in dem am Tage die Vorbereitung für das baldige Lichterfest auf Hochtouren liefen, fand die junge Wirtin keine Ruhe. Sechs Tage nun schon.. sechs Tage voller Anspannung und Ungwissheit, die an den Nerven zerrte. Sie hatte das gewohnte Kleid mit einem weichem Morgenmantel vertauscht und stand, ihren kleinen Sohn fest in den Armen am Fenster. Weit verlor sich der Blick in der Nacht, in der sich die aufgewühlte Oberfläche des Sees verbarg. Sie hörte das Plätschern der Wellen und das Knarren der Fischerbote am Steg und doch hörte sie es nicht. Ihre Gedanken verließen das nächtliche Schlafzimmer, das sie nun wieder öfter zu sehen bekam und gingen auf die Reise. Lautlos bewegten sich die Lippen in stummen Gebet. Schon in Friedenszeiten war die Steppe alles andere als eine lauschige Sommerfrische. Jetzt aber, wo sich eine Armee von Orks dort versammelten, konnte alles mögliche geschehen. Für einen Moment schloßen sich die Lider über den blauen Augen, die groß und unergründlich wie Bergseen wirkten. Für einen Moment drückte sie den nun fast vier Monate alten Jungen so fest an sich, das der Kleine einen leisen Protestlaut ausstieß. Die Unruhe und Anspannung seiner Mutter übertrugen sich zwangsläufig auf den Knaben, der entsprechend schwer in den Schlaf gefunden hatte. Mit einem tiefen Atemzug begann die schmale Gestalt in sanft in ihren Armen zu wiegen. Leises beruhigendes Summen mischte sich mit den Geräuschen der Nacht. Doch es sollte einige Zeit vergehen, ehe der zierliche Körper schwer in ihren Armen erschlaffte. Eine gefühlte Ewigkeit später ging ein Ruck durch die schmale Gestalt. Ihr Kind sicher in ihrem Arm geborgen, straffte sich die junge Wirtin und steuerte energisch den Schreibtisch an. Im Licht der Kerze fand die Nacht sie schon bald in ihre Arbeit vertieft, während die leisen Atemzüge des schlafenden Säuglings die Stille der Finsternis mit Leben füllten. Nur eine weitere lange Nacht, der ein Morgen folgen würde.
„ In der dunklesten Stunde scheint das Licht am hellsten. So soll auch in Lakeshire heute im Zeichen des Lichtes erstrahlen. Die Baronie Lakeshire lädt ein jeden ein, gemeinsam nach altem Brauch das Lichterfest zu feiern, um ein Zeichen der Hoffnung und der Verbundenheit zu setzen. Das traditionelle Lichterfest beginnt mit dem neunten Glockenschlag in Lakehire auf dem Berg vor dem Herrenhaus!“
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:23 pm

Orangeroter Schein der Scheiterhaufen durchbrach das schwarze Samt der Nacht. Noch immer drang vom Norden her vereinzelter Kampfeslärm herüber. Doch die Schlacht an sich war geschlagen. Vereinzelt wurde flüchtenden und versprengten Truppen nachgesetzt, um ihnen die Lust der Wiederkehr zu nehmen. Schaurig drang das Heulen und Jaulen der nächtlichen Jäger durch die wogende Finsterniss, in der in jener Nacht nur wenige zur Ruhe kamen. Wölfe, Schakale.. so mancher Räuber nahm die willkommende Beute hin, die ihm nicht mehr entkommen konnte. Das mit toten Körpern übersäte Schlachtfeld bot ein Festmahl für Aasfresser und Leichenfresser. Sobald die Sonne über dem Horizont emporstieg, würden sich Krähen und andere Rabenvögel versammeln, um ihren Anteil zu holen. Der Schnitter hatte reiche Ernte gehalten in dieser Nacht. Doch für die Menschen des Rotkammgebirges würde es einen weiteren Morgen geben. Wochenlanges Bangen und Haaren hatte sich Bahn gebrochen in einer Schlacht, wie man sie hier in den Bergen nur selten gesehen hatte. Das Meer der Orcs, das gegen das Tor angerannt war, das Heer von Menschen und Elfen auf der anderen Seite und nicht zuletzt die unerwartete Verstärkung von Grünhäuten und Sin´dorei, die den fast schon verlorenen Kampf entschieden hatten. Unten in der kleinen Stadt am See saß eine junge Frau am breiten Bett, in dem der Ritter ins Reich der Träume hinab geglitten war, kaum das sein Kopf die Kissen berührt hatten. Im unverletzten Arm fest an sich gedrückt den kleinen Körper seines nur wenige Monate alten Sohnes. Blaue Augen hafteten unverwandt auf diesem Bild, vermochten sich nicht abzuwenden. Vor dem inneren Auge der Wirtin glitten die Stunden seid dem Abend zuvor an ihr vorüber. Die Anspannung, die Stadt und Land fest im Griff hatten, das Lichterfest am See und das Gespräch mit dem Liebsten danach. Im Wissen,das der Moment der Schlacht nicht mehr fern war, hatten sie keine Sekunde verschwendet. Es war eine sehr bewusste Entscheidung des Mannes gewesen, seinen Platz in den Reihen der Garde einzunehmen. Die Stunden des Abschiednehmens und der Gespräche waren ihnen wie eine Ewigkeit erschienen und doch viel zu schnell verflogen. Eng aneinander geschmiegt hatten sie sich geliebt, hatten die Nähe des anderen im Wissen gesucht, das der nächste Tag auch das Ende bedeuten könnte und doch gebetet, das auch dieser Morgen eine neue Zukunft bringt. Nach einer gefühlten Ewigkeit erhob sich Eleona und schlüpfte leise aus dem gemeinsamen Schlafzimmer hinaus. Ein paar Minuten später öffnete sich auch die Wohnraumtür.Sie durchquerte das Haus, in dem die Anspannung noch nicht verklungen war und trat ohne Mantel und Umhang hinaus in die kalte rauchverhangene Luft. In der Hand hielt sie die kleine Kerze des Lichterfestes, von einem Tropfen Wachs auf einem kleinem Holz gehalten. Die winzige Flamme brannte bereits, gut beschützt von ihrer hohlen Hand, damit kein zufälliger Windstoß sie auslöschen würde. Vorsichtig kniete sie am Ufer des Immerruhsees nieder und setzte das kleine Licht auf die Wasseroberfläche, in der sich in jener Nacht nur wenige Sterne spiegelten. Sie neigte den Kopf tief, sodass die Spitzen des goldblonden Haares von den Wellen genetzt wurden. Leise sprach sie ihr Gebet. Nachdem das letzte Wort die Lippen verlassen hatte, blieb die junge Frau noch einen Moment dort knien, trotzte der Nässe und der Kälte. Langsam.. ganz langsam überlief ein Zittern die schmale Gestalt, die sich fast in der Dunkelheit verlor. Schauer um Schauer begann sie zu erfassen, schüttelte sie haltlos wie ein Blatt im Winde . Dann endlich brach der Damm der Starre und die erlösenden Tränen begannen zu fließen. Endlich vermochte sie zu weinen. Zu Weinen im Wissen, das auch dieser Nacht ein neuer Morgen folgen würde.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Di Jun 01, 2021 7:24 pm

„ Enttäuscht mich nicht..“ hallten die Worte in ihren Ohren wieder. Wieder und wieder zogen dieWorte des alten Ritters, der soviel Vertrauen in sie gesetzt hatte, durch das Bewusstsein der jungen Frau. „ Enttäuscht mich nicht. Immerhin seid Ihr meine Idee gewesen.“ Die blauen Augen verloren sich im Dunkel der Nacht, die längst viel zu weit fortgeschritten war. Und doch fand sie keine Ruhe. Das dunkle Schlafzimmer, das nur vom Licht des fahlen Wintermondes und der erlöschenden Glut im Kamin erhellt ward, ward einmal mehr zu einem Ort, an dem die Gedanken nicht zur Ruhe kommen wollten. Es waren hohe Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Würde sie diese erfüllen können? Kalter Wind wehte von den Bergen hinüber und trug den Hauch kommender Schneestürme mit sich. Schimmernd lag die Oberfläche des Immerruhsees vor ihr ausgebreitet, in nur vereinzelte Sterne ihr Spiegelbild fanden. Die hohen ausladenden Kronen des alten Baumbestandes sangen ihr nächtliches Lied, das sie wie immer in ihren Bann zog. Die Melodie der winterlichen Nacht nahm sie in sich auf, berührte ihre Seele und erfüllte sie mit Friede. Wärme und Halt fand sie jedoch in den Armen, die sich in plötzlich um sie legten. Schweigend war der Liebste hinter sie getreten. Er sprach kein Wort, wusste er doch nur zu gut, was seine junge Frau bewegte. Die schmächtige Gestalt verharrte noch einen Moment aufgerichtet. Dann neigte sie den Kopf zu einem stillem Gruß in die Nacht hinein, durch die der kampferfahrene stolze Mann seinen Weg ging. „ Das werde ich nicht.“ flüsterte sie leise. Die vertraute Gegenwart hinter ihr fing sie auf . Mit einem leisem Seufzen entspannte sich die blonde Wirtin und ließ den Kopf gegen die breite Schulter sinken, die sich ihr bot. Und noch während er sie fest an sich zog, sanken die müden Lider hinab und schlossen sich über den Augen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 2 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Seite 2 von 4 Zurück  1, 2, 3, 4  Weiter

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten