Haus Wolfenberg
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Seite 4 von 4 Zurück  1, 2, 3, 4

Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:13 am

Feuchtund kalt wehte ein scharfer Wind durch die Nebelberge. Die Unwetterder Nacht waren verflogen und langsam kehrte wieder Ruhe in die Höfeund Siedlungen ein. Einem Inferno gleich waren Blitz und Donner,Sturm und Hagel über die Ausläufer der Baronie an der Grenze zumElwynnwald gekommen. Sanfte Bäche hatten sich zu reißenden Flutengeformt, in denen Äste und Zweige, kleine Bäume trieben. Ja selbstKadaver von totem Vieh waren auszumachen, die mit steifen Gliedernund aufgeblähten Bäuchen wie Spielbälle eines Kindes gegen dieFelsen im Flußbett prallten. Bäume waren entwurzelt und gebrochenwie Zündhölzchen. Noch immer stieg dunkler Rauch von dem einenoder alten Riesen auf, den ein Blitzschlag während der Nacht gefällthatte. Aus den festen Berghütten, die seid altersher oberhalb derFelder am Berghang klebten, traten langsam und noch wie benommenMänner und Frauen mit tiefen Schatten unter den Augen . Nicht einervon ihnen hatte in jener Nacht ein Auge zu gemacht. Eng aneinandergedrängt hatten die Schnitter und Sennerinnen um ihr Leben gebangt.



Ein solches Unwetter hatte es seid dem Weltenbeben nicht mehrgebeben. Selbst normale Wetterschäge forderten immer wieder ihrenTribut von Mensch und Vieh.. doch was in der letzten Nacht über siehinweg gezogen hatte, hatte tiefes Grauen in den Gesichternhinterlassen. Fassungslos standen sie im kühlem Morgen ,schauerten, als ein fast schon eisiger Wind über sie strich undstarrten auf die Flächen, die sie eigentlich heute mähen sollten. Für einen Augenblick herrschte Totenstille, schien selbst der Bergdie Luft anzuhalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit durchschnitt eindurchdringender Klagelaut das drückende Schweigen und weitereStimmen der alten Frauen fielen ein, während die Männer stumm understarrt wie der Fels unter ihren Füßen ins Tal hinab schauten.
Wogestern noch goldener Weizen wogte, wo gestern noch fette Ähreneine reiche Ernte versprachen, schillerten brackige Wasserschwaden mit abgerissenem Laub und Buschwerk in der Morgensonne. Wo gesternfurchtbarer Acker die Nahrung des Winters trug, stiegen heutefaulige Dämpfe in düsteren Nebels empor. Die Weizenernte warverloren. Doch wie sah es auf den anderen Schlägen aus? Eine kalteFaust griff nach den Herzen der Menschen, die in in der rauenBergwelt Jahr für Jahr ums Überleben kämpften.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:14 am

TiefschwarzeNacht.. Regen peitschte über die Berge und ein böiger Wind triebscharfe Schauer über die nächtliche Flur der Nebelberge. Regen, dervon den einen in diesen Tagen hoch willkommen war, half er doch, diefauligen Gewässer im Finsterhain zu reinigen und das Land zu heilen. Und verhasst und gefürchtet von den anderen, die vor Tod undVerderben geflohen waren und ihr Heil in jenen Regionen suchten, indenen die grünen Feuer der Legion noch nicht entzündet waren. Hochaufgerichtet wie eine zarte Statue aus Mamor stand die junge Freifrauam weit offenen Fenster, während im Innenhof Hufgetrappel dieAnkunft ihres Gatten und seiner Männer verkündete, die von einemder zahlreichen Kontrollritte in der baronie zurück kehrten. DieSpuren der vergangenen Wochen hatten sich tief in die abgehärmtenGesichter gegraben.

Dochso groß die Angst und das Leid auch war, so strahlten die Züge derMänner die Gewissheit aus, dass sie ihre Heimat nicht kampflosaufgeben würden. Schlamm und Unrat bedeckten die Stiefel, klebtenan den derben Lederhosen, kroch am Wams empor bis in die Gesichterund verwischte den Unterschied zwischen dem edlem Freiherren und demPferdeknecht einmal mehr in jenen Tagen. War er schon inFriedenszeiten kaum von seinen Männern zu unterscheiden, wenn esgalt, das Vieh zusammenzutreiben oder tief im Sumpf feststeckendeKarren zu befreien oder Banditen durch die Wälder zu verfolgen, sohatte der Krieg sie gleich gemacht. Gemeinsam standen sie Seite anSeite, um sich dem zu stellen, das ihr Leben, ihre Existenz bedrohte.Und sie waren nicht alleine. Freunde und Verbündete warenunermüdlich auf den Beinen, um ihre Reihen zu verstärken. Einewarme Welle der Dankbarkeit erfüllte die junge Frau.

DasLächeln, das ihr Anlitz erhellte war eins der kleinen Lichtblicke,die so selten geworden waren . Und doch gab es sie. Celysse, dieBardin, die ohne zu Zögern in die Reihe getreten war, um Sinjia zuunterstützen, Garek, der im Augenblick der Gefahr ohne zu Zögernden Weg in die Nebelberge angetreten hatte. Da waren die Wappen desDrachen, deren Feuer im Lager Licht in die Dunkelheit brachten, dawaren die Gefährten der Einigkeit, deren Erfahrungen im Kampf gegendie Legion unbezahlbar war. Da waren die Erntehexer und Druiden, dieauf lautlosen Schwingen unermütlich die Luft durchschnitten, umInformationen zu beschaffen und zu erkunden. Namen um Namen.. Gesicht um Gesicht zog an ihrem innerem Auge vorbei und stärkte das Band,das sie alle einte. Und wieder lächelte sie, als einer der Männerunten im Hof den Kopf in ihre Richtung wandte, auch wenn er sie imDunkeln kaum zu sehen vermochte. Er hob die Hand zum stillem Grußund tippte sich an den Hut, denn so sicher, wie sie keine Fackelbrauchte, um ihren Gatten unter den Männern auszumachen, so sicherwusste er, dass sie auf seine Rückkehr wartete. Hinter hier erfülltedie Stille das Zimmer, die nur von den leisen Atemzügen der dreiKinder durchbrochen wurde. Auch sie spürten die Unruhe, die derzeitdas Leben bestimmte und hatten sich eng aneinangekuschelt, um sichgegenseitig zu wärmen. Williams blonde Locken, das zarte Babyhaarder beiden Mädchen bedeckten die Kissen einem zartem Schleier gleichund schimmerten golden im Licht der Sterne. Für sie, für ihreZukunft würden sie kämpfen und für die Kinder der Menschen, dieauf ihren Schutz und ihre Fürsorge vertrauten. Nicht wenige waren esin diesen Tagen und so mancher Flüchtling fand seinen Weg in dieLager, die rund um das Anwesen am Wolkensee errichtet waren.
Tag und Nacht schufteten die alten Männer und Frauen, um Zelte zuerrichten und einfache Hütten aus den Bauabfällen , die beim Bauder Palisaden zurück geblieben waren. In großen Kesseln dampfteSuppe und Brei. Einfache Steinbacköfen glühten Stunde um Stundeund spukten grobe Brote aus Hafer und Gerste aus. Zumindest eineSchale Suppe und einen Kanten Brot sollte jeder bekommen. Milch blieb den Kleinsten und den Kranken vorbehalten. Mit grimmiger Mienestanden die schwer bewaffneten Doppelposten vor den Vorratslagern, umein Zeichen für jene zu setzen, die möglicherweise auf denGedanken kam, ihre Kost durch Diebstahl und Plünderung aufzubessern. Plötzlich sah sie einen Schatten durch die Nacht gleiten.. einzweiter folgte dicht auf dem Fuße. Die beiden wuchtigenpechschwarzen Wölfe begleiteten ihren Herren bei seinen Ausritten auf Schritt und Tritt.

Unvermittelt blieb der Rüde stehen, hob den Kopf zum wolkenverhangenem Himmel empor und stieß ein langgezogenes Geheule aus. „ Ahouuuuuuuuuu“ durchdrang der Ruf des Wolfes die Nacht.. und trieb jenen, die nichtan die Nähe des wilden Räubers gewöhnt waren, einen eisigenSchauer über den Rücken.. „ Ahouuuuuuuuuuu“ fiel seine etwaskleinere, doch immer noch riesige Gefährtin ein und hob den Schädelweit in den Nacken..Die Berge warfen das Echo des Wolfsgesangeszurück , ehe für einen Moment jeder Laut im Hof und in den Lagernverstummte. Für zwei Atemzüge schien die Stille übermächtig zuwerden. Doch ehe das Schweigen die angespannten Nerven der Männerund Frauen zerriß, durchbrach die kraftvolle Antwort des wildenRudels aus dem Moor das lastende Schweigen. Erst die kräftigeStimme der Leitwölfin, dann fiel ihr Gefährte in ihr Geheule einund nach zwei weiteren Herzschlägen folgten die Mitglieder desRudels. „ Ahoooouuuuuu!“ trug der Wind den wilden Chor durch dieNacht und auf dem Hof der Wolfenbergs fielen die lebenden Wappentiereein und vereinten ihre Stimmen mit denen ihrer Brüder. Wild undstark, kraftvoll und ungezähmt taten die Wölfe ihren Willen zumLeben kund.
„Ahoooouuuuuuuuu!“
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:14 am

Schwer und schwarz wälzte sich der Rauch über die nächtlichen Berge. Wohl keine Seele fand Ruhe in jener Nacht. Hell leuchteten die Scheiterhaufen am Waldesrand, auf denen Männer und Jungen mit abgehärmten Gesichtern die Überreste der vernichteteten Dämonen verbrannten. Inmitten der Hirten und Bauern, der Söldner und Knechte, der Späher, Gardisten und Schützen, die das Schlachtfeld aufzuräumen begannen, fehlte auch das Freiherrenpaar nicht. Ja selbst der silberhaarige Magus hatte nach einem kurzem Moment im Kreise seiner Familie zurück zum Finsterhain begeben.
Jene,die nach der Schlacht noch unverletzt und auf den Beinen waren,hatten begonnen unter dem Komando des südländischen Hühnen , den man in den vergangenen Tagen mehr als einmal bis an die Zähne bewaffnet in Begleitung des schwarzen Wolfes gesehen hatte und des Jagdaufsehers mit seinem weißem Räuber das Waldgebiet systematisch zu durchkämmen, um auch den letzten Gegner aus seinem Versteck zu treiben und vernichtend zu schlagen. Ganz gleich obverdorbener Gnoll, verseuchter Murloc oder versprengter Kultist.. es gab keine Gnade. Verbissen wie sie um die Heimat gekämpft hatten,trieben sie die wenigen hervor, die den Streitern in den letzten Wochen entkommen waren und machten sie auf der Stelle nieder.

Während die Männer ihr blutiges Werk verrichteten, standen die Frauen und Mädchen den Heilern zur Seite, die sich um die Verwundeten kümmerten. Wunden wurden versorgt, Wasser und Brühe gereicht. Nicht alle hatten ein Bett im Lazaretthäuschen gefunden. So trug man sie auf eine Wiese im Schatten des Herrenhauses in hastig errichtete Zelte, um ihnen wenigstens ein einfaches Lager und etwas Schutz vordem so häufigem Regen geben zu können. Ihr Stöhnen und die Schreiej ener, die ihre Verwundungen nicht überleben würden bildeten einen grausigen Chor. Doch noch viel grauenvoller war die Stille auf der anderen Seite um die kleine Kapelle. Totenstille herrschte an diesemPlatz. Hier lagen sie einer um den anderen bedeckt mit weißenLeinen.. regungslos , atemlos.
Niemand,der hier aufgebahrt lag, würde am Morgen zu seinen Liebsten, seiner Famile, seinen Freunden und Gefährten zurück kehren. Hier warteten sie auf den Moment, in denen man ihren Leib zur letzten Ruhe betten würde. Vereinzelt sah man alte Frauen, junge Frauen, dicke Frauen,dünne Frauen mit Kindern und allein an einem der erkaltenden Körper.Je länger die Nacht fortschritt, desto lauter wurde die Klage, die sich in Katen und Hütten erhob. Mehr und mehr erhielten Gewissheit,dass der Vater nie wieder seinen Platz am Tisch einnehmen würde..das der Sohn den väterlichen Hof niemals übernehmen würde.. dass der Hirte nicht mehr mit seinen Tieren hinaus ziehen würde.

Und doch lang eine tiefe Erleichterung über den Nebelbergen und ihren Gemarken. Der Feind direkt vor ihrer Haustür war geschlagen. Der Feind , der Azeroth bedrohte, noch lange nicht. Nur knapp hatten sie am Abend die Stellung gehalten.. nur knapp und unter einem hohem Blutzoll die Schlacht gewonnen. Eine Schlacht.. noch lange keinen Krieg. Jeder der Männer, die sich um ihren Herren versammelten, als der letzte Kadaver den Flammen übergeben wurde wusste nur zu gut,dass es weitere Schlachten geben würde.. das weitere Kämpfe sie erwarteteten. Die Nebelberge hatten einen hohen Blutzoll gezahlt...und doch hatten sie stand gehalten. Stand gehalten durch die eigene Kraft, durch die Hilfe und Unterstützung von Freunden und Verbündeten, mit denen sie Seite an Seite gestanden hatte. Warmerfüllte tiefe Dankbarkeit ihre Herzen und mit müden Schritten und vor Erschöpfung grauen Gesichtern wandten sie sich dem Anwesen zu.

Eine Schlacht war geschlagen. Ihre Kinder und Kindeskinder, ihre Frauen,Mütter und Mädchen, ihre Söhne und Töchter waren in Sicherheit.

Vorerst.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:14 am

Esstank.. es stank nach Feuer und Rauch, nach Tod und Verderben.Drückend lastete die Stille über der Küste Arathos, wo es dieSchiffbrüchigen an Land gespült hatte. Immerhin waren sie ihremeigentlichem Ziel nicht weit entfernt gestrandet, auch wenn derMarsch durch die Mark nach Hohenwacht kein leichter werden würde. Die Nacht unterschied sich kaum vom anbrechendem Tag, an dem untereinem grünem Himmel fahles Licht über dem verwüstetem Lande lag.Die rauchenden Trümmer der gefallenen Siedlungen trugen eintrauriges Zeugnis davon, dass das grausame Schicksal Menschen undVerlassene gleichermaßen mit all seiner Wucht geschlagen hatte. Dasgetrockene Salz des Meeres hatte Haar und Haut verkrustet und branntein den zahlreichen kleineren und größeren Schrammen, die man sicham Tag zuvor zugezogen hatte. Nicht, dass Piraten und Flaute genuggewesen wären... Nicht das der Verdacht eines Schreckenslords anBord ausreichend gewesen wäre.. nein, dieses Wesen hatte auch nochdie halbe Mannschaft unter Kontrolle gemacht und eine Meutereiangezettelt, die Schiff und Crew bis auf den letzten Mann vernichtethatte. Das meiste an Proviant, Wasser und Munition waren verloren. In aller Eile hatten die Männer und Frauen nach Rüstung und Waffengegriffen, als die besessenen Matrosen in Flammen aufgegangen waren.In aller Eile hatte man Zwieback und Trinkschläuchen gegriffen unddie Pferde aus dem Laderaum an Deck gebracht. Eleona atmete auf, alsihre Gedanken zur Stern glitten, die Nachtwind und Namar sicher anBord genommen hatte. Eng aneinander gedrängt lagerten ihre Männerum sie und Linnard herum, der seinen Arm fest um ihren Schultern gelegt hatte, suchten Schutz in der Geborgenheit derGefährten. Das Schicksal der Mark zeigte nur zu deutlich, welchemUnheil das eigene Land entgangen war.



Noch..es gab keine Garantie, das die drohenden dunklen Luftschiffe nichtnoch ihren Weg in die Nebelberge finden würden. Noch waren Frau undKind in Sicherheit. Fern der Heimat standen sie nun in der Fremde,in einem Land, das genau so unwirtlich und genau so schön gewesenwar, wie die eigene Heimat und deren Menschen sie sich inFreundschaft verbunden fühlten. Und heiß entbrannte der Hass unddie Wut in ihren Herzen. Hass und Wut auf all jene, die den Morgenund die Nacht bedrohten. Hass und Wut auf die dämonischenHeerscharen und ihre Führer, deren Ziel nicht weniger dieVernichtung ihrer Welt war, wie sie schon so viele Welten zerschlagenhatte. Grimmig wandte sich so mancher Blick den düsteren Bauten derLegion zu, deren giftiges todbringendes Glühen keine Finsternissverbergen konnte und so manche Faust schloß sich fester um den Griffder Klinge, der Flinte oder des Bogens. Es mochte ungewiss sein, obes eine Zukunft für sie und die ihren gab. Es mochte ungewiss sein,ob sie die Heimat wieder sahen. Es mochte ungewiss sein, ob sie dennächsten Tag überstanden. Doch eines.. eins war gewiss. Solange dasHerz in ihrer Brust schlug, würden sie kämpfen. Solange wie sieKlinge und Bogen zu führen wussten, würden sie kämpfen.
Fürdie nächste Meile unter ihren Füßen-- für das nächste Erwachendes Tages... für die Zukunft ihrer Familien.
Gemeinsamwürden sie kämpfen.. Seite an Seite oder zusammen sterben. Eineandere Wahl gab es nicht mehr. Sie würden kämpfen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:14 am

FinsteresMorgengrauen tauchte den Hof des Kontors in ein schwaches Zwielicht.Doch bereits seid Mitternacht herrschte reges Treiben. Während diemeisten Bewohner der Nebelberge in tiefem Schlaf lagen,waren kräftige Gestalten dabei, ihre Wagen zu beladen. Kiste um Kiste..Sack um Sack wurde aus den breiten Türen des Lagerhauses getragen,vor dem noch immer zwei grimmige Gardisten mit scharfen Schwerternund Armbrüsten Wache hielten. Die ersten Schlachten mochtenvergangen sein. Doch der Strom an Heimatlosen riß nicht ab. Wieimmer spülte das Meer der Hoffenungslosen auch so manche Welle anHalunken und Banditen mit sich, denen die vollen Lager und das fettevieh auf den Weiden als verlockende Beute erschien. Entsprechendwurden die Herden, die in den einsamen Bergtälern der Nebelberge dieAngriffe von Dämonen und Kultisten überstanden hatten von großen Hunden und schwer bewaffneten Hirten bewacht. Bald würde dieSchlachtenzeit beginnen und mit der Schlachtenzeit sollte so manchesStück Vieh seinen Weg auf den angedachten Viehmarkt zu Kreuzlingenfinden.
Heutejedoch waren es keine Räuber , die den kostbaren Inhalt der Scheuernund Tennen verluden. Kaum dass die Herrschaften aus dem Nordenzurück gekehrt waren,waren sie wie einem frischem Wind gleich durchdie Nebelberge geweht, hatten Höfe und Siedlungen inspiziert unddie ersten Aufbauarbeiten in Gang gesetzt. Während die Männer somanchen Tag im Sattel verbrachten, um die Angelegenheiten zu ordnen, erfasste die junge Freifrau mit ihren Helfern akribisch genau jedesFass Pökelfleisch, jeden Sack Getreide und jeden Apfel, der für dieVersorgung der Menschen und den Handel zur Verfügung stand. Diewochenlange und monatelange Vorarbeit zahlte sich nuun aus. Zwarwaren weite Schläge des Weizens im Unwetter verloren gegangen,einige Felder von Rüben und Hafer verwüstet, würde derFinsterhain für viele Jahre nicht als Jagdgebiet genutzt werdenkönnen, doch wenn keine neuen Notlagen die eingelagerten Vorrätevernichteten, würden sie den Winter überstehen. Natürlich würdeder Gürtel enger geschnallt werden müssen, denn die Baroniebrauchte den Handel mit den wertvollen Lebensmitteln und Rohstoffenwichtiger denn je. So sollte heute nach den geschlagenen Schlachteneine erste Handelskarawane den Hof noch weit vor der Morgenandachtverlassen. Ihr Ziel war die Mark, um Hochwürden Delanys Wünsche zuerfüllen. Gerade noch rechtzeitig war die Änderung des gewünschtenLieferortes eingetroffen. Pökelfleisch, Fisch, Weizen, Hafer und Wein wurden unter schweren Lederplanen verstaut. Äpfel und Rübenverströmten ihren erdigen angenehmen Geruch. Elsweyer Herdfeuer, Gereifter Dalaranrotwein , Lorderoaner Spätlese und ein guterImmersangrotwein wurden sorgsam in Stroh gepolsteren Kisten verlagen.Kaum hörte man das Klirren der Flaschen.
Als alles verladen warund sorgsam mit Frachtbrief und Bestellung abgeglichen, fand eineletzte kleine Kiste ihren Platz, die dem hohen Kunden persönlichübergeben werden sollten. Hier fanden Kostproben von haltbarenKäsestückchen, gut geräucherten Schinken und luftgetrocknetenWürstchen , ein Säckchen feines Weizenmehl , ein Fläschchen gutesÖl und eine kleine kantige Flasche teuren Whiskeys ihren Platz. Guteingeschlagen in feines Leinen wurde zu guter Letzt eine SchachtelPralinen verstaut. Die Lady, die das Verladen persönlich überwachte,erinnerte sich nur zu gut an ein Gespräch, dass sie im Frühling mitLeofwine Delany geführt hatte. Seine Bemerkung zu ungewöhnlichenGeschmackskombinationen , die Scharfes und Süßes gleichermaßenvereinte war nicht verloren gegangen. So hatte sie eine Auswahlfeinster Zartbitterschokolade zusammen gestellt. Manche mit Mandelnund kräftigen Nüssen gefüllt, wieder andere enthielten eineFüllung aus feinstem Whiskey, den er zu schätzen pflegte. Krönungdes ganzen jedoch war ein Täfelchen einer fast tiefschwarzenSchokolade, in die eine Spur Chili eingewoben wurden war. Die Schärfe der ungewöhnlichen Kreation überlagerte die Süße der Schokoladenicht. Erst, wenn sie langsam auf der Zunge schmolz, entfaltete siesich und hatte schon für so manchen überraschten Blick gesorgt. Siewar gespannt, wie Hochwürden auf diese Köstlichkeit reagierenwürde. Mit ordentlicher Rechnung, gesiegelten und unterschriebenemnFrachtpapieren machten sich nun die Fuhrleute unter Aufsicht deserfahrenen Karawanenführers auf den Weg. Begleitet wurde diewertvolle Fracht von einem Trupp Spießgesellen, die dafür sorgensollten, dass er auch sicher seinen Bestimmungsort erreichte. Zufrieden blickte Eleona den abziehenden Männern nach, die erst ineinigen Wochen wieder die heimischen Berge erreichen sollten und auchfür die Rückreise bereits ihre Order erhalten hatten. Immerhindurfte keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:15 am

HektischesTreiben herrschte in den Nebel verhangenen Bergen. Bereits seidTagen wurde an allen Ecken des Anwesens geputzt und gewerkelt, um dasGut Wolfenberg auf das beginnende Wochenende vorzubereiten. Das Holz frischer Zaunlatten und Dachschindel duftete angenehm würzig und blitzte vorwitzig zwischen den alten Schindeln und Lattenhervor. Um das Eingangstor , das seid diesem Sommer von schwerenhölzernen Palisaden gerahmt wurde , rankten sich Girlanden ausfrischem Grün und herbstlich bunten Zweigen. Riesige Kürbisseflankierten die hölzernen Pfosten und waren mit hübschen Ornamentenversehen.

Bereits im Frühjahr war damit begonnen worden, den mehrere Meter tiefen und breiten Graben auszuheben, dessen Grund mit angespitzten Pfählen undDornengestrüpp überwuchert war. Man munkelte, gelegentlich sei desNachts das Heulen wilder Tiere daraus zu hören. Der tiefeBurggraben wie auch die 4 Meter hohen hölzernen Palisadenumschlossen das Areal des Herrensitzes weitläufig. Ein Laufgangermöglichte es, sich an der Krone der Befestigungen fortzubewegenund mögliche Angreifer gebührend zu empfangen. In regelmäßigenAbständen erhoben sich einfache hölzerne Türme, die nicht mehrals ein Hochstand waren. Zumindest auf den ersten Blick. Auf denzweiten erkannte man wuchtige Seilzüge, über die schwereEisenketten liefen. In Zeiten des Krieges und der Gefahr dientensie dazu, große Kessel mit siedendem Wasser und Öl aufzunehmen,die den anstürmenden Feinden die eine oder andere Überraschung zubereiten vermochten. In Friedenszeiten dienten sie als zusätzlicheWasserbehälter, die das kostbare Regennass sammelten. Wer diesenRing der eher provisorischen Befestigungsanlagen passierte, erkannterecht schnell, dass dahinter mit dem Ausschachten der Fundamente zumBau der steinernen Mauern und Wachtürme begonnen worden war. Dochehe der Bau der neuen Burganlange vollendet war, würden noch vieleJahre ins Land gehen.



Dieangrenzenden Koppel und Weiden waren säublich gemäht worden undbereit, die Pferde und Reittiere der Gäste aufzunehmen. Im Inneren war die prachtvolle Halle mit Bannern des Hauses Wolfenberggeschmückt worden. Die Farben der Waffenbrüder und Verbündete,insbesonderer all jener, die gemeinsam mit den Menschen derNebelberge im Kampf gegen Verderbnis und Tod gestanden hatten,rahmten den mächtigen Wolf ein, der als Bildnis die Stirnseite derHalle zierte. Lange Tische aus Kiefernholz waren mit feinem Linnenbestückt und warteten darauf, mit den Köstlichkeiten desanstehenden Gelages bestückt zu werden. Die schlichten Talgkerzenwaren gegen Bienenwachskerzen ausgetauscht worden. Zu Beginn desAbends würden sie den Raum mit ihrem sanftem Licht erhellen undihren zarten Duft verströmen. Große Vasen, Körbe und Schalenwarteten darauf, den Schmuck aus Wildblumen und heimischen Pflanzenaufzunehmen. Mochten auch fremdartigen Speisen und exotischeGaumenfreuden aus den südlichen Gefilden Azerothes einen kleinenTeil des Banketts ausmachen, so war in der Dekoration darauf geachtetworden, die einheimischen Pflanzen und Schätze kunstvoll so zuarrangieren, dass ihre schlichte Schönheit in den bunten Farben desHerbstes ihre volle Pracht entfalten konnten. Hier war die ganzeKunstfertigkeit des Blumenladens gefragt, der mit dem Schmücken vonAnwesen und Halle beauftragt worden war.



DieGästezimmer und Quartiere waren auf Hochglanz poliert. Frauen undMädchen aus den umliegenden Dörfern hatten die Betten mit weißemLinnen bezogen. Frische Vorhänge in zartem Grün umrahmte dieblitzenden Fensterscheiben. Und auch der Turnierplatz war bereitshergerichtet worden .Eine freudige Erregung hatte die Bewohner derBerge erfasst. Nachdem Wochenlang Kampf und Tod, Wut und Trauer ihreHerzen geschlagen hatten, freuten sie sich nun darauf, den Sieg mitall jenen zu feiern, die ihnen eine Zukunft gegeben hatten.Gemeinsam hatten sie gelitten. Gemeinsam hatten sie dieentbehrungsreichen Tage und Wochen durchstehen müssen. Gemeinsamhatten sie gekämpft und gemeinsam waren sie gestorben. Und nunwürden sie gemeinsam feiern , dass sie und ihre Kinder am Lebenwaren. Ob Herr, ob Knecht.. ob Edelfrau oder einfache Magd. Heuteabend und an den folgenden würden alle in festlichen Kleidern füreinige kostbare Stunden die Sorgen und die Nöte vergessen.Stunden,die ihnen noch Erinnerungen voller Licht und Wärme spenden würden,wenn Kälte und Sturm über die Berge fegten und in so mancher HütteSchmalhans Küchenmeister war.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:16 am

Wenn sie den Kerl in die Finger bekam.... Mit schier undeutbarer Miene nahm die junge Freifrau zur frühen Mittagsstunde die Nachrichtentgegen, dass weder der Koch, noch seine Leute aufgetaucht waren. Bereits Tage zuvor waren Rind und Hirsch erlegt und geschlachtet worden, damit das Fleisch zart und gut abgehangen war, wenn das Wochenende begann..Fischer hatten Körbe mit frisch gefangenen Aalen gebracht. Hecht und Zander schwammen noch in den Bottigen und Körbeweise waren Brot und Brötchen gebacken worden. Es dauerte genau drei Atemzüge, ehe Eleona sich zu ihren Vertrauten und der alten Wirtschafterin umwandte. „ An die Arbeit..“ bemerkte sie knapp und stürmte mit raschen Schritten über das Anwesen. Miterstaunlicher Geschwindigkeit trommelte die resolute Gerda die Frauen und Mädchen zusammen, stellte die einen an die Teigtröge,während die anderen Kartoffel schälen und Gemüse zu putzen begannen. Allen vorran die Damen selbst, die die Arme bis zu den Ellenbogen in denPastetenteigen hatten

In Windeseile wurden Pasteten und Törtchen gebacken, Huhn und Fasan ingroßen Pfannen geschmort. .. Käse und Würste, Schinken und Räucherfisch wurden zu köstlichen Häppchen arrangiert. ZweiFrauen buken feine Bisquitböden , die andere mit einer zartenButtercreme bestrichen. Herbstliche Früchte aus Wald und Flurdienten als Belag. Brombeeren, Nüsse, Äpfel und Birnen wurden inrauen Mengen verarbeitet, um Desserts zu zieren und Kuchen zuverfeinern. Als der Abend kam, nahm das schnell improvisierte BuffetGestalt an. Deftige Steaks, grilltes Filet und in Teig gebackenemSchinken nahmen nebst gebratenen Enten, Truthähnen und Kapaunenden Hauptteil des Buffets ein, während in der offenen Küche hinterdem Haus Ochs und Eber am Spieß für den morgigen Tuniertagbrutzelten. Der Duft nach würzigen Kräutern und feinen Marinadenließ nicht nur dem Jungen das Wasser im Munde zusammen laufen, derden Spieß zu drehen hatte.

Solangsam wurde aufgetragen. In der Mitte des Buffets prangten zweigebratene Schwäne. Die feine Fülle aus Äpfeln und Zwiebeln, ausKräutern und Rüben dampfte auf den wärmenden Platten. Um diegroßen Vögel scharten sich geröstete Wachteln und Stubenkücken,deren goldbraune knusprige Haut vor Butter glänzte. Körbe vonfrischem Brot und weißen Brötchen standen dazwischen. Auf Holzplatten mit feiner Maserung waren kalte Häppchen mit Schinkenund Käse.. mit feinen Cremes und Salaten angerichtet worden. InSchüsseln dampften Kartoffeln und Dampfnudeln, Bohnen und Kürbisund feinstes Rübenpüree. Kleine Aale in Gelee glitschten überdie Platten..Licht sei dank hatte man noch ein Fass im Keller gehabt. Schillerlocken und Sahneröllchen.. Blätterteigpasteten mitverschiedenen Füllungen und ein großer Kuchen mit in Rotweingesotteten Birnen luden zum Schmausen ein. In silbernen Schalenwaren Konfekt und Pralinen an den Seiten des Buffets aufgestelltworden. Auf einen Spießen steckten in Honig und Schokoladekandierte Früchte.

Als der Abend sich über die Nebelberge senkten und das raschhergerichtete Buffet die Tische füllte , waren die Frauenschweißgebadet. Im Wissen, dass die Ihren auch den Rest vollendenwürden, verschwand die Herrin in den eigenen Räumlichkeiten, umsich für den Empfang herzurichten und die Spuren der harten Arbeitvon ihrem Anlitz zu tilgen. Doch wehe dem, wenn sie diesen Schuft indie Hände bekam.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:16 am

FrostigerNebel zog durch das frühe Morgengrauen der Nebelberge, in denen dasLeben langsam zu einem neuen Tag erwachte. Bereits seid Tagen wurdeder Marktplatz auf Vordermann gebracht, wurden Gatter und Unterstände für das Vieh erreichtet. Ein weitläufiges Areal undein runder Koral mit festgestampftem Lehmboden wurde für das Viehbereit gestellt, das in den Tagen des Viehmarktes unter den Hammerkommen würde. Doch nicht auf dem Gelände wurde letzte Handangelegt. Immerhin waren die Tage bis zur Eröffnung nicht mehr fern.

Auchdas Vieh musste sich so manche Prozedur gefallen lassen, um es in involler Pracht zu präsentieren. Wochenlang hatten die Hirten dieTiere von den versteckten Weiden herab getrieben, in denen es dieInvasion der Dämonen überstanden hatte. Fette Rinder drängten sichmuuhend zusammen, während die Knechte peitscheknallend die Herdeumritten. Auf den Weiden daneben dösten wollige Schafe miterstaunlich großen und dicken Eutern, während die Wolle nur vondurchschnittlicher Qualität zu sein schien. Der kundige Blickerkannte sofort, dass diese Tiere gemolken wurden. Lämmer, Zickleinund Kälber, die seid dem Frühjahr zu kräftigen Jungtierenherangewachsen waren wurden von ihren Eltern getrennt und sortiert. Das Zuchtvieh, das in seiner Heimat verbleiben würde, bezog seinewinterlichen Weidegebiete, während jenes, das zur Auktionvorbereitet wurde, in gesonderte Gatter kam.

Hierwurde es gewaschen und bebürstet., gestriegelt und gekämmt, Mähnenvon Staub und Schmutz befreit, bis selbst die Schwanzquasten derRinder seidenweich und glänzend waren . Klauen wurden geschnittenund Hörner poliert.Vor allem letztere waren ein wichtigesHandelsgut. Die schönsten von ihren wurden von geschicktenSchnitzern zu prachtvollen Trinkhörnern verarbeitet und sollten anden eigenen Ständen zur Schau gestellt und angeboten werden. Diemassigen Stiere, deren gefährliches Temprament nur zu bekannt war, hatten einen gesonderten Platz erhalten. Sie durften nur an schwerenEisenstangen und dem Nasenring geführt werden. Keiner der Knechtelegte Wert darauf, von einem wütendem Stier auf die Hörner genommenzu werden. Jeder kannte die Geschichten von jährlichen Todesfällen,in denen der Mensch die direkte Konfrontation mit den aggressivenVierbeinern nicht überlebt hatten. Wie auch der Menschenschlag derBerge war das Vieh von jenen rauer und robuster Natur, die esbrauchte, um in diesen harten Regionen zu überleben.

Jederdieser tonnenschweren Bullen schützte seine Herde auch ohne denHirten. Selbst Wölfe und Bären machten um die in voller Blütestehenden Leittiere einen weiten Bogen. Wenn überhaupt hielten siesich an kranke und schwache Tiere, an die ganz alten oder die jungen,die noch zu unerfahren waren. Nahezu das ganze Jahr lebte dasGroßteil der Rinder frei und wild in den Bergen und wurde nurzusammen getrieben, wenn die Zeit des Schlachtens gekommen war. Schweine bevölkerten die sumpfigen und feuchten Moorwälder am Randeder Nebelberge. Tagelang waren die erfahrenen Männern im Ölzeugdurch die brackigen Gebiete unterwegs gewesen, um die Eber und Sauenmit ihren Jungtieren des vergangenen Jahres aus dem Sumpf in dieKoräle zu treiben. Bösartig blitzten die kleinen Augen , wenndiese wilden Tiere die kleinste Unaufmerksamkeut entdecken und somancher hatte lieber im hohen Bogen den nächsten Ast erklommen, alsBekanntschaft mit den scharfen Hauern der Schweine zu machen.

Gesund und stark war das Vieh geworden.. der alte Adam brummte zufrieden,als er den Blick aus seinen ruhigen alten Augen über die Herdengleiten ließ. Es war das erste Mal, dass er den Viehtrieb in denBergen nicht angeführt hatte. Er spürte das Reißen in den altenGliedern, wenn die Sonne auch am Tage den Frost nicht mehr vertreibenkonnte und der eisige Wind über die Berge pfiff. Jüngere würdenlangsam das Ruder übernehmen. Doch noch war er nicht soweit, sich amwarmen Ofen zur Ruhe zu setzen. Mochten die jungen Burschen auf ihrenstämmigen Ponys übermütig ihre Reitkünste messen. Noch war er es,mit dem der Herr seine Zuchtpläne beriet. Noch etwa eine Woche,dann würde sich zeigen, ob die harte Arbeit sich auch in klingenderMünze auszahlen würde.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:17 am

Langsamkämpfte sich die Karawane mit schwer beladenen Fuhrwerken den Wegzur Feste Schwanenfurt hinauf. Fast einen Monat waren die Männerunterwegs gewesen, hatten widrigen Winden und den zahlosen Schiffen,die nicht immer unter freundlicher Flagge fuhren die Stirn geboten. Doch nun war es endlich geschafft. Die letzten Meter beflügelten denKarawanenführer, der seine mit Schlamm und Schmutz bedecktenBegleiter vor die Festungstore führte. Mochten sie auch wieLandstreicher wirken, verdreckt und zerschrammt wie sie da kamen, sowar doch jede einzelne Kiste unversehrt. Sie ahnten, was ihnenblühten, wenn die Säcke und Truhen beschädigt oder die Ware garverdorben war, war sie doch beim Verladen peinlich genau kontrolliertworden. Die Frachtpapiere samt Rechnung ,Lieferschein und natürlichden neuen Katalogen in der Hand, zog der breitschultrige Seemann einekleine Kiste aus einfachem Holz vom ersten Wagen, die er die Reiseüber wie einen Schatz gehütet hatte. Nebst der normalen Lieferung hatte er noch eine besondere Mission zu erfüllen. Nachdem dieLieferung ordnungsgemäß an den Empfänger übergeben worden war,machte er sich auf die Suche und ließ sich der Lady Sartine, Baroninvon Schwanenfurt melden. Natürlich nicht ohne sich zuvor in einenvorzeigbaren Zustand zu bringen. Immerhin sollte die arme Dame janicht gleich bei seinem Anblick in Ohnmacht fallen. Nebst besagterKiste, trug er einen gesiegelten Umschlag mit sich, den er der Damezu überbringen hatte. Sollte jene das Siegel mit dem Wolfskopfgebrochen haben, so gab das Schreiben den Inhalt preis. Klare undsaubere Schriftzüge ohne Schnörkel zierten das edle Pergament, indessen Ecke ebenfalls der Wolf geprägt war.



DasLicht mit Euch, Lady Sartine.



Vergangenist die Zeit und ich hoffe, meine Zeilen erreichen Euch bei besterGesundheit und Wohlergehen. Die Tage Eurer Anwesenheit auf demAnwesen meiner Familie vergingen viel zu schnell. Ich hoffe, Ihrverzeiht, dass ich im Trubel jener Tage nur wenig Zeit für dieBegegnungen im Einzelnen finden konnte. Es ist immer bedauerlich,wenn die persönlichen Kontakte viel zu kurz kommen.



Alskleine Entschädigung übersende ich Euch ein kleines Präsent ausunserem Hause und hoffe, wir finden in nicht allzu ferner Zukunftdie Gelegenheit haben, unsere Bekanntschaft zu vertiefen.



Schonbald werden wir auf Einladung Lady Vollstedts zur Winterhauchfeiernach Hohenwacht reisen. Vielleicht ergiebt sich da dort einWiedersehen.



Bisdahin verbleibe ich mit hochachtungsvollen Grüßen,



FreifrauEleona von Wolfenberg.







Inder Kiste aus einfachem Holz findet man zunächst einen ganzenHaufen Stroh, das als Polster für den einfachen Inhalt gedacht war. Darin ruht ein Bündel aus Leinen, das mit Lederriemen verschnürtist. Auch hier prangt ein Siegel mit dem Wolfskopf zum Zeichen, dassder Inhalt dem Boten unbekannt sein sollte. Bricht man es undschlägt das grobe Leinen auseinander, so fällt der Blick auf einekleine Truhe aus schwerem poliertem Eisenholz, das einen zarten Duftnach Bienenwachs verströmt. Filigrane Ranken und zarte Blattknospenverzieren den Rand, während auf dem Deckel die Initialen der hohenDame als Intarsien aus schimmerdem Bernstein eingearbeitet wurden.Unter dem Deckel verbirgt sich zunächst ein Kragen aus einem weißemFuchspelz, der so fein und weich gegerbt wurde, dass es eine Freudewar, ihn auf der Haut zu spüren. Darunter schimmert ein farblichpassendes Seidentuch aus hauchzartem Gespinst hervor. Hebt manPelzkragen und Stoff heraus, teilt sich die Truhe in drei Abteile. Rechts ruhen drei kleine Glaskaraffen auf tannengrünem Samt. KleineKristalle schimmern in Goldgelb, zart rosa und Lindgrün in den mitsilbernen Stopfen verschlossenen Döschen. Öffnet man sie verströmtdas gelbe einen Duft nach Honig und Mandeln, das rosa den sinnlichenDuft von wilden Rosen und die tannengrünen Kristalle tragen denbelebenden Duft eines Kiefernwaldes vor sich her.



Inder Mitte finden sich kleine Döschen aus feinster Seife, die passendzu den Badesalzen geschaffen worden war. Und im linken Abteil findetman kleine Flakons aus Kristall, die mit ihren Duftölen und Parfümendas feine Badeset komplementieren. Sogar ein Naturschwamm wartetdarauf, erneut in die Fluten zu tauchen. Vielleicht findet sich jaeine winzige Muschel darin, die der Schamm irgendwann einmal aus demMeer gefiltert hat.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Natürlichsind es bis auf den Fuchspelz und das Seidentüchlein alles nurkleine Mengen, die im Geschenk enthalten sind.Langsamkämpfte sich die Karawane mit schwer beladenen Fuhrwerken den Wegzur Feste Schwanenfurt hinauf. Fast einen Monat waren die Männerunterwegs gewesen, hatten widrigen Winden und den zahlosen Schiffen,die nicht immer unter freundlicher Flagge fuhren die Stirn geboten. Doch nun war es endlich geschafft. Die letzten Meter beflügelten denKarawanenführer, der seine mit Schlamm und Schmutz bedecktenBegleiter vor die Festungstore führte. Mochten sie auch wieLandstreicher wirken, verdreckt und zerschrammt wie sie da kamen, sowar doch jede einzelne Kiste unversehrt. Sie ahnten, was ihnenblühten, wenn die Säcke und Truhen beschädigt oder die Ware garverdorben war, war sie doch beim Verladen peinlich genau kontrolliertworden. Die Frachtpapiere samt Rechnung ,Lieferschein und natürlichden neuen Katalogen in der Hand, zog der breitschultrige Seemann einekleine Kiste aus einfachem Holz vom ersten Wagen, die er die Reiseüber wie einen Schatz gehütet hatte. Nebst der normalen Lieferung hatte er noch eine besondere Mission zu erfüllen. Nachdem dieLieferung ordnungsgemäß an den Empfänger übergeben worden war,machte er sich auf die Suche und ließ sich der Lady Sartine, Baroninvon Schwanenfurt melden. Natürlich nicht ohne sich zuvor in einenvorzeigbaren Zustand zu bringen. Immerhin sollte die arme Dame janicht gleich bei seinem Anblick in Ohnmacht fallen. Nebst besagterKiste, trug er einen gesiegelten Umschlag mit sich, den er der Damezu überbringen hatte. Sollte jene das Siegel mit dem Wolfskopfgebrochen haben, so gab das Schreiben den Inhalt preis. Klare undsaubere Schriftzüge ohne Schnörkel zierten das edle Pergament, indessen Ecke ebenfalls der Wolf geprägt war.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:17 am

Kalt war die Luft dergroßen Halle auf Hohenwacht noch, als der Morgen langsam zu grauenbegann. Die tief verschneite Winterlandschaft verliehen dem kommendenFest einen Zauber, den so mancher seid Kindertagen wiederfand. DieKleinen schliefn noch tief und fest in ihren Betten, war der Abendzuvor doch aufregend gewesen. Lichter und Kerzen, fröhlicheMenschen in festlicher Kleidung, anheimelnde Düfte und das Klingender Schlittenglöckchen hatten sie bis weit über die Zeit wachgehalten. Sogar Altvater Winter war gekommen, um sie alle zubeschenken!
Imgrauen Zwielicht hingegen aber taten zwei Helfer des rotgewandtetenMannes ihre Pflicht und schleppten eine verhüllte Tafel von 2 MeternLänge und einem Meter Höhe in die schummrig beleuchtete Halle deraltehrwürdigen Burg. Geschmückt mit gewundenen Tannenzweigen, mitroten Schleifchen und Sternen aus Stroh.. mit kleinen Holzfiguren undsilbernen Glückchen bauten sie ihre Last höchst anschaulich nebendem geschmücktem Winterhauchbaum auf, wohl darauf achtend, dass sienicht bemerkt würden. Ob ihnen die leise Tat unbemerkt gelang? Werweiss das schon? Saubere Linnen verbarg den sperrigen Gegenstand,bis ihn vermutlich zu späterer Stunde jemand enthüllen würde. Nurein kleines Schild aus Pergament veriet, wer hier beschenkt wordenwar. Die Namen der Regentin und ihres Gatten prangten in feinenSchriftzügen auf dem handgeschöpftem Papier. Unter dem Leinenverbarg sich ein Ölgemälde, das ein sehr detailreich und liebevollgstaltetes Bild der Burg Hohenwacht zeigte. Buntes Treiben herrschte auf dem Innenhof mit seinen Ebenen.. Banner der Mark undihrer Verbündeten wehten im Wind. Weiße Schäfchen auf grünerWeide strömten den schmalen Weg zur Burg hinauf. Es brauchte nichtmehr als einen Blick, um die Bilder und einzelnen Szenen der letztenWollmesse auf Hohenwacht zuzuorden. Da zeigten sich dieBeschädigungen der Torflügel.. dort ritten Ritter mit geschmücktenLanzen auf den Turnierplatz ein. Hier feilschten Händler an reichenBuden und edle Damen in kostbaremn Gewändern flanierten umgeben vonaufmerksamen Begleitern in den Gassen über den Markt.
Dervergoldete Rahmen hingegen war eher schlicht gehalten, um dieAufmerksamkeit des Betrachters nicht vom Gemälde abzulenken.
Als alles feinordentlich aufgebaut worden war, stellte einer der Männer noch ein . Kärtchen davor.

Ein Frohes undGesegnetes Winterhauchfest und ein friedliches segensreiches Jahr wünschen wir dem Haus van Haven und den Menschen der Mark.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:18 am

Schneehinten.. Schnee vorn.. Schnee überall. Die eisige Luft der Markbrannte in den Lungen und schnitt in die Haut. Und dennoch kämpftesich ein Reiter auf einem stämmigem Pferd durch die weiße Pracht.Gefolgt von einem Packpferd flügten die gewaltigen Hufe desKaltblüters den Schnee, durchbrachen Harsch und Eiskruste, währendder strenge Frost die Äste der Bäume im markgräflichen Forstknacken lies. Nicht zum ersten Mal legten Ross und Reiter den Wegzurück, Gekleidet und versehen mit dem Banner des Wolfes war esseine Aufgabe, den Herrschaften in der Ferne ihre Post und wichtigeNachrichten aus der Heimat zu überbringen. Schwer beladen war derbrave Gaul mit Postsack und einer Truhe, in der sich allerlei befand.Briefe, Schriftrollen und mehr hatte er aus dem Stadthaus und denNebelbergen im Gepäck und steuerte nun auf die mächtigen ToreHohenwachts zu. Die letzten Meter beflügelten die drei. Der Botefreute sich auf eine warme Mahlzeit und einen Becher heißen Mets,die Pferde rochen das Heu im warmen Stall. Und so brachte er dieletzten Meter des steilen Bergpfades so schnell hinter sich, wieWetter und Pferd es erlaubten. Wenig später machte sich ein jungerBursche aus dem Gefolge der Wolfenbergs auf den Weg, um diejeweiligen Botschaften und Sendungen an ihre Empfänger zuüberbringen und so wurde auch zur Mittagsstunde nach der Bardingesucht. Für sie war die kleine Truhe bestimmt, die fest mitLederriemen und Schnallen verschlossen ward . Ausser der Truheerreichte sie ein kurzes Schreiben aus ungelenkter Hand. DieBuchstaben wirkten eher wie gemalt und nicht jedes Wort warfehlerlos. Doch immerhin konnte man den Inhalt entschlüsseln.

„WeteDame Celise!“

WiIr befolen habt, habe ich zusamengepakt, was zu finden war. Die True wird Euch der Leon übergeben. Wir haben zu Winterhauch Punsch undPudding und Kekse gegessen ! Und Haferbrei! Vil Haferbrei! Est immerbrav Eure Milchsupe! Fals die Köchin da nich weis, wie manMilchsupe kocht, hab ichs aufgeschriben.

Hir ist es kalt und es ligt vil Schne. Hab ale Eure Sachen ausgelüftet, gewaschen und gbügelt und das Zimer geputzt! Morgen machen wirHasenpfefer! Komt bald nach Hause!

Gerda
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:19 am

Tief verschneit begleitete das eintönige Weiß den stundenlangen Ritt. Eisig knackte der Frost in den schwarzen und toten Ästen der Bäume. Gelegentlich scheuchten die Reiter einen Beutegreifer auf, den der Hunger aus seinem Bau getrieben hatte.
Ein eisiger Wind trieb feine Eisnadeln in jeden Flecken Haut, der der kälte ungeschützt dargeboten ward. So manches Mal drohten die beladenen Karren im Schnee zu versinken und immer wieder drang das raue Gebrüll aus den Kehlen der Knechte und Fuhrleute
Auf leisen Pfoten umkreisten die beiden riesigen Wölfe die Gruppe. Sie wirkten in jeder unwirtlichen Gegend fast heimisch. Gelegentlich entrannsich ein dumpfes Knurren der wölfischen Kehle und verriet, dass die Gruppe sehr wohl beobachtet ward.

Recht schnell wurde an der Grenze der Mark die Hauptstraße verlassen. Nun erwies der Weg noch ungemütlicher.. Tiefdunkel umgaben die uralten Bäume die Reisegruppe. So manches Mal stießen die Köpfe Schnee von den Ästen, der weich und kalt auf
sie hinab fiel. So manche Fährte durchzog den dunklen Tann, der ebenso malerisch wie tödlich wirkte. Blutige Überreste zerfetzten Felles.. Federn.. dort tiefe Krallenspuren eines Bären an den Bäumen verrieten den reichen Bestand an Raubtieren

Doch auch Hirsch und Reh, Fuchs und Hase zogen ihre Spuren durch den Schnee. Ein leichter Geruch nach Tod und Verfall mischte sich mit der herben Note der Tannen . Gelegenlich knackte es im Gebüsch..

: An einer Stelle mit dichtem Unterholz, unter dem der schmale Pfad kaum noch zu erkennen war, zügelte sie den schnaubenden und sichtlich nervösen Hengst. Fragend blickt sie zu Linnard, der die Karte mit Waldwegen und versteckten Pfaden mit sich führte. So manches Mal erwiesen sich die Landmarken als so verborgen, dass der Weg nur schwer zu finden war. Immer wieder hielten Ross und Reiter an, um sich zu orientieren. Sich hier zu verirren, war das sichere Todesurteil.

Die Schatten des tief dunklen Waldes verdichteten sich zunehmend. Ein Hirsch mit mächtigem Geweih setzte in wilden Fluchten ins Unterholz und leise Flügel verkündeten den Flug eines Raubvogels. Gar nicht so fern durchbrach das hohe Heulen eines Wolfes
die Dunkelheit. Und prompt hob Grendel den Kopf in den Nacken und knurrte rauh. Nicht lange danach antwortete seine tiefe Stimme drohend dem Rivalen. Sein Weibchen fiel kurze Zeit später in das Geheul ihres Gefährten ein.

Prompt hallte der Wald für ein paar Minuten vom Geheul der nächtlichen Räuber wieder, dass so manchem Reiter einen Schauer über den Rücken trieb und auch die Ochsen vor den Karren schnaubten furchtsam und sichtlich nervös. Grendel und Tessar bewegten sich mit einer Sicherheit, als spürten sie, dass ihr Rudel künftig hier sein Revier abstecken würde. Und prompt markierte der Rüde auch schon an auffälligem Platz

Ein grauer Schatten huschte durch das Unterholz. Bernsteinfarbene Augen starrten ungesehen auf die leckere Beute. Das ausgehungerte Rudel hatte die Jagd aufgenommen. Tessar und Grendel knurrten mit gefletschten Zähnen und begannen ihr " Rudel " schützend zu umkreisen. Wieder stockte der Ritt, als auf Vorschlag Sir Arkens Fackeln entzündet wurden, um die Raubtiere fern zu halten.

Als die Fackeln die Dunkelheit mit flackernden Schatten erfüllten, wirkte der Wald nur um so gespenstiger. Ein enttäuschtes Knurren begleitete die Reisenden. Die beiden Räuber entspannten sich jedoch nur wenig, rochen sie doch die Verfolger der Nacht.

In den Wipfeln löste der Frost einen Haufen Harsch und ließ ihn auf die Reiter niedergehen*
Schwerfälliger und matter als noch vor Stunden wühlten die Hufe den Schnee auf. Schweiß rannüber die Pferdeflanken und weiße
Wölcken steigen aus den Nüstern empor. Der zuckende Schein der Fackeln verriet den Bewohnern des Anwesens, dass sich der erwartete Besuch näherte. Zumindest hoffte man, dass es sich um die angekündigten Gäste und nicht um Ungebetene handelte.
Tiefschwarz ragten die Mauern des kleinen Gutes auf einer Lichtung empor. Es roch nach See und Feuchtigkeit. Irgendwo schien unter dem Eis Wasser zu fließen. Knackend brach eine Scholle. Als die Wachen am Tor die Banner des Hauses erkannten, öffneten sich die schweren Eisenflügel gerade weit genug, um Ross, Reiter und die Wagen einzulassen. Kaum war der letzte auf den Hof gerollt, schlossen sie sich rasselnd wieder.

Eine sichtlich eingeschworene Gruppe einfacher Menschen namen die Reisenden zwar höflich, aber sichtlich distanziert in Empfang. Die neuen Herren waren angekommen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:19 am

Frühbegann der Morgen auf Gut Seeschimmer. Die Nacht war noch nichtvöllig zwischen den Bäumen des tief verschneiten Waldes gewichen,als sich die Türen des altehrwürdigen Herrenhauses öffneten.Gedämpft erklangen die Stimmen, die trotz der frühen Stunde vonLebenslust und Wärme kündeten. Scherze flogen zwischen den Männernund Frauen umher, die in warme Kleidung gehüllt hinaus in denbitterkalten Morgen traten. Die bereits gesattelten Pferde dampftenvor sich hin, als der neue Herr des Gutes gefolgt von seinen Männernin den Sattel stieg. Fast alle trugen feste Lederrüstungen undwaren bis an die Zähne bewaffnet. Jagdbögen, Armbrüste und Köcherwaren geschultert und in den Satteltaschen befanden sich Riemen undSeile. Jagdmesser wurden in die Gürtelscheiden geschoben und dieAusrüstung ein letztes Mal überprüft. Misstrauisch beäugten dieMenschen des Gutes die Fremdlinge aus dem Süden, die mitten in derNacht angekommen waren. Es war ja schon erstaunlich, dass sichSüdländer überhaupt soweit in den Norden hinter die Linien derVerlassenen verirrten.

Daswaren sie nun also, die künftig über ihr Wohl und Wehe entscheidenwürden. So mancher scharfe Blick, unter buschigen Brauen verborgen,folgte den Gästen, die nun hier die Hausherren waren. Wie lange siewohl durchhalten würden? Vermutlich würden sie recht schnellwieder in die warme Sicherheit des Südens flüchten . In diebehagliche Sicherheit der Zivilisation. Verächtliches Schnaubenerklang in der einen oder anderen Ecke bei denen, die seidJahrzehnten dem Tod und Verderben entgegen standen. Hinter denbreiten Männern folgte eine kleine junge Frau mit einem Knaben aufdem Arm. Das goldblonde Haar fiel in weichen Kaskaden über dieSchultern hinab und umrahmte das Gesicht, in dem vor allem dieausdrucksvollen Augen hervorstachen. Hatte man Samt und Seideerwartet, so wurde man nun enttäuscht. Ein dicker warmer Rock ausguter brauner Wolle, eine weiße Leinenbluse und eine tannengrüneWeste und feste Wildlederstiefel waren eher praktisch und schlichtals edel zu nennen und auch der Freiherr stach in der schwarzenLederrüstung kaum unter den Männern und Frauen hervor, die ihnumgaben.

Ertrat auf Frau und Kind zu, strich dem Kleinen durch den feinenLockenschopf und gab beiden einen Kuss. „ Will mit!“ quengelteder Junge und schielte sehnsüchtig zu den Pferden, um zu sehen, obauch sein dickes gutmütiges Pony gesattelt worden war. Doch daskleine Pferdchen döste noch friedlich im warmen Stall. Der 3Jährige begleitete seinen Vater daheim zunehmend bei seinenAusritten durch die heimischen Nebelberge und hatte so garkeinVerständnis, dass er diesmal daheim bei den Frauen und seinenSchwestern bleiben sollten. „ Später, William..“ versprach derVater dem Kinde mit einem deutlich stolzem Schmunzeln in denmarkanten Zügen. „ Will aber..“ schmollte der Blondschopf unterder grünen Wollmütze. Doch ein Blick seines Vaters reichte, um denaufkeimenden Trotz im Keime zu ersticken. Ein unbekannter Wald vollerGefahren, von denen Raubtiere noch die Geringste waren zu fastnächtlicher Stunde war nicht der Ort für ein entdeckungslustigesKind, wenn die Männer auf Großwildjagd gingen. „ Wir besuchenFinni..“ versprach die leise Stimme seiner Mutter. „ Finni?“zog William ein Schnütchen und sah sich neugierig um. „ WelcheFinni?“ Begehrlich schielte er zu einigen einfach gekleidetenKindern, die sich ebenso neugirig in die Ecken drückten, um das Paarzu beobachten. Eleona schmunzelte nur und stellte den Knaben auf dieFüße. „ Nach lauf..“ bemerkte sie und gab ihm einen Klaps ausHinterteil. Noch einmal sah der Kleine hin und her gerissenzwischen den Pferden der Männer und den Kindern umher. Dann rannteer auf kurzen stämmigen Beinen zu den Kindern der Gutsbewohner, diesich scheu an der Hausecke herum drückten. Doch Kinder sindunkomplizierter und unbekümmerter und so sah man schon wenigeAugenblicke später erste zaghafte Annäherungsversuche, während dieEltern sich weiter distanzierter gaben. Noch einmal winkten dieJäger und ritten in den anbrechenden Morgen hinaus, Was sie wohlvorhatten?

WährendWilliam mit seinen neuen Freunden durch den Schnee tobte und dieMänner den Wald nach Beute durchstriffen, machten sich auch dieFrauen an ihre morgendlichen Verrichtungen. Während die Bardin dieWagen nach Dosen von Gerdas keksen durchwühlten und einer derFuhrknechte einige schwere Kisten ins Herrenhaus tragen musste,machte sich die neue Herrin von Gut Seeschimmer auf den Weg, um Finni zu besuchen. Im Gepäck hatte sie eine kleine Kiste mit einerAuswahl an Gewürzen und einer weiteren mit Proben von Ölen undEssigen und ein Päckchen duftenden Tee. Kleine Gaben, die sie inweiser Vorraussicht mitgenommen hatte. Sie hätten gern mehr Zeitgehabt, um die Menschen hier kennenzulernen, hätte sich gern mehrZeit genommen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Doch viel Zeit bliebihnen diesmal nicht. So würden erste zarte Bande genügen müssen. Flüchtig dachte Eleona an die harte Zeit zurück, als sie das Erbein den Nebelbergen angetreten hatten. Wochenlang waren sie kaum ausdem Sattel gekommen. Wochenlang hatten sie Berge und Tälerdurchstreift, hatten Bauern und Kätner besucht, bis sie das neueLehen kannten, wie ihre Westentasche. Auch hier hatten die kleinenGaben so manche Brücke geschlagen. Vor allem aber war es dasehrliche Interesse und die Anteilnahme am Leben der Menschen gewesen,die das Eis langsam schmelzen ließen. Die Menschen der Berge , wieauch die Menschen in den unwirtlichen Weiten des Nordens schlossenniemals schnell Freundschaft mit Fremden. Sie verschenkten ihre Treueund ihre Zuneigung niemals leichtfertig und so waren Linnard undEleona auch hier fest entschlossen, das Vertrauen der Menschen inSeeschimmer zu gewinnen. Heute abend würden sie alle gemeinsamessen. Heute abend sollten die Menschen von Seeschimmer einverspätetes Winterhauch erleben. Und bis dahin würden sie mitsovielen wie möglich sprechen, sie aufsuchen und sich mit ihnenbekannt machen. Sie alle zum Scheunenfest am Abend persönlicheinladen. Die Tradition der Scheunenfeste hatt sich in denNebelbergen bewährt. Nun würde sich zeigen, ob sie auch hier Fußzu fassen vermochte, um die Brücke zwischen Herrschaft und Untergebenen zu schlagen. Finni war ein wichtiger Anlaufpunkt. EineWirtin, so klein das Gasthaus auch war, wusste alles. Sie kanntealles und jeden und Eleona freute sich darauf, die Frau , die vonTalischa zu warm beschrieben wurde, kennenzulernen. Und so tratklopfte sie schwungvoll an die Tür, während hinter ihr auf dem Hofdie ersten Töne der Laute unter den Händen der Bardin erklangen.Doch warum hatte sie Stapel von Keksdosen neben sich stehen und einesogar geöffnet, sodass der süße Duft sich verbreiten konnte? Schonspitzen die ersten Ohren und Blicke neugirig umher.

Als die Jäger nach Stunden verfroren , doch gut gelaunt zurück kehrten,ging die Arbeit erst richtig los. Einen schönen kleinen Keilerhatten sie erlegt. Böse drohten die scharfen Hauer noch aus derSchnauze. Geschickt wurde das Wild am Balken hochgezogen, um es ausder Decke zu schlagen und auszuweiden. Diese Arbeit übernahm derFreiherr mit den Männern persönlich, während die Frauen und derseltsame Bursche bereits eifrig damit beschäftigt waren, Kartoffelnzu schälen und Gemüse zu putzen. Die Knechte, die sich vom hartenRitt am Vortag erholt hatten, hatten auf dem Hof längst eineFeuerstelle errichtet , auf dem nun über einem Dreibein das Schweinauf die Glut gehoben ward. Gut mit Gewürzen und Kräuterneingerieben und mit einer Tunke aus Honig, Whiskey undWacholderbeeren bestrichen, entfaltete es zunehmend seinenaromatischen Duft und schon bald leckte sich so mancher die Lippen.-Als der Braten vorbereitet war, begannen Linnard und Eleona mitder Besichtigung des Gutes. Hier durfte nun endlich auch Williammit, der mit seinem süßem Lächeln so manche Zuneigung gewann.Respektvoll erhielten die Männer ein Päckchen Tabak und einFläschen Rum. Die Kinder hingegen bekamen runde Kugelaugen, als sieihr Körbchen mit Süßigkeiten und einem kleinem Holzspielzeugerhielten. Puppen und Rittern, Kreisel und Murmeln ließen die Augengroß und rund werden ob des verspäteten Winterhauchgeschenks.DieFrauen aber erhielten Tee und ein Päckchen Zucker in ein warmesbuntes Tuch geschlagen, für das sie sicher Verwendung finden würden-In einer Gegend wie dieser, in der die Versorgung niemals einfachwar, waren gerade diese bescheidenen Dinge höchster Luxus und nurselten zu bekommen. Anscheinend hatte man sich gut auf den Besuchvorbereitet.

Soverging Stunde um Stunde und schon bald wichen die kurzen Stunden desTages den grauen Schatten des einbrechenden Abends. Erste Fackeln undFeuerschalen flammten auf und beleuchteten die Scheune, in deneneinfache raue Holzplanken mit Leinen bedeckt wurden. Körbe vollBrot, Äpfel und Zuckerwerk wurden darauf verteilt. Kannen voller Metund Bier.. Krüge voller Saft und Kannen von Tee fanden ihren Platz.Sobald die Menschen zusammen gekommen waren, würden Linnard undEleona einige Worte an sie richten, ehe das gemeinsame Essen begann. Kurz nach der fünften Stunde, als bereits wieder tiefe Dunkelheitherrschte und der Wind kalte Flocken über den Hof trieb, betrat dasFreiherrenpaar in seiner grünen Gewandung die erleuchtete Scheune. Der Herr führte seinen Knaben an der Hand, während die junge Frauein kaum einjähriges Mädchen auf dem Arm trug. Ihr folgte dasbraunhaarige Kindermädchen mit der Zwillingsschwester. Nun hieß eswarten und zu schauen, wieviele der Menschen den Weg in die Scheunefanden. Nun würde sich zeigen, ob sich der anstrengende Tagausgezahlt hatte und es gelungen war, erste zarte Bande zu knüpfen.Bis daraus festes Vertrauen erwuchs, würde es dauern. Doch erstmusste ein Anfang gemacht werden, eine Basis geschaffen, auf die manaufbauen konnte. Erwartungsvoll sah das Paar sich um.

Da waren sie.. einer nach dem anderen betrat zögernd die Scheue.Verhalten, doch sichtbar neugierig blickten sich die Menschen, derenLeben von harter Arbeit und Entbehrungen gezeichnet war um. Doch jemehr Zeit verstrich, desto mehr legten sich Anspannung und Scheu. Das ausgeschenkte Bier und der süße Met trugen sichtlich das ihredazu beim , die Distanz schwinden zu lassen. Nach einer kurzen , dochwarmherzigen Ansprache ergriff der Freiherr die Hand seiner Gattinund führte sie in die Mitte des festgestampften und mit sauberemStroh bedeckten Tennenbodens. Verschmitzt verbeugte er sich miteindeutig verliebtem Blick vor seiner jungen Frau, die ihn sichtlichanhimmelte und geschmeidig in einen tiefen Knicks sank. Doch das wares dann auch schon. Zu den Klängen von Lauten und Geigen, vonHirtenflöten und eines Hornes eröffneten sie den Scheunentanzvoller Lebenslust und Freude. Gehörte die weite Tanzfläche zuBeginn noch ihnen, so folgten ihren schon bald die Männer und Frauendes Gefolges und nach einer weiteren Runde löste sich das Paar voneinander. Zu voller Größe aufgerichtet nahm der Freiherr charmantKurs auf die Frau des einflussreichsten Jägers, während sich derenMann den strahlend blauen Augen Eleonas gegenüber sah. DieIntension war eindeutig und so zogen die neuen Herren dieEinheimischen in den Kreis der Tanzenden, zu denen sich nun auchFuhrleute und Wagenknechte gesellten, die Ausschau nach Tänzerinnenund Tänzer hielten.

Als sich die Blicke Linnards und Eleonas trafen, lasen sie die tiefeErleichterung im Blick des anderen und strahlten sich an. Das ersteEis war gebrochen. Nun galt es, hierauf aufzubauen. Unter einemsternenglänzemdem Firmament stieg der Mond hoch hinauf, während die Menschen ausgelassen zu feiern begannen. Auf dem Höhepunkt desüberraschenden Festes zogen sich die Herrschaften zurück, damit dieBewohner von Seeschimmer ungewzungen weiter feiern konnten. Nochbis weit in die Nacht vertrieb fröhliches Lachen Kälte undEinsamkeit.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:20 am

Dunstig zogen die Nebelschwaden des frühen Morgens um den schwarzen Turm,als Hufgetrappel und der Klang eines Jagdhorns das Nahen einesBesuchers verriet. Zu einer Zeit, in der das Licht des beginnendenTages noch kaum durch die Kronen der uralten Bäume des Dämmerwaldesreichte, war unter Bewachung von zwei Gardisten in grünen Rüstungenein Reiter im tannengrünen Wams auf dem Weg zur Burg, der erst vorein paar Tagen von einer grünen Flut überschwemmt wurde. Auf denRücken des Packpferdes geschnürt brachte er ein Bündel und einekleine Truhe mit, die zum Schutz vor den Unbilden des Wetters indieser unwirtlichen Region Azerothes in dickes Leder geschlagenwurden. Die aristrokratischen steifen Züge und das Wappen samteines Siegels, welches er den Wachen präsentierte, wiesen ihn alsGesandten des Hauses Wolfenberg aus, der im Auftrage der Herrschaftenetwas zu überbringen gedachte.

In der Truhe, die dem Baron von Kreuzberg zu überbringen war , fandensich eine beträchtliche Summe glänzender Münzen, die exakt derKaufsumme der beiden Schlachtrösser entsprach. Der edlen Dame desHauses jedoch wurde nebst einer saftigen , doch angemessenen Rechnung ihre Bestellung von Parfüm, Seife und der gewünschte Präsentkorbfür die Braut überbracht. Der Haarschmuck aus weißen Seidenblütenund dem Kamm aus Weißgold gefertigt, fehlte natürlich nicht.

"Durch Liebe, Sitte, Wort und Gegenstand // schließt sich der Freundschaft festes Band."
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:21 am

Hochtürmte sich die Fracht auf den Karren, die den Innenhof der FesteWolfenberg füllten und noch immer trugen die Knechte Säcke undTruhen aus den Speichern heraus. Getreide, Hülsenfrüchte wurdenebenso verladen wie Fässer mit Sauerkraut und eingelegtem Gemüse. Längst schon waren die Vorräte für Mannschaften und Reisenden aufden Schiffen verstaut. Was nun folgte, war die Fracht fürSchwanenfurt und Seeschimmer. Wenn auch diese Lasten verstaut waren,würde jedes freie Fleckchen in den Laderäumen mit Handelsgutgefüllt werden. Immerhin ging es gen Nordend, ins Land derGeißelkriege, der ewigen Kälte, der tödlichen Gefahren. SelbstJahre nach dem Krieg gegen Arthas und seine Schergen dürfte Mangelan den Früchten der Erde bestehen. Aber auch Tabak, Tee und Zuckerwaren im allgemeinen heiß begehrt und mit Sicherheit schwer zubekommen. Überall sah man das blonde Haar der jungen Freifraublitzen, die peinlich die Listen für Zoll und Hafen mit denaufzuladenden Gütern verglich. Im frühen Morgenlicht des Tageswaren sie aus Darowan zurück gekehrt und hatten sich umgehend in dieletzten Vorbereitungen der langen Reise gestürzt.

Füreinen Moment hielt die zierliche Gestalt inne, um den Blick auf denKampfplatz zu richten, wo normalerweise die Waffenübungen abgehaltenwurden. Weit trug der Wind die Stimme ihres Gatten, der mit seinemSohn an der Hand vor einer Gruppe Menschen stand. Es waren einfacheMenschen mit vom Leben gezeichneten Gesichtern, die ihreausdrucksvollen Augen auf die markanten Züge des Herren gerichtethatten. Nicht viel mehr als drei Dutzend waren es, handverlesen undverlässlich und treu der Familie erprobt. Aufgeregt hüpfte derkleine Junge neben seinem Vater, der den Menschen ein letztes Malerklärte, was sie zu erwarten hatten. Vor lauter Aufregung waren dieWangen des kleinen Kaben rotgefleckt, denn diesmal würde er seineEltern auf ihrer Reise begleiten dürfen. Immerhin war er schongroß! Stolz reckte er die schmale Brust und imitierte die Haltungdes Vaters mit kindlichem Ernst.
Füreinen Moment lächelte dieser zu ihm herab und strich warm durch diefeinen Kinderlocken, ehe er sich mit ernstem Gesicht den Menschenwieder zuwand.

Siehatten sich freiwillig entschieden, in der Ferne ihr Glück zuversuchen. Nun war es an ihm, sie sorgsam auf die Gefahrenvorzubreiten, denen sie zweifelsohne begegnen würden. Untote..Oger.. Orcs.. Die Schergen der Geißel und der Legion... Banditenund Dinge, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausmalenkonnten würden ihnen irgendwann begegnen. Gewappnet mussten siesein, wenn sie überleben sollten. An ihnen und ihrem Geschick,tödliche Gefahren vor allem zu vermeiden hing vieles vom Erfolg derZukunftspläne ab.


ZweiDrittel der Gruppe waren einige wenige Familien sowie Freiwillige,die künftig den Schutz Seeschimmers sicher stellen sollten, aberauch die Grundlagen schaffen, das versteckt gelegene Gut im hohenNorden des Vorgebirges zu einem künftigem Handelsplatz auszubauen.Der Rest würde sie nach Nordend begleiten und sollte noch vor demWinter einen kleinen Handelsposten dort errichten., wo sich günstigeBedingungen ergaben. Für einen Moment musste Eleona schmunzeln, alssie das Brummeln der schwarzhaarigen Frau an ihrer Seite betrachtete,die jeden Mann und jede Frau mit ihren lebhaften grauen Augen insVisier nahm. „ Murr nicht.. sie haben Erdbeermarmelade dabei..“ließ sie viel zu beiläufig fallen. Der Blick der Seelenspiegel,die sich umgehend auf sie richteten, sprach für sich. Ein leisesLachen erklang, doch ehe sie etwas erwidern konnte, schoß ihre Handnach vorn und ergriff einen der jungen Burschen fest an der Schulter.„ Vorsichtig mit den Kisten.. die kommen auf die hinteren Wagen.“mahnte sie, als der Jungknecht ein Fass mit Öl allzu übermütigüber den Hof zu kullern begann. „ Wir wollen ja nicht, das unsetwas um die Ohren fliegt.“
Verlegensenkte der Jüngling den Blick und setzte seinen Weg gesitteter fort.Zumindest solange seine Herrin ihn sehen konnte.

Und wieder rollten einige Karren durch das Tor und machte sich auf denWeg zum Bergpass. Weit drang das Rufen der Fuhrknechte undSpießgeselle, die den Tross begleitete. Noch zwei Tage.. dannmusste alles verladen sei. Trotz des kühlen Frühlingswindes glänzteSchweiß auf so manchem Gesicht.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:21 am

SeidTagen schon lastete die erste sommerliche Hitze über derbeschaulichen Stadt in den Nebelbergen. Doch lähmende Ruhe gab eswenig. Stattdessen wurde eifrig gehämmert und gesägt, Straßen undPlätze gefegt und schadhafte Fassaden neu verputzt. Auf demMarktplatz erhoben sich die ersten Buden aus rohem Holz, währendbreits Tanzboden und Sonnenwendbaum errichtet wurden. Nur noch einenTag sollte es dauern, bis der Sonnenwendmarkt eröffnet wurde. Neugirige Kindernasen luggten über die Plattform , die zwischen Feuer und dem mit bunten Bändern geschmückten Holzmast errichtetwurden. „ Hier soll die Musik sitzen.:“ tuschelt ein kleinervorwitziger Bursche seinem Freund zu. „ Ob der Hannes wieder dieLiese küsst?“ Erste Wetten wurden abgeschlossen, welcher Burscheund welche Maid als erste in den duftenden Heuschobern verschwindenwürden, wenn es ihnen gelang, den aufmerksamen Augen ihrer Väterund Brüder zu entwischen.

Erfahrungsgemäßsorgte das Treiben zur Sonnenwendzeit für zahlreichen Nachwuchs imWinter. Selbst die alten Weiber in ihrer schwarzen Tracht konntendie aufregenden Tage kaum erwarten, brachten sie doch Abwechslung indas triste Einerlei des Alltags. Sie steckten die Köpfe zusammenund rätselten tuschelnd über die Identität des maskiertenUnbekannten, der als Champion ihrer Stadt in den Kampfring steigenwürde.



Werwar der legendäre Kämpfer nur?

Schonjetzt lagerten am Ufer des Wolkensees die bunten Karren derleichtfüßigen Mädchen, in denen so mancher Gast Entspannung undVergnügen finden würde. Karren um Karren war über die Brücke aufden Platz gerollt, mancher ärmlich mit wenigen Hühnern undEierkörben.. andere schwer bewaffnet und voll bepackt mit reichenWaren.
Händleraus nah und fern strömten in die Kleinstadt, die seid der Invasionaus allen Nähten zu platzen schien, Schon längst waren weit vor derStadtmauer einfache Hütten entstanden, um all die aufzunehmen, dievon Heim und Hof vertrieben wurden und hier eine neue Heimat suchten.

Auchdas Anwesen und die wachsende Feste des Hauses Wolfenberg erstrahltein neuem Glanz, hatten fleißige Hände doch gewerkelt und geweißt, gestrichen und lakiert, um sich den Besuchern würdig zupräsentieren. Selbst das Vieh auf den mageren Weiden war nervöserals sonst und zog es vor, Zuflucht in den ruhigen Schatten der Bäumezu suchen.

Nocheinen Tag! Dann würde das große Markttreiben zum Sonnenwendfestbeginnen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:22 am

Luther Astreas...“*lächelte die schmale blonde Frau eisig. Ihre blauen Augen sahen vom Fenster auf das Treiben im Innenhof hinab. Ritter und Vasallen, Gardeund Magier, Kleriker und Forscher versammelten sich , um Vorbereitungen für einen in den Nebelbergen doch eher ungewöhnlichen Einsatz zu treffen. Nicht nur, dass vermeidlich ein Dutzend Drachenwelpen ihre Heimat unsicher machten,so fehlte natürlich auch der schmierige arrogante Emporkömmling nicht, der ganz versessen darauf war, den Drachen den Garaus zu machen. Zumindest waren das seine Worte. Doch wollte er das wirklich? Oder handelte er etwa mit Drachen? Drachen waren edle Geschäfte, Geschöpfe mit einem enormen magischen Potential...Steinchen für Steinchen hatte sich das Mosaik zusammen gesetzt und langsam begann sich das Bild zuformen.

Unterschätzen durfte man auch den Söldnerhaufen nicht. Es musste unbedingt sichergestellt werden, dass diese nicht auf dumme Gedanken kamen und fürden Fall, dass sich die Annahme der grünen Drachen bestätigen wurde, die Wesen über den Haufen schossen oder noch schlimmer, sie lebend fingen, um sie zu verkaufen.

Schmal wurden die Lippen der Schwangeren, die eine Hand gegen den gewölbten Leib legte, um die Bewegungen ihres Unbegorenen zu spüren.Hinter ihr spielten die knapp 2 Jahre alten Zwillinge mit ihren Püppchen,während der 4 Jährige William unten auf dem Hof sehnsuchtsvoll zu seinem Vater empor sah. Doch der Freiherr schüttelte den Kopf. Die schwere Kettenrüstung klirrte, als er den Knaben auf die Arme hob, um leise mit ihm zu sprechen.

Tiefe Ernsthaftigkeit las sie in den Gesichtern von Vater und Sohn und ein zärtliches Lächeln erhellte ihre Züge ob des vertrauensvollen Bildes. Was immer die beiden zu besprechen hatten, war wichtig für sie. Niemals tat Linn die Fragen und Gedanken des Jungen als Nichtigkeiten ab. Wann immer es ihm möglich war, widmete er sichseinem Erstgeborenen,nahm ihn mit hinaus in Wald und Flur, ließ ihnmit zu den Bauern und Hirten reiten. Doch in diesen Tagen war es zu gefährlich und so musste der unternehmungslustige Knabe bei den Frauen in der Feste bleiben. Sie konnte erkennen, dass der Kleine zukichern begann, als die stopplige Wange seine weiche Haut berührte. Nach einem letztem Kuss auf die Stirn und einer Umarmung nickte William eifrig auf die Worte des Vaters, der ihn wieder auf die eigenen Füße stellte und sich in den Sattel des schwarzen Schlachtrosses schwang. Flink stob der Wirbelwind herum und verschwand in Richtung der Weide hinter dem Haus. Nun lächelte auch Linnard, sah zum Fenster empor, hinter dem er seine junge Gattin wusste und hob die Hand zu einem letztem Gruß, ehe er Nachtwind in Bewegung setzte. Gefolgt von einem Dutzend seiner treusten Männer ritt der Freiherr der Grenze der unwirtlichen Sümpfe entgegen. Die wertvollen Zuchtschweine, die normalerweise hier gehalten wurden,sollten nun endgültig in sicheres Gebiet getrieben werden . Auch die Posten, die hier zum Schutz der Baronie errichten worden waren,bedurften ständiger Aufmerksamkeit.

Der Rest der Zurückgebliebenen würde auszurücken, um sich von Jakob zur Mariannenschlucht führen zu lassen. Wer wusste schon, was sie dort erwartete..Und vor allem.. was dort...

Eleona schüttelte den Kopf, um das Karusell ihrer Gedanken zu unterbrechen. Hatte dieser Kerl wirklich versucht, sie zu bestechen? Sie hasste diese arroganten Emporkömmlinge, die mit Geld um sich warfen wie Heu, denen nichts, aber auch nichts heilig war. Alleine die Vorstellung, dass irgendeine Kreatur diesem skrupellosem Kerl ausgeliefert war. Sie kannte Männer solchen Formats zur Genüge. Die würden den Grünhäuten ihre eigene Mutter verkaufen,wenn es profitabel war. Immerhin war sie selbst lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie der Hase lief.

Klar und kalt wie Gletschereis blickten die blauen Augen ein letztes Malüber ihre Mannen und Frauen, ehe sie die schmalen Schulternstraffte. Genug gegrübelt. Die Arbeit wurde nicht weniger. Wenn siediesem Kerl das Handwerk legen wollten, mussten sie jeden Schritt sorgfältig planen. Hatte er nicht gesagt.. der Bruder war risikoreicher als er? Und was war mit dem Rest der Familie? Mochte er auch noch so vorsichtig gewesen sein, irgendwann machte er einen Fehler. Irgendwann überwog die Gier noch immer den gesunden Menschenverstand . Ihr Blick fiel auf die Zimmerecke, in der eine Spinne ihr Netz gewoben hatte. Eine einsame Fliege zappelte in den klebrigen Fäden und kämpfte gegen den drohenden Tod ohne Aussicht,ihrem Schicksal zu entfliehen.

Dannkam Bewegung in die Freifrau . Die Sohlen ihrer Sandalen klapperten über den mit Binsen bestreuten Boden. Es wurde Zeit, einige erste Fäden zu präparieren. Nur für den Fall, dass sich etwas darin verfing.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:24 am

Leuchtend grün schwebte der große Ball bedrohlich am Himmel über dem Herrenhaus. Die Flammensäulen, die aus seiner Oberfläche aufstiegen, tauchten die Nacht in eine unwirtliche Helligkeit. Weit geöffnet waren die Tore der Feste und langsam setzte der Strom panischer angstvoller Menschen ein, die einzeln oder in kleinen Grüppchen den Weg in die trügerische Sicherheit der Feste Wolfenberg fanden. Für einige kostbare Minuten hatte sich die junge Freifrau zurück gezogen und sah über die heimatlichen Berge. Fern in den Bergen leuchteten die Lagerfeuer der Hirten, bewegten sich Fackeln auf unwegsamen Pfaden . Sie wusste ihren Gatten mit seinen Männern dort draussen., wusste , dass sie Stunde um Stunde im Sattel saßen, um sich um Mensch und Tiere zu kümmern. Panisch schrie eine junge Kuh auf dem Innenhof, als ein Knecht sie am Führstrick aus dem Gatter zog. Für dieses Tier würde die Nacht schon bald ewig sein.

Der alte Adam wartete bereits mit dem Schächtermesser, um ihr Leben zu beenden. Die unzähligen Menschen brauchten Nahrung und noch wusste keiner, was der Morgen bringen würde. Eng drängten sich die Bauern und Tagelöhner in der Halle, fanden Platz auf improvisierten Lagern aus Stroh und Decken.

Männer standen zusammen und diskutieren mit vor Angst und Sorgen grauenZügen.. Kinder klammerten sich weinend und mit vor Schrecken geweiteten Augen an ihre Mütter.



Für einen Moment glitten die Gedanken der Freifrau zurück zu eineranderen Nacht. Eine Nacht, die eine gefühlte Ewigkeit in der Vergangenheit lag und doch.. war ihr jeder einzelne Moment imGedächtnis geblieben.


Feuer in den Bergen durchzog die Hänge wie Perlen an einer Schnur. Ungezählt an der Zahl verkündeten sie den nahen Feind am Vorabend der Schlacht.
Im Wissen,das der Moment der Schlacht nicht mehr fern war, hatten sie keine Sekunde verschwendet. Es war eine sehr bewusste Entscheidung des Mannes gewesen, seinen Platz in den Reihen der Garde einzunehmen.Die Stunden des Abschiednehmens und der Gespräche waren ihnen wie eine Ewigkeit erschienen und doch viel zu schnell verflogen. Eng aneinander geschmiegt hatten sie sich geliebt, hatten die Nähe des anderen im Wissen gesucht, das der nächste Tag auch das Ende bedeuten könnte und doch gebetet, das auch dieser Morgen eine neueZukunft bringt........OrangeroterSchein der Scheiterhaufen durchbrach das schwarze Samt der Nacht. Noch immer drang vom Norden her vereinzelter Kampfeslärm herüber.Doch die Schlacht an sich war geschlagen. Vereinzelt wurde flüchtenden und versprengten Truppen nachgesetzt, um ihnen die Lust der Wiederkehr zu nehmen. Schaurig drang das Heulen und Jaulen dernächtlichen Jäger durch die wogende Finsterniss, in der in jener Nacht nur wenige zur Ruhe kamen. Wölfe, Schakale.. so mancher Räuber nahm die willkommende Beute hin, die ihm nicht mehr entkommen konnte.Das mit toten Körpern übersäte Schlachtfeld bot ein Festmahl fürAasfresser und Leichenfresser. Sobald die Sonne über dem Horizontemporstieg, würden sich Krähen und andere Rabenvögel versammeln,um ihren Anteil zu holen. Der Schnitter hatte reiche Ernte gehalten in dieser Nacht. Doch für die Menschen des Rotkammgebirges würde es einen weiteren Morgen geben. Wochenlanges Bangen und Haaren hattesich Bahn gebrochen in einer Schlacht, wie man sie hier in den Bergennur selten gesehen hatte. Das Meer der Orcs, das gegen das Torangerannt war, das Heer von Menschen und Elfen auf der anderen Seiteund nicht zuletzt die unerwartete Verstärkung von Grünhäuten undSin´dorei, die den fast schon verlorenen Kampf entschieden hatten.

Eleona schüttelte nachhaltig den Kopf, um das Karusell der Gedanken zudurchbrechen. Was war, war vergangen. Sie presste die feinen Lippen zusammen, bis sie schmal wie Striche waren. Hinter ihr hörte sie die ruhigen Atemzüge ihrer Kinder, die dem kommenden Tag entgegenträumten. In ihrem Leib regte sich das Ungeborene, als wolle er siedaran erinnern, dass keine Zeit zum Erinnern war. Nicht jetzt und nicht hier. Jetzt musste sie ihren Platz inmitten der Menschen einnehmen. Musste ihre Angst und ihre Tränen verbergen. Sie war hierund jetzt dafür verantwortlich, den Menschen Kraft und Zuversicht zugeben.

Zuversichtund die Hoffnung, dass auch dieser Nacht ein neuer Morgen folgen würde. Eine weitere Regung in ihrem Leib ließ sie lächeln. Sanftwandte sich das Haupt zur Seite, als eine junge Magd an ihre Seite trat und ihr leise etwas zuflüsterte. Müde wirkte sie, gezeichnet von des Tages harter Arbeit und doch war jeder im Haus auf den Beinen, um die Menschen mit Tee, suppe und Brot zu versorgen.

„ Ich komme..“ nickte die Freifrau der hübschen braunhaarigen Frau zu,berührte dankend ihren Arm und straffte die schmalen Schultern, die für einen Moment unter der Last der Verantwortung hinunter zu sinken drohten. „ Ich komme..“ erklang ihre helle Stimme ein zweites Mal fester und schon nahm sie wieder ihren Weg, um den Bewohnern der Nebelberge zur Seite zu stehen.

Stunden später sah man sie im Kreise der Frauen und Mädchen, die die Kinder zum Schlafen gebettet hatten. Auf ihrem Schoß ein kleines Mädchen,das sanft in den Armen ruhte. Das Weinen und Raunen, das Flüstern und Tuscheln wurde durchbrochen, als sich die Stimme eines Mannes erhob, der inmitten seiner Familie die Halle betrat. Kaum vernahmbar war der Gesang, der nun einzusetzen begann. Doch nach und nach fielen andere in seine Worte ein und schon bald sangen Alt undJung ihrer Angst und ihrer Panik zum Trotz, standen Seite an Seite, um zuerwarten, was kommen würde . Als der erste Sonnenstrahl die Berge berührte ,als der Schein der Kerzen in der Halle vor dem Familienaltar langsam verblasste, begrüßte der Gesang den neuen Tag.

Ein neuer Morgen begann. Noch immer wusste niemand, was er bringen würde.. doch er begann und nichts anderes war das, was wichtig war. Es war der Beginn eines neuen Morgens.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:25 am

Fackel..Feuerschalen und das Glühen der Esse... Eisenschmiede schlief nie.Auch unter den Gästen der Stadt herrschte heute bis in die spätenNachtstunden regsame Betriebsamkeit. Die junge Freifrau hatte dieschwere Kettenrobe und den Helm abgelegt und gegen ein wallendesGewand aus einfachem Leinen getauscht, dass den gewölbten Leib inweichen Falten umschmeichelte. Die festen Stiefel klapperten überdie steinernen Straßen, als sie den Weg zum Ausgang der Tiefenbahnnahm. Ihr folgten auf dem Fuße eine Handvoll Frauen ihres Gefolgesund ein paar Knechte. Völlig überhastet war der Aufbruch erfolgtund niemand wusste, wohin sie der Weg nun führen würde, wenn sicham Morgen der Riß durch den Nether öffnete. Nun galt es, dienötigsten Dinge an Proviant und Ausrüstung zu besorgen, umzumindest etwas auf das Unbekannte vorbereitet zu sein, das vor ihnenlang. Das Gedränge war hoch, denn Eleona, Lina und Ludmila warennicht die einzigen, die versuchen, die Entladerampen der Tiefenbahnzu erreichen. Ein schneller Bote nach Sturmwind hatte die Räder inBewegung gesetzt. Noch während in Eisenschmiede die Gesprächeliefen, waren Säcke mit Trockenfleisch und Hafermehl, mit Grützeund Weinschläuchen verladen worden. Sparsam nur wurden dieLebensmittel ausgegeben, denn noch war die Ernte nicht unter Dach undFach. Noch galt es, sparsam zu sein, denn der nächste Winter kambestimmt und die Lage in den Landen war nicht einfacher geworden.Kartoffeln, eingesalzener Fisch und etwas Pökelfleisch würdengenügen müssen. Fässer mit Dünnbier bekam man in Eisenschmiedevor Ort.

Währenddie drei Frauen das Verladen der Vorräte und Ausrüstungenbeaufsichtigten und dafür sorgten, daß alles an seinem Platzverstaut wurde, hatten sie genug Zeit, die Ereignisse des AbendsRevue passieren zu lassen. Es waren viele Teilchen eines Bildes, dasnoch immer Lücken besaß. Doch immerhin zeichnete sich langsam einUmriß ab, hatten einige lose Fäden verknüpft werden können.

ImGrunde spielte es auch keine Rolle, ob sich ihnen der Zusammenhangerschloß. Wenn Allianz und der Rat der Noblen riefen, hatten sie zufolgen. Das gebot ihnen der Eid, der sie an Reich und König unddamit auch an die Allianz banden.

Wiedereinmal war Gefahr im Verzug. Heiße Wut kochte in der Schwangerenempor, als sie die Worte der Maga noch einmal in ihren Ohren hörte.Züchtungen, Kinder... wenn es denn noch Kinder waren.. der Mißbrauchentstehenden Lebens ließ ihr bittere Galle die Kehle hinauf steigen.Mühsam presste sie die blassen Lippen zusammen und atmet tief durch,um die Fassung nicht zu verlieren. Alleine das Verbrechen an denUnschuldigsten der Unschuldigen war Grund genug, den Hinternmännernund ihren Handlangern das Handwerk zu legen.

Unddoch durfte trotz der gebotenen Eile die Verantwortung den Männernund Frauen, die sich um das Banner des Wolfes versammelten, nichtvergessen werden. Zum ersten Mal hatten sie zu den Waffen gerufen, umdem Ruf der Allianz zu folgen. Und sie waren ihren gefolgt. TrotzZweifel und Skepsis.. Trotz innerer Bedenken.. trotz überhasteterEile..standen sie neben ihnen, standen sie hinter ihnen. Ihr Blickglitt zu den Männern hinüber, die ihre Waffen schärften, dieSchilde und Rüstungen kontrollierten.. Hell blitze der Stahl imSchein der Essen. Und eine warme Welle flutete sie trotz derMüdigkeit und der Anspannung, die sie seid Stunden fest im Griffhatten. Stolz erfüllte das Herz der jungen Frau auf jene, die ihnenzur Seite standen. Mochten auch noch so oft die Meinungenauseinander gehen. Mochten auch noch so oft die kleinenZwistigkeiten und Händelein den Alltag beherrschen.. wie es normalwar, wenn Menschen mit eigenen Persönlichkeiten und Eigenheitenzusammen trafen.

Heutestanden sie geeint neben einander und hinter einander. Heute gab eskein Hadern und Zagen. Noch wusste niemand, was sie erwarten würde,wenn man am Morgen das Portal durchschritt. Noch wusste niemand,welche Gefahren und Hindernisse sich ihnen dort entgegen stellenwürden. Doch sie wusste, dass ihr Gatte und sie nicht alleinestanden. Tiefe Dankbarkeit füllte den letzten Winkel ihres Seinsund sanft legte sie die Hand gegen den Leib, in dem sich ihrUngeborenes regte. Irgendwann würden ihre Kinder dort stehen, woLinnard und sie nun standen. Irgendwann würden die Kinder dieZukunft gestalten, für die sie und alle, die ihnen gefolgt waren,den Grundstein gelegt hatten. Für die sie kämpfen würden. Einmalmehr ein jeder auf seine Weise. Und doch niemals allein.

Alsder Morgen anbrach und die erste Morgenröte am Horizont dieschneebedeckten Berge Dun Morghs mit ihrem Glühen verzauberte, sahman sie mit geneigtem Haupt im Schnee vor der Stadt knien , dasGesicht dem anbrechendem Tag zugewandt. Flankiert von den beidentiefschwarzen Wölfen sandten sie im Kreise derer, die sich ihnenzum Morgengebet angeschlossen hatten ihre Worte dem Licht entgegenund schöpften Trost und Kraft für das, was vor ihnen lag . Vermutlich würden sie eine Menge davon brauchen, ehe das Lebenwieder seinen normalen Lauf nehmen würde.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:26 am

Die schweren Regenfälle der vergangenen Tage hatten Schmutz und Staub von Straßen und Häusern, von Bäumen und Sträuchern gewaschen. Als die ersten dunklen Wolken am Himmel erschienen, wandte sich so mancher Blick gen Himmel, während ein erleichtertes Aufatmen erfolgte. Die Ernte war unter Dach und Fach. Nun mochte es regnen und stürmen. Erst im letztem Jahr war die Weizenernte hinfort geschwemmt , hatten die Verheerungen des Krieges so manches Feld zerstört. Auch in diesem Jahr fehlte so manche Hand, die anstatt von Pflug und Sense nun Schwert und Bogen führte.
Söhne und Väter, Männer und Brüder, aber auch so manche Frau stand im Kampf gegen die Legion, die noch immer die Zukunft bedrohte. Ihre Hände fehlten in der täglichen Arbeit und schmerzlich wurde so manchem bewusst, das Lücken bleiben würden, die niemand mehr schloß.

Um so mehr waren diejenigen zusammen gerückt, die daheim geblieben waren und mit ihrer Hände Arbeit dem kargen Boden das abrangen, was sie zum Leben benötigten.
Nun konnten sie feiern, konnten den Lohn für viele Stunden und Tage in Form goldenen Garben, von Körben voller Obst und Gemüse entgegen nehmen.

Ausgelassen hatten die Mädchen und Buben in der letzten Woche die Erntedankkrone geschmückt, die pünktlich zum Beginn der Messe auf dem Marktplatz aufgestellt worden war. Bereits jetzt war ein Großteil der Stände aus einfachem rohem Holz errichtet worden , waren Girlanden und Kränze aus Stroh , Zöpfe aus Knoblauch und Zwiebeln geflochten und aufgehangen worden. Reicher Blumenschmuck in Kübeln und Kästen brachte Farbe in das Grau des herbstlichen Wetters. Noch hatte sich ein Großteil der Bäume nicht gefärbt und so sehnten sich die Menschen nach dem goldenem Oktober.


Aufeinem überdachtem Podest waren die Plätze der Musikanten und Spielleute hergerichtet worden. Schon probte so manche Fiedel ein fröhliches Lied. Ein kleiner Narr im bunten Kostüm schlug Purzelbäume über dem Platz und auf der Brücke wurden galgenartige Pfähle errichtet. Noch schaukelten die Holzringe sanft im Wind. Doch mit Beginn würde man sie durch Ringe aus Räucherwurst ersetzen.

Schon jetzt drängten Händler und Gäste sich in den Straßen der Stadt und füllten die engen Gassen, waren die Zimmer in den Wirtshäusern gut belegt.

Und noch einen Tag bis zum Erntedankmarkt. Dann würde das fröhliche Treiben beginnen. Wer wohl in diesem Jahr die Erntedankkönigin wurde? Ob der hühnenhafte Brocken wohl die Jägerin besiegen würde? Und welcher Bub verschwand mit welchem Mädchen hinter den Mieten? Kichernd steckte die Jugend die Köpfe zusammen und auch die alten Weiber sah man tratschen und klatschen, während die Männer gemütlich ein Pfeifchen schmauchten.

Bald.. schon bald würden sie es wissen. Noch ein Tag und das Markttreiben würde beginnen!
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:26 am

Schwarz war die Nacht, die nach einem jeder nebelschweren nasskalten Tage das letzte Licht zu verschlucken schien. Seid Stunden schon verdunkelten dicke Regenwolken den Himmel und ergoßen ihren Inhalt über Stadt und Land. Aufgeweicht war der Boden von den schweren Regenfällen und die Konturen der hohen Bergketten und verkrüppelten Bäume in den Nebelbergen wirkten noch verlassener und gespenstischer als sonst. Die Menschen hatten sich in ihre Häuser zurück gezogen und nicht mal ein struppiger Straßenköter lies sich bei diesem Wetter sehen, denn ein scharfer Wind trieb die kalten Schauer und feuchtes Laub vor sich her. Einsam kämpfte sich ein Reiter über die schlammigen Straßen, begleitet von einem riesigem Wolf. Von der wallenden Mähne des nachtschwarzen Rappen floss das Wasser in kleinen Bächen über das Fell. Auf dem Hut des Reiters stand in der Krempe ein kleiner See, aus dem sich bei jedem Holpern ein eisiger Guß über seine Schultern ergoß. Der schwere Reiseumhang war längst durchtränkt und auch das struppige Fell des Räubers zierten silbrigen Tropfen und Spuren des Schlamms, den der Staub der Straßen dort hinterlassen hatte.

Doch unermüdlich griffen die Hufe aus. Der Hengst hatte längst den Weg zum heimischen Stall erkannt und strebte ihm Meile um Meile entgegen. Die letzten drei Tage hatten Menschen und Tier einiges abverlangt. Doch war dieser Ritt nötig dringend erforderlich gewesen. Leises Wiehern erklang, als sich der finstere Reiter dem Tore der Feste nähere, die um diese Zeit fest verschlossen waren. „ Halt! Wer da?!“ erklang der heisere Ruf eines der Wachen, die sich über die Zinnen der Palisaden beugten und versuchten, durch Finsternis und Regen zu erkennen, wer zu solcher unziemliche Stunde erschien. „ Öffnet das Tor!“ erklang die Stimme des Herren , untermalt vom Heulen des Wolfes, der seine Gefährtin bereits witterte. „ Der Herr ! Der Herr! Spute dich!“ erklang es eilig in der Dunkelkeit. Bewegung kam auf. „ Dem Licht sei dank...“ begrüßte ihn ein in Ehren ergrauter Waffenknecht, der dem Freiherren schon seid Jahren treu ergeben war. Es brauchte keine Sporen mehr,damit Nachtwind sich in Bewegung setzte, kaum das sich die Tore soweit geöffnet hatten, um ihm ein Durchkommen zu ermöglichen. Einige Sturmlaternen tauchten den Innenhof in ein schwaches Zwielicht und ermöglichten eine grobe Orientierung. An Fackeln war bei diesem Wetter garnicht zu denken.

Noch ehe seine Stiefel den Boden berührten , schälten sich die Konturen eines Hünen aus dem Zwielicht hervor, dessen Haupt von einem Turban bedeckt war. So schwarz wie das Fell des Schlachtrosses, dessen Zügel soeben der Stallbursche ergriff, waren Haupthaar und Bart des Wüstensohnes, der sich mit vor der Brust verkreuzten Armen vor seinem Herren verneigte. Die Hüfte umspannte eine breite Schärpe, in der das scharfe Krummschwert und ein Dolch seinen Platz gefunden hatten. Die braunen Augen und der sanfte Braunton seiner Haut verrieten die südliche Herkunft. Seid Jahren diente Ismael ihm nun schon und auch in dieser Nacht war er der Erste, der ihm nach den Wachen am Tor begegnete. Ein Blick ins Gesicht des ungewöhnlichen Kammerdieners verriet, dass jener sich nicht zufällig eingefunden hatte. Ehe seine Frage die Lippen verließ, erklang auch schon die tiefe Stimme des Dieners „ Die Herrin ist im Schlafgemach. Gerda hat vor einer Stunde die Frauen zu ihr gerufen.“
Linnard , die Hand gerade am durchweichten Hut, starrte Ismael an. Dann wandte er sich um und strebte der Tür zum Herrenhaus zu, in dem er seine Gattin und die Kinder wusste. Schweigend folgte ihm der schwer bewaffnete Mann, nahm im Laufen Hut, Umhang und Schwertgehenk entgegen und reichte es an eine der Mädge weiter, die ihnen auf den Fluren begegneten. Hell brannten die Feuer in den Kaminen und erfüllten die Räume mit Wärme und Licht. Aus der Küche duftete es nach Tee und backendem Brot und einer herzhaften Suppe, die fröhlich über dem Feuer köchelte. Doch für all die Behaglichkeit seines Heimes hatte der Freiherr heute keinen Blick. So eilte er Stufe um Stufe die Treppe zu den privaten Gemächern empor, bis er die Tür des Schlafgemachs erreichte. Einen Moment innehaltend schöpfte er Atem, ehe seine Hand nach dem Türknauf griff, um diese zu öffnen. Im Inneren erhellten Lampen den Raum. Warm loderte die Glut im großen Kamin. Neben dem großen Doppelbett war längst die alte Wiege aus Apfelbaumholz bereit und wartete auf seinen neuen Bewohner. Das Bett war seiner Vorhänge und Kissen beraubt und mit sauberen Decken und Leinen bestückt. Ruhig und gemessen hantierte die alte Gerda mit einem Kessel warmen Wassers und goß einen Schwall in eine Schüssel , aus der ein wohltuender Duft nach Kräutern aufstieg. Blass waren die Züge seiner Gattin, die mit angespannten und vom Schmerz gezeichneten Zügen der sich öffnenden Tür entgegen sah. Als sie die Vertraute Gestalt ihres Mannes erblickte, stahl sich ein Lächeln auf ihre Züge. „ Er wollte nicht länger warten..“ flüsterte sie , ehe sie sich unter einem jähem Schwall neuer Schmerzen krümmte. Doch kein Laut verließ ihre Lippen ausser ein gepresstes Stöhnen. Mit zwei Sätzen war der Freiherr an ihrer Seite. Vergessen waren Dunkelheit und Regen. Vergessen war der Tagelange Ritt durch die Wildnis von Lohenau. Vergessen waren die Sorgen und Nöte im Land. Hinter Ismael schob sich der schwarze Wolf in den Raum hinein und schlenderte gemächlich zum Kamin, wo bereits die Wölfin mit ihren Welpen lag und unbeeindruckt von der angespannten Atmosphäre im Raum vor sich hindöste. Mit leisem Grollen begrüßten sich die Raubtiere, während Ismael die Tür hinter Freiherr und Wolf schloß. Mit grimmiger Miene baute sich der Hüne davor auf, bereit, jedem den Zugang zu vewehren, der den Raum betreten wollte.

Nur gedämpft drangen die Geräusche aus dem Raum, hinter dessen Türen nun Zeit und Raum keine Rolle mehr spielten. Stunden vergingen , während draussen der kalte Herbststurm über das Land fegte. Mit jeder Stunde die verstrich, stieg die Anspannung im Herrenhaus. Mädge steckten tuschelnd die Köpfe zusammen, Knechte murmelten leise Worte des Gebets und sahen besorgt zu den schwachen Lichtflecken der Fenster hinauf. Endlich ertönte, kaum vernehmbar im Brausen des Sturmes, der Schrei des neuen Erdenbürgers. Fast schien das Haus aufzuatmen. Gut eine halbe Stunde später tat der Freiherr mit stolzer Miene und glücklich leuchtenden Augen hervor. Die Augen des Gesindes, das sich in der Halle versammelten, richteten sich auf die Tür, die der Wüstensohn nun endlich freigab. Im Arm hielt der Freiherr ein in weiches Lammfell gewickeltes Bündel, welches er nun den Bewohnern des Hauses präsentierte: „ Heute Nacht wurde uns ein Sohn geboren..“ verkündete die warme Stimme . Auf dem Schoß des Kindermädchens schreckte der fünfjährige William auf und sah mit großen Augen seinem Vater und dem Bruder entgegen. Trunkend vom Schlaf brauchte er einen Moment, um zu begreifen, was gerade geschah, doch dann rutschte er vom Schoß der jungen Frau und eilte zu seinem Vater, der lächelnd den freien Arm um die schmalen Schultern des Knaben schlang. Nachdem die ersten Glückwünsche verklungen waren, zog sich der Freiherr mit seinem Ältesten und seinem neugeborenem Sohn ins Schlafgemach zurück. Nur die Zwillinge schliefen noch friedlich dem Morgen entgegen. Sie würden am Morgen das neue Familienmitglied begrüßen dürfen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:27 am

Wogend drängten sich die Leiber der Rinder und Schafe, die im Lichte des frühen Morgens in die Gatter am Viehmarkt getrieben wurden. Seid Tagen schon waren die Hirten und Knechte nicht mehr aus dem Sattel gekommen, um die Herden von den hoch gelegenen Bergweiden und aus den einsamen Tälern herab zu treiben. Hell knallten die Peitschen und rau drangen die Rufe der Männer übers Land, die das Zuchtvieh vom Schlachtvieh trennten und hier nochmal diejenigem aussonderten, die den Grundstock der weiteren Zucht bilden würden. Jene Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine , die aber zum Verkauf bestimmt waren, wurden in den Gattern und Pferchen um den Marktplatz zu Kreuzlingen in Gruppen zusammen gestellt. Sauber geputzt glänzte das Fell der fetten Rinder , die zottigen Yaks kauten gemütlich an einer Raufe mit Heu. Wollige Schweine suhlten sich im schlammigen Boden und gruben nach Larven und Würmer, während sich die Tore hinter den Nachzüglern schlossen.
Die Gesichter der harten Männer waren gegerbt von Wind und Wetter und gezeichnet von harter Arbeit. Die Anstrengungen der letzten Wochen waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Aufatmend schoben sie den letzten Balken vor das Tor. Es war kein leichtes Jahr gewesen. Krieg und Tod, Verderben und Angst hatten ihnen das Leben schwer gemacht und Wunden geschlagen, die noch lange nicht vergessen waren. Noch immer strömten Menschen in die heimatlichen Berge, die alles verloren hatten. Hart würden sie arbeiten müssen, um die Monate der dunklen und kalten Jahreszeit zu überstehen. Die nächsten Tage würden ihnen noch einmal alles abverlangen. Längst schon hatten sich die ersten Händler eingerichtet und räumten ihre Waren in die Stände, während noch immer Karren und Fuhrwerke über die Brücke auf das Marktgelände rollten, das in den letzten Wochen noch einmal vegrößert worden war.

Der Duft nach Harz und frisch geschlagenem Holz zog würzig über den Platz, auf dem die ersten Aufkäufer die Tiere in den Gattern besichtigten. Hoch wehten die grünen Banner mit dem Wappen des Wolfes, der Allianz und des Königreiches im frischen Herbstwind , der trockenes Laub raschelnd über die Pflastersteine trieb.
Bereits jetzt drängten sich Besucher und Kaufleute in der Stadt und füllten die Gasthäuser, denn in wenigen Stunden würden sich die Tore zum großen Viehmarkt öffnen. Schon jetzt summte es in den Gassen und Städten wie in einem Bienenstock. Bald.. bald würde das Treiben beginnen.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:27 am

Heiß brannte die frühsommerliche Sonne über die Nebelberge. Dunstig zogen leichte Nebelschleier über die Wiesen und Täler, als an diesem Morgen der Tag begann. Das saftige Grün des Frühlings begann den Farben des Sommers zu weichen und auf den Feldern hatte die Heumahd begonnen. Kaum das der Tau auf den Gräsern getrocknet war, schulterten die Bauern die Sensen und sicheln, um das Gras zu schneiden .Sie alle brauchten das Heu , das nun auf den Wiesen und Feldern lag, um das Vieh im Winter zu nähren. An diesem Morgen brachen Larson und seine zwei Söhne Harald und Bartel auf, um die Wiesengräben am Rande des Mückensumpfes zu mähen. Es würde ein schwüler heißer Tag werden. Die vielen Mücken, die sich sirrend über den Tümpeln und Brachen und über den feuchten Wiesen tummelten, würden ihre Arbeit nicht leichter machen. Schon jetzt war die Hitze unerträglich und sie hatten noch lange nicht Mittag erreicht. Zur Mittagszeit würde Rieke, die Frau des Larsonbauerns hinaus in den Sumpf kommen und ihre frische Buttermilch und dicke Brotkanten mit Speck bringen, damit sie sich im kühlen Schatten der Sträucher und Bäume stärken konnten.

Die drei Männer hatten bald ihr Ziel erreicht und hell erklang das Geräusch der Wetzsteine, mit denen die wertvollen Sensen vor ihrem Einsatz geschliffen wurden. Larson übernahm es, die Reihe der Schnitter anzuführen. Er gab den Takt vor, wie er es seid vielen Jahren tat. Hinter ihm stellten sich Harald und Bartel auf, jeder etwas versetzt zum anderen. Sie nickten sich zu und dann schob Larson den Strohhut in den Nacken und holte aus. Gleichmäßig fuhr die Sense hinab ins Gras und hinterlies ordentliche Schwaden auf der Grabenböschung. Schier endlos zog sich das grünliche Wasser, auf dessen Oberfäche ein dickes Polster grüner Wasserlinsen schwamm,am Rand des Sumpfes entlang. Zahlreich blühten hier die Kräuter und Blumen, die einen sauren sumpfigen Boden bevorzugten. Bis zum Mittag wollte Larson ein gutes Stück geschafft haben, denn schon morgen musste er auf die Wiesen der Meierei.. So arbeiteten Vater und Söhne Seite an Seite. Gelegentlich scheuchten sie einen Hasen auf oder hörten ein Reh in langen Fluchten das Weite suchen. Doch hoben sie kaum einmal den Kopf, um den Anblick der Umgebung zu genießen. Erst als die Glocke der kleinen Kirche in Kreuzlingen zur zehnten Stunde schlug, hielt der Vater inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er zog den Wasserschlauch vom Gürtel und setzte ihn an die Lippen, um in langen Zügen durstig zu trinken. Früher hätte er den Schlag gemäht ohne auch nur Innezuhalten. Doch er war in die Jahre gekommen. Noch schaffte er die Arbeit, doch in wenigen Jahren würde er hinter seinen Jungs zurück stehen müssen.Wie wohl das Altenteil werden würde? Er schüttelte denKopf, goß sich etwas Wasser über Gesicht und Nacken und streckte die sehnigen Glieder. Auch die beiden Burschen, 17 und 18 Jahre und voller jugendlicher Kraft legten eine kurze Pause ein und tranken aus ihren Schläuchen. „ Ich verschwinde kurz..“ erhob Harald das Wort und stellte die Sense ordentlich zur Seite. Raschelnd tauchte er in das Grün der Büsche ein, um sich zu erleichtern.. Und auch Bartel lief flink wie ein Wiesel davon, um einem dringendem Bedürfnis nachzugehen. Larson beschattete die Augen und ließ den Blick über die gemähte Grabenböschung schweifen. Gleichmäßig reihten sich drei Reihen geschnittenes Gras hinter ihm auf. Kaum einmal waren Stoppeln oder Ungleichmäßigkeiten auf dem gemähtem Gelände zu sehen. Die blassblauen Augen,um die sich die Spuren des harten Lebens in kleinen Falten gegraben hatten, registrierten jede Einzelheit, während er seinen Gedanken nachhing. Die Minuten verrannen und kein Bursche kam in Sicht. Wo waren diese vermaledeiten Jungspunde nur wieder? Er setzte an, um ihnen zu folgen und sie, sehr nachdrücklich, an ihre säumigen Pflichten zu erinnern.

Nicht, dass es keine guten Jungen gewesen wären, aber sie waren jung und unternehmungslustig und noch nicht alt genug , als dass sie nicht noch lieber Unfug trieben als in der Sonne zu schwitzen. Er hatte den strauchigen Rand noch nicht durchquert, als ein heller Schrei die Stille der Wiesen durchbrach. Angstvoll und voller Panik hatte er geklungen und Larson kannte die Stimme nur zu gut . Mit einem gewaltem Satz setzte er über den Graben und brach in vollem Lauf in das dämmrige Dickicht des Gebüsches an. Doch schon nach wenigen Schritten fand der Lauf abrupt ein Ende, als er mit seinen Söhnen zusammenstieß.. „ Da.. da hinten.. völlig zerfressen... Oh ihr Götter...“ stießen die beiden wie aus einem Mund empor,schreckensbleich die Gesichter und riesengroß die vor Schreck aufgerissenen Augen. „ Ruhig.. nur ruhig Jungs...“ brummte Larson, nachdem er sich davon überzeugt hatte, das weder ein Angreifer noch ein wildes Tier den beiden auf den Fersen war..

Beide waren zu Tode erschrocken und brachten vor Aufregung kaum ein Wort hinaus..sie deuteten tiefer ins Gebüsch hinein... und überschlugen sich schier in Versuchen, ihrem Vater zu berichten, was sie dort gefunden hatten. Larson fluchte, als er aus dem Kauderwelsch der Buben nicht schlau wurde. „ Wartet hier..“ befahl er kurz angebunden und zog den Dolch aus dem Gürtel. Am besten sah er sich selbst einmal im Dickicht um. Doch als die grünen Blätter hinter ihm zusammen schlugen, folgten ihm die beiden. Die Anwesenheit des Vaters beruhigte die beiden langsam und nach einer Weile setzte Harald als der Ältere sich an die Spitze..“Da liegt ne Leiche..“ brachte er endlich hervor. Vorsichtig mussten sie die Füße auf dem unsicherem Boden setzen,folgten kaum erkennbaren Pfaden tiefer in den Sumpf hinein. Nach ein paar Minuten erreichten sie ein Loch, in dem sich das faulige Wasser gesammelt hatte. Hier bebte der Boden unter jedem Schritt wie ein Schwamm. Wer hier fehl trat, den würde der Sumpf nie wieder freigeben.Doch Vater und Söhne kannten die Gegend wie ihre Westentasche und brauchten sich darum nicht sorgen..Als Bartel die letzten Sträucher auseinander schob, erblickte der alte Bauer die Ursache für das Erschrecken der Knaben. Im sumpfigem Wasser trieb ein Körper,der eindeutig ein Mensch gewesen war, er musste schon lange im Sumpf gelegen haben, denn Maden und Getier hatten das Fleisch teilweise bis auf die Knochen abgenagt. Grinsend starrte ihn der bleiche Schädel an, während der Rest halb im Schlamm verborgen lag. „ Scheiße.. Gott verdammte Scheiße..“ fluchte der Bauer. „ Lauf zur Feste hoch...“ befahl er an seinen Jüngsten gewandt... „ Du hast die schnellsten Beine..“
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:28 am

Leiser Nieselregen verschleierte den Tag. Der Himmel verbarg sich unter dicken grauen Wolken, doch die sechs großen und kleinen Menschen auf dem zweispänigen Wagen kümmerte das nicht. Seid Jahren waren die Nebelberge ihre Heimat.Wer hier lebte,für den waren Nebel, Wind und Regen stetige Begleiter. Fröhliches Kinderlachen drang unter der leichten Plane vor, die etwas Schutz vor den Unbilden des Wetters bot. Die beiden 4jährigen blonden Mädchen sangen und lachten fröhlich, während der zweijähgrige Blondschopf sich auf den Schoß seiner Mutter kuschelte und leise ihrer Stimme lauschte, die ihm die unterschiedlichen Bäume und Sträucher am Wegesrand erklärte. Der gewölbte Leib der jungen Freifrau verbarg sich unter einem warmen Umhang, in dessen Wärme sich auch der kleine Matt gekuschelt hatte und mit müden Augen die Nase ins Freie steckte. Auf dem Kuschbock saßen Vater und Sohn, der Freiherr und der siebenjährige William, der seinen Vater mit Fragen überhäufte. Der junge Knabe interessierte sich für viele Dinge, wobei die Seefahrt, das Vieh, die Tiere in den Wäldern und das Leben der Menschen in den heimatlichen Gefilden eine große Rolle für den Jungen spielte. Je älter er wurde,desto mehr begriff er, dass er einst in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Bereits seid geraumer Zeit nahm Linnard den Jungen mit,wenn er die Bauern, die Jäger und Hirten in den Bergen und Dörfern besuchte. Langsam trabte das schwere Kaltblutgespann über die holprigen Waldwege der heimatlichen Feste zu. Den Tag hatten sie zu einem Besuch in Lohenau genutzt. Die Jagdsaison hatte begonnen und jeder fieberte der ersten größeren Jagd entgegen. Schwer tropfte die Nässe von den Zweigen und verschluckte das letzte Licht des Tages.

Langsam trabten die Pferde den Weg zur Feste empor. Schon konnte man die Lichter der heimischen Burg erkennen.Locker hielt der Freiherr die Zügel ,die er gerade von William wieder übernommen hatte. Zwar durfte der Junge auf geraden Wegen das zuverlässige ruhige Gespann unter Anleitung seines Vaters führen,die engen Windungen, die den Burgberg empor führten, kutschierte Linnard jedoch selbst. Ein kurzer , kaum zu vernehmender Laut von hinten ließ ihn den Kopf drehen ,um nach seiner Frau und den drei Kleinen zu sehen. Jeder Zug des feingeschnittenen Anlitzes war ihm vertraut und so entgingen ihm die feinen Linien nicht, die plötzlich deutlicher hervor traten. Feine Schweißperlen traten auf ihre Stirn und etwas schwerer ging ihr Atem.Eleona lächelte ihm zu und strich dem kleinem Matt durch das feine Haar. „ Ich glaube, wir beeilen uns besser..“ bemerkte sie in beiläufigem Ton.Mehr musste sie nicht sagen, um ihren Gatten dazu zu bringen, nun doch die Pferde anzutreiben.Immerhin wartete die ganze Familie schon sehnsüchtig auf dem Zuwachs. Kurze Zeit später rollte der leichte Wagen in den unteren Burghof ein. „ Nehmt Matt mit und geht zu Hilal..“ wies er seine drei größeren Kinder an. „ Ich hole euch später wieder ab..“ Sophie und Zoratina nahmen ihren kleinen Bruder bei den Händen und sprangen fröhlich davon. William zögerte noch einen Moment.Ihm war der besorgte Unterton im Klang der Stimme seines Vaters nicht entgangen.Doch Eleona drückte ihren Großen kurz, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und lächelte ihm zu,mühsam ein leises Stöhnen unterdrückend. „ Musst keine Angst haben.. Bald hast du einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester..“ Der Knabe nickte ernst., umarmte Vater und Mutter und verschwand in den Tiefen der feste. Hinter Linnard hingegen war schweigend aus dem nichts der pechschwarze Hüne aufgetaucht,der sooft im Schatten des Freiherren zu finden war. „ Gerda bereitet das Schlafgemach bereits vor.Hilal und Fatima kümmern sich um die Kinder... Said spannt die Pferde aus..“ sprach er mit tiefer ruhiger Stimme. Ismael verneigte sich vor seinem Herren , die beiden scharf geschliffenen Krummschwerter wie stets am Gürtel.

Behutsam geleitete der Freiherr seine Gattin nach oben. Noch ehe er die Türen erreichte, kam ihm die energische Gerda , gefolgt von Trude und Liese bereits entgegen und scheuchte ihre Töchter, um Tücher und sauberes heißes Wasser zuholen. Dann verschwand sie mit dem Freiherrenpaar im ehelichen Schlafgemach, während Ismael sich als stummer Wächter davor platzierte. Nach kaum einer Stunde schon öffnete ein freudestrahlender Freiherr die schwere Tür und hielt überglücklich ein in weiße weiche Tücher gewickeltes Bündel im Arm, während die Frauen im Hintergrund die junge Mutter versorgten und das Bett mit frischem Leinen bezogen. „ Hol die Kinder.. es ist ein Junge..“ strahlte er den riesigen Rothwardonen an. Wenig später brachte das Kindermädchen William und seine Geschwister, damit sie ihren neuen Bruder besuchen und kennenlernen konnten. Friedliche Stille senkte sich über den halbdunklen Raum,der nur vom Feuer des Kamins und ein paar Kerzen erhellt wurde. Diese Nacht würden sie gemeinsam verbringen. Auch Grendel und Tessar hatten sich inzwischen eingefunden und schon bald zogen Linnard und Eleona mit ihren Kindern auf ein improvisiertes Lager vor den Kamin um, war das Bett doch für fünf Kinder und das Paar schlicht zu klein. Flankiert von den beiden riesigen Wölfen genossen sie die behagliche Wärme und die Nähe ihrer garnicht mehr so kleinen Familie.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Eleona Mi Jun 02, 2021 8:28 am

Hohe Tannen umgaben das alte Jagdhaus zu Lohenau , in dem seid einigen Wochen geschäftriges Treiben herrschte. Nachdem der ehemalige Herr von Lohenau das Land unter so seltsamen Umständen verlassen hatte und die Länderein an die Baronie gefallen waren, waren Mäuse und Spatzen die einzigen Bewohner des alten Herrenhauses gewesen. Doch seid einigen Wochen herrschte wieder Betriebsamkeit auf dem Hof und in den Räumen. Zimmerleute und Knechte waren emsig damit beschäftigtm, kaputte Fensterläden zu ersetzen, Dachschindeln zu erneuern, neue Fußböden aus duftendem Kiefernholz einzuziehen und den einen oder anderen Balken, in dem sich der Holzwurm eingenistet hatte, zu ersetzen. Zwischen den Fuhrleuten, die das Bauholz brachten, den Knechten, die Stall und Scheuer in Ordnung brachten und den Jägersleuten,die sich in regelmäßigen Abständen im Jagdhaus einfanden, stach der hochgewachsene braunhaarige Nord,der seid Jahren die Stelle des Jagdaufsehers in den Nebelbergen versah, hervor. Schon seid geraumer Zeit fungierten seine Frau und er auch als Verwalter der kleinen Baronie und vertraten das Freiherrenpaar während dessen zahlreichen Reisen. Auch die Verwaltung Lohenaus lag schon länger in ihren Händen. Nun war die Zeit gekommen, dem Wunsch des Herren zu folgen und dort auch seinen Wohnsitz zu nehmen. Leicht fiel dem umtriebigem Jägersmann das nicht, hing er doch ebenso wie seine Frau an der kleinen Hütte, die ihnen nach langen Wanderjahren zum Heim geworden war. Nur schwer hatte er Tanija von der Notwendigkeit überzeugen können, dass ein Umzug in das große Haus am Rande von Lohenau notwendig geworden war. Die Zeit drängte, denn die Geburt des ersten Kindes stand unmittelbar bevor. Zwar waren die wichtigsten Räumlichkeiten soweit hergerichtet, das sie vorerst bewohnbar waren, doch blieb noch mehr als genug zu tun. So stand Ulf auch an diesem Morgen, einem der ersten, an dem die wärmende Frühlingsonne über das Land schien, auf der Weide neben dem Haus, um das Gatter für die Ziegenherde seiner Frau zu bauen. Zwar waren weniger Lämmer als in früheren Jahren geboren worden und mehr Tiere im Herbst geschlachtet worden, doch die verbleibenden waren der ganze Stolz der jungen Frau, die aus der Milch köstlichen Käse herzustellen verstand. Ulf wusste, dass die Tiere seiner Frau helfen würden, das neue Heim zu akzeptieren, um so mehr als das eine neue Meierei neben dem Haus errichtet werden sollte. Während er geschickt den Hammer schwang und einen Pfahl nach dem anderen ins weiche Erdreich trieb, glitten seine Gedanken immer wieder zur neuen Wiege, die schon seid Tagen auf ihren neuen Bewohner im Schlafzimmer wartete.



Würde er schon bald einen Sohn in seinem Arm halten? Oder schenkte Kyne ihnen doch ein kleines Mädchen? Mit ebenso rehbraunen Augen, wie seine Frau sie hatte? Ein Lächeln huschte über seine Züge. Er wollte sich gerade dem nächsten Pfosten zuwenden, als er jemand seinen Namen rufen hörte. Eine der beiden Frauen aus dem Dorf, die der Hochschwangeren zur Hand gehen sollten, winkte vom Haus herüber. „Es ist soweit , Herr.. ich habe nach der Hebamme schicken lassen..“ rief sie ihm zu. Für einen Moment erstarrte der Jäger.. dann warf er den Hammer zur Seite und eilte in riesigen Schritten auf das Haus zu. Die ältere Frau folgte ihm schmunzelnd. „ Ihr könnt in der Küche warten.“ beschied sie ihm an der Tür. „ Ein Mannsbild hat dabei nichts verloren..“ Für einen Moment wollte der Nord widersprechen.Doch dann seufzte er schicksalsergeben und wandte sich um, um wieder auf den Hof zurück zukehren. Besser er suchte sich Arbeit in der Nähe des Hauses.. Das Rumsitzen würde er nicht ertragen.. Die Männer sahen ihm belustigt nach.Fast alle hatten bereits Kinder daheim und wussten, wie dem Mann zumute war. So dauerte es nicht lange, bis sich die Männer um ihn versammelten. Einer brachte ein paar Schläuche Bier mit, ein anderer steuerte Tabak bei. Der Dritte plünderte die Speisekammer und tischte Brot, Käse und Schinken auf. „ Zeit für ein Mittagsmahl.. Euer Weib schafft das schon..“ beschied ihm ein grauhaariger Jäger,der zu den Zuverlässigsten der Runde gehörte.. Erst wollte er ablehnen, doch dann ließ er sich auf den rohen Holzbalken nieder, die im Hof als provisorische Bänke standen. Ein breites Brett diente als Tisch und schon bald dampften die Tabakröllchen , wurden die Bierkrüge geleert, während die Männer gemeinsam aßen und so manche Geschichte erzählten, um dem werdenden Vater die Zeit zu vertreiben.



Unterdessen setzten die Frauen im Haus große Kessel mit Wasser auf, bezogen das breite Bett mit sauberen Linnen und halfen Tanija, sich auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Als die Hebamme endlich eintraf, war alles zum Empfang des neuen Erdenbürgers bereit. Die erfahrene Frau untersuchte die Gebärende sorgsam und begab sich hinaus, um Ulf zu beruhigen. Bislang verlief alles so, wie es zu erwarten war und Tanija war eine junge , gesunde Frau. So sollte man keine Probleme erwarten. War der Jäger sonst ein sehr geduldiger und ruhiger Mann, so stieg seine Nervosität und seine Unruhe mit jeder verstreichenden Stunde. Als die Sonne sank, begannen die Männer gemeinsam, das Vieh zu versorgen , es zu füttern und zu tränken , ehe sie sich wieder um ein Feuer, das im Hof entfacht worden war, versammelten. Eine der beiden F rauen brachte ihnen einen Kessel Suppe und einen Korb Brot heraus . Unter Scherzen und fröhlichen Neckerein füllte sie die Schalen. Doch noch ehe der letzte seine Portion erhalten hatte, erklang das laute Gejammer eines Neugeborenen aus dem Haus. Protestierend beschwerte sich das neue Familienmitglied darüber, aus dem warmen Leib seiner Mutter in diese helle kalte Welt geworfen worden zu sein. Und es war ein kräftiger Ton , der die Stille des hereinbrechenden Abends durchbrach. Prompt lies der Jägermann die Suppe Suppe sein .Schnell wie ein Hirsch hatte er die Eingangstür erreicht und nahm mit großen Schritten die Stufen der knarrenden Treppe hinauf zum Schlafzimmer. Lächelnd kam ihm auf dem oberstem Absatz die Magd entgegen und hielt ihm die Tür auf. In den weißen Kissen fand er seine Frau, müde und erschöpft von den Strapazen der Geburt. Ihr langes braunes Haar ringelte sich in wirren Locken auf den Kissen, doch ihr Anlitz zeigte ein glückliches Strahlen. Gerade als er den Raum betrat, reichte die Hebamme ihr ein in eine weiße Decke gewickeltes Bündel, aus dem ein leises Quäken erklang. Behutsam sank er auf die Bettkante nieder, küsste seine Frau voller Zärtlichkeit,ehe er seinen Blick auf das Bündelchen in ihrem Arm richtete. Langsam schoben ihre Finger die Decke zur Seite und gaben den Blick auf das verknitterte Gesicht des Säuglings frei. „ Du hast einen Sohn..“ lächelte Tanija erschöpft zu ihm auf. „ Einen kräftigen gesunden Jungen..“ Überglücklich schloß der Jäger Frau und Kind in die Arme, während die Frauen das Schlafzimmer aufräumten und sich leise zurück zogen. Doch auf dem Hof feierte das Gesinde die Geburt des ersten Kindes, das nach langen Jahren wieder auf dem Hof des Herren geboren ward. Mochte es ein gutes Omen nach dem langen harten Winter sein.
Eleona
Eleona
Admin

Anzahl der Beiträge : 167
Anmeldedatum : 23.05.21

https://haus-wolfenberg.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge - Seite 4 Empty Re: Alltagsgeschichten aus dem Leben der Nebelberge

Beitrag von Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Seite 4 von 4 Zurück  1, 2, 3, 4

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten